,,Das Elbentor." Gandalf drehte sich mit einem erleichterten Gesichtsausdruck zu uns. Um überhaupt etwas von dem Tor erkennen zu können, ging ich an der versammelten Zwergenschar vorbei und starrte dann staunend auf den riesigen Torbogen, der vor mir in die Höhe ragte. Er bestand aus ineinander gewachsenen und gerankten weißen Ästen, die sich durchgehend entlang des schmalen Pfades durch den Wald streckten.
,,Hier beginnt unser Weg durch den Düsterwald", sagte Gandalf und nickte den Zwergen zu. Dwalin sah sich mehrmals prüfend um und nickte zurück.
,,Kein Zeichen von Orks. Wir haben das Glück auf unserer Seite." Die anderen Zwerge murmelten ihm zustimmend zu und schienen wie ich erschöpft von dem zwar kurzen, aber anstrengenden Pferdemarsch zu sein. Vor allem wenn man dabei seinen Mageninhalt verliert. Ich bemerkte Gandalfs aufmerksamen Ausdruck im Gesicht und konnte ein leichtes Lächeln erkennen. Ich folgte seinen Augen und erblickte am weiten Horizont auf einem flachen Berg einen großen, braunen Bären. Er stellte sich auf die Hinterbeine und hob seine herzförmige Nase. Es war Beorn, der uns beobachtete. Gandalf drehte sich zu uns und befahl aufgeweckt:
,,Macht die Ponys los. Lasst sie zu ihrem Herrn zurückkehren." Erst als ein zustimmendes Nicken von Thorin zu sehen war, befolgten die Zwerge Gandalfs Anweisungen. Mich oder meine offensichtlichen Blicke schien Thorin gar nicht mehr wahrzunehmen, denn er kehrte mir den Rücken zu. Wirklich? Eben noch spöttisch wie eh und je und jetzt bin ich wieder nur Luft für ihn. Hoffentlich wird das kein Dauerzustand. Ich seufzte erschöpft, denn ich könnte ja eh nichts dagegen machen. Zwerge... Ich drehte mich etwas niedergeschlagen auf dem Absatz um und stapfte näher an das Tor zum Düsterwald heran, um es genauer zu inspizieren. Etwas Neues entdeckte ich nicht, nur spürte ich in meiner Jackentasche ein summendes Beben. Es musste vom Ring ausgehen. Meine Hand fand wie aus Reflex ihren Weg in die Tasche, doch ich zog sie wieder hinaus, in der Angst, jemand würde mich dabei erwischen. Stattdessen konzentrierte ich mich auf das riesige Labyrinth an Grün, das vor meinen Augen lag. Hier werden wir durchgehen. Ob das so gut ist? Je länger ich in den Wald starrte, desto weniger atemberaubend, sondern viel mehr unheimlich wurde er mir. Die Ranken erinnerten mich an giftige Schlangen, der Wald wirkte uneinladend und dunkel und bei den bleichen Ästen musste ich an den bleichen Ork denken. Ich fühlte mich gar nicht wohl bei dem Gedanken, dort hindurch gehen zu müssen. Und das auch noch für Stunden, vielleicht sogar Tage. In meiner Brust bildete sich ein Knoten.
,,Dieser Wald wirkt kaputt, als hätte sich eine Krankheit darüber gelegt. Gibt es denn keinen Weg, der darum führt?" Als Antwort erhielt ich zunächst zustimmendes Schweigen der anderen Zwerge, bis Gandalf mir eine Antwort lieferte:
,,Nur, wenn wir zweihundert Meilen nach Norden gehen oder zweimal so weit nach Süden. In beiden Fällen kämen wir nicht rechtzeitig zum Durinstag an. Es ist unsere einzige Möglichkeit." Nickend versuchte ich die aufkommende Panik in meiner Brust zu schüren. Meine Hand glitt wieder in meine Jackentasche und verweilte dort, während der Ring zwischen meinen Fingern hin und her rollte. Mein Körper entspannte sich, doch gleichzeitig pulsierte mein Herz doppelt so schnell. Starr war mein Blick in den Düsterwald gerichtet und mehr und mehr fühlte ich die Wärme, die von dem Ring ausging. In mir kam das Bedürfnis hoch, ihn auf meinen Finger zu stecken und von hier zu verschwinden. Überrascht von meinen Gedanken schreckte ich hoch und sah Gandalf mit kreideweißem Gesicht an mir vorbeigehen. Mit erhobener Augenbraue drehte ich mich zu ihm um. Er eilte auf die Zwerge zu, die gerade die Halfter und Sättel von den Ponys nahmen. Nori war dabei, bei Gandalfs Pferd die Schnallen des Sattels zu lösen, als der Zauberer hektisch rief:
,,Nicht mein Pferd, ich brauche es!" Nori verharrte in seiner Bewegung und senkte dann verwirrt die Hände. Auch die anderen Zwerge drehten sich fragend zu Gandalf um, der sie verstohlen aus dem Augenwinkel beobachtete. Gandalf kann doch nicht schon wieder vorhaben, uns zu verlassen! Bisher kamen wir ohne ihn nicht sonderlich gut zurecht. Ich dachte wieder an die Steintrolle und die Orkstadt zurück. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, bei dem Gedanken daran, dass uns erneut Ähnliches widerfahren werden könnte.
,,Du verlässt uns doch nicht?", fragte ich ein kleines bisschen aufgebracht. Doch ich war nicht der einzige, der von dieser Idee nicht begeistert war, Bofur, Dori, Ori und Balin schienen ebenfalls aufgewühlt zu sein. Sie starrten Gandalf unverständlich an. Dieser drehte sich mit einem entschuldigenden Ausdruck zu mir und stützte sich auf seinem Stab ab.
,,Ich würde es nicht tun, wenn ich es nicht müsste. Tut mir leid." Mit zusammengeschobenen Augenbrauen hielt ich unseren Augenkontakt bei und Gandalfs Augen schienen meine Seele zu durchbohren. Er lehnte sich nach einem Augenblick ein wenig zurück und sprach dann ruhig:
,,Du hast dich verändert, Bilbo Beutlin. Du bist nicht der gleiche Hobbit wie der, der einst das Auenland verließ." Überrascht davon, dass ich Gandalfs Gedanken doch ab und zu durchkreuzte und er sich um mich zu sorgen schien, wusste ich erst nicht, wie ich darauf antworten sollte. Zwischen meinen Fingern pulsierte der ovalförmige Gegenstand. Mit meinen Fingerkuppen fuhr ich über das glimmende Metall.
,,Was ich dir sagen wollte...", sagte ich drauf los, ohne es in meinem Kopf geplant zu hatten. Na prima. Und jetzt? Gandalf hob seine buschigen Augenbrauen und sah mich geduldig an. Kurz sah ich zu meiner Rechten und bemerkte die interessierten Blicke der Zwerge. Ich schluckte, noch unsicher darüber, was ich denn sagen sollte. Abermals berührte ich den Ring und erfühlte die summende Macht, die von ihm ausging. Vielleicht sollte ich Gandalf davon erzählen. Der Ring war schließlich auf einem der Gemälde in Bruchtal... falls es überhaupt genau dieser Ring war.
,,Ich ... ich fand etwas in den Tunneln der Orks." Nun lehnte sich Gandalf gespannt nach vorne und verschränkte die Hände ineinander.
,,Du fandest etwas? Was?" Ich schluckte und sah zu meiner Rechten, dann zu meinen Füßen, dann wieder zu Gandalf. Zögerlich starrte ich ihn windend an. Er bemerkte meine Unentschlossenheit umd lehnte sich noch weiter nach vorne, diesmal wirkte er ernst und hatte einen Anflug von Argwohn in seinem Blick:
,,Was hast du gefunden, Bilbo?" Mit mir selber rangend ließ ich die Macht des Ringes erneut durch meinen ganzen Körper gleiten, indem ich ihn mit allen Fingern umfasste. Es war ein außergewöhnliches Gefühl, nicht das beste, was ich jemals gespürt hatte, trotzdem war es ein Erlebnis für sich und ich wollte den Ring nicht aufgeben. Er hatte mir bisher immer gut geholfen und ohne ihn wäre mein Leben sicher sehr viel kürzer gewesen. Und wer weiß, wie nützlich er in der Zukunft werden würde. Ich atmete einmal tief durch und trennte dann notgedrungen meine Hand von dem Ring.
,,Meinen Mut", sagte ich und schloss dabei sorgfältig meine Jackentasche. Gandalf lehnte sich zurück und warf mir für einen kurzen Moment einen anzweifelnden Blick zu. Dieser lichtete sich jedoch schnell und stattdessen trat ein Lächeln an dessen Stelle.
,,Gut. Nun, das ist sehr gut. Du wirst ihn brauchen." Er löste sich aus der stützenden Position, drehte sich um und ging auf sein Pferd zu. Wir starrten ihm hinterher, denn ihn aufzuhalten schien keine Option zu sein. Bedrückt sah ich auf den Boden. Ich habe ihn angelogen.
,,Ich warte auf euch beim Aussichtspunkt, vor den Berghängen des Erebor", sagte er und strich seinem Pferd beruhigend über die Mähne. Dann drehte er sich erneut um und wandte sich an Thorin, der relativ am Rande unserer Versammlung stand. Er hatte die Arme verschränkt und einen gleichgültigen Gesichtsausdruck aufgesetzt, scheinbar nicht sonderlich über Gandalfs Abreise überrascht.
,,Verwahre sicher die Karte und den Schlüssel. Betretet den Berg nicht ohne mich." Gandalf wartete nicht auf eine Antwort, die er wahrscheinlich eh nicht bekommen hätte, und stieg geschwind auf sein Pferd.
,,Dies ist nicht der Grünwald der Alten; die Luft des Waldes ist mit starken Illusionen gefüllt, die in euren Kopf eindringen und euch fehlleiten lassen." Wie bitte? Hätte er uns das nicht schon früher sagen können? Da wirken doch die zweihundert Meilen daneben wie ein Klacks. Stirnrunzelnd hob ich meinen Kopf.
,,Uns fehlleiten lassen? Was soll das bedeuten?" Gandalf nahm die Zügel in die Hand und sah mir in die Augen, dann in die jedes einzelnen Zwerges.
,,Ihr müsst auf dem Pfad bleiben, verlasst ihn unter keinen Umständen. Wenn ihr das tut, werdet ihr ihn nie wiederfinden." Eine unangenehme Stille herrschte nach diesen Worten und die Zwerge warfen sich Blicke zu, die ich nicht einordnen konnte. Gandalf führte das Pferd in die entgegengesetzte Richtung und begann, im rasanten Galopp davonzureiten. Dabei rief er ein letztes Mal:
,,Egal, was kommen mag, bleibt auf dem Pfad!" Mit einem mulmigen Gefühl sah ich ihm hinterher, während sein Pferd am Horizont immer kleiner wurde. Ein wenig hoffte ich, dass Gandalf nicht lange von uns getrennt bleiben würde, auch, wenn ich das niemals zugeben hätte. Leise seufzend drehte ich mich um und bemerkte Balins Blick auf mir. Während er mich grübelnd ansah, sprach er:
,,Dass Gandalf uns verlässt, ist kein gutes Zeichen. Wir sollten auf alles gefasst sein." Zustimmendes Gemurmel ertönte, doch einer der Zwerge schien Balins Meinung nicht zu teilen.
,,Wer schert sich schon um Gandalf. Kommt. Wir müssen den Berg erreichen, bevor die Sonne am Durinstag untergeht." Es war Thorin, der seine Arme aus der Verschränkung gelöst und sich dem Eingang des Waldes genähert hat.
,,Los, es wurde uns nur eine Chance gegeben die versteckte Tür zu finden." Die Zwerge setzten sich augenblicklich in Bewegung und folgten ihrem Anführer, doch ich sah noch ein letztes Mal über meine Schulter, um Gandalf ganz klein und meilenweit entfernt zu entdecken. Was hat er denn nur vor... Als ich meinen Blick löste und wieder nach vorne sah, wurde ich stark angerempelt. Ich fuhr herum, da sah ich Fili neben mir. Er zwinkerte mir zu.
,,Ich dachte, ich leiste dir mal Gesellschaft", meinte er schulterzuckend, dann beugte er sich zu meinem Ohr hinunter:
,,Und du musst mir unbedingt sagen, was Kili vorhin von dir wollte." Schon jetzt von ihm genervt fuhr ich mir über die Stirn und schüttelte dann den Kopf.
,,Geht nicht. Darf ich nicht." Meine knappe Antwort schien Fili nicht zu gefallen, er hakte nach.
,,Wie? Nun sag doch! Ich bin sein Bruder, ich habe ein Recht darauf es zu erfahren, mehr als jeder andere." Wieso wollen immer alle was von mir? Ich bin doch nur der Hobbit und kein Seelenklempner. Ich versuchte meine Locken zu richten, doch ohne Bürste kam ich hier nicht weit. Ich konnte mir vorstellen, dass sie nun noch zerzauster aussahen.
,,Dann frag doch ihn und nicht mich. Kili hat mir ausdrücklich untersagt, dir davon zu berichten." Filis Lippen zierte ein listiges Grinsen und als er seine Hände in meine Richtung bewegte, wusste ich, was auf mich zukäme. Nicht schon wieder eine Kitzel-Attacke! Bevor seine Hände meine empfindlichen Stellen berühren konnten, hob ich meine Hände und schubste ihn ohne Zögern von mir weg. Fili stolperte überrascht und fing sich dann wieder, zu meinem Bedauern. Verdutzt starrte er mich an und seine Hände gingen in eine Abwehrhaltung über. Ich warf ihm einen Leg-dich-nicht-mit-mir-an-Blick zu und er sah sich verstohlen um.
,,Gut, gut, in Ordnung. Ich lasse dich in Frieden. Voerst." Als ich die Augen rollte, erntete ich einen sachten Klaps auf meine Schulter. Wir schmunzelten beide behämmert durch die Gegend und holten die Gemeinschaft schnell in unserem munteren Tempo ein. Wir stolperten über Wurzeln und blieben in Ästen hängen, dabei konnten wir unser Lachen nicht verkneifen. Da kam Fili plötzlich auf die grandiose Idee, laut Witze zu verkünden, die anscheinend nur ich lustig fand.
,,Warte- warte! Kennst du den schon? Fragt die Frau ihren Gatten:
'Was magst du mehr, meinen wunderschönen Körper oder meine überragende Intelligenz?'
Er, nach kurzer Überlegung:
'Eher deinen Sinn für Humor.'" Fili und ich gackerten laut drauf los und die ersten genervten Blicke prasselten auf uns ab, doch wir bekamen sie nur halb mit.
,,Nein, warte! Der hier -
'Was seid Ihr von Beruf?'
'Zauberkünstler.'
'Zauberkünstler?'
'Ja, ich zersäge Jungen.'
'Haben Sie auch Geschwister?'
'Ja, zwei Halbbrüder.'" Wieder lachten wir wie die Verrückten, wahrscheinlich weniger wegen des Witzes, sondern mehr wegen dem Prusten des Anderen.
,,Einer noch!
'Herr Ober, haben Sie Froschschenkel?'
'Aber ja mein Herr!'
'Gut, dann hüpfen Sie doch mal schnell an die Theke und holen mir etwas Met.'" Wir bekamen den größten Lachanfall unseres Lebens und mussten uns gegenseitig stützen, um nicht vornüber zu fallen. Nach einigen torkeligen Schritten plumpste Fili trotz der Stütze auf sein Hinterteil und zog mich mit sich. Wir belachten uns gegenseitig, doch dies schien nun zu viel des Guten für die Zwerge gewesen zu sein. Als wir uns endlich herzlich ausgelacht und wieder auf die Beine gezogen hatten, bemerkte ich einen Schatten auf uns zukommen. Oh nein, wir werden sterben. Ich konnte noch ausweichen, da wurde Fili von ... Dwalin? Puh. am Kragen gepackt und unsanft nach vorne gestoßen, dabei zischte er ihm etwas Unverständliches ins Ohr. Fili nickte matt und entfernte sich von uns. Zum Glück ist es nur Dwalin. Wobei... Da schossen Dwalins Augen in meine Richtung und ich wurde von einem Frösteln durchgeschüttelt. Eiskalte Augen.
,,Halbling."
,,Mh?", summte ich sehr gebildet. Dwalin wirkte wie ich für einen Moment irritiert, sprach dann aber weiter.
,,Wegen Ori..."
,,Oh." Seine Augen verließen nicht mein Gesicht und ich starrte zurück.
,,Ich lasse dir ja vieles durchgehen, Bilbo, aber diese Flusen, die du Ori in den Kopf gesetzt hast, ließen das Fass überlaufen. Das nächste Mal sagst du nichts, wirklich nichts, dass in irgendeiner Weise was mit 'rosa' zu tun haben könnte, verstanden?"
,,Welche Farbe denn dann?", fragte ich dreist wie ich war und bereitete mich schon auf einen Bruch meines Genicks vor. Dwalins dunkle Augen funkelten erbost.
,,Gar. Keine." Erstarrt nickte ich, er drehte sich um und ging wieder zu den anderen. Meinen angehaltenen Atem stieß ich erst nach einer Ewigkeit aus, dann folgte ich ihm etwas beschämt. Als die Zwerge mich erblickten, machten sie Platz zwischen ihren Reihen, sodass ich in ihrer Mitte laufen durfte. Oder ahnen sie etwa, dass ich am liebsten meine Beine in die Hand nehmen würde? Neben mir lief Balin her, doch entweder bemerkte er mein Unwohlsein und wollte deshalb nicht mit mir reden oder er hatte einfach keine Lust auf mich. Unwichtig, ich mag das Schweigen. Lange sollte es aber nicht anhalten.
,,Biilbooo." Eine Flüsterstimme neben mir ließ mich aufschrecken. Es war schon wieder Fili. Irgendwie hatte ich Angst davor, erneut mit ihm erwischt werden zu können.
,,Wurdest du nicht genug verdroschen oder warum traust du dich, mir näherzukommen?", fragte ich laut zurück. Fili pschte, doch spätestens jetzt hatte ohnehin jeder Zwerg mitbekommen, dass wir beide schon wieder eine eigene Gemeinschaft bildeten. Fili schlich zu mir, indem er die zwei Schritte zwischen uns schloss und dabei auf Bifurs Stiefel trat.
,,Tumun!", rief dieser aus und hob verärgert die Fäuste in die Luft.
,,Ja, ja, ebenso", meinte Fili unbekümmert und ich verkniff mir ein Schmunzeln.
,,Zurück zu uns beiden", sagte Fili, als er noch Balin weggeschoben hatte und endlich wieder ungestört neben mir herlaufen konnte. Das Zwinkern fehlte natürlich auch nicht bei diesem Satz.
,,Du nimmst ganz schön viel Ärger auf dich. Wozu hab ich diese Ehre?", fragte ich und ließ mich auf sein Spielchen ein. Er überlegte fieberhaft, rieb sich dabei die Stirn, zupfte am Bärtchen, schaute durch die Gegend und sagte dann mit komisch lauter Stimme:
,,Muss an deinem Charme liegen, Bilbo, ich kann dir einfach nicht widerstehen." Weshalb er das jetzt so laut herumposaunen musste, verstand ich nicht und genau so sah ich ihn dann auch an. Er grinste mir nur zu und schüttelte leicht den Kopf. Er drehte sich nach vorne zu den Zwergen und schien dabei einen bestimmten Punkt anzuvisieren. Da Bombur vor mir herwatschelte, konnte ich nicht viel erkennen.
,,Weißt du, Bilbo, ich dachte wirklich, das mit Dérek und mir - das währt ewig. Wir waren wie füreinander gemacht. Doch hätte ich geahnt, welch einen goldigen Halbling wir da im Auenland aufschnappen würden, hätte ich vielleicht einiges überdacht." Seine Worte schwirrten durch meinen Kopf und ich blieb geschockt stehen, als ich sie realisierte.
,,Was - wieso-" Plötzlich legte er mir seine Finger auf den Mund und lachte dann laut und schallend.
,,Oh, Bilbo, du bist so lustig!" Jetzt drehten sich alle Zwerge um, ihre Gesichtsausdrücke schwankten zwischen genervt, überrascht und geschockt. Da mein Mund zugedrückt wurde, konnte ich mich nicht verteidigen oder meine Lage erklären. Stattdessen sah ich nur mit großen Augen zu den anderen. Fili kicherte weiter, doch jetzt war wohl wirklich Schluss, denn der Anführer unserer Gemeinschaft kam auf uns zu und er brodelte vor Wut. Die Zwerge machten ihm Platz. Fili wurde von mir weggestoßen, nur viel wuchtiger und kräftiger als von Dwalin, er wurde gegen einen der knorrigen Bäume gehämmert und an den Schultern in Position gehalten.
Ich konnte nicht verstehen, was Thorin sagte, denn er redete leise und das, was ich aufschnappen konnte, war Zwergisch. Oh oh. Obwohl ich an Filis Stelle an einem aus Panik enstandenen Herzinfarkt gestorben wäre, wirkte es so, als müsste er sich dazu zwingen, nicht zu lachen. Seine Mundwinkel zuckten dabei komisch auf und ab und seine Augen visierten angestrengt den Boden an. Thorins dunkel ermahnende Stimme und das Rascheln des Waldes waren alles, was für einen langen Augenblick zu vernehmen war. Dann ließ Thorin Fili los, der in sich einsackte, und kehrte ihm den Rücken zu. Als wäre nichts Erwähnenswertes geschehen, war Thorin wieder dabei, bis nach vorne an die Spitze zu stapfen. Doch als er in meiner Nähe vorbeiging, sagte er befehlend:
,,Beutlin. Nach vorne."
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King Under The Moantain | bagginshield
FanficBilbo Beutlin ist ein gerissener kleiner Hobbit. Er lebt alleine, hat immer einen Spruch auf den Lippen und sehnt sich nach Pfeifenkraut. In seinem Leben brauchte es nicht mehr, bis eines späten Abends unerwarteter Besuch vor seiner Türmatte steht...