-53- Im Gefühlsrausch

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Ich schlug die Augen auf. Mein Kopf dröhnte augenblicklich und ich fasste mir zischend an die Stirn. Mit verschwommenem Blick stemmte ich mich in eine sitzende Körperlage hoch. Vor Schmerzen stöhnend fuhr ich mir durch die zerzausten Locken und versuchte, sie einigermaßen zu richten. Ich kniff die Augen zusammen, um meine Umgebung deutlicher sehen zu können und erblickte einen blonden und einen dunkelhaarigen Schatten, die neben mir vor sich hindösten. Ich blinzelte und nahm die Hand aus meinen Haaren, um mich an dem Stuhl nehmen mir hochzuziehen. Taumelnd kam ich zum Stehen und wurde sogleich von einem Zwerg begrüßt. Einem sehr gutaussehenden Zwerg, wie mir auffiel. Hm, schnuckelig sieht er aus...
,,Guten Morgen, Hübscher", entflohen die Worte meinem Mund und ohne es gewollt zu haben, zwinkerte ich ihm zu. Ich streckte meine Hand nach ihm aus, um ihn an mich heranzuziehen. Doch stattdessen wurde mein Handgelenk vorsichtig umgriffen.
,,Da braucht wohl jemand Wasser...", fand der stattliche Zwerg und wenn ich mich nicht getäuscht hatte, entwich ihm sogar ein honigsüßes Lachen. Ich erwiderte darauf nichts, sondern grinste nur beschwingt vor mich hin. Er führte mich an einen Tisch und setzte mich vorsichtig auf einen Untergrund, vielleicht eine Bank, davor. Nach einem Wimpernschlag standen zwei blubbernde Gläschen mit Saft vor mir und ich versuchte, eines von ihnen zu ergreifen, doch ich griff immer wieder daneben. Neben mir ertönte wieder das kaum vernehmbare Lachen und ich schob schmollend die Unterlippe hervor. Der Zwerg drückte mir sanft die Gläser in die Hand und bevor ich mich darüber wundern konnte, dass ich zwei Gläser gleichzeitig in nur einer Hand hielt, wurde es mir an die Lippen geführt. Nach mehreren Schlucken war ich darüber erstaunt, dass der blubbernde Saft gar nicht in meinem Bauch blubberte. Und Saft war es auch nicht, sondern eine geschmacklose, langweilige Flüssigkeit. Wie enttäuschend. Das leere Glas wurde mir aus der Hand genommen und vor mir abgestellt.
,,Wie seh ich aus?" Ich sah in die Richtung, aus der die neue und doch bekannte Stimme kam und auch der ansehnliche Zwerg drehte sich dorthin. Nein! Bleib bei mir! Glücklicherweise ging er nicht fort.
,,Hm. Nett." Die andere verschwommene Silhouette näherte sich uns und ich realisierte, dass es sich ebenfalls um einen Zwerg handelte. Aber keinem gutaussehenden. Ich kniff weiter die Augen zusammen und starrte auf den langen weißen Bart, den er sich in den Gürtel gesteckt hatte. Sowas ... geht?
,,Was ist denn mit Bilbo? Geht es ihm nicht gut?" Behutsam legte sich eine Hand auf meine Stirn und strich mir die Locken zurück. Zu meiner Freude war es die Hand des hübschen Zwerges, sodass ich zu grinsen begann. Ich wusste nicht, ob es nun doch das Getränk war oder etwas anderes, doch in meinem Bauch fing es zu blubbern an. Es war ein schönes Gefühl.
,,Doch, er ist nur... etwas weggetreten." Die Hand wollte sich von meiner Stirn entfernen, doch ich umklammerte sie mit beiden Händen und hielt sie mir an die Wange. Sie war warm und wehrte sich zu meinem Glück nicht. Ich schnurrte. Es herrschte eine kurze Stille. Dann räusperte sich der andere Zwerg.
,,Nun, eh... Machen wir ihn mal schleunigst wieder nüchtern. Die anderen sind auch schon gerüstet, nur Fili, Kili und Bofur fehlen noch." Ein Nicken des schnuckeligen Zwerges neben mir folgte. Der andere Zwerg verschwand aus meinem Blickfeld und sprach entfernt von mir undeutliche Worte.
,,Bilbo, ich hol dir noch was", flüsterte der Schönling und strich mit seinen Fingern über meine Wange. Von dem knisternden Gefühl in meinem Bauch überrascht, lockerte sich mein Griff und er befreite sich aus meinen klammernden Händen. Ich gab ein Grummeln von mir und erntete nur ein Lachen als Antwort. Ein sehr süßes Lachen... Vier Gläser später schwamm die Umgebung vor mir nicht mehr und ich konnte wieder einigermaßen klar denken. Fili und Kili waren schon an mir vorbeigehuscht, doch bisher nicht wieder zurückgekehrt. Ich lehnte mit beiden Ellbogen auf dem Tisch und rieb mir über die bollernde Stirn.
,,Wie geht es dir jetzt?", fragte der gutaussehende Zwerg, auch Thorin genannt, und setzte sich neben mich. Seine Augen wanderten prüfend über mein Gesicht. Der Scham zerfraß mich von innen und ich wich lieber seinem Blick aus. Was mir zugegebener Maßen sehr schwer fiel.
,,Besser. Dank dir", murmelte ich und musste nun doch zu meiner Linken schielen. Thorin sah so charmant aus, dass mir die Luft wegblieb. Oh oh, bloß keine Szene hier veranstalten. Ich bekam meine Augen nicht von seinen verlockend aussehenden dunkelroten Lippen weg und starrte wie gebannt darauf. Als sie sich zum Sprechen öffneten, schluckte ich ungehalten.
,,Gerne. Hübscher." Da sah ich ihm doch wieder in die Augen und er schmunzelte amüsiert. Ich erwiderte sein Lächeln etwas verlegen. Seine Augen leuchteten mir fordernd entgegen und sein Gesicht näherte sich meinem. Mein Herz pochte aufgeregt gegen meine Brust und ich drehte mich ganz zu ihm. JA! Ich spürte seinen Atem auf meinen Wangen und schloss die Augen. Einen Augenblick später legten sich seine köstlichen Lippen sanft auf meine. Endlich fühlte ich wieder das genussvolle, hitzig explodierende Gefühl in meinem Magen. Vor Sehnsucht seufzte ich auf und spürte meine Wangen noch stärker brennen. Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln und ich drückte meine inniger auf seine, um ihn ganz auskosten zu können. Unsere Bewegungen waren zärtlich und ich erschauderte bei jeder einzelnen Vibration seiner Lippen. Er schmeckte noch betörender, als ich es in Erinnerungen hatte. Und ich wollte sogleich mehr von allem. Mehr von ihm. Sachte berührte ich mit meinen Fingern seinen Oberschenkel. Seine Lippen schmiegten sich verführerisch an meine und das Feuer in meinem Bauch entfachte sich vollends. Ich übte noch mehr Druck auf seinen Mund aus und strich mit meinen Fingern über den dünnen Stoff seiner Hose. Thorin nippte verlangend an meinen Lippen und ich erzitterte vor Begierde. Mein Bauch platzte beinahe vor der Hitze, die sich darin ansammelte.
,,LAGÂN!" Bei der Stimme schreckte ich hoch und brach unseren kurzen Kuss. Wir beide fuhren herum und starrten auf den Zwerg, der hereingeplatzt war. Es war Fili. Er sah schockiert und überrascht zugleich auf uns herab und schloss seinen Mund. Seine Augen huschten zu mir und begutachteten meine wahrscheinlich deutlich geröteten Wangen und Lippen. Thorin erhob sich von der Bank und warf seinem Neffen einen vernichtenden Blick zu.
,,Ist ja gut!", sagte dieser und hob beschwichtigend die Hände, ,,aber, dass ihr das unbedingt hier machen müsst! Seid froh, dass nur ich es war und nicht Dwalin oderso." Er kratzte sich mit einem unglücklichen Gesichtsausdruck an der Schläfe. Auch ich stand von der Holzbank auf und Thorin warf mir bei Filis Worten einen fragenden Blick zu.
,,Ich... hab ihm davon erzählt. Und Kili", meinte ich. Er nickte beruhigt. Huh. Ehrlich gesagt hatte ich erwartet, dass ihm das nicht so gefallen würde... Besser für mich.
,,Ich sollte Bilbo auch nur zum Ankleidezimmer losschicken...", erklärte Fili dann sein Stören. Da fiel mir das rotviolette Gewand auf, das um seine Schultern geschlungen war und auch der Rest seiner Kleidung war bis auf seine Stiefel ausgetauscht.
,,Gut", sagte ich und blickte zu Thorin, der mir ein kleines Lächeln zuwarf. Ich erwiderte es und da schob mich Fili ungeduldig durch die Tür, die hinter uns in die Angeln fiel. Er zog mich ein paar Schritte durch den Flur und blieb dann stehen.
,,Wirklich, das ist ja schlimm mit euch. Diese Blicke, die ihr euch zuwerft, da denkt man echt, ihr fresst euch gleich auf. Wie oft habt ihr das jetzt schon hinter unserem Rücken gemacht?", fragte er und schüttelte den Kopf, als könnte er es noch nicht fassen.
,,Was meinst du?" Ich runzelte die Stirn.
,,Na, miteinander rumgemacht!", rief er aus und ich drehte mich um, in der Sorge, jemand könnte es mitgehört haben. Doch der Flur verblieb still.
,,Das... das war erst der zweite Kuss", murmelte ich leise. Ich fühlte mich wie in einem Verhör. Fili sah mich ungläubig an und hakte nach:
,,Nur küssen? Nicht mehr?" Er hob eine Augenbraue. Nervös lagerte ich mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
,,Ja... naja, die eine oder andere... Hand... war schon dabei...", wisperte ich zögernd. Ich wusste nicht, was Fili von mir wollte. Er zupfte sich am Bart herum und lehnte sich zu mir herunter.
,,Hat er dir... in die Hose gefasst?" Meine Augen weiteten sich bei dieser doch sehr direkten Frage.
,,Nein!", sagte ich sofort und legte meine Stirn in Falten. Fili nahm erleichtert die Hand von seinem Bart. Was sollen diese Fragen? Und was geht ihn das eigentlich an? Und... wieso wird mir so warm unten am Bauch, wenn ich an das von Fili erfragte Szenario denke? Ist es, weil... ich es mir wünsche?
,,Hm, gut. Dachte ich mir zwar, aber man weiß ja nie." Er wollte weitergehen, doch da sagte ich geradeheraus:
,,Ich aber bei ihm." Fili fuhr herum und starrte mich mit großen Augen an.
,,Was? Du? Und dann?", fragte er sofort und drehte sich wieder ganz zu mir. Vielleicht hätte ich das für mich behalten sollen. Es ist doch schon sehr privat.
,,Nichts. Er hat den Kuss gebrochen, bevor ich, uh, etwas berühren konnte." Fili grinste breit und ich blickte lieber auf den Boden herab.
,,Schade für dich", sagte er neckisch und mein Kopf schnellte hoch. Dann schubste er mich in den Raum nebenan, der mir erst jetzt aufgefallen war und schloss die Tür vor meiner Nase. Was war das denn jetzt?

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt