-9- Tollende Trolle

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Vor uns erstreckte sich eine große abgebrannte Holzhütte und Thorin trabte darauf zu, seine Augen fuhren konzentriert über die Umgebung. Er nahm die Zügel in nur eine Hand und drehte das schwarze Pony um die eigene Achse.
,,Hier sieht es ruhig aus. Wir schlagen unser Lager für die Nacht auf. Fili, Kili, herkommen. Ihr versorgt die Ponys. Und bleibt bloß nahe bei ihnen", befahl er und sprang gewandt von seinem Pony herunter. Die Zwerge nickten ihm zu und rutschten ebenfalls von den Rücken ihrer Reittiere. Etwas unruhig nahm ich meinen linken Fuß aus dem Steigbügel und ließ mich Stück für Stück hinuntergleiten. Ich hüpfte auf den Erdboden und atmete erleichtert aus. Keine Schmerzen. Gut. Ich rieb mir den etwas krummen Rücken und streckte mich kurz.
,,Oin, Gloin", sagte Thorin und schritt auf Gandalf zu, der inmitten der Hütte stand und sich umsah.
,,Aye?", fragte Oin und hielt sich seinen Trichter näher ans Ohr.
,,Macht ein Feuer, aber nicht zu groß. Nehmt Ori und Dori zum Holzholen mit", sagte Thorin und ging an ihnen vorbei.
,,Ist recht." Fili kam auf mich zu und nahm mir die Zügel aus der Hand. Ich sah zu Gandalf, der den Kopf schüttelte und wieder aus der Hütte gehen wollte. Fili strich Myrtle über das Fell und folgte dann meinem Blick.
,,Hier können wir nicht bleiben, Thorin! Sieh dir doch die Häuser der Menschen an, sie sind nicht ohne Grund abgebrannt und verlassen. Wir sollten als sichere Alternative zum Verborgenen Tal reiten", schlug Gandalf vor und drehte sich zu Thorin, der vor ihm stand und selber in die Hütte trat. Seine Augen fuhren über die Holzbalken und den zerstörten Kamin in der Mitte der Hütte. Bei Gandalfs Worten schnaubte er verächtlich.
,,Nein, wie oft denn noch! Ich habe es dir doch schon gesagt: Wir werden  nicht in die Nähe dieses Ortes gehen!", entschied er mit scharfem Ton und Gandalf wirkte verstimmt.
,,Ihr Zwerge und eure Sturheit, das ist ja beinahe so schlimm wie Bilbos Unhöflichkeit!", rief er aus und ich öffnete vor Protest den Mund. Beide sahen zu mir, da sprach Gandalf unbeirrt weiter:
,,Früher oder später werden wir die Hilfe der Elben benötigen, ob du es nun willst oder nicht. Sei froh, dass sie dir und deiner Sippe noch die helfende Hand reichen und nutz diese Geste auch. Wir besitzen eine Karte, die keiner von uns lesen kann und das macht sie nutzlos! Allerdings bin ich mir sehr sicher, dass Herr Elrond sie zu entschlüsseln weiß und darum müssen wir ihr Reich aufsuchen." Thorin setzte einen zornigen Blick auf und Gandalf trat einen kleinen Schritt zurück.
,,Die Elben sollen uns ihre helfende Hand reichen? Ein Feuerdrache hat den Erebor angegriffen. Meine Heimat zerstört, mein Volk dezimiert, uns das Königreich genommen. Welche Hilfe kam da von den Elben? Orks schändeten die heiligen Hallen Khazad-dûms und was taten die Elben da? Tatenlos zusehen und sich von uns abwenden. Wir verzichten auf ihre Gastfreundschaft und all jenes, was ihnen sonst noch zu kommen einfällt!", stieß er düster aus und Gandalf sah ihn kurz zögernd an. Dann schüttelte er verärgert den Kopf, drehte sich um und stapfte fort von uns.
,,Gandalf, wo willst du denn hin?", fragte ich, als er an mir vorbeiging. Er würdigte mich keines Blickes und stieß wütend seinen Holzstab in den Boden.
,,Wo ich hin will? Ich will die Gesellschaft des Einzigen suchen, der hier noch bei klarem Verstand ist", warf er mir über seine Schulter entgegen. Ich stutzte und fragte mit angehobener Stimme:
,,Und wer ist das?" Gandalf pfefferte seinen Stab noch heftiger in die Erde und Dori wich erschrocken zurück.
,,ICH SELBER, lieber Bilbo!", brüllte er und ich sah ihm verdutzt hinterher.
,,Mir waren das eindeutig genug Zwerge für einen Tag. Ich muss mich sammeln", sagte er ausdrücklich und stieg auf sein Pferd. Ohne sich zu uns umzudrehen, trat er dem Ross in die Seiten und schritt einen anderen Pfad ein. Ich sah ihm entgeistert hinterher und fühlte mich augenblicklich ungeschützt. Einen Zauberer bei sich zu haben hat schon etwas, fand ich. Fili und ich tauschten verwirrte Blicke.
,,Na los, Bombur, bereite das Essen zu. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit", forderte Thorin ganz subtil und trat aus der Holzhütte hervor. Mein Blick schweifte zu ihm und er fing ihn kurz auf, dann sah er an mir vorbei und ging wieder zu uns und den Zwergen.
,,Meinst du Gandalf kommt wieder?", flüsterte ich zu Fili und er zuckte unwissend die Schultern. Die Zwerge begannen ihre Provianttaschen von den Ponys zu laden und Kili kam auf uns zu, um den schwarzen Hengst abzuführen, Fili folgte ihm mit Myrtle. Unschlüssig stand ich da und sah noch immer dorthin, wo der Zauberer verschwunden war. Nach einem kurzen Augenblick gesellte ich mich dann zu Bombur, um ihm dabei zu helfen, eine Pilzsuppe herzurichten. Überwiegend aus dem Grund, weil er mir dafür die erste Schale versprach und ich immer mit Essen gelockt werden konnte. Mit einem Mörser zerkleinerte ich ein paar einfache Kräuter, die er mir in die Hand drückte. Als das Nachtlager hergerichtet war, war es stockduster und der Halbmond strahlte uns hell über die Gesichter. Der Kessel brodelte und die Suppe war fertig, Bombur befüllte die erste Schale und drückte sie mir in die Hand. Ich ging den Pfad entlang, auf dem Gandalf uns zurückgelassen hatte und sah hinaus auf die Landschaft, während ich meine Suppenschale auslöffelte. Als ich aufgegessen hatte, ging ich wieder zu dem Kesselfeuer, um mir die zweite Portion zu holen.
,,Gandalf ist immer noch nicht zurück", merkte ich an und stellte mich zu Bofur, der gerade Gloin die Schale füllte.
,,Ach, der Zauberer hat seinen eigenen Kopf. Der kommt zurück wann er will und wie es ihm gerade in den Hut passt", sagte er und überreichte Gloin seine Schale. Dieser probierte von der Suppe und schmatzte laut und unappetitlich.
,,Der Eintopf ist gar nicht mal so schlecht. Hab schon Schlimmeres gegessen", brummte er und schlürfte vom Rand der Suppe.
,,Ja, und zwar das, was Dori immer kocht. Ha ha!", rief Nori feixend und schubste seinen Bruder Dori an, dem der Inhalt seiner Suppenschale auf die Schuhe schwappte. Auch Bofur und Bombur stimmten mit ein und Dori grummelte unwirsch vor sich hin.
,,Ja, wirklich zum Totlachen ihr Kinder", meinte er grimmig und setzte sich beleidigt mit dem Rücken zu uns auf einen Felsen. Bofur nahm mir die Schale ab, doch statt die nächste Portion draufzuschlagen, stellte er sie auf den Grasboden und drückte mir zwei neue Schalen in die Hand.
,,Bring das bitte den Jungs, sie versorgen hinter der Lichtung die Ponys. Sind bestimmt am Verhungern." Nach einem leisen Seufzer nickte ich und machte mich auf die Suche nach Fili und Kili. Und schon wieder bin ich der Laufbursche.
,,Bombur, du hattest jetzt aber genug!", hörte ich Bofur hinter mir sagen und es folgte ein leichter Klaps, der wahrscheinlich auf die Finger seines Bruders gerichtet war. Belustigt schüttelte ich den Kopf und balancierte mit den zwei Schüsseln durch das hohe Gras. Ich fand die beiden Brüder etwas abseits vom Lager entfernt vor dem Eingang eines dunklen Waldes stehen. Ich ging auf sie zu und hielt ihnen die Schalen an die Brust, doch sie beachteten mich gar nicht.
,,Was ist?", fragte ich nach einiger Zeit. Fili und Kili starrten geradeaus in die Dunkelheit.
,,Wir sollten nach den Ponys sehen", fing Kili mit schwankender Stimme an.
,,Nur sind wir da auf ein klitzekleines Problemchen gestoßen...", führte Fili weiter und beugte sich ernst zu meinem Gesicht herunter. Verwirrt folgte ich dem Blick der beiden, doch sah nichts als Dunkelheit.
,,Wir hatten sechzehn Ponys", meinte Kili wieder und schluckte.
,,Und jetzt sind nur noch vierzehn übrig", endete sein Bruder und die beiden sahen gleichzeitig zu mir. Mir war unwohl zumute. Wir durchsuchten die Rastplätze der Ponys, konnten die beiden anderen aber nicht finden.
,,Margerite und Bungo fehlen. Ich kann sie nirgends finden", sagte Kili und ging wieder auf Fili und mich zu. Ich stand von dem Baumstamm auf, auf den ich mich gesetzt hatte.
,,Das ist nicht gut", meinte ich unsicher. Wir gingen etwas weiter und ich hielt noch immer die dampfenden Schalen in den Händen. Da trafen wir auf einen großen Baum, der bis zu den Wurzeln aus dem Erboden herausgerissen war und ich ließ sie beinahe fallen.
,,Und das ist gar nicht gut. Sollten wir das nicht vielleicht ... ehm, eurem Onkel sagen?", fragte ich und die Köpfe der beiden schwankten zu mir. Dann warfen sie sich wieder diese undefinierbaren Blicke zu und Fili schüttelte den Kopf.
,,Thorin? Uh, nein. Belasten wir ihn lieber nicht damit. So groß ist das Problem jetzt auch nicht. Hoffe ich." Er räusperte sich und wusste selber, dass das Problem doch schon ziemlich groß war. Dann drehte er sich ganz zu mir und drückte mich an dem Rücken weiter am Baum vorbei.
,,Aber es ist gut, dass du hier bist, denn weißt du, wir dachten du als unser Meisterdieb könntest ja mal einen kurzen Blick in den Wald werfen. Dich nach den beiden umsehen oderso. Ist ja nicht weit", sagte er überzeugt und warf mir sein strahlendstes Lächeln entgegen. Ich bekam einen kleinen Schock und starrte auf den zerstörten Baum herunter.
,,Oh, uh... siehst du ... dieses Etwas dort scheint doch schon ziemlich groß zu sein, findest du nicht? Und stark, zumal es Bäume ausreißen kann... Ich bin mir nicht sicher, ob ich dafür geeignet bin", versuchte ich mich aus der Sache herauszureden.
,,Doch doch, ohne Zweifel. Aber Recht hast du, was Kleines kann das nicht gewesen sein...", stimmte mir Kili zu. Fili starrte auf einmal auf einen schwach leuchtenden Punkt im Wald und ging einen Schritt darauf zu.
,,Schaut mal, dort ist Licht." Kili und ich schlichen ihm hinterher und ich stellte die Schalen mit Essen auf dem Baumstumpf vor uns ab. Wir blickten auf das flackernde Licht, bei dem es sich um ein großes Lagerfeuer handelte und hörten schlagartig ein lautes, heiseres Lachen. Mir lief ein Schauer den Rücken herunter und ich sah mich hektisch um.
,,W-was war das denn?", flüsterte ich und meine Atmung ging schneller.
,,Trolle", knurrte Kili mit zusammengebissenen Zähnen und er und sein Bruder rannten auf das Feuer zu. Ich folgte ihnen, natürlich nicht ohne die Suppenschalen zu vergessen und erblickte zu meinem Schock einen der Trolle. Es war eine riesige Kreatur mit wabbliger Haut und deformierten Körperteilen, die mit Bläschen übersät waren. Schnell versteckte ich mich hinter einem hochgewachsenen knorrigen Baum. Der Troll hielt zwei unserer Ponys unter den Armen, sein Körper war grässlich und bleich und er war mit nichts außer einer dreckigen Latzschürze bekleidet. Nachdem ich mir sicher war, dass er an uns vorbeigegangen war, wandte ich mich aufgebracht an Fili und Kili.
,,Hier rennt sowas durch den Wald und ihr warnt mich nicht davor?! Und sie haben schon wieder zwei unserer Ponys! Meine Myrtle und Minzi! Wer weiß, was sie mit ihnen anstellen werden! Sie ... sie werden sie bestimmt fressen! Wir müssen etwas tun!", rief ich und bekam einen Stich bei dem Gedanken daran, dass meinem armen kleinen Pony etwas passieren könnte.
,,Ja! Genau Bilbo, du solltest etwas tun!", fand Kili und nahm mir die Schalen aus der Hand, dann schob er mich in die Richtung der Trolle. Ich drückte meine Füße in den Boden, um ihn zu stoppen, doch er schubste mich vorsichtig zum Feuer heran.
,,Bergtrolle sind dämlich und du bist so klein, schlau und flink, dir wird bestimmt etwas einfallen und keiner bemerkt dich dabei!", beteuerte er mir und ich schüttelte energisch den Kopf.
,,Nein! Ich mach das nicht!", beschloss ich laut und fuhr herum. Kili nahm die Hände von mir und hob sie in die Luft, als er meinen finsteren Blick bemerkte. Seine Augen schweiften zu dem flackernden Licht, das ihm über das Gesicht fiel, dann sah er wieder zu mir.
,,Keine Sorge, es ist völlig sicher. Wir werden dir natürlich den Rücken freihalten und einschreiten, falls es Schwierigkeiten geben sollte, nur bezweifle ich, dass es so weit kommen wird", versprach er mir mit dem liebenswertesten Lächeln, das er auftreiben konnte.
,,Genau, Kili hat Recht. Sonst mach einfach bei Gefahr zweimal Schuhu wie eine Schleiereule und einmal wie eine Schneeeule!", meinte Fili und gab mir so einen kräftigen Schubs nach vorne, dass ich fast hinfiel. Starr blickte ich auf das Feuer und rappelte mich wieder auf.
,,Bei Gefahr? Also sollte ich jetzt doch Angst haben, oder...? ... Wie war das jetzt? Z-zweimal wie eine Schneeeule und ... Ich glaube, das ist keine so gute Idee", murmelte ich und als ich mich umdrehte, waren die beiden schon spurlos verschwunden. Fassungslos brummte ich und blickte mich suchend um, doch ich entdeckte sie nicht.
,,Na großartig", wisperte ich wenig begeistert und duckte mich tiefer in das Gras.
Darauf bedacht, leise und unentdeckt zu bleiben, schlich ich mucksmäuschenstill an das flackernde Lagerfeuer. Ich lauschte dem Gespräch der widerwärtigen Bergtrolle und bekam ihre schlechte Ausdrucksweise auf die Ohren, doch ich hatte gerade andere Sorgen. Ich erfuhr die Namen der Trolle und der, der gerade mein Pony und Minzi unter seinen Armen trug, hieß William. Der Troll namens Tom schnäuzte sich mit einem riesigen Taschentuch die laufende Nase und Bert rührte einen riesigen Topf um, von dem ich gar nicht wissen wollte, was darin herumschwamm. Ich blickte mich lange und genau um und entdeckte die anderen zwei Pferde, Margerite und Bungo, in einem kleinen Holzstall neben der prasselnden Feuerstelle. William stapfte darauf zu und schmiss die anderen zwei Ponys zu ihnen. Er kehrte um und setzte sich zu den anderen beiden Bergtrollen, sodass ich bedacht und im Schatten der Bäume auf den Holzstall zuschlich. Dort angekommen fummelte ich an einem dicken Knoten, der am Holzgatter befestigt war. Ich bekam ihn nicht auf und die Ponys fingen bei meinem Anblick laut zu wiehern als, als würden sie mich vor den Trollen warnen wollen.
,,Psscht", zischte ich ihnen zu und rüttelte aussichtslos an dem festen Knoten. Einer der Trolle griff plötzlich in meine Richtung und ich warf mich lautlos zu Boden. Die Ponys stießen aufgewühlt ihre Hufen in den Boden und ich krabbelte an ihnen entlang.
,,Pscht, pscht", machte ich ausdrücklicher und fasste plötzlich mitten in einen kleinen Knochen, den ich vor Schreck hinter mir warf. Da fiel mir etwas silbrig Glänzendes ins Auge und ich setzte mich auf. Es handelte sich dabei um ein überdimensionales Schnitzmesser, das am Gürtel eines Trolles hing. Welchen Namen ausgerechnet dieser Troll jetzt trug, wusste ich nicht mehr, denn alle drei sahen fast identisch aus, doch ich glaubte, es war Tom. Auch in dieser Situation würde mich Gandalf für meine Unhöflichkeit strafen wollen, überlegte ich. Nach kurzem Zögern schlich ich auf den Troll zu, machte aber sofort wieder kehrt, als er sich unten am Rücken kratzte. Ich bückte mich und seine Hände verfehlten mich knapp. Vorsichtig schlich ich wieder einen Schritt auf ihn zu und stellte mich auf Zehenspitzen, um das Messer aus seinem Gürtel ziehen zu können. Wie aus dem Nichts schloss sich eine riesige, labbrige Faust um mich und ich bekam einen Schock. Im nächsten Moment nieste der Troll schallend und mir sprudelte die volle Ladung an Schleim in mein Gesicht und auf meine Kleider. Ich gab ein angewidertes Japsen von mir und wischte mir den ekligen, fädigen Schleim aus den Augen. Fast hätte ich mich bei dem Anblick übergeben, konnte es aber noch zurückhalten, als mir die Angst in die Fingerkuppen kroch. Der Bergtroll schrie erschrocken auf und hielt mich abgestoßen von sich weg.
,,Oh, wehe mir, bloß weg, weg damit! Bert, Bert, guck mal was mir da aus dem Zinken geflutscht ist! Guck mal, guck mal!", kreischte Tom, der mich in seiner Pranke hielt und hin und her wackelnd auf mich hinabsah.
,,Es hat Arme und Beine und alles, aber so winzige!", warf er in einer schrillen Stimme hinterher.
,,Was soll das sein?", fragte Bert und starrte mit scheußlich grüngelben Augen auf mich hinab. Die gewaltige Hand schob mich nach rechts und links und ich versuchte, von den Bergtrollen wegzukommen.
,,Kein Schimmer! Aber es ist eklig wie es herumzappelt! Fui!", stieß Tom angeekelt aus und warf mich einige Meter von sich weg. Ich rutschte von seiner Hand und landete dumpf auf dem harten Erdboden. Mir wurde die Luft aus der Lunge gepresst und ich spürte sofort einen Schmerz in meiner Hüfte und meinem rechten Bein. Ich biss die Zähne aufeinander und stemmte mich hoch. Schnell rannte ich einige Schritte in die entgegengesetzte Richtung, doch da stellte sich mir einer von ihnen in den Weg. Der Troll vor mir, William, beäugte mich komisch und hielt mir das Schnitzmesser an den Bauch.
,,Was bist du? Ein zu groß geratenes Eichhörnchen?", fragte er mit einer donnernden Stimme und ich starrte ihn panisch an. Mein Herz klopfte stark gegen meine Brust und mein Puls stieg mir bis zur Kehle.
,,Ich bin ein Meister- äh- Hobbit!", rief ich nervös aus und zitterte am ganzen Körper.
,,Ein Meisterhobbit? Noch nie gehört. Meint ihr, man kann sowas braten?", fragte William und blickte in die Runde.
,,Jaah, lasst es uns doch versuchen", zischte Tom grässlich grinsend und kroch auf mich zu.
,,Der gibt doch nur 'nen Bissen her! Da bleibt nicht mehr viel, ohne Haut und Knochen. Schaut ihn doch an, wie dünn er ist", schnaubte der Troll namens Bert und stupste mir seinen großen Kochlöffel in den Bauch.
,,Vielleicht gibt es noch mehr Meisterhobbitse in der Nähe. Dann könnten wir sie zerstampfen und Pastete machen!", rief wieder William und sah sich um. Kurz nutzte ich die Chance und rannte wie ein Verrückter, wurde aber sofort vom Nächsten an den Füßen gepackt und hochgezogen.
,,Na, na, du Eichhörnchen, hiergeblieben. Halten sich noch mehr von deiner Sippe hier versteckt? Häh?", fragte William und leckte sich mit der Zunge über seine grausige Fratze.
,,N-nein!", war das Einzige, was meiner Kehle entkam. Mir lief das Blut in den Kopf und ich merkte, wie mir schummrig wurde.
,,Er lügt! Seht doch, wie er zittert und bangt! Ein klarer Schwindler! Halten wir doch seine Zehen über's Feuer und bringen ihn zum Reden! Ich will, dass er vor Furcht PLÄRRT!", schlug Tom gierig vor und hüpfte erfreut von einem Bein auf das andere. Mir wurde schwarz vor Augen und meine Arme fühlten sich taub an.
Da sprang plötzlich Kili aus dem Busch und schlug sein Schwert in den Fuß von Tom. Der Troll heulte laut auf und hielt sich den Zeh, der die Klinge zu spüren bekommen hatte. Kili rollte sich elegant ab und zielte mit erhobenem und blutbeflecktem Schwert auf die drei Trolle.
,,Lass ihn herunter oder du kriegst meine Klinge erneut zu spüren!", brüllte er tosend und in seinen Augen entflammte der Zorn wie ein Feuer.
,,Wie war das du kleines Vieh?!", knurrte William und fletschte die Zähne. Auf Kilis Gesicht bildete sich ein brodelndes Lächeln und er schwang tatkräftig seine Schwertklinge umher.
,,Ich sehe, ihr seid nicht die Hellsten. Ich erwähne es gerne nochmal. Lass. Ihn. HERUNTER!" Der Troll ließ ein ohrenzerreißendes Grölen ertönen und holte weit aus. Er schleuderte mich in einem hohen Bogen genau auf Kili zu und meiner Kehle entwich ein überraschter Ruf. Mein ganzer Körper knallte gegen seinen und er wurde von der Wucht auf den Boden gedrückt. Dabei versuchte er, mich einigermaßen aufzufangen und wir beide landeten mit einem verblüfften Grunzen direkt auf dem harten Boden. Ich lag genau auf ihm und er gab ein leises Ächzen von sich.

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt