Es ertönte ein Klopfen an der Tür und ich schreckte hoch. Orientierungslos blinzelte ich und versuchte, meine Sicht zu verschärfen. Bin ich etwa eingeschlafen?
,,Kili, Bilbo? Lindir ist da", ertönte Filis gedämpfte Stimme durch die Tür. Sein Bruder warf ihm ein ,,Mh" entgegen und dann hörte ich Schritte, die sich entfernten. Vorsichtig setzte ich mich auf und rieb mir über die Stirn. Dann schob ich mich vom Bett und streckte mich kurz. Ich sah auf meine mit Schlamm bespritzte Jacke herunter und zog sie mir kurzerhand aus. Mein verrutschtes Hemd steckte ich mir wieder in die Hose und strich es glatt. Auch die schiefsitzenden Hosenträger zog ich gerade und legte sie sorgfältig über meine Schultern. Ich fuhr mir durch die Haare und versuchte, sie einigermaßen mit meinen Fingern zu richten.
,,Sag mal, für wen machst du dich denn so zurecht?" Erschrocken fuhr ich herum und blickte in das grinsende Gesicht von Kili, der neben der Tür stand. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und beäugte mich belustigt.
,,Für niemanden...", meinte ich und senkte den Blick. Ich strich mir eine störende Locke hinter das Ohr und sah auf meine Füße. Hm. Die könnte ich auch noch kämmen, überlegte ich.
,,Sicher?", fragte Kili und lachte herzlich. Ich warf ihm einen verärgerten Blick zu und er lächelte ihn weg. Auffordernd hob er eine Augenbraue und wies mich an, ihm zu antworten.
,,F-für ein Abendessen mit Elben kann man doch einmal darauf achten, wie man aussieht", fand ich und zog meine Augenbrauen zusammen. Kili begutachtete meine Erscheinung von oben bis unten.
,,Ich finde, du siehst putzig aus", sagte er ohne ein Reuegefühl und wartete gespannt meine Reaktion ab.
,,Putzig?", stieß ich hervor und sah ihn verstimmt an.
,,Ja, und beim Träumen siehst du drollig aus." Auf seinen Lippen legte sich ein neckisches Grinsen und ich verzog das Gesicht.
,,Drollig?! Ich bitte dich!", meinte ich gereizt. Kili lachte nur, stieß fröhlich die Messingtür auf und trat hinaus. Ich sah ihm hinterher und schüttelte den Kopf. Ein letztes Mal sah ich prüfend an mir herunter und folgte dann Kili mit betretender Miene. Die Zwerge, Gandalf und Lindir standen vor dem Gebäude und schienen auf uns gewartet zu haben. Sobald wir bei ihnen ankamen, drehten sie sich zu uns. Ich erblickte den Anführer unserer Gemeinschaft und bemerkte seinen Blick auf mir. Seine Augen fuhren für einen kurzen Moment über meine Kleider, dann sah er wieder von mir ab. Ich ließ meinen Blick auf ihn liegen und mir fiel auf, dass er seinen Pelzmantel abgelegt hatte. Einen Hauch verblüfft sah ich an seiner Kleidung herunter. Der Mantel hatte das, was er darunter trug immer großzügig verdeckt, sodass ich erst jetzt genau sehen konnte, wie er gekleidet war. Er trug einen tintenblauen Schuppenpanzer und eine leichte dämmergraue Robe. Beides war mit einer pompösen silbernen Gürtelschnalle an seiner Hüfte befestigt. Seine Arme waren mit Lederpanzerstulpen aus silberner Farbe gepolstert und er trug fingerlose Lederhandschuhe. Die dunkle Robe sah äußerst fürstlich aus. Ob er noch mehr darunter trägt oder...?, dachte ich und schluckte. Unvermittelt stieß mir jemand leicht gegen die Schulter und ich nahm abrupt meinen Blick von dem Zwergenkönig. Ich sah zu meiner Linken und bemerkte das unterdrückte Lächeln auf Kilis Gesicht. Er schüttelte kaum merklich den Kopf und ich blickte schnell auf den Boden hinunter. Ich spürte, wie mir warm im Gesicht wurde und mich bestimmt gerade jeder ansah. Verlegen biss ich mir auf die Wange und hoffte, dass der unangenehme Moment rasch verklang.
,,Volllzählig? Dann folgt mir doch bitte." Bei der seichten Stimme des Elben Lindir sah ich wieder auf und tapste ihnen auf unsicheren Füßen hinterher. Er führte uns auf die Sternenlichtung, von der Elrond gesprochen hatte. Dort befanden sich zwei lange Tafelrunden, eine von ihnen stand etwas erhöht auf einer riesigen Marmorsteinplatte, während die andere unter einem buntblühenden Haselnussbaum lag. Die aus dunklem Holz bestehenden Tische waren ansehnlich mit vollen Schüsseln, Silberplatten und kleinen Tellern gedeckt. Die Lichtung bot einen atemberaubenden Blick auf ganz Bruchtal und ich entschied, mir den besten Sitzplatz dafür auszusuchen. Die Zwerge bemerkten die Anhöhe des anderen Tisches und steuerten schleunigst auf den kleineren zu. Wahrscheinlich, weil die erhöhte Tafelrunde eher für Herr Elrond, Gandalf und Thorin gedacht war. Ich ging auf den hintersten Platz am tiefergelegten Tisch zu, bei dem ich auch die schönste Sicht auf die Heimat der Elben hatte. Da rumpelte mich Gloin an und schob mich unsanft zur Seite, um den Platz für sich zu beanspruchen. Na vielen Dank auch! Eingeschnappt starrte ich ihm hinterher und rieb mir nachtragend die Schulter. Ich drehte mich um und bemerkte, dass alle Stühle mit schöner Aussicht schon belegt waren. Ich wollte fluchen und presste verärgert meine Kiefer aufeinander. Unschlüssig stand ich da und blickte mit finsteren Augen zu den Zwergen.
,,Bilbo, komm doch her!" Ich hob meinen Blick und entdeckte Fili, der mich zu sich winkte. Erleichtert ging ich auf ihn zu und setzte mich neben ihn auf den freigehaltenen Stuhl. Rechts von mir saß Balin, der mir offen zulächelte.
,,Danke", meinte ich an Fili gerichtet und warf ihm ein aufrichtiges Lächeln zu.
,,Keine Ursache", sagte er und erwiderte es frohgestimmt. Zwei Elben kamen auf unseren Tisch zu und füllten unsere Glaskelche mit einer leuchtend roten Flüssigkeit.
,,Oh, Wein!", gab Fili begeistert von sich und forderte die Elbin neben sich auf, ihm noch mehr einzuschenken. Die anderen Zwerge teilten seine Begeisterung und griffen, ohne, auf die Anrede des Herrn Elrond zu warten, nach ihren gefüllten Weingläsern. Sie hoben sie in die Höhe und grinsten sich an.
,,Wohl bekommt's, meine Brüder!", schallte Bofur fidel und legte sich das Glas an die Lippen. Die Zwerge taten es ihm gleich und nahmen begierige Schlucke aus ihren Kelchen. Ich verzog leicht das Gesicht und ließ meinen Blick über die Speisen schweifen. Der Tisch war bedeckt mit allerlei Gebäck, Salatschüsseln, gestapelten Teigrollen mit Grillgemüse, Schälchen mit Oliven und einer Silberplatte mit kandierten Nüssen. Die Zwerge bedienten sich an den Schalen, Tellern und Schüsseln, doch bis auf Bombur wirkten sie alle von dem Essensangebot betrübt.
,,Nun komm schon, nur einen Happen", sagte Dori bemüht und legte Ori aufmunternd die Hand auf die Schulter. Ori begutachtete ein Salatblatt in seiner Hand und hatte eine zögerliche Miene aufgesetzt.
,,Ich mag grünes Essen nicht", meinte er und legte das Salatblatt wieder zurück in die Schüssel. Hatte er nicht das ganze Grünzeug aus meiner Speisekammer leergefuttert?, dachte ich. Dwalin durchwühlte die Salatschalen und warf den Inhalt über den ganzen Tisch. Fassungslos sah er auf und sagte:
,,Wo ist das ganze Fleisch?" Ich quittierte es mit einem Augenrollen, steckte mir meine Serviette in den Kragen und bediente mich an den Schüsseln. Für mich war es ein wirklich köstliches Festmahl und auch meinem Bauch schien das reichliche Essen sehr zu munden, denn er blieb still.
,,Gäbe es hier eventuell auch Kartoffelspalten?", fragte Ori und sah sich suchend um. Während ich aß, bemerkte ich Kilis verstohlene Blicke zu den Elbenmaiden und dann das Zwinkern, das er einer zuwarf. Ich wollte seufzen, ließ es aber sein und schüttelte stattdessen nur den Kopf. Fili folgte meinen Augen und ihm blieb fast die kandierte Walnuss in seinem Hals stecken. Auch Dwalin bemerkte Kilis Blicke und sah ihn todernst an. Kili schaute fröhlich durch die Gegend und sobald er zu Dwalin sah, erstarrte sein Grinsen. Er räusperte sich und schob sich eine Teigrolle in den Mund.
,,Mh, wirklich, ich muss sagen, diese ganzen Elbenmaiden sind nicht ganz mein Geschmack. Sie sind alle viel zu dünn. Mit ihren hohen Wangenknochen und der seidenen Haut. Völliger Gegenspruch von Zuhause. Ganz klar mangelt es ihnen auch an Gesichtsbehaarung für mich", überspielte er sein Benehmen und sah zu Bofur, der ihm mit einem höhnischen Lächeln zunickte. Kili blickte zu seiner Linken und sah an einem Elben in einer feinen goldenen Robe hoch.
,,Dennoch muss ich zugeben, dass diese dort drüben nicht übel aussieht", meinte er dann und nickte zu dem Elben. Was ihm dabei nicht auffiel, war, dass die gedachte Elbin ein Elbenmann war. Dwalin folgte seinem Blick, sah wieder zu Kili und beugte sich nach vorne.
,,Das ist keine Elbenmaid", sagte er ungerührt. Der Elb drehte sich um und seine maskulinen Gesichtszüge kamen zum Vorschein. Kili erstarrte und sein Kopf schwang zu uns. Da warf ihm Dwalin ein Zwinkern zu. Kilis Gesicht wurde kreidebleich und er senkte kauend seinen Blick. Die Zwerge brachen in lautes Gelächter aus und stießen ihre Kelche auf den Tisch. Auf meinen Lippen bildete sich ein Lächeln, doch ich wollte Kili nicht vor allen vorführen und so nahm ich lieber einen Schluck aus meinem Glas. Bofur klopfte ihm gegen den Arm und Kili presste die Lippen aufeinander.
,,Wirklich witzig ihr alle...", murmelte er und starrte auf seinen Teller.
Die Elben stimmten eine ruhigere Melodie an und Oin nahm angewidert den Trichter herunter. Er stopfte seine Serviette herein, hielt ihn sich wieder ans Ohr und lachte erleichtert. Ich verkniff mir ein Grinsen und nahm noch einen Schluck. Der Wein begann langsam mir in den Ohren zu rauschen. Durch die leichte Musik konnte ich nun endlich den Worten des Nachbartischs lauschen.
,,Eure Schwerter erscheinen mir als ein Werk meines Volkes. Gerne erzähle ich euch ihre Geschichte", sprach Elrond und nach einer kurzen Stille hörte ich ein schabendes Geräusch. Neugierig drehte ich mich um.
,,Dieses Schwert ist alt, doch hat es schon viele Schauplätze der Welt kennengelernt. Es ist Orkrist, der Orkspalter. Eine berühmte Klinge, geschmiedet von den Hochelben aus dem Westen. Mit diesem Schwert gelingt es dir, jedem Ork den Garaus zu machen, das garantiere ich dir." Er hielt das gebogene Schwert in der Hand, das Thorin in der Trollhöhle gefunden hatte. Dann blickte er zu dem Zwergenkönig und schob die Klinge elegant zurück in die Schwertscheide.
,,Möge es dir gute Dienste leisten." Er händigte ihm vorsichtig das Schwert und Thorin nahm es mit einem anerkennenden Kopfnicken entgegen. Dann wandte sich Elrond an Gandalf, um auch sein Schwert zu begutachten. Thorin lehnte Orkrist an den Tischstuhl und schien wohl den Blick auf sich zu bemerken, denn er sah genau zu mir. Ertappt drehte ich mich weg und starrte auf die Tischplatte. Meine Hand griff eilig nach meinem Glas und ich leerte es in einem Zug. Fili hielt mir fragend die Weinkaraffe in meine Richtung und ich nickte ihm leicht verlegen zu. Während ich schon an dem nächsten Glas Wein nippte, hörte ich Elronds Worte über Gandalfs Schwert.
,,Ah, dieses Stück Stahl könnte mir nicht bekannter sein. Dies hier ist Glamdring, der Feindhammer. Es war das Schwert des Königs von Gondolin. Eine prächtige Klinge, die auch dir seinen Dienst erweisen wird." Ich stellte mein Glas ab und sah an mir herunter zu dem Halter an meinem Gürtel. Behutsam nahm ich mein Schwert hervor und zog es aus der Verkleidung. Nachdenklich blickte ich es an und drehte die schimmernde Klinge umher.
,,Ach, Bursche. Darüber würde ich mir keine Gedanken machen. Schwerter sind nach ihren großen Taten in der Schlacht benannt", meinte Balin und ich sah zu ihm. Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen.
,,Denkst du etwa meines ... hat noch kein einziges Mal eine Schlacht gesehen?", flüsterte ich. Seine Augen lagen auf dem Schwert in meinen Händen und er setzte einen skeptischen Blick auf.
,,Nun, um ehrlich zu sein, bin ich mir gar nicht sicher, ob das überhaupt ein Schwert ist. Sieht eher nach einem Brieföffner aus." Ich schluckte und schob das Schwert wieder unter den Tisch. Balin lächelte mir zu und ich erwiderte seinen Blick nervös. Hat er jetzt mich, das Schwert oder uns beide zusammen für unsere Größe beleidigt?, fragte ich mich. Ich schielte wieder zum anderen Tisch hinüber und sah, wie sich Thorin kühl entschuldigte und vom Stuhl erhob. Er schritt teilnahmslos an uns vorbei und lehnte sich etwas abseits von uns und der Musik an einer langen Marmorsteinmauer an. Dort bei der Mauer musste der schönste Ausblick auf ganz Bruchtal sein, wie ich annahm. Er ließ seine Augen über die Landschaft schweifen und eine Brise des warmen Sommerwindes wehte durch sein geflochtenes Haar. Ich sah, wie er seine Robe zur Seite schob und einen silbern glänzenden Flachmann aus der Innentasche hervorholte. Er drehte den Verschluss auf und genehmigte sich einen kräftigen Schluck. Ich musste schmunzeln, denn ich fand den Anblick amüsant. Die späte Abendsonne umstrahlte sein Gesicht golden, als er sich wieder zu uns drehte. Ich nahm das Weinglas in meine Hand und hielt es mir an die Lippen, während ich ihn beobachtete. Den Zwergen schien die atmosphärische Melodie langsam genug zu sein und sie beschwerten sich leise grummelnd darüber.
,,Könntet Ihr nicht auch mal etwas anderes spielen?", fragte Nori und drehte sich zu der Elbin mit der Harfe um.
,,Ich fühle mich so als wäre ich gerade auf einer Beerdigung." Er rieb sich das Ohr und schüttelte sich am ganzen Körper.
,,Was, ist etwa jemand gestorben?!", fragte Oin mit überraschter Stimme und blickte suchend umher.
,,Alles klar, gut, dass ihr es ansprecht, Jungs, denn jetzt sind die Zwerge an der Reihe! Ihr wisst alle, was das heißt!", rief Bofur vergnügt und sprang von seinem Stuhl auf. Er hüpfte auf den Tisch und schmiss sämtliche Schalen dabei um, was ihn nicht sonderlich störte. Mit lauter Stimme stimmte er ein tosendes Lied an und die Zwergen sangen energisch bei. Die Elben hielten in ihren Bewegungen inne und ließen mit gerunzelter Stirn ihre Musikinstrumente sinken. Bofur tänzelte auf der Tischplatte herum und die Zwerge klatschten ihm freudig zu. Ich kannte das Lied nicht, mochte aber den Elan der Zwerge und grinste mit. Habe ich zu viel von diesem köstlichen Rotwein getrunken?, fragte ich mich, denn eigentlich war ich immer gegen laute Feierlichkeiten. Ich blickte wieder zu Thorin, der gelassen im Takt mitwippte und gelegentlich einen Schluck aus seinem Flachmann nahm. Natürlich konnte der König unter dem Berge auch manierlich und stilvoll sein. Wieso wundert mich das nicht? Und es steht außer Frage, dass er seine Gefährten wertschätzt. Man sieht ihm an, wie viel er ihnen bedeutet. ... Was bedeute ich ihm? ... Am liebsten würde ich mich zu ihm gesellen und ihn fragen, schoss mir durch den Kopf. Ich sah auf den Tisch hinab, denn diese Gedanken waren ohne Sinn. Ich sollte ins Bett gehen, beschloss ich. Nun fingen die Zwerge an, sich gegenseitig mit Essensresten zu bewerfen und ich sah, wie eine Teigrolle genau auf mich zusegelte. Ich duckte mich im letzten Moment und sah verärgert auf.
,,He! Wer war das?!", rief ich und sah zu Bifur, der mir zuzwinkerte. Meine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Grinsen und ich nahm eine Walnuss in die Hand, um ihn damit abzuwerfen. Ich traf ihn an der Schulter und er rief mir ein zwergisches Wort entgegen. Bevor er sich revangieren konnte, erhob ich mich schnell vom Stuhl. Die Zwerge beschmissen nun auch alles und jeden in ihrem Umkreis und ich sah, wie das eine oder andere Brötchen auf die erhöhte Tafelrunde zuflog. Ich entfernte mich einige Schritte vom Tisch, um aus der Wurfspanne der Zwerge zu kommen und ließ meinen Blick über den riesigen säulenhaften Torbogen über mir schweifen.
,,Warte Bilbo, ich will auch nicht beworfen werden!" , rief Fili mir hinterher und folgte mir zügig. Ich merkte, wie meine Hände von den vielen kandierten Nüssen, die ich gegessen hatte, ganz klebrig waren und sah mich um. Als Fili neben mir zum Stehen kam, fragte ich:
,,Weißt du zufällig, wo das Bad ist?" Fili zuckte die Schultern und blickte zu der erhöhten Tafelrunde.
,,Nee, aber wir können ihn fragen", sagte er und nickte zu Lindir, der mit ineinander verschränkten Händen vor einer Elbenstatue stand und Elrond und Gandalfs Worten lauschte. Wir gingen auf ihn zu und Fili stellte sich genau vor ihn.
,,Verzeiht, doch wo könnten wir mal kurz für kleine Zwerge gehen?", fragte er. Lindir sah von Fili zu mir und ich lächelte nüchtern. Er sah wieder zu Fili und starrte ihn mit einem unverständlichen Ausdruck an. Ich musste zugeben, dass Filis Formulierung wirklich Fragen aufwarf. Doch dieser grinste nur belustigt vor sich hin.
,,Na ... wo ist das Klo?", meinte er deutlicher und mit verdunkelter Stimme. Lindir richtete sich gerade auf und sah über unsere Köpfe hinweg.
,,Hinter dem Torbogen links die Treppe hinunter und im ersten Gebäude die dritte Tür rechts", gab er in seiner harmonischen Stimme wieder.
,,Links, Gebäude, dritte Tür, rechts, alles klar", sprach Fili nach und nickte Lindir dankend zu. Wir folgten seinen Beschreibungen und befanden uns in einem edel eingerichteten Badezimmer wieder. Ein großer Kronleuchter mit zahlreichen Kerzen hing von der Decke herunter, ein goldener Spiegel prangte über den zwei in Marmorstein gravierten Waschschüsseln und vier große beigefarbene Türen führten zu den Klosetts. Ich rieb meine Hände mit dem nach Honig duftenden Seifenstück ein und begutachtete mein Gesicht im Spiegel. Auf meinem Hals und meiner Stirn lagen Rußflecken, die ich wahrscheinlich noch von der Begegnung mit den drei Steintrollen hatte. Auch meine Wangen waren an manchen Stellen mit Staub und Erde bedeckt, doch es fiel nicht sonderlich auf. Ich wusch meine Hände mit dem lauwarmen Wasser aus dem Wasserkrug ab und begann, mir die Flecken aus dem Gesicht zu reiben. Als sich das Ergebnis wieder sehen lassen konnte und ich nicht wie ein Wilderer aussah, trocknete ich meine Hände und mein Gesicht mit einem der schneeweißen eingerollten Handtücher ab. Ich fuhr mir durch die Locken und legte sie zurecht, dann fasste ich an meinen Kragen und glättete ihn vorsichtig. Da bemerkte ich Filis Blick auf mir durch den Spiegel und fuhr herum. Er lehnte an der Wand hinter mir und hatte ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen.
,,Für wen auch immer du dich so herrichtest, die Person muss sich als wirklich glücklich schätzen", fand er und ich rollte entnervt die Augen. Doch ein wenig erwischt fühlte ich mich schon und ich ließ erstmal von meinem Aussehen ab.
,,Ich richte mich nicht her! Du bist ja schon wie dein Bruder", meinte ich und sah prüfend in den Spiegel, um auf meine unveränderten Wangen zu blicken.
,,Ach, echt? Tja, wir beide durchschauen dich wohl", lachte er und zwinkerte mir feixend zu. Verstimmt ging ich auf die Tür zu und trat hinaus in das dämmernde Sonnenlicht.
,,Da kann man nichts durchschauen. Ich achte nur darauf, dass ich nicht völlig verschmutzt durch die Gegend spaziere", gab ich sauer zurück und ging die Treppe hinauf. Fili kicherte nur und hopste mir heiter hinterher. Wir kamen wieder bei der Lichtung an und stoppten perplex in unserem Gehen. Dort war niemand mehr.
,,Wo... sind denn alle hin?", fragte ich und sah mit einem unwohlen Gefühl durch die Gegend.
,,Dort ist jemand!", rief Fili und zeigte auf ein Marmorgebäude, hinter dem ein graues langes Gewand verschwand. Wo geht denn Gandalf hin? Wir folgten ihm, während der späte Abend über uns einbrach und die rot strahlende Sonne tief am dunklen Himmel erschien. Wir erblickten den Zauberer in einer großen mit dunklen Steinen gepflasterten Halle wieder. Er war nicht alleine. Bei ihm standen Elrond, Balin und Thorin. Ich versteckte mich hinter einer Säule und wollte Fili zu mir ziehen, doch der stand überrumpelt da. Ich wollte ihn mit einem Flüstern auf mich aufmerksam machen, doch da er wurde schon entdeckt.
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King Under The Moantain | bagginshield
FanficBilbo Beutlin ist ein gerissener kleiner Hobbit. Er lebt alleine, hat immer einen Spruch auf den Lippen und sehnt sich nach Pfeifenkraut. In seinem Leben brauchte es nicht mehr, bis eines späten Abends unerwarteter Besuch vor seiner Türmatte steht...