Mit der Zunge schnalzend richtete ich mein Abendessen auf meinem Teller an. Es bestand aus der Forelle, zerstampften Kartoffeln, Erbsen, kleinen Möhren und einer leichten Soße. Gemütlich setzte ich mich, steckte mir die Serviette an und verteilte Zitronensaft über mein Essen, als es an der Tür klingelte. Ich rollte genervt die Augen. Natürlich konnte ich nicht mal einen Tag ungestört sein. Nein, vor allem nicht um diese Uhrzeit, bei der jeder vernünftige Hobbit schon im Bett sein sollte und nur ich wieder den Fehler begehe, es nicht zu tun. Seufzend stand ich auf, warf einen sehnsüchtigen Blick auf mein Essen und schlurfte zur Tür. Dabei war es mir egal, dass ich nur mit meiner dünnen Nachtkleidung und einem offenstehenden Morgenmantel bekleidet war. Gelangweilt öffnete ich die Tür und hatte zu meinem Erstaunen einen Zwerg vor mir stehen. Einen männlichen, wohlgemerkt. Er hatte einen langen braunen Bart, sein Kopf zierte eine Halbglatze und auf seinem Rücken trug er zwei Äxte. Als er meinen Blick auffing, knurrte er:
,,Dwalin. Zu Euren Diensten." Und verfiel in eine leichte Verbeugung. Während er schon auf eigene Faust in die Stube hineinspazierte, antwortete ich verwirrt:
,,Bilbo Beutlin, äh... zu Euren, denke ich." Schnell fügte ich noch hinzu:
,,Kennen wir uns zufällig?"
Der Zwerg beäugte mich kurz von oben nach unten, bis er bei meinen Füßen verweilte und sie mit einem undefinierbaren Blick anstarrte.
,,Nein", meinte er, zog sich den Kapuzenmantel von den Schultern und drückte ihn mir mitsamt der Äxte in die Hand.
,,Wo denn lang, Bürschchen? Ist es hier unten?", fragte er und ließ seinen Blick über meine Einrichtung schweifen. Dabei konnte ich die schwarzen Zeichnungen auf seinem Hinterkopf erkennen, wusste aber nicht, was sie bedeuteten. Ich entschied mich, vorerst höflich zu bleiben und die Lage noch einzuschätzen.
,,Unten? W-wo soll was ... unten sein?"
,,Na, das Abendessen. Es soll reichlich davon geben. Met und Braten und gute Stimmung. Hat er gesagt." Aus eigener Hand stapfte er mit seinen verschmutzten Stiefeln genau in die Richtung meines Essens.
,,Aha. Hat wer gesagt?", fragte ich und erhielt natürlich keine Antwort. Ich schluckte, denn ich musste erstmal den Besuch eines fremden Zwerges verdauen und legte den Mantel und die Äxte einfach auf den Boden ab. Als ich zurück ins Speisezimmer stolperte, hatte es sich Dwalin schon gemütlich gemacht und vergriff sich gerade an meinem Abendessen. Verärgert, doch aus Angst davor, er könnte mir augenblicklich alle Knochen brechen, falls ich den Mund aufmachte, setzte ich mich schweigend in seine Nähe und sah ihm beim Essen zu. Was erlaubt sich dieser Zwerg? Stapft ohne eine Erklärung in mein Haus, in das er nicht einmal hineingebeten wurde. Setzt sich scheinheilig an meinen Esstisch und verschlingt meine abendliche Mahlzeit. Hat da etwa Gandalf die Finger im Spiel? Nachdem der Teller fast vollständig geleert war, sagte er kauend und mit vollem Mund:
,,Mh, sehr gutes Essen. Obwohl mir der Braten und die Stimmung fehlen. Aber gute Kost. Gibt es da noch mehr?" Ich nickte schnell, um ihn bloß nicht auf die Palme zu bringen und griff nach der Schale mit den köstlich duftenden Birnenkeksen. Schnell, als Dwalin gerade damit beschäftigt war, der Forelle den Kopf abzubeißen, stibitzte ich mir einen meiner eigenen Kekse und verstaute ihn in meiner Manteltasche.
,,Hier, für Euch", sagte ich so aufrichtig wie möglich, doch immer noch mit einem Hintergedanken.
,,Nun, ich will ja nicht stören... es ist nur so, dass ich, uh, keinen Besuch erwartet hatte. Jedenfalls nicht heute. Und gerade nicht um diese Uhrzeit. Euer Erscheinen überrascht mich." Er nickte nur und stopfte sich gleich drei Kekse gleichzeitig in den Mund. Das nenne ich mal Tischmanieren. Und ich dachte, ich wäre der, der sein Essen geradezu verschlingt, dachte ich, da läutete es erneut.
,,Das war dann wohl die Tür", sagte Dwalin und sah mich eindringlich an. Ich schluckte und ging zur Haustür, öffnete sie und blickte einem etwas kleineren Zwerg entgegen.
,,Balin, zu Euren Diensten, Herr Beutlin." Sein Haar war lang und weiß, ebenso wie sein Bart und er trug einen rötlichen Kapuzenmantel, unter dem er wahrscheinlich seine Äxte versteckt hielt.
,,Ehm. Guten ... Abend", sagte ich überrumpelt. Der zweite Zwerg sah hinauf in den Himmel und nickte mir lächelnd zu.
,,Ja, ja, es ist ein guter Abend. Sehr schön. Wobei ich ja denke, dass es später regnen wird." Er ging einen Schritt auf mich zu und ich starrte ihn nur an.
,,Ich bin doch nicht etwa zu spät?", fragte er bei meinem Blick.
,,Zu spät? Für was?" Der Zwerg sah schweigend an mir vorbei und ich runzelte die Stirn. Wie nett. Schöne Manieren haben die beiden.
,,Oh!", gab er plötzlich von sich und schob sich an mir vorbei.
,,Abend, Bruder!", sülzte er und trat grinsend auf Dwalin zu. Dieser stellte meinen Bierkrug ab, aus dem er unhöflicher Weise getrunken hatte und erwiderte das breite Lächeln.
,,Bei meinem Barte. Sieh dich an. Du bist kürzer und breiter seit dem letzten Mal geworden", fand er und näherte sich seinem Bruder. Nach einer Ewigkeit schloss ich dann auch endlich die Tür und schlich verdutzt auf die beiden zu.
,,Nah, nur breiter, nicht kürzer. Und weiterhin schlau genug für uns beide." Sie beide lachten auf und packten dem anderen an die Schultern. Ihre Blicke waren innig. Warte... was?
Mit einem lauten Rumps stießen sie ihre Köpfe aneinander und lachten noch lauter auf. Erstarrt sah ich die beiden an.
,,He, ehm, verzeiht, a-aber ich bin mir nicht sicher, ob Ihr beide im richtigen Haus seid...", fing ich an und wurde gekonnt ignoriert. Dwalin zog seinen Bruder Balin mit sich und goss ihm eine beträchtliche Ladung Weizenbier in einen Krug. Während sie sich über dieses und jenes austauschten, warf ich ihnen unerfreut zu:
,,Meist habe ich nichts gegen Besuch, ja, manchmal schätze ich ihn sogar, wie jeder Hobbit. Doch noch mehr schätze ich ihn zu kennen, bevor er in mein Haus spaziert. Ohne Einladung." Dwalin nahm einen Blauschimmelkäse vom Tisch meiner Speisekammer und warf ihn angewidert hinter sich. Ich folgte dem fliegenden Käse, der laut auf meine Holzdielen platschte und sich spritzend über den Boden verteilte.
,,Ehm. Ich meine, ich kenne Euch beide nicht. Nicht im Geringsten. Und Eure Manieren sind nicht gerade die, die ich mir von meinem Besuch wünschen würde. Und dann auch noch von einem unangekündigten. I-ich will nicht unhöflich sein, nein, nein, doch das musste jetzt mal wirklich gesagt werden. Da nehme ich jetzt auch kein Blatt mehr vor den Mund, tut mir leid!", endete ich meinen Monolog. Sie drehten sich gleichzeitig zu mir um und ich räusperte mich unruhig. Balin starrte mich an und lächelte dann freundlich.
,,Entschuldigung angekommen." Entgeistert klappte mir der Mund auf und ich beobachtete die beiden dabei, wie sie ohne jegliche Sorge weiter meine Speisekammer plünderten. Da wurde erneut die Türglocke betätigt und ich ging kopfschüttelnd darauf zu.
Langsam aber sicher zweifelte ich daran, dass ich heute noch entspannt vor dem Kamin sitzen und die Beine bei einigen Keksen und Büchern ausstrecken konnte. Am liebsten hätte ich die Personen vor der Tür einfach ignoriert und wäre in mein warmes Bett geschlüpft, doch noch immer war ich mir nicht sicher, ob die beiden Zwerge wirklich friedfertig waren. Ich seufzte, umfasste den Türknauf und stand diesmal gleich zwei Zwergen gegenüber. Ich seufzte niedergeschlagen. Beide waren ein Stückchen größer als ich und wirkten im Gegensatz zu den beiden davor sehr jung und ein wenig aufgekratzt. Der linke von ihnen hatte aschblondes langes Haar, trug wie auch die anderen einen Kapuzenmantel mit einer Waffe auf dem Rücken und hatte seinen Bart zu kleinen Zöpfchen geflochten. Der rechte junge Zwerg hatte ebenfalls langes Haar, das jedoch bräunlich war und anders als die anderen Zwerge trug er auch keinen riesigen Bart. Eigentlich konnte ich nur einige kleine Bartstoppeln erkennen. Der linke von ihnen erhob die Stimme und stellte sich vor:
,,Fili"
,,...und Kili", sagte dann der Braunhaarige. Beide vollführten eine tiefe Verbeugung und sagten dabei gleichzeitig:
,,Zu Euren Diensten!" Ich starrte sie an und entschied, keine weiteren Zwerge mehr hinein zu lassen, bis ich wusste, was hier vor sich ging.
,,Ihr müsst Herr Beuteler sein, richtig?", behauptete der rechte Zwerg vergnügt und trat einen Schritt hervor. Beuteler?! Mit beiden Händen umklammerte ich die Tür und meinte ausdrücklich:
,,Nein, nicht richtig und ihr könnt hier auch nicht reinkommen, das ist nämlich das falsche Haus." Innerlich kochte ich. Beide wechselten enttäuschte Blicke und als ich ihnen gerade die Tür vor der Nase zuhauen wollte, stellte der Zwerg namens Kili seinen Fuß dazwischen.
,,Warte! Ich bin mir sicher, wir sind hier goldrichtig. Oder ist es etwa abgesagt worden?" Der blonde Zwerg lehnte sich gegen die Tür und sah mich mit hellblauen, überraschten Augen an.
,,Davon wussten wir ja gar nichts." Aufgebracht rollte ich die Augen.
,,Abgesagt? Es wurde gar nichts abgesagt!" Man ließ mich nicht weiterreden, denn die Tür wurde aufgestoßen und ich unsanft zur Seite geschoben.
,,Na, da bin ich aber erleichtert!", rief Kili und beide Zwerge betraten meine Hobbithöhle. Im Nebenraum war lautes Poltern zu hören, denn Balin und Dwalin waren, warum auch immer, eifrig damit beschäftigt, Stühle und Tische zu verrücken. Verärgert folgte ich ihnen schlurfend, da drückte mir der blonde Zwerg plötzlich seine Schwerter in die Hände.
,,Vorsichtig damit, Kleiner. Hab sie gerade erst geschliffen, also mach sie bloß nicht stumpf." Überrumpelt umgriff ich sie und sah ihn dann wutbrodelnd an.
,,Kleiner?!", rief ich aus und auf seinem Gesicht bildete sich ein amüsierter Ausdruck.
,,Und was soll ich damit?!", fragte ich entrüstet und starrte auf die schweren Schwerter in meinen Armen herab. Fili zuckte die Schultern und der brünette Zwerg, der mit seinen dreckigen Schuhen durch meine ganze Höhle gelatscht kam, ging auf uns zu.
,,Schön habt Ihr es hier. Echt kuschlig. Aber etwas altbacken eingerichtet." Er nahm seinen Mantel ab und warf ihn rücksichtslos zu Boden, eingeschnappt starrte ich darauf.
,,Ja, stimmt", stimmte ihm Fili zu und ließ seinen Blick über die Gemälde an meinen Wänden schweifen.
,,Habt Ihr die Höhle selbst gebaut?", fragte wieder Kili und fing dann an, seine schmutzigen Schuhe an der Aussteuertruhe meiner Mutter abzuwischen.
,,Was? Nein, war schon immer in Familienbesi- würdest du das lassen?" Die beiden warfen sich belustigte Blicke zu und glucksten auf, da kam Dwalin auf sie zu und zerrte sie mit sich in meine Speisekammer.
,,Na los, packt mit an, sonst kriegen wir nie alle rein", merkte Balin an und ich folgte ihnen bestürzt und mit den Schwertern auf den Armen.
,,Alle? Was? Wer kommt denn noch alles her?!", rief ich aus und wurde nur angeschwiegen.
Ein weiteres Mal läutete die Tür und ich war derart in Rage, dass ich einfach Filis Schwerter gegen die Wand pfefferte und wutentbrannt zur Haustür stapfte. Dabei ließ ich die rasenden Worte laut aus meinem Mund kullern:
,,Oh nein, langsam reicht es. Es ist niemand Zuhause! Geht einfach wieder weg und belästigt jemand anderes! Meine Nachbarn würden sich freuen! Es sind auch schon so zu viele Zwerge in meinem Esszimmer, mehr brauche ich wirklich nicht! Wenn sich da irgendein Holzkopf einen Scherz erlaubt, ha! Dann kann ich nur sagen, er soll sich warm anziehen, denn er ist äußerst GESCHMACKLOS! Eine Frechheit ist das!" Nun dachte ich auch nicht mehr an Höflichkeiten und riss aufgebracht die Tür mit einem Ruck zur Seite. Mir fielen mehrere bewaffnete Körper mit Kapuzen entgegen und ich konnte dem Berg an Zwergen gerade noch knapp ausweichen. Sie alle klatschten aufeinander und der Fülligste von allen fiel zu ihrem Pech auch noch auf sie drauf.
,,Was zum... ugh. Gandalf." Ich entdeckte den großen grau gekleideten Mann mit Spitzhut und Holzstab sofort.
,,Guten Morgen", sagte er zwinkernd und ich wusste nicht, ob ich weinen, lachen oder einfach nur unkommentiert weggehen sollte. Ich seufzte laut und theatralisch, damit jeder Anwesende meine Laune zu spüren bekam. Doch es schien sie nicht zu interessieren. Die Zwerge rafften sich grunzend auf, stapften durch meine nun verschmutzte Hobbithöhle und begrüßten die anderen vier Zwerge, nachdem sie mir kurz ihre Namen mitgeteilt haben. Bifur, Bofur, Bombur, Ori, Nori, Dori, Oin und Gloin. Spätestens nach einer halben Minute hatte ich schon die Hälfte vergessen. Während sie sich alle lautstark über die letzten Geschehnisse, bei denen ich gar nicht mehr zuhörte, unterhielten, trugen sie Stühle und Geschirr durch die Zimmer. Als sie sich noch alle an meiner mit Leckereien gefüllten Speisekammer zu schaffen machten, schritt ich resigniert ein:
,,Entschuldigt mich, aber könntet Ihr vielleicht erst einmal mich, den Hausherren, fragen, bevor ihr meine ganze Kammer ausräumt?" Ich wurde keines Blickes geachtet, man schob mich einfach zärtlich zur Seite und ließ mich meine eigene Wand anstarren. Wie bitte?! Ich sah, wie einer der Zwerge meinen Wein in seinen Pranken hielt und rief ihm jähzornig hinterher:
,,He, das ist mein bester! Ich muss doch sehr bitten-" Der Zwerg fuhr herum und ich starrte mit geweiteten Augen auf das Beil, das in seiner Stirn prangte. Er warf mir unbekannte Worte an den Kopf, bei denen ich nur die Augen zusammenkniff. Zwergisch?
,,Bifur sagt, er fühlt sich ein wenig unwohl." Ich drehte mich um und blickte dem noch älter als Balin aussehenden Zwerg entgegen, dessen Namen ich schon wieder vergessen hatte. Ich hob eine Augenbraue.
,,Womöglich weil ihm ein Beil im Kopf steckt?", fragte ich trocken. Der Zwerg runzelte die Stirn und hob einen Trichter, den er sich an das Ohr hielt.
,,Häh? Verreckt? Nein, ihm brummt nur der Schädel. Sonst geht es ihm gut." Er stapfte davon.
Ich beschloss, in mein Schlafzimmer zu gehen und den lästigen Abend einfach abzuwarten, bis alle zwölf Zwerge das Weite gesucht haben. Denn es wäre töricht, mich gegen alle bewaffneten Zwölf zu stellen und ihnen zu sagen, sie sollten gefälligst meine Speisekammer in Frieden lassen. Verärgert und mit einem Kloß im Hals stapfte ich in Richtung meines kleinen gemütlichen Schlafzimmers. Da fing mich ausgerechnet Gandalf ab.
,,Bilbo, wohin gedenkst du denn zu gehen? Leiste uns doch ein wenig Gesellschaft." Wutentbrannt drehte ich mich um. Auf seinem Gesicht lag ein belustigtes Grinsen und in der Hand hielt er seinen grauen Spitzhut. Ich erhob die Stimme und sagte:
,,Denen werde ich garantiert keine Gesellschaft leisten! Was die sich hier in meinem Haus erlauben, ist unerhört. Hast du den Zustand meiner Küche oder die geleerte Speisekammer bemerkt?" Gandalf schüttelte nur schmunzelnd den Kopf.
,,Entschuldigung, werter Herr Bilbo, doch wo kann ich mein Tellerchen abstellen?", fragte plötzlich der junge Zwerg namens Ori, dessen Name mir als einziger auf den Lippen geblieben ist. Etwas gereizt drehte ich mich zu ihm um.
,,Weiß ich nicht, frag doch Bombur, ob er ihn nicht auch noch essen will." Er schaute mich nur verwirrt an und ging dann wieder in das Speisezimmer, aus dem er vorher gekommen war. Gandalf schien meine Antwort zu amüsieren, doch ich sprach unbeirrt weiter:
,,Dann auch noch diese Stolperfallen mit ihren Mänteln und Äxten auf dem Boden, über die ich schon mindestens dreimal gefallen bin! Nein, Gandalf, ich verziehe mich viel lieber auf mein Zimmer und weine mich in den Schlaf. Das würde ich dir auch empfehlen, denn dieses Rückenbücken von dir wirkt nicht sehr gesund, du hast doch noch ein paar Jahre." Gandalf lachte vergnügt und nahm mich überhaupt nicht ernst.
,,Na komm, Bilbo", sagte er und schob mich vor sich her, bis wir in meinem Speisezimmer angekommen waren. Die Zwerge nahmen kurz Notiz von mir, waren aber viel zu sehr damit beschäftigt, die Köstlichkeiten aus meinem Speisezimmer wie Tomaten, Bratspieße, frischgebackene Brote, Würstchenketten und allerlei gebratenes Gemüse in sich hineinzustopfen. Mit zusammengekniffenen Augen und verschränkten Armen lehnte ich mich gegen den Türrahmen und sah ihnen beim Schlemmen zu. Ich musste zugeben, ich verlor dabei jedes Hungergefühl und fragte mich eher, wie die so viel in ihre Mägen bekamen. Der dunkelblonde Zwerg, Fili, kam aus der Küche geflitzt und trug mehrere Krüge gefüllt mit Met auf den Armen. Er stieg auf den Esstisch und ich protestierte laut dagegen, doch meine Stimme ging in dem lauten Gegrunze unter. Fili kleckerte über den ganzen Tisch, schaffte es aber, nicht in eine Schale mit Essen zu treten und verteilte den Met unter den Zwergen.
Kili erhob seinen Krug und rief laut:
,,Zum Wohle meine Freunde und Brüder! Eins, zwei-" Und sie alle stürzten sich auf ihre Krüge und kippten glucksend den Inhalt in ihre Kehlen, während die Hälfte wieder an ihren Bärten hinunterfloss. Dann veranstalteten sie ein Rülpskonzert. Ich verzog das Gesicht und drehte mich weg, die Wut in mir immer stärker brodelnd.
,,Was machst du denn für ein Gesicht, Bilbo?", fragte Gandalf mit süffisanter Stimme. Ich sah ihn nicht an und schüttelte stattdessen nur den Kopf. Lass mich bloß in Ruhe.
Später am Abend, nachdem sie alle gesättigt und zufrieden waren, erschlossen sie sich doch tatsächlich dazu, die ganze Schweinerei eigenständig sauber zu machen. Ich fiel fast in Ohnmacht, als ich die Berge an schmutzigem Geschirr neben dem Spülbecken sah, war aber erleichtert darüber, dass sich sofort alle Zwerge zum Abspülen bereit erklärten. Während sie also Teller und Besteck spülten und alles trotz meines Protests fröhlich durch die Luft warfen, stimmten sie ein gemeinsames Lied, das eindeutig als Spott gegen mich galt. Ich kochte vor Wut und war mir sicher, dass das brodelnde Gefühl in meiner Brust noch bis zum nächsten Tag anhalten würde. Aufgebracht lief ich hinter ihnen her, warf ihnen dabei Wörter an den Kopf, von denen ich nicht wusste, dass ich sie kannte und musste ihrem lächerlichen Lied lauschen. Als ich ihnen zurück bis ins Speisezimmer gefolgt war, befand sich plötzlich ein Berg an sauber glänzenden Tellern und Schalen auf meinem Esstisch. Daneben lag frisch poliert und gourmethaft angeordnet das Besteck in kleinen Behältern. Überrascht starrte ich auf den Berg vor mir und zählte flüchtig alle Teller ab. Es schien kein einziger zu fehlen.
Alle Zwerge lachten vergnügt und grinsten mich an und Gandalf sog lächelnd an seiner Pfeife.
Plötzlich klopfte es zweimal stark gegen meine Haustür und es entstand eine angespannte Stille.
,,Er ist hier", murmelte Gandalf dramatisch.
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King Under The Moantain | bagginshield
FanficBilbo Beutlin ist ein gerissener kleiner Hobbit. Er lebt alleine, hat immer einen Spruch auf den Lippen und sehnt sich nach Pfeifenkraut. In seinem Leben brauchte es nicht mehr, bis eines späten Abends unerwarteter Besuch vor seiner Türmatte steht...