-42- Durchgebrannt

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,,Ich wette, die Sonne geht bald auf. Der Tag bricht sicher gleich an", hörte ich Bofur sagen, als ich schnaufend die letzten Treppenstufen hochsprang. Meine rechte Hand ertastete die Wand und ich lehnte mich erschöpft dagegen. Das waren eindeutig zu viele Stufen. Und ich dachte, nach all dem Rumgewandere wäre ich endlich etwas fortgeschrittener, was meine Kondition anginge. Anscheinend nicht. Während ich schwer durchatmete und versuchte, mein Herzklopfen zu dämmen, lauschte ich den lauten Worten von Dwalin:
,,Ich wette, es ist schon längst Mittag! Hast du nicht vorhin die Sonnenstrahlen gesehen? Das war vor Stunden!" Meine Ohren vernahmen ein niedergeschlagenes Seufzen und ich hob den Blick. Es war Ori, der aussichtslos durch die Gitter seiner Zelle sah.
,,Wir werden den Berg niemals erreichen, oder?", sprach er die Gedanken aller aus.
,,Sag das nicht!", rief Dwalin und ich hörte heraus, dass er sich ärgerte, Ori mit seiner Aussage die Hoffnung genommen zu haben. Allmählich bekam ich wieder Luft und stemmte mich an der Wand hoch. Meine Augen fuhren suchend über die Zellen und dank meines grandiosen Orientierungssinnes wurden sie nicht fündig.
,,Ist doch wahr", warf Ori zurück und setzte sich mit hängendem Kopf neben die Gittertür. Ich sah Dori, der Ori aufmunternd auf die Schulter klopfte und sich dann neben ihn gesellte. Bifur kauerte in einer Ecke und Nori warf trostlos kleine Steinchen durch die Gegend. Ich hörte ein Grummeln und drehte mich um, da saß Bombur im dunklen Teil seiner Kammer und hielt sich den Bauch. Sogar Fili hockte entmutigt vor seiner Zelltür und bollerte rhythmisch mit seinem Kopf dagegen. Mitleidig sah ich sie alle an, doch das nützte ihnen nicht viel und ich schaute mich weiter um. Endlich entdeckten meine Augen den Anführer unserer Reise. Er saß auf einer Steinbank, hatte die Beine leicht angewinkelt und ließ gedankenversunken den schwarzen Ring über seine Finger springen. Seine azurblauen Augen ruhten abwesend auf dem umherrollenden Gegenstand und ich starrte zuerst gebannt auf seine Hand, dann in sein Gesicht. In sein sehr hübsches Gesicht, muss ich anmerken...
Als ich näher an seine Zelle trat, hielt er in seiner Bewegung inne. Ich stoppte ebenfalls und zog mir dann Mut zusprechend den Ring vom Finger.
,,Nicht, wenn ihr hier weiter eingesperrt bleibt!", sagte ich und hob triumphierend den Schlüsselbund in die Höhe, den Ring ließ ich schnell in meiner Jacke verschwinden. Thorin sah urplötzlich auf und strahlte mich so erfreut an, dass ich wieder dahinschmolz. Oh Gott, er ist so knuffig, schoss mir unpassender Weise durch den Kopf. Alle Zwerge liefen zu ihren Zelltüren und blickten mir überrascht und gleichzeitig erleichtert zu, doch ich bekam es nur aus dem Augenwinkel mit. Meine Augen starrten in Thorins und seine sahen andachtsvoll in meine. Ich wusste nicht, ob nur ich es spürte, doch zwischen uns entstand eine prickelnde Spannung, die sich danach sehnte, durchbrochen zu werden.
,,Bilbo!", rief Balin und ich hörte ein riesiges Lächeln heraus. Bei der Erwähnung meines Namens riss ich mich aus meiner Starre und sah schnell auf den Schlüsselbund herab, um den richtigen Schlüssel für Thorins Zelle herauszusuchen. Die Spannung zwischen uns lichtete sich ein wenig, jedoch nur, damit das warme Gefühl in meiner Brust zunehmen konnte. Dass mich Thorins behutsam nähernde Präsenz und dann seine Finger um einen der Gitterstäbe extrem nervös machten, fiel ihm nicht auf oder er ging nicht darauf ein. Oder er weiß genau welche Wirkung er auf mich hat, was sowieso schon jeder mindestens dreißig Mal bemerkt haben müsste, und macht es mir mit Absicht so schwer. Ich fummelte endlich einen ungleichmäßig gezackten Schlüssel heraus und steckte ihn in das Schloss. Es klickte auf und die Tür sprang zur Seite. Sofort legten sich zwei starke Arme um meinen Körper und drückten mich in die verlockende Wärme des anderen. Ich seufzte impulsiv, sowohl überrascht, als auch ein klein wenig schwärmerisch.
Thorin hörte es bestimmt und als er mir leise zuflüsterte, konnte ich mir ein amüsiertes Lächeln auf seinem fürstlichen Gesicht vorstellen:
,,Ich wusste, ich könnte auf dich zählen. Unser Retter in der Not..." Er drückte mich noch näher an sich, so nah, dass kein Stück Papier mehr zwischen uns gepasst hätte. Wie in Trance schloss ich die Augen und legte meine Hände um seine Taille. Dadurch, dass ihm wie die anderen der Mantel abgenommen und er nur ein dünnes haselnussbraunes Hemd trug, spürte ich unter meinen Fingern jeden einzelnen definierten Muskel. Ein Räuspern schnitt durch die Stille und hielt glücklicherweise meine unkontrollierten Hände davon ab, den Körper vor mir abzusuchen. Wir fuhren im gleichen Moment auseinander und ich sah betreten zu Boden, als Balin uns anstarrte.
,,Dafür habt ihr später noch genug Zeit, befreit uns lieber schnell!", sagte er drängend, aber auch mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Die Hitze aus meiner Brustgegend wanderte in meine Wangen und ich bemühte mich hastig, den nächsten Schlüssel herauszufischen. Schnell schloss ich Balins Tür auf und eilte zu den anderen, bevor er mich noch weiter unnötig belehren konnte. Und auch, um nicht doch noch darauf zu kommen, Thorin überall abtasten zu wollen.
,,Ja, wir kommen raus! Wir können es doch noch schaffen!", rief Bofur jubelnd.
,,Und ich bekomm endlich wieder was zwischen die Kiemen", brummte Bombur freudig.
,,Bilbo, Bilbo, ich muss dir was erzählen!", kreischte Kili und hüpfte aufgeregt umher.
,,Pssht! Hier sind doch überall Wachen!", rief ich warnend zurück und schloss Dwalins Zelle auf, der sofort hinausstürmte. Als ich die Tür von Ori und Dori aufschloss, hatte Ori Freudentränen in den Augen und drückte mich ganz kurz an sich.
,,Danke, Bilbo!", flüsterte er und wischte sich die Tränen von den Wangen. Ich lächelte ihn breit an und öffnete dann eilig Noris Zelle.
,,Ori, komm!", sagte Dwalin und zog Ori vorsichtig am Ärmel mit sich.
Ich hopste zu den anderen Kammern und befreite Kili, der mir hinterherlief, da er mir etwas Ach so Wichtiges zu berichten hatte, dann schloss ich die Türen von Bifur, Bofur, Bombur und Fili auf.
,,Du hast viel verpasst", meinte Fili und streckte mir grinsend die Zunge raus. Bevor ich ihm noch frech nachmachen konnte, behauptete ich lieber trocken:
,,Ich habe jedes einzelne Wort mitbekommen." Fili sah mich irritiert an und ich lief schnell zu Oins Tür, um auch diese aufzuschließen.
,,Danke, mein Junge", sagte er und klopfte mir auf die Schulter. Ich lächelte mit einem Nicht der Rede wert-Blick zurück und öffnete die letzte Zelle ganz oben knapp unter der Decke, in der Gloin festsaß. Danach rannte ich schnaufend die Stufen herunter und Gloin folgte mir.
,,Seid still. Beeilt euch!", hörte ich Thorins Stimme und spürte meine Wangen noch hitziger bei dem Gedanken an mein ehemaliges Vorhaben pochen.
,,Die Treppe hinauf!", rief Kili und zeigte vor sich.
,,Du zuerst", befahl Dwalin und schob Nori in dieselbe Richtung, ,,Ori, komm her!" Endlich kam das Ende der Treppenstufen in Sicht und ich atmete kurz durch.
,,Nicht da lang, hier runter! Folgt mir!", rief ich, als hätte ich eine wirkliche Ahnung, wo ich genau langgehen müsste und winkte die Zwerge herbei. Ich sah, wie Thorin alle in meine Richtung schob und mir dann ein zuversichtliches Nicken zuwarf. Ich lächelte in mich herein und beeilte mich dann, erneut unzählige Stufen hinunterzulaufen, diesmal mit den Zwergen im Schlepptau. Dass ich dann an einer Weggabelung falsch abgebogen war und wir einem Gang folgten, den ich noch nie vorher gesehen hatte, erwähnte ich zu dem Zeitpunkt lieber nicht. Glücklicherweise teilte sich dieser Gang in drei weitere auf und einer von ihnen kam mir bekannt vor, sodass wir dank mir höchstens nur eine Viertelstunde verloren hatten. Hätte ich doch nur vorher eine Brotspur gelegt. Oder die Wände mit Kreide bemalt... am besten mit Fragezeichen, passend zu meiner Ahnung.
Immer mehr Stufen schlichen wir herunter und ich öffnete die große Holztür, die in den Weinkeller führte. Ich drehte mich nochmal zu den Zwergen um und legte verdeutlichend den Zeigefinger auf meine Lippen. Bleibt bloß ruhig! Sie nickten und folgten mir vorsichtig und ohne einen Mucks die letzten Stufen herunter. Als meine Augen den Tisch mit den drei schnarchenden Elben erblickten, musste ich mir die Hand vor den Mund halten, um nicht zu lachen. Armer Elion, vollkommen besoffen! Und Elros hat die Zwerge bestimmt längst vergessen. Lethuin döst wahrscheinlich einfach so und weniger wegen des vielen Alkohols, den er wie ein Weltmeister heruntergekippt hat.
Elros' Kopf schnellte hoch, während wir hinter ihnen zum Stehen kamen und ich erstarrte sofort. Doch sein Kopf prallte zurück auf den Tisch, ohne etwas bemerkt zu haben. Ich atmete aus und tapste weiter in Richtung der Fässer. Ob mein Plan, den ich mir vor zwei Minuten ausgedacht habe, aufgeht oder wir alle scheitern werden? Mal schauen. Die Zwerge starrten alarmiert auf die Elben und stoppten in ihrem Gehen. Sie schienen nicht zu realisieren, dass die betrunkenen Elben keine große Gefahr darstellten.
,,Hier rüber. Kommt", flüsterte ich und machte eine auffordernde Handbewegung. Kili folgte mir und sah entgeistert auf die riesigen Weinregale. Er drehte sich verärgert zu den anderen und flüsterte laut:
,,Das gibt's doch nicht! Wir sind im Keller!" Fili folgte seinem Blick und kicherte, als er Elions Zustand sah. Bofur ging rasend auf mich zu und ich schlich resigniert einen Schritt zurück.
,,Du sollst uns hier rausbringen und nicht noch tiefer rein!", fuhr er mich an und hatte einen enttäuschten Ausdruck im Gesicht.
,,Ich weiß was ich tue!", fauchte ich zurück und war sauer darüber, dass mir so wenig zugemutet wurde. Gut, dass ich mich wie gesagt einmal verlaufen und mir der 'Plan' durch Zufall in den Sinn gekommen war, spricht nicht gerade für mich... Aber wenigstens habe ich eine klitzekleine Idee, wie wir hier rauskommen und die könnte auch funktionieren, wenn ihr nicht immer SO LAUT WÄRT! Mein innerer Gedankenrausch wurde von Bofurs kopfschüttelndem "Psscht!" und seinen Fingern in meinem Gesicht unterbrochen. Während er an mir vorbeiging, sah ich ihm kochend hinterher. Was fällt dem ein! Ich schluckte meinen Ärger einigermaßen herunter und dirigierte die Zwerge weiter in den Keller hinein.
,,Hier entlang", sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Bei Thorins beruhigendem Blick auf mir schwand meine Wut sofort. Alle Zwerge gingen an mir vorbei, nur Fili nicht. Ich drehte mich suchend nach ihm um und entdeckte ihn zu meinem Entsetzen genau neben dem Tisch der drei schlafenden Elben.
,,Fili, was machst du denn!", rief ich ihm flüsternd zu und hob unverständlich die Hände. Fili sah auf und ich erkannte eine Feder und einen gelblichen Zettel in seiner Hand, die er wohl beide vom Nachbartisch genommen haben musste. Er hob bewahrend den Zeigefinger und formte mit seinen Lippen:
,,Eine Sekunde!" Dann beugte er sich auf die Tischplatte herunter und kritzelte in Windeseile verschnörkelte Zeichen auf das Blatt Papier, ohne Signierung. Zufrieden legte er die Feder beiseite und sah lächelnd auf den dösenden Elion herab. Ich rollte genervt die Augen.
,,Komm jetzt!" Fili hielt sich bei meinem Anblick kichernd die Hand vor den Mund und schlich mir hinterher.
,,Ja doch", flüsterte er belustigt zurück und sobald er bei mir angekommen war, schob ich ihn kommentarlos zu den anderen Zwergen.
,,Was hast du geschrieben?", fragte Kili gespannt, der seinen Bruder beobachtet hatte. Fili drehte sich fröhlich zu ihm.
,,'Finde mich im Erebor'." Er grinste wie ein Honigkuchenpferd und Kili seufzte matt.
,,Schön und gut, Fili, dass du so viel Spaß hast, doch wenn Dérek das erfährt...", er ließ das Ende seiner Worte verhängnisvoll in der Luft hängen. Fili blieb stehen und sah seinen Bruder mit zusammengezogenen Augenbrauen an und ich blieb auch stehen, um ihn im Notfall mit Gewalt weiter zum Gehen zu bewegen. Hallo, wir sind auf der Flucht! Klärt das bitte wann anders.
,,Das mit Dérek und mir ist was ganz anderes! Ich meine das doch nicht ernst. Und das weißt du auch!", flüsterte er mit deutlicher Stimme zurück und setzte seine Beine wieder in Bewegung.
,,Die Frage ist, ob er das auch so sieht", fand Kili und zuckte die Schultern. Bevor dieses Gespräch in eine Diskussion oder Schlimmes ausarten konnte, schob ich die beiden entnervt voran und befahl drängend:
,,Ruhe jetzt!" Wir kamen bei dem Dutzend übereinander gestapelten hellen Fässern an, das bei genauem Hinsehen aus vierzehn Fässern bestand, und als die Zwerge sie einmal umrundet hatten, blickten sie mir fragend entgegen.
,,Los, alle in die Fässer. Schnell", befahl ich ungeduldig und zeigte auf das Fass vor mir. Dwalin starrte mich an.
,,Bist du verrückt?!", rief er und ging einen bedrohlichen Schritt auf mich zu.
,,Dann finden sie uns!" Auch die anderen Zwerge drehten sich fragend zu mir und ich unterdrückte ein Augenrollen. Dieses Vertrauen in mir ist großartig.
,,Nein, werden sie nicht, ich verspreche es! Bitte! Bitte, ihr müsst mir vertrauen", beharrte ich, doch Dwalin sah nur abschätzig zu den anderen. Sie schüttelten alle den Kopf und schienen wohl lieber gefasst werden zu wollen, als meinem Rat zu folgen. Verzweifelt sah ich zu Thorin, der abwartend neben mir gestanden hatte und sich ein Bild von der Situation machen wollte. Er fing meinen flehentlichen Blick auf und seine Augen bohrten sich forschend in meine. Ich hielt den Atem an und machte mich auf alles gefasst.
,,Tut, was er sagt", befahl er mit tiefer Stimme und blickte anschließend auf seine Gefährten herab. Dass Thorin mir ohne zu Zögern vertraute, ließ meinen Bauch von innen kribbeln und erwärmen. Er sah noch einmal eindringlich zu mir und half dann dem vor sich hin grummelnden Dwalin dabei, die Zwerge in die Fässer zu verfrachten. Ich lächelte über beide Ohren und beobachtete sie, oder vielmehr Thorin.
,,Bofur, da oben alles in Ordnung?", fragte Gloin neckend und erntete einen Tritt. Ich ging etwas bang an den Fässern vorbei und zählte die Zwerge durch.
,,Dreizehn. Gut", murmelte ich und näherte mich dem Hebel, der die Fässer hoffentlich in den Fluss beförderte.
,,Und was machen wir jetzt?", fragte Bofur und alle Zwerge steckten ihre Köpfe aus den Fässern. Diabolisch grinsend drehte ich mich zu ihm um und umgriff mit großer Freude den Hebel.
,,Die Luft anhalten", sagte ich zwinkernd und freute mich über den Rachezug gegen seine vorige Unverschämtheit.
,,Die Luft anhalten?! Wie meinst du das?", keuchte er schnell hinterher und sah mich geschockt an. Ich zuckte heimtückisch die Schultern und drückte mit ganzer Kraft den Hebel herunter. Der Boden unter den Fässern verschwand und die Zwerge rollten erschrocken brüllend in Richtung Abgrund. Die Fässer fielen von einer beträchtlichen Höhe herunter und platschten zu meiner Erleichterung in das schäumende Flusswasser. Der Holzboden schnellte hoch und verschloss die Öffnung wieder, doch das erschien mir zuerst als unwichtig.
,,Ja! Geschafft!", rief ich und sprang jubelnd in die Höhe, da bemerkte ich, dass ich mich weiter leise verhalten musste. Noch immer euphorisch stellte ich mich auf die Holzplanke und bemerkte, dass kein Fass mehr für mich übrig war und niemand mehr den Hebel hätte betätigen können.
,,Eh...", murmelte ich und stemmte meine Hände in die Hüften. Ups. So weit hatte ich nicht gedacht. Gedankenlos biss ich mir auf den Zeigefinger und sah mich um. Von oben hörte ich Stimmen und Schritte, die näherkamen, und lief hektisch über die Holzplanke, doch da sah ich, dass Lethuin und Elros ihre Köpfe gehoben haben. Schnell wich ich schlitternd zurück, bevor sie mich sehen konnten und starrte panisch auf den Boden.
Jetzt öffne dich doch!, befahl ich ihm in Gedanken, doch er rührte sich kein Stück. Ich hopste vorsichtig an den Elben vorbei und begann, auf dem Boden herumzuspringen und dagegen zu treten, doch auch das half nicht. Die Rufe wurden deutlicher und ich sah Schatten, die die Treppe herunterkamen. Panisch starrte ich auf die dunklen Gestalten an der Wand und trat mehrere Schritte zurück. Unter meinen Füßen rutschte der Boden weg und ich stolperte nach hinten. Rücklings fiel ich gellend in den unendlich langen Abgrund hinab. Hart traf mein Rücken auf die Wasseroberfläche und mein Körper wurde metertief in das Wasser gestoßen. Gelähmt von dem Aufprall und den Schmerzen in meinem Rücken konnte ich mich nicht bewegen. Da schluckte ich plötzlich Wasser und drückte mich mit ganzer Kraft nach oben, immer weiter, und hatte Angst, nie wieder aufzutauchen. Am Ende durchbrach mein Kopf doch noch die Wasseroberfläche und ich schnappte halb gestorben nach Luft.
Ugghhh, nie wieder...
,,Bilbo!", ertönte eine Stimme, doch ich reagierte nicht. Mir wurde unter die Arme gegriffen und ich wurde an ein Fass hochgezogen. Ich hielt mich klammernd daran fest und öffnete die Augen, um in das besorgte Gesicht von Nori zu blicken.
,,Geht es dir gut?", fragte er und packte stärker nach meinem Arm, um mich und meinen Kopf über Wasser zu halten, denn ich konnte mich gerade noch so festhalten.
,,P-passt schon", murmelte ich und hustete das Wasser aus meiner Lunge. Obwohl ich eine längere Verschnaufpause gebraucht hätte, wurde mir diese von den Elben vorgehalten.
Ihre alarmierten Rufe hallten über die Mauern des Waldlandreiches hinweg und ließen uns keine andere Wahl, als mit den Fässern dem Fluss zu folgen.

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt