-32- Kilis irre Bitte

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,,Da ist mehr...", sprach Beorn düster und ließ seinen Blick über mich und die Zwerge wandern.
,,Nicht lange nachdem die Worte verkündet wurden, hat man die Toten in der Nähe von den Felshöhlen von Rhudaur umherwandern sehen." Sein eisiger Blick glitt langsam zu Gandalf.
,,Die Toten?", meinte dieser bedacht leise. Beorn nickte und fragte fordernd nach:
,,Stimmt es? Gibt es Grabmäler in den Bergen?" Ich konnte den kalten Schauer mitspüren, der Gandalf in dem Moment den Rücken hinunterlief. Sein Gesicht wirkte blass und er schien eine Erinnerung in sein Gedächtnis hervorzurufen.
,,Ja... ja, es gibt dort Grabmäler." Beorn schaute in Gedanken versunken dem Himmel entgegen. Er wirkte grimming und gleichzeitig trauernd.
,,Ich erinnere mich an eine Zeit, in der etwas Böses über diese Länder herrschte. Stark genug, um die Toten zu erwecken. Wenn dieser Feind zurück nach Mittelerde gekommen ist, solltest du es mir es mir besser sagen", sagte er leicht auffordernd.
,,Saruman der Weiße sagt, dass dieser Feind zerstört wurde und niemals zurückkehren wird", rief Gandalf in Erinnerung und hatte selber einen zögernden Ausdruck im Gesicht.
,,Und was sagt Gandalf der Graue?", warf der Hautwandler ein. Gandalf wurde stutzig und schwieg. Er sah zu seiner Rechten und dann wieder zu Beorn. Ich zuckte erschrocken zusammen, als erneutes Krähengekreische ertönte. Die Ponys wieherten nervös und an den Gesichtsausdrücken der Zwerge konnte ich erkennen, dass sie ebenfalls schnell von hier verschwinden wollten.
,,Geht jetzt wo ihr noch Licht habt", sprach Beorn. Das schien das Schlagwort für unseren Aufbruch zu sein, denn Gandalf eilte zu dem Pferd, das ihm bereitgestellt wurde.
,,Eure Jäger sind nicht mehr weit von euch entfernt." Ich folgte dem Beispiel des Zauberers und zog mich am Sattel auf den Rücken des Ponys hoch. Als ich einigermaßen bequem saß, nahm ich die Zügel in die Hand und schon trabte das Pony eigenständig seinen Genossen hinterher. Überrascht starrte ich es an und gab ihm dann einen anerkennenden Klopfer auf den Hals. Wie bei meiner kleinen Myrtle. Oh... Ich vermisse sie. Und die anderen Ponys. Ich hoffe, es geht ihnen gut... Wer weiß, was mit ihnen passiert ist. Hm. Ob ich sie jemals wiedersehen werde? Bevor ich noch weiter darüber nachdenken und mir damit den Tag versauen konnte, versuchte ich, mich mit etwas Anderem zu beschäftigen. Beispielsweise sorgfältig meine Jacke zuzuknöpfen. Als ich dort hinfasste, wo eigentlich meine Messingknöpfe hätten sein sollen, griff ich nur durch zerrissene Löcher. Achja. Sie sind abgefallen. In der Höhle, bei diesem merkwürdigen Wesen, das ich Gollum genannt habe. Doch da fiel mir ein, dass ich nicht nur auf Gollum, sondern auch auf etwas Goldenes gestoßen war. Wie von Zauberhand griff ich in meine Jackentasche und fühlte nach dem Ring. Als ich das kalte Metall berührte, durchzog mich ein Schauer. Hm. Interessant. Meine Finger umfühlten den Ring weiterhin, dabei starrte ich verträumt nach unten. Mein Blick hob sich erst, als ich aus dem Augenwinkel jemanden neben mir hertraben sah. Zu meiner Überraschung war es Ori. Ich zog schnell meine Hand aus der Tasche.
,,Hallo, Bilbo. Mir ging einfach dein überraschter Blick von gestern nicht mehr aus dem Kopf." Als ich ihn fragend ansah, fügte er hinzu:
,,Beim Beerensammeln." Achja. Das war gestern? Kommt mir vor wie eine ganze Woche. Ich machte ein ,,Mmh" und wartete darauf, dass Ori weitersprach, doch er sah mich nur abwartend an.
,,Und... warum wolltest du mit mir darüber sprechen?", versuchte ich ihn höflich zu bitten, endlich zu erzählen. Oris Augen weiteten sich und er flüsterte ganz aufgeregt:
,,Die Farbe im Gesicht schmeichelt dir. Die auf deinen roten Wangen vielleicht eher weniger, aber auf den Lippen war das Rot schön. Lässt dich weniger blass aussehen." Ich konnte nicht glauben, dass Ori mich in einem Satz beleidigt und mir gleichzeitig ein Kompliment gemacht hatte. Ausgerechnet die Wangen musste er ansprechen. Ich. Kann. Nichts. Dafür. Es. Passiert. Einfach. So. Aber, dass er rote Lippen so toll findet ist mir ein Rätsel... Ich habe nie verstanden, weshalb sich die Hobbitmaiden die Lippen färben. Vielleicht sollte Ori mal mit ihnen, statt mit mir darüber reden. Denn leider bin ich nicht der richtige Ansprechpartner dafür.
,,Oh, ehm, danke, Ori, aber ich bleibe doch lieber bei meiner natürlichen Farbe", meinte ich und hoffte, es klang nicht abwertend. Ori wirkte enttäuscht und starrte in Gedanken versunken nach vorne. Plötzlich flüsterte er leise mehr zu sich als zu mir:
,,Vielleicht würde es Dwalin mal ausprobieren wollen..." Bei der Vorstellung verschluckte ich mich an der Luft und hustete mir anschließend die Seele aus dem Leib. Oris Kopf drehte sich erschrocken zu mir und seine Augen weiteten sich.
,,Bilbo! Geht es dir gut, soll- soll ich dir helfen? Irgendwie?", fragte er panisch und wusste nicht, wohin mit seinen Händen. Ich winkte ab, klammerte mich weiter am Sattel fest und hustete mir die Seele aus dem Leib. Nach einer halben Minute oder für mich einer Ewigkeit, kam ich endlich wieder zu Atem.
,,Nichts passiert, Ori", brachte ich mit erstickter Stimme hervor.
,,Nach 'nichts' hörte sich das aber nicht an", ertönte plötzlich eine andere Stimme. Ich sah nach links und unterdrückte ein Seufzen. Kili. Ich blickte mich um und sah, dass die Gruppe mit Gandalf und Thorin an der Spitze ein ganzes Stück weiter vor uns war. Das Pony musste ich wohl bei meinem Hustanfall so verunsichert haben, dass es lieber stehenblieb und gewartet hatte. Grandios. Wie man weiß, bin ich ein Meister im Galopp. Denn, wie sonst sollen wir die anderen wieder einholen?, dachte ich. Nur Ori und Kili, wahrscheinlich weil beide etwas von mir wollten, waren noch bei mir. Ich räusperte mich beleidigt und setzte das Pony in Bewegung, indem ich ihm unbeholfen, aber, vorsichtig in die Seite trat. Glücklicherweise verstand es sofort, was ich von ihm wollte. Auch Ori und Kili setzten ihre Ponys in Bewegung, dabei natürlich sehr viel eleganter als ich. Kili sah mich immer wieder kurz an. Es war deutlich, dass er mit mir mal wieder über seinen Bruder sprechen wollte.
,,Kili, spuck es schon aus", sagte ich ungeduldig und spürte den ersten Niesanfall in meiner Nase aufkommen. Ich vermisse mein Taschentuch... Moment! Vielleicht haben ja die Zwerge mal an mich gedacht und eins von Beorn eingepackt. Falls... falls er überhaupt welche hat. Jetzt runzelte ich die Stirn.
,,Was meinst du?", fragte Kili gespielt unwissend. Als ich ihm in die Augen sah, nickte er in Richtung Ori und schüttelte dann leicht den Kopf. Ich hob fragend die Augenbraue. Warum will er nicht darüber reden, wenn Ori dabei ist? Ich dachte, Kili sei so aufgeschlossen. Enttäuschend. Ich rollte die Augen und überlegte, wie wir Ori loswerden konnten. Dieser wirkte nämlich sehr in unserer Gesellschaft entspannt und lächelte träumerisch vor sich hin. Mir tat es ein wenig leid, dass ich ihn abwimmeln musste. Da dachte ich an das, was er in Erwägung zog, bevor ich fast an einem Hustanfall gestorben bin.
,,Ori..." Er reagierte sofort und sah mich an.
,,Ja?" Am liebsten hätte ich über seinen Vorschlag, seine Idee leise vor mich hin gelacht, doch gerade jetzt musste ich einmal ernst bleiben. Hier wird sehr viel von mir erwartet. Und unhöflich wäre es auch gewesen.
,,Das mit Dwalin... Ich finde, du hast recht. Er könnte das wirklich tragen. Mir schwebt da ein zarter Rosa-Ton vor, so Nelken-ähnlich. Bringt seine... uh..." Verdammt, was für eine Augenfarbe hatte Dwalin? Bisher hab ich ihn nie aus der Nähe betrachtet. Bereuen tu ich das nicht. Ehrlich gesagt macht mir Dwalin ein wenig Angst. Und bei der Konkurrenz hatte ich nie das Bedürfnis, ihn lange zu betrachten.
,,Äh, seine so... kampflustigen Augen zum Vorschein. Was meinst du?" Kampflustig? Was besseres fällt mir nicht ein?, dachte ich. Ich hoffte, Ori nahm meinen Vergleich nicht allzu übel, doch er schien wirklich angestrengt darüber nachzudenken. Kili starrte mich entgeistert an und ich biss mir in die Hand, um nicht loszulachen. Zum Glück sah Ori nach vorne. Was ist denn auf einmal mit meinem Glück los? Ich triefe ja förmlich davon. Ich fühle mich geehrt. Hält wahrscheinlich nicht lange an. Kili runzelte übertrieben die Stirn und starrte unverständlich nach vorne. Kili und Ablenkungen passen einfach nicht zusammen. Hat man ja schon bei der Sache mit den Steintrollen gemerkt. Als ich daran zurückdachte, musste ich lächeln.
,,Bilbo, ich sehe das wie du. Nur würde ich eher die Dahlie bevorzugen. Das passt auch zu seinem Namen. Aber danke für deinen Tipp, ich werde ihn gleich fragen." Ori lächelte mich dankend an, gab seinem Pony einen leichten Tritt und trabte fröhlich zu der Gemeinschaft. Ich sah ihm zufrieden hinterher und klopfte mir selber auf die Schulter.
,,Schien jetzt nicht allzu schwer", meinte Kili, noch immer stirnrunzelnd. Ich atmete theatralisch aus.
,,Immerhin ist mir etwas eingefallen, ganz im Gegensatz zu dir!", rief ich aus. Er sollte mir lieber danken.
,,Wolltest du mir nicht etwas erzählen?", fragte ich fordernd. Kili sah mich an und grinste verspielt.
,,Ist da etwa jemand ungeduldig?", lachte er. Ich seufzte und nahm die Zügel fester in die Hand.
,,Du, ich kann auch einfach weggehen und dich für immer alleine in deinen Gedanken gefangen lassen", gab ich überzeugt von mir. Erst ließ sein Grinsen nach, dann wurde es noch breiter.
,,Tzz. Kannst du nicht", sagte er stichelnd und betrachtete mich abschätzig von Kopf bis Fuß.
,,Natürlich kann ich das." Selbstsicher setzte ich mich gerade auf und versuchte, überlegen auf ihn herunterzugucken. Leider war er trotzdem noch ein Stück größer als ich und lachte dreist, als ich mich beleidigt wieder angenehmer hinsetzte.
,,Niemals!", behauptete er und schüttelte den Kopf in einer Art, die mir verständlich machen sollte, dass ich keine Chance hätte.
,,Ach was, ich könnte jetzt ganz einfach los galoppieren und dich hier im Regen stehen lassen. Und das, obwohl es nicht einmal regnet! Ha!" Untermalend hob ich meine Hände und bemerkte dann, dass ich das Pferd nicht mehr führte. Vorsichtshalber griff ich wieder nach den Zügeln. Kili kicherte nur.
,,Beweis es", forderte er belustigt. Seine angeheiterte Stimmung steckte mich ein wenig an.
,,Gut, wenn du im Unrecht sein willst...", erwiderte ich. Ich strich meinem Pony über die weiche Mähne, gab ihm einen Fersentritt und es fing an zu traben, dann zu galoppieren. Durch den rasanten Übergang vom Trab zum Galopp konnte ich mich nicht rechtzeitig vorbereiten und fiel nach vorne, mein Gesicht landete im Fell des Ponys. Da meldete sich wieder meine Pferdehaarallergie und ich nieste so laut und donnernd, dass ich mich selber erschrak und das Pony schlitternd abbremste. Dass ich dabei erneut fast herunterfiel und mich gerade noch festhalten konnte, wollte ich lieber vergessen. Das Pony stand kerzengerade und mit gespitzten Ohren da. Geschlagen seufzte ich, drehte mich nach dem Reiserucksack um und suchte nach einem Taschentuch. Da das Glück mir holt war, fand ich ein Stück glatten Stoffes, das einem Taschentuch am nächsten kam. Während ich mir herzlichst die Nase putzte, ritt Kili laut gackernd auf mich zu. Ich blickte verärgert drein und wünschte, ich hätte mehr auf das Pony geachtet und dementsprechend reagiert. Dann wäre ich bestimmt nicht nach vorne gefallen. Sicher war ich mir aber nicht.
,,Also, Bilbo, zu Anfang dachte ich wirklich, du besiegst mich. Aber, wie man sehen kann, bist du etwas gescheitert", sagte er. Er gluckste herum und als ich nichts darauf antwortete, sondern nur beleidigt vor mich hinsah, trat er mit seinem Pony näher an mich.
,,Ach, komm, sei nicht so. Ich erzähle es dir doch schon", gab Kili kleinbei. Ich sah düster lächelnd auf, froh darüber, endlich meinen Willen bekommen zu haben. Doch ich hatte mich zu früh gefreut.
,,Unter einer Bedingung. Du rennst nicht gleich wieder weg." Resigniert blickte ich zu ihm. Oh nein, was hab ich da nur getan? Ich fuhr mir über das Gesicht, wissend, dass ich Kili einfach von Anfang an hätte ignorieren sollen.
,,Wenn du das schon so sagst, will ich es gar nicht mehr wissen", murmelte ich und seufzte matt. Kili sah mir enttäuscht in die Augen und schob schmollend seine Unterlippe hervor. Unbeeindruckt sah ich ihn an.
,,Das funktioniert bei mir nicht." Jetzt versuchte er es mit riesigen Kulleraugen, die ebenfalls nicht den erwarteten Effekt hervorbrachten. Bei jemand anderem hätte ich ohne Zweifel anders reagiert... Ich schüttelte deutlich den Kopf. Kili schien wohl in Erwägung zu ziehen, zu drasteren Mitteln zu greifen, denn sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich.
,,Du hörst mir zu. Sonst erzähle ich allen, dass du und Fili euch geküsst habt." Verwirrt darüber, wie er darauf kam und weshalb das die anderen unserer Gemeinschaft interessieren sollte, starrte ich ihn an.
,,Was? Wieso? Zumal es nicht stimmt", schoss mir aus dem Mund und ich merkte, wie ich nervös wurde. Ich wollte unter keinen Umständen, dass Kili diese Lügengeschichten verbreitete.
,,Na und? Die glauben mir sowieso. Oh, und einer von ihnen wird richtig zornig sein. Er wird erst Fili zertrümmern, ihn grün und blau treten, von einer Klippe werfen und dann überlegen, wie er dir das Leben zur Hölle machen könnte. Und das alles nur durch diesen einen Satz", sprach Kili in einer Mischung aus fidel und ernst. Jetzt macht er mir Angst. Und natürlich weiß ich von wem Kili da spricht - aber wieso sollte ihn das so wütend machen? Vielleicht weil wir durch ... unserem Verhältnis die Gemeinschaft ablenken? Verlangsamen? Zum Scheitern verurteilen? Ich konnte mir vorstellen, wie der Anführer vor Wut kochen würde, wenn wir den Erebor nicht zur rechten Zeit erreichten. Vor allem wenn es meine Schuld wäre. Er würde mich häuten, mir alle Knochen brechen, mir die Luft mit seinen starken Armen aus den Lungen drücken bis ich keinen Laut mehr von mir geben kann... Bei dem Gedanken daran wurde mir plötzlich ganz warm und ich schluckte. Ich wusste nicht, ob Kili meine Gedanken lesen konnte, jedenfalls lachte er wissend bei meinem Anblick. Als ich nichts darauf erwähnte und verlegen auf die Zügel in meinen Händen starrte, lachte Kili noch lauter und setzte sein Pony wieder in Bewegung.
,,He, Khazâd! ICH HAB WAS WICHTIGES ZU VERKÜNDEN!", kreischte er wie ein Irrer. Kili, ich bring dich um! Ich konnte sehen, wie sich alle Zwerge nach ihm umdrehten, auch Gandalf und natürlich der König unter dem Berge. Oh nein. NEIN!
,,Und zwar-", fing er an.
,,Kili! HÖR AUF!", rief ich und wedelte mit den Armen, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Kili drehte sich um und lachte erstmal herzlich, bevor er "Doch nicht, falscher Alarm" rief und wieder zu mir zurückritt. Ich sah, wie Bifur, Bombur, Oin und Gloin sich uninteressiert umdrehten, Dwalin, Balin, Bofur und Nori den Kopf schüttelten und Fili, Dori und Ori mich unverständlich begutachteten. Gandalf verzog keine Miene und ignorierte uns gekonnt wie immer. Mein Blick huschte zu Thorin und er fing meinen auf, dabei sah er mich nachdenklich an. Etwas in mir sprach mir zu, zu ihm zu reiten, was ich auch wollte, doch da kam Kilis freches Grinsen in mein Blickfeld. Gereizt sah ich an ihm vorbei, doch da hatte Thorin schon seinen Blick abgewandt und die Ponys trabten weiter. Wütend über Kili maulte ich ihn an, sobald er wieder neben mir hertrabte.
,,Musstest du das tun? Deine Drohung war doch genug! Ich hab es ja verstanden, du Witzbold." Kili kicherte vor sich hin wie ein junger Halbling.
,,Schon, aber jetzt weißt du, wie ernst es mir ist", meinte er erklärend. In mir brodelte die Wut, am liebsten hätte ich ihn mit ,,Gleich klatscht es, aber kein Beifall" angezischt. Oder... Ich beäugte mein Schwert.
,,Was ich dir erzählen will, ist gar nicht so schlimm. Du sollst es nur bloß nicht Fili erzählen." Seine Worte rissen mich aus meinen düsteren Gedanken.
,,Aha", machte ich desinteressiert. Kili kicherte erneut.
,,Gut, also... wegen Fili und Dérek. Du musst wissen, er ist auch mein Freund. Wobei das eigentlich gar nicht zur Sache tut. Weißt du, mich ärgert es, dass Fili nicht nur der Ältere, sondern jetzt auch der mehr Erfahrene ist. Und da dachte ich, dass mir das zuerst passieren wird. Aber nein, immer muss Fili zuerst dagewesen sein", sprach er etwas griesgrämig. Zwergenjungen und ihre Problemchen... Ich seufzte, als Kili eine dramatische Pause einlag.
,,Ich weiß, dass das nicht deins ist...", fing er an und pausierte erneut in seinem Reden.
,,Was willst du?!", rief ich gereizt aus und wäre am liebsten sofort von hier verschwunden.
,,Liebe, Bilbo, Liebe!", platzte es aus ihm heraus. Ich runzelte die Stirn. Er denkt doch nicht das, was ich denke, oder?, dachte ich und blickte mich um.
,,Und was hab ich damit zu tun?", fragte ich noch immer von ihm genervt. Kili sah mich von der Seite an und betrachtete mich von oben bis unten. Meine Augen weiteten sich vor Grauen und als er dies sah, weiteten sich auch seine.
,,Oh! Nein! Nein. Keine Angst. Du - du sollst mich verkuppeln", erläuterte er rasch sein Beobachten. Zwar entspannte ich mich ein wenig, doch Angst davor, was nun kommen könnte, hatte ich trotzdem. Bei Kilis absurden Idee konnte ich mir das Schnauben nicht verkneifen.
,,Ausgerechnet ich? Mit meiner Erfahrung? Dann wirst du aber nicht sehr erfolgreich sein", gab ich von mir. Doch Kili wirkte überzeugt und lächelte sprunghaft über beide Ohren.
,,Du bist charmanter als du denkst, Bilbo. Mit deiner Hilfe wird das was", sagte er siegessicher. Oh, nein. Wo bin hier schon wieder reingeraten? Aber, dass ich charmant bin, weiß ich selber. Hätte er mir nicht sagen müssen, fand ich. Ich schien seine Bitte wirklich in Betracht zu ziehen und das ohne einen Zug Pfeifenkraut. Nur wusste ich nicht, wie genau er sich diese kleinere Unternehmung in der größeren Unternehmung vorstellte.
,,Ehm... mit wem soll ich dich bitteschön verkuppeln? Einem der Zwerge?", fragte ich mit einem sarkastischen Unterton. Kili sah mich zutiefst schockiert an und rief ausdrücklich:
,,Nein! Nein, nein! Bloß nicht, die sind doch meine Familie! Und ganz sicher nicht das, was ich mir wünsche. Ich suche eine Maid." Jetzt musste ich lachen, denn in dieser Einöde würden wir niemals auf eine Maid treffen, geschweige denn, auf sonst jemanden. Er sollte seine Ansprüche etwas herunterschrauben, fand ich. Als er mich ernst von der Seite ansah und mein Lachen nicht so verstand, wie ich es beabsichtigt hatte, sagte ich deutlich:
,,Kili, die wirst du hier niemals finden. Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass wir noch einmal auf irgendjemanden treffen werden. Vielleicht auf Orks und anderem Gesindel, aber sonst? Ganz sicher nicht auf eine Maid." Kili zuckte die Schultern und blickte ein wenig enttäuscht nach vorne. Doch in seinen Augen glitzerte ein Funken von Hoffnung.
,,Ich weiß nicht, Bilbo. Ich hab da ein Gefühl. Es fühlt sich an, als würden wir bald wieder auf Andere treffen."

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt