-62- Der Tag danach

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In dieser Nacht war es wohl keine Überraschung, dass ich keinen Schlaf fand. Meine Traumwelt trug mich nicht wie in den meisten Fällen auf Wolke Sieben hinauf, sondern direkt in die Realität zurück.
Natürlich konnte ich nur von den Geschehnissen der letzten Nacht träumen.
Als ich quälend langsam aus meinem schon genug quälenden Schlaf erwachte, war ich zu erschöpft um meine Augen zu öffnen oder mich auch nur einen Deut zu bewegen.
Stattdessen lag ich mit langsam anschwellenden Bewusstsein da und versuchte meine Umgebung wahrzunehmen. Sobald ich wieder ein Gefühl in meinen Armen und Beinen spürte, merkte ich etwas Großes und Schweres quer über meine Brust liegen. Es musste dort schon länger verweilen, denn mein rechter Arm war komplett von dem Gewicht des Etwas betäubt. Mir fiel auf, dass es eine Wärme ausstrahlte und während ich es einzuordnen versuchte, wachten auch meine Ohren auf und begleiteten mich mit leichten Schnarchgeräuschen. Ich lächelte auf. An gestern Abend zurückdenkend, konnte die Person neben mir nur eine sein. Doch dann bemerkte ich Ungereimtheiten. Schnarchgeräusche? Das wäre mir neu. Meine Ohren horchten auf. Die Person neben mir hatte eine ungeheuer schwere und tiefe Atmung, die von heiseren Atemzügen begleitet war. Nach längerem Grübeln bemerkte ich das doch sehr erdückende Gewicht des, wie ich annahm, Armes der anderen Person, der eine viel zu breite Fläche meines Körpers einnahm. Weder spürte ich Muskeln an den Knochen des Armes, noch spürte ich überhaupt einen Anflug von Härte in ihnen. Das zunächst angenehme warme Gefühl auf meiner Brust wurde immer wärmer und urplötzlich so unerträglich heiß, dass ich schon zu Schwitzen begann. Das war nicht Thorin.
Ich riss die Augen auf.
Licht blendete mir wie bei einer zur Seite gerissenen Gardine ins Gesicht und mein Oberkörper schoss hoch. Der massige Arm rutschte an meiner Brust herunter und ich schob ihn unter Anstrengung zur Seite. Sofort ging rechts von mir ein träges Murmeln hervor und der Zwerg hob verschlafen seinen breiten Kopf.
Bombur blickte mich aus einem halb geöffneten Auge an.
,,Mmh... ups... Bilbo... nich' meine Absicht...", nuschelte er. Mit einem leisen Ächzen rückte er sich müde zurecht, drehte mir den Rücken zu und döste weiter. Ich schluckte und war von dem Gedanken, von Bombur in der Nacht als Plüschtier benutzt geworden zu sein, nicht sonderlich erfreut. Doch es gab weitaus unerfreulichere Umstände in dieser Welt und als meine Augen komplett die Umgebung fixierten, flogen die Ereignisse der letzten Nacht alle auf einmal wieder auf mich zu.
Feuer. Panik. Tod.
Ich fühlte mich erschöpft und alleingelassen in meiner eigenen Gedankenwelt, die sich gleichzeitig als Gefangenenzelle entpuppte. Verraten hatte ich all jene Menschen und Wesen, die in dem Feuerschwall ihren schmerzhaften Tod fanden. Und auch falls einige überlebt haben sollten, wird sich der Schmerz des Verlusts in ihren Herzen niedersetzen und jedes Gefühl von Freude entnehmen, das dort einmal gesessen hatte. Als ich mir deutlich vor Augen führte, dass ich die Verantwortung und den Grund ihres Leids trug, brannte sich ein Loch gefüllt von Elend und Leerheit in meinen Körper. Zu überwältigt war ich von meiner Schuld und meinem Versagen, dass ich nicht einmal versuchen wollte, aufzustehen. Hier für immer auf dem harten Boden liegen zu bleiben und jeden einzelnen spitzen Stein, der sich in meine Haut schnitt, einzubrennen, erschien mir als eine weisere Art, mich nützlich zu machen.
,,Ach, Bilbo. Du bist ja schon wach." Meine Ohren spitzten sich bei der Erwähnung meines Namens, doch ich rührte keinen Muskel.
Es war nicht Thorin.
In der Stimme lag etwas Kratziges, Rauchiges, zurückzuführend auf das Alter des weisen Zwerges, der viel Grausames auf der Welt miterlebt hatte und genau nachvollziehen konnte, was mir durch den Kopf gehen musste. Trotzdem blieb ich reglos liegen und starrte an die Decke. Die einstig weiße Farbe war vergraut und pellte sich in großen faltigen Stücken vom Stein ab. Die Szenerie, die ich anstarrte, trug nicht gerade zu einer Besserung meiner Laune bei.
,,Die anderen sind auch schon unterwegs und kehren gleich zurück. Ich hoffe, du konntest ein wenig Schlaf finden, trotz der trostlosen Vorfälle, die uns gestern begegneten." Ich gab Balin keine Antwort, doch das brauchte ich auch nicht. In diesem Moment hörte ich Schritte auf schweren Stiefeln, die sich der Tür am Ende des Raumes näherten und diese eine Sekunde später aufschwang. Dwalin, Nori und Thorin betraten den Raum.
Vom Geräusch der aufschwingenden Tür, die mit ihrem seichten Holz gegen die stabile Steinwand krachte und für einen lauten Rumps sorgte, schreckten auch die anderen Zwerge aus ihrem Schlaf hoch.
Die eingetroffenen Zwerge wirkten schuldbewusst, bis auf Thorin, der nur Augen für mich zu haben schien. Mein Bauch füllte sich sofort mit einer Leichtigkeit, die mich von innen aufblühen ließ, doch nur für einen kurzen Augenblick. Denn unsere Schuld brach wieder über mich hinein. Dwalin bemerkte Thorins Schweigsamkeit und blickte ihn abwartend an. Als dieser kein Wort von sich gab, übernahm Dwalin ungeduldig die Vorhaben des heutigen Tages.
,,Ihr seid wach. Gut. Wir haben die Wasserversorgung überprüft. Rohre sind in Ordnung. Plan ist, den unteren Pflanzentrakt in Gang zu bringen, damit wir mit Essen versorgt sind. Dort unten hat sich ein neues Terrain zusammengebraut. Dazu müssen die Trümmer in den oberen Geschossen beseitigt werden. Ihr wisst, wo. Fangen wir an, unsere Heimat wiederaufzubauen." Mit diesem Schlusswort drehte sich Dwalin wieder um und verließ mit Nori den Raum. Die Zwerge um mich herum fingen an, aufzustehen und an die Tagesordnung überzugehen.
Doch für mich war das zu viel.
,,Bilbo." Thorins Stimme ließ mich aufhorchen und ich hob den Kopf. Er stand genau vor mir, musterte mich einen Augenblick und ließ sich dann nieder, um sich zu mir zu setzen. Ich lag noch immer mit dem Rücken auf dem Boden und blickte an die Decke. Doch meine Augen huschten immer wieder zu Thorin, der mich mit einem von Reue geplagten Ausdruck ansah. Auch er fühlte sich schuldig.
,,Wie fühlst du dich?", fragte er tonlos. Seine Augen waren trüb und ich antwortete ihm nicht. Ich war mir sicher, er wusste, wie ich mich fühlte. Obwohl ich mir selber einen Stich damit versetzte, war ich zu geplättet, um meine Gedanken mit ihm zu teilen. Thorin schien aber auch keine Antwort zu erwarten, sondern blickte mit einem verschleierten Blick an mir vorbei. Doch im nächsten Moment blitzten seine Augen auf und gewannen an Farbe. Für einen kurzen Moment wirkte er von Hoffnung erfüllt. Er blickte wieder zu mir.
,,Lass mich dir den Erebor zeigen. Alles. Unsere Heimat. Unser Königreich. Du sollst über jeden Raum und jede Kammer Bescheid wissen. Jeden Winkel des Berges. Ich hoffe, damit kannst du verstehen, warum es so wichtig war, diese Reise anzutreten. Warum es von Nöten war, hierherzukommen. Um jeden Preis." Zum Ende des Satzes wurde Thorins Stimme härter. Kurz dachte ich über seine Worte nach. Hat es sich wirklich gelohnt? Den Erebor um jeden Preis einzunehmen? All diese Opfer einzugehen? Unsicher über unseren Sieg zu sein? Ich weiß es nicht. Thorin stand auf und hielt mir die ausgestreckte Hand hin. Kurz sah ich ihn stumm an. Dann griff ich danach und er zog mich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen auf die Beine.
,,Fangen wir mit deiner Überraschung an", sagte Thorin zuversichtlich und zog mich an der Hand durch den Raum.
,,Überraschung?", fragte ich verdutzt und fühlte einen kleinen Anflug von Aufgeregtheit.
,,Korrekt", gab Thorin knapp zurück und zog mich fröhlich weiter hinter sich her. Er umklammerte in einem festen Griff meine Hand und schien sie nicht mehr loslassen zu wollen. Auf meinen Lippen stahl sich ein kleines Lächeln.
Er führte mich teilweise dunkle, teilweise von Fackeln und Kerzen erleuchtete Gänge entlang, die zeigten, dass einer der anderen Zwerge schon am frühen Morgen hier gewesen sein musste, wenn nicht sogar er selbst. Auf einen der anderen Zwerge trafen wir jedoch nicht. Thorin steuerte eine große gewundene Treppe aus glatten Marmorsteinen an, die er in geschickten und schon in tausendfach geübten Fußtritten hinuntersprang. In seinem Blick konnte ich ihm ansehen, wie vertraut er mit seiner Umgebung war. Bestimmt ist er diese Treppen schon als kleiner Zwerg rauf und runter gelaufen, überlegte ich und schmunzelte bei dem Gedanken an einen jungen Thorin. Er war ohne Zweifel der hübscheste junge Zwergenprinz von ganz Mittelerde. Nun, ist er ja immer noch. Als ich aus meinen Gedanken flog, waren wir schon stehengeblieben und blickten einer Tür entgegen. Sie war groß, doch nicht riesig und hatte keine allzu erschreckende Höhe wie der Rest der Türen und Bögen, vor denen ich große Anmut pflegte. Doch die Tür vor mir stellte all jene in den Schatten. Sie war vom Boden bis zum Türrahmen mit Gold überzogen. Es war echtes, pures Gold. Ich blickte zu Thorin. Das Gold spiegelte sich geheimnisvoll in seinen Augen wider und ließ sie wie die Sterne auf dem Wasser glitzern. Fasziniert beobachtete ich ihn, bis mir etwas Rötliches in den Augenschein fiel. In der Mitte der Tür befand sich eine große längliche Einkerbung, die mit roten Rubinen besetzt war. Das Muster war ein T. Sofort streckte ich meine Hand aus und fuhr vorsichtig mit den Fingern über die geschliffenen Edelsteine. T wie Thorin? Vor Staunen klappte mir der Mund auf.
Thorin sammelte sich wieder und legte seine Finger um den ebenso mit Gold überzogenen Türknauf. Mit einer leichten Umdrehung ertönte das Geräusch eines Winddurchzugs und die Tür schwang langsam auf. Sicheren Schrittes betrat Thorin den Raum und ich folgte ihm. Meine schon vorher geöffnete Kinnlage klappte noch ein ganzes Stück weiter auf.
Das Zimmer war riesig. Und ganz im Gegensatz zum Rest des Ortes vollkommen blitzeblank geputzt. Ich konnte mich sogar in den Holzdielen spiegeln, so sauber wirkte der Boden. Es war, nach all dem Schmutz und der Verzweiflung in der Luft, als hätte ich eine andere Welt betreten. Und bei der Sauberkeit hörte es nicht auf.
Das Zimmer war mit vielen, auf Hochglanz polierten und kostspieligen Möbeln ausgestattet. Meine Augen landeten unverzüglich auf das königliche Himmelbett, das den Raum dominierte. Der Rahmen und die Balken bestanden aus hübschem verschnörkeltem Holz aus einer dunklen haselnussbraunen Farbe. Die Gardinen waren ein typisches Royalblau, während die große flauschige Decke aus dunkelrotem und schwarzem Strickmuster bestand. Mehrere Kissen lagen angeordnet auf dem Bett, sie waren weiß, rot, purpur und golden. Die ungewöhnliche Farbkombination machte das majestätische Bett noch viel ansprechender. Ich musste mich zurückhalten, nicht darauf zuzustürmen und mich einfach in die weichen Kissen fallen zu lassen. Doch meine Augen waren ohnehin mit Staunen beschäftigt.
Auf der linken Seite des Bettes stand ein kleiner runder Tisch mit einer silbernen Vase, die zu meiner Verwunderung einen hübschen bunten Blumenstrauß in sich trug. Bevor ich meinen Kopf darüber zerbrechen konnte, wanderten meine Augen schon weiter. Auf der anderen Seite des Bettes stand in der Ecke ein Schrank, der bis zur Decke ging. Er bestand aus einem rotbraunen Dunkelholz, wahrscheinlich Esche, und war mit schweren Metallschnüren und einem Schloss versehen, damit bloß kein Dieb ihn öffnen könnte. Gegenüber des Bettes stand an der Wand eine große runde Holzwanne. Auch sie war spiegelsauber geputzt, aber sie war natürlich ohne Wasser und auch auf dem Anrichtsbrett lagen keine Seifenstücke, die ohnehin verdauert gewesen wären. Rechts von der Wanne führte eine große schwere Holztür mit einem Schlüsselloch in ein weiteres anliegendes Zimmer, bei dem es sich wahrscheinlich um das Badezimmer handelte. In der Ecke daneben stand ein marmorner Schreibtisch mit einem fürstlichen Tafelsstuhl, der mit einem blauen Seidenkissen gepolstert war. Auf dem Tisch lagen vergilbte Pergamentfetzen und abgebrochene Federkiele mit eingetrockneten Tintenfässern, aber auch kleine Stoffrollen aus bunten Farben, eine davon war ein hübsches dunkles Erdbeerrot. Meine Augen konnten sich nicht sattsehen, bis ich etwas entdeckte, das mich vor Schreck erstarren ließ. Die Wände des Zimmers waren weiß und mit leicht goldenen Mustern, die mir nach zwergischen Runen aussahen, verziert. An jeder Wand hing ein hübsches Gemälde, das mir unbekannte Landschaften zeigte, eines zeigte auch den Einsamen Berg von einer anderen Perspektive. Was mir in den Blick stach, war das Gemälde über dem Schreibtisch. Zu meiner ganzen Bewunderung und Schockiertheit befand sich dort, eingerahmt in Golden und am schönsten Platz im ganzen Zimmer angebracht, die Zeichnung eines Drachen. Wie in Trance schlich ich darauf zu, bis ich genau davor stand und meinen Kopf in den Nacken legen musste, um es zu betrachten. Es war fehl am Platz, es fühlte sich an, als wäre das hier ganz falsch. Es war, als würde der Drache auf mich herabsehen, mich auslachen, mich verurteilen für meinen Fehler und die Menschenleben, die es kostete. Schwer schluckte ich, doch konnte ich meinen Blick nicht davon loslösen. Es war wie ein Albtraum.
Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter und ich erwachte aus meiner Richtwelt.
,,Komisch, nicht?", sagte Thorin und trat einen Schritt näher an das Bild.
,,Meine kindliche Faszination wurde zum Niedergang meiner Rasse. Bevor der Feuerdrache unser Zuhause angriff, war ich davon überzeugt, diese mächtigen Geschöpfe könnten eines Tages unsere Verbündeten werden. Ziemlicher Unsinn, selbst für einen jungen Zwerg." Ich starrte Thorin von der Seite an.
,,Ich wusste gar nicht, dass du Drachen einmal mochtest...", sagte ich mit erstickter Stimme. Thorin drehte sich zu mir und sah mich ohne Regung an.
,,Wie du weißt, war das vor langer Zeit. Heute bin ich nicht stolz darauf, sie jemals als höheres Geschöpf angesehen zu haben. Sie sind nicht weniger dreckig als ein Ork." Ich nickte und Thorin kehrte der Zeichnung ohne Weiteres den Rücken zu. Ich hingegen sah sie mir noch länger an. Die Zeichnung war mit einfachen Rußsteinen gezeichnet, dafür aber sehr präzise und sauber. Der Drache sah ganz anders aus als Smaug, denn er hatte Vorderbeine, die nicht mit seinen Flügeln verschmolzen waren und sein Kopf war größer und weniger länglich, er war stattdessen schnauzenartig wie der eines Hundes. Tatsächlich sah der Drache prächtig aus und gar nicht allzu angsteinflößend wie Smaug.
,,Genug davon. Hier, Bilbo. Für dich." Fragend drehte ich mich um und sah Thorin an, der genau vor mir stand und mir ein Lächeln schenkte. In seinen Händen hielt er eine feine dünne Jacke mit Knöpfen. Ich kniff die Augen zusammen. Sie war bordeauxrot. Und mit Messingknöpfen. Das war meine Jacke.
,,W-was...? Wie?", fragte ich und streckte meine Finger danach aus. Thorin übergab sie mir mit einem kleinen Lacher und beobachtete jede meiner Reaktionen. Als ich die edle dunkelrote Jacke in meinen Fingern hielt, gab es keinen Zweifel: Sie gehörte mir. Ich drehte und hob die Jacke und begutachtete den sauberen, frisch geglätteten Baumwollstoff, der so rot leuchtete, wie er es nicht einmal am Tage seines Kaufes tat. Die Messingknöpfe waren poliert und waren, nach genauerem Hinsehen, sogar ganz andere als zuvor. Sie alle trugen einen klitzekleinen schwarzen Raben als Siegel auf ihrer Oberfläche und waren, meine müden Augen trübten mich, nicht aus Messing, sondern aus Gold. Sie mussten ein Vermögen wert sein. Ich hielt die Knöpfe näher an mein Auge und entdeckte die roten Fäden, mit denen sie etwas schief und ungleichmäßig angenäht worden waren. Mein Grinsen wurde breiter. Die Jacke sah aus, als wäre sie neu geboren worden, natürlich mit einem kleinen Hauch von Thorins spezieller Kunst, und ich freute mich ungemein über diese Überraschung. Ich hatte befürchtet, meine geliebte Jacke niemals wiederzusehen, geschweige denn in dieser Auffassung.
,,Ich... bin sprachlos", murmelte ich und strich fasziniert über den samtweichen Stoff.
,,Woher hast du sie? Warte... wollte Tilda sie nicht behalten? Als Andenken?" Thorins Lippen umspielte ein kesses Lächeln.
,,Sie hat mir geholfen." Mit einer Notlüge? Welch ein ausgefuchstes Mädchen.
,,Also... hast du das ganz alleine gemacht?" Von den schönen Glücksgefühlen in meinem Bauch begleitet legte ich die Stoffjacke von den Menschen ab und zog mir die neue Jacke über. Unumgänglich fühlte ich mich wohl. Mich umgab der Geruch von prachtvollem Stoff, Erdbeeren und Kirschen, frischem geschnittenen Gras, Blaubeeren und zu guter Letzt der benebelnde Duft der Person, die mir das Geschenk gemacht hat. Ich fühlte mich unbeschwert.
,,Ja. Früher habe ich das oft gemacht. Mit Dís zusammen. Wie du unscheinbar erkennen kannst, bin ich etwas aus der Übung." Ich grinste ihn breit an und er grinste zuckersüß zurück.
,,Stimmt. Für einen Amateur hast du dich wacker geschlagen", neckte ich ihn und kassierte ein selbstsicheres Schmunzeln vom König unter dem Berge.
,,Wenn du wüsstest, was meine Finger noch alles können außer Knöpfe annähen." Mit seiner schlagfertigen Antwort überrumpelte er mich und ich verschluckte mich an meiner eigenen Luft. Mir wurde heiß auf der Haut und ich blickte an Thorin vorbei.
,,Na, wenn du da so gut wie beim Knöpfe annähen sein sollst, will ich das gar nicht wissen", gab ich verspielt zurück.
,,Sag Bescheid, wenn ich es demonstrieren soll", meinte Thorin auf dreister Weise und zwinkerte mir zu. Meine Knie wurden so weich, dass ich mich am Schreibtisch abstützen musste, um nicht den Halt zu verlieren.
,,Abgemacht", sagte ich mit trockener Stimme und räusperte mich. Thorin bemerkte meine Unsicherheit und lächelte mir amüsiert zu. Er ging einen kleinen Schritt auf mich zu und flüsterte:
,,Komm, kleiner Halbling. Ich habe dir noch etwas vorbereitet." Ohne auf eine Antwort zu warten nahm er mich an die Hand und verließ mit mir im Schlepptau sein Zimmer. Wir gingen nur wenige Schritte weiter bis zu einer Tür aus Silbermetall und betraten den dahinterliegenden Raum. Dort standen Bett, Tisch, Stuhl und Kommode. Das Zimmer war klein und zwar auch mit hübschen cremefarbenen Möbeln und hellvioletten Wänden ausgestattet, doch war es kein Vergleich zu dem Zimmer davor. Eine weitere kleine Holztür befand sich in der Ecke und ich verstand, um welchen Raum es sich handelte.
Es war ein Gästezimmer.
Dem nicht vorhandenen Staub und Schutt nach zu urteilen, plante Thorin, mich hier verweilen zu lassen. Sofort sprang ich aus dem Raum zurück und fuhr zu Thorin herum. Er sah mich fragend an.
,,Nein. Ich bleibe bei dir. Ich brauche das Zimmer nicht", erwiderte ich schnell. Thorins Miene erhellte sich unmittelbar und er schloss die Tür hinter mir, ohne mich aus den Augen zu lassen.
,,Das habe ich erhofft. Trotzdem wollte ich dir die Möglichkeit lassen, mir aus dem Weg gehen zu können", erklärte er sich. Leicht runzelte ich die Stirn.
,,Wieso sollte ich das wollen?" Bei diesen Worten lächelte Thorin mich putzig an.
,,Offenbar werde ich dich nicht mehr los..." Mit einem neckischen Grinsen zog er mich zurück zu seinem Zimmer.

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[A/N: Ihr seid Schuld, dass ich doch noch geupdatet habe, hört auf, mich zu motivieren, ist ja schlimm mit euch! ;P]

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt