-7- Vergangene Tage

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,,Bilbo? Stößt du noch mal zu uns?"
Fili kam auf mich zu und sah mich fragend an. Ich nickte und folgte ihm, etwas anderes blieb mir auch nicht übrig. Die Müdigkeit durchfuhr meinen Körper und mir schmerzte noch immer jedes Körperteil. Ich wollte mich einfach nur noch in einen Schlafsack kuscheln und die Augen schließen.
Vielleicht legt sich noch jemand zu mir...
Ich räusperte mich, um meine absurden Gedanken zu überspielen. Als wir zurück am Lagerfeuer waren, entdeckte ich viele der Zwerge in der Nische bei den Schlafsäcken sitzen. Zu meiner Erleichterung konnte ich Thorin nirgends erkennen. Ich gesellte mich zu Fili und Kili, die drei Schlafsäcke nebeneinander ausgelegt haben.
,,Du kannst hier bei uns schlafen, Bilbo. Dann können wir uns noch ein wenig unterhalten", meinte Kili. Ich nickte es müde ab und setzte mich neben ihn. Sofort schlüpfte ich in den Schlafsack, auf den Kili gezeigt hatte und zog mir die Decke bis ans Kinn. Augenblicklich wurde mir wohlig warm und ich atmete entspannt durch die Nase aus. Die beiden Brüder sahen mich amüsiert an.
,,W-worüber wollt ihr denn reden?", fragte ich leicht bibbernd. Mir fiel jetzt erst auf, wie unerträglich kalt mir gewesen war. Fili und Kili verkrochen sich ebenfalls in ihre Schlafsäcke, blieben aber im Gegensatz zu mir aufrecht sitzen, während ich wie ein eingekringelter Wurm auf dem Boden lag. Sie beide sahen mich nachdenklich an und eine Stille entstand.
,,Ich hätte eine Frage an euch", meinte ich dann und die beiden horchten auf.
,,Wie kommt es, dass ihr mit auf diese Reise gekommen seid?", fragte ich und Fili und Kili sahen sich gleichzeitig an. Auf ihren Gesichtern bildete sich ein schwelgender Ausdruck.
,,Also, wir sind mit den Geschichten aufgewachsen, die uns Balin über den Berg erzählt hat. Wir wollen unsere Freunde nicht im Stich lassen, sondern mit ihnen dieses Abenteuer bestreiten. Wir wollen sie bei jeder Gelegenheit unterstützen und mit unseren eigenen Augen den Erebor sehen", erklärte Kili und er strahlte mich an. Ich nickte verstehend und erwiderte sein Lächeln. Da kicherte Fili plötzlich.
,,Und wir haben unserer Mutter versprochen, auf Thorin Acht zu geben." Ein seltsam leeres Gefühl enstand in meinem Bauch. Ich wusste nicht, was es war und es wollte auch nicht wieder weggehen. Es fühlte sich wie ein klaffendes Loch an und ich würde nervös. Filis Worte brachten mich aus dem Konzept und ich sah auf.
,,Er, also... Thorin... ist dann euer... Vater?", fragte ich mit fremder Stimme.
Schlagartig ertönte ein schallendes Lachen und ich starrte Fili unverständlich an. Auch Kili stimmte mit ein und die beiden lachten sich die Kehlen wund. Ich runzelte die Stirn und setzte mich in dem Schlafsack auf.
,,Was? Hab ich was Falsches gesagt?", fragte ich und sah beide entgeistert an.
Fili wischte sich glucksend eine Träne aus den Augen und schüttelte den Kopf. Da er offensichtlich nicht dazu in der Lage war, meiner Frage eine Antwort zu geben, sprang Kili glucksend ein:
,,Bilbo, denkst du wirklich, dass Thorin unser Vater ist? Nein, nein, bei meinem Barte, der doch nicht. Thorin ist der Bruder unserer Mutter, also unser Onkel." Ach, er ist ihr Onkel? Sagt das doch. Na gut, hätte ich ihnen aufmerksamer zugehört, hätte ich es bestimmt mitbekommen.
,,Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Thorin überhaupt weiß, was es heißt, eine Beziehung zu führen", überlegte Kili und fasste sich an seine Bartstoppeln.
Ich wurde hellhörig und war nun weitaus wacher. Ich wollte mehr darüber wissen.
,,Er... er hat also keine Frau?", fragte ich, doch da fiel mir wieder ein, was Fili mich gefragt hatte und ich fügte schnell hinzu:
,,Oder einen Mann?" Filis Augen wurden groß und sein Kopf schwang zu Kili, der genauso aussah. Beide wechselten wissende Blicke und nickten sich zu.
,,Das hast du mich doch auch gefragt!", meinte ich verteidigend und rollte die Augen. Fili musste bei meiner Reaktion schmunzeln.
,,Nein, er hat keinen Partner. Ich wage zu bezweifeln, dass er jemals irgendwelche Interessen an einer anderen Person gezeigt hat. So wie du." Er warf mir einen Blick zu, von dem ich nicht verstand, was er bedeuten sollte. Stattdessen nickte ich nur sachte und mein Blick wanderte von Fili zu Kili, der mich nachdenklich ansah. Thorin ist also so wie ich. Hat noch nie eine Anziehung zu einer Person gespürt... Kili sah auf und nahm die Hand von seinem Kinn.
,,Ehrlich gesagt ist Thorin ein ziemlicher Anfänger in diesem Gebiet. Ich glaube, er weiß nicht mal, wie neue Zwerge entstehen", fand er und lachte dann spöttisch. Fili stimmte mit ein und die beiden grinsten sich übelwollend zu.
,,Jaah, und er wird immer so komisch, wenn es darum geht, einen Nachfolger zu liefern!", stieß dieser aus. Beide lachten albern und ich starrte sie nur an. Das ist ehrlich gesagt nicht die Art von Gespräch, die ich jetzt führen möchte... Natürlich bemerkten sie mein Schweigen und sahen mich aus großen Augen an. Etwas unsicher kratzte ich mich am Hals, dort, wo die Decke meine Haut streifte.
,,Sag bloß, du weißt es auch nicht!", rief Kili entrüstet aus und ich schluckte. Filis Augen starrten mich abwartend an.
,,Doch natürlich", brachte ich hervor und setzte mich noch gerader auf. Können die beiden nicht einfach ihren Mund halten... Ich konnte fühlen, dass sich meine Wangen erröteten und wollte am liebsten in meinem Schlafsack versinken. Aufhören. Ich will bloß nichts darüber wissen.
,,Oh, wie goldig, der kleine Hobbit ist auch unerfahren! Da haben wir ja zwei gefunden...", meinte Fili entzückt und ich spitzte die Ohren.
,,Was soll das denn heißen?!", fragte ich sofort und zog die Augenbrauen zusammen. Fili grinste in sich hinein und sein Bruder klopfte ihm genauso amüsiert gegen die Schulter.
,,Nichts, nichts", murmelte Fili unter Gelächter und biss sich auf die Lippe. Kili warf mir undefinierbare Blicke zu und ich sah unruhig auf meine Decke hinab.
Was in deren Köpfen so vorgehen muss...
Schlagartig ertönte ein lautes Grölen. Ich zuckte zusammen und saß kerzengerade in meinem Schlafsack.
,,W-was war das?", fragte ich mit gespitzten Ohren. Fili und Kili wechselten kurze Blicke.
,,Orks." Kilis Stimme war dunkel und er sah mit düsterem Blick auf den Horizont.
,,Orks?! Was ist das?", fragte ich und schälte mich bis zur Hüfte aus dem Schlafsack. Von dem Wort hatte ich noch nie etwas gehört, doch es klang wie ein scharfer Schnitt in den Ohren. Ängstlich blickte ich zu Fili, der mich mit seinen hellblauen Augen finster ansah.
,,Dreckige Halsabschneider. Dutzende sind da draußen. In den Einsamen Landen wimmelt es von denen. Keiner genau weiß woher sie stammen. Es wird gesagt, dass sie einst Elfen waren. Noch ein Grund diese Spitzohren zu meiden", sprach er in gesenkter Stimme und auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut. Ich rutschte wieder tiefer in den Schlafsack und starrte auf die Erde hinab.
,,Sie sind blutdürstig und grausam. Schlagen kurz vor Morgengrauen zu, wenn alles schläft. Schnell und leise, niemand schreit. Es gibt sehr viel Blut. Blut und Tod. Der Rest wird natürlich verspeist." Meine Augen weiteten sich bei Kilis Worten und ich spürte mein Herz schneller schlagen. Das Blut pochte mir bollernd in den Adern und ich konnte fühlen, wie die Panik meinen Körper durchzog. Was? Und wir liegen hier schutzlos herum? Hilfe! Ich riss mir den Schlafsack von den Schultern und stand hektisch auf. Ich ging einige Schritte auf den Horizont zu und starrte auf die Landschaft herab, in der Angst davor, einen Ork zu entdecken. Da hörte ich plötzlich lautes Kichern von Fili und Kili und drehte mich irritiert zu ihnen um. Ich bemerkte eine Silhouette in der Nähe des rauchenden Lagerfeuers, sie war genau neben mir am Felsen. Ich sah dort hin und bei dem Schatten handelte es sich zu meinem Schreck um niemand geringeren als Thorin Eichenschild. Warte. Hat er etwa unser Gespräch die ganze Zeit mitbekommen? Darüber, dass ich seine Neffen über ihn ausgefragt hab? Oh. Mein. Gott. Lasst mich bitte sterben. Los, Orks, bringt mich um!
Unsere Blicke trafen sich und ich fühlte mich so unwohl, dass ich wie erstarrt stehen blieb. Ob er noch darüber sauer war, dass ich ihn vorhin langweilig genannt habe?, fragte ich mich. Doch seine Augen ruhten nur prüfend auf mir, sein Gesichtsausdruck war sanft. Es war ein Anblick, von dem ich nie gedacht hätte, dass er sich mir erbot, und ganz sicher nicht an mich gerichtet. Er durchbrach unseren Blick und stand von der Felskante auf.
,,Haltet ihr das für witzig?", fuhr er seine Neffen in einer kalten Tonlage an und trat einen Schritt auf uns zu. Seine Stimme war so abweisend und erbost, dass ich betreten zu Boden blickte, wo er doch noch nicht einmal mich damit meinte.
,,Haltet ihr einen Angriff von Orks bei Nacht für einen Scherz?", warf er ihnen zornig vor und näherte sich uns noch mehr. Kili wirkte eingeschüchtert und senkte seinen Blick, Fili starrte auf seine Stiefel herab. Thorin stand nun genau vor mir und sein Blick wanderte kurz in meine Richtung. Auf seinem Gesicht lag ein rücksichtsvoller Ausdruck und ich sah genau in seine himmelblau leuchtenden Augen. Es war, als konnte ich einen Funken von Sorge in ihnen aufblitzen sehen.
,,W-wir haben uns nichts dabei gedacht", gab Kili kleinlaut zu. Thorins Augen wanderten an mir herunter und er drehte sich wieder von mir weg. Ich atmete leise aus, als er sich an die jungen Brüder wandte.
,,Nein, habt ihr nicht. Wie immer", stieß er in einer verhassten Stimme hervor und ging an uns vorbei.
,,Ihr wisst nichts von der Welt." Er stapfte in die Richtung der Ponys und ich sah ihm gedankenverloren hinterher. Da wehte ein Windstoß über meine Schultern hinweg und ich begann, zu zittern, sodass ich mich wieder zu Fili und Kili gesellte und rasch in meinen Schlafsack schlüpfte.
,,Nehmt es ihm nicht übel, Burschen. Er meint es nicht so." Wie aus dem Nichts tauchte Balin auf, er hatte wohl das Gespräch zwischen Fili, Kili und Thorin mitbekommen und ließ sich mit seinem Schlafsack neben mir nieder. Das war es dann also mit dem Gespräch über... was auch immer es war. Er lehnte sich gegen die Wand und wir drei sahen gespannt zu ihm. Seine graugrünen Augen wanderten zu mir.
,,Thorin hat mehr Grund als die meisten die Orks zu hassen. Sie haben unser Leben schon zu oft durchkreuzt und in Asche gelegt", sprach er und ich setzte mich aufrecht, um seinen Worten mit gespitzten Ohren zu lauschen. Denn ich wollte mehr über den Zwerg erfahren, wollte wissen, wieso er mir so bekannt vorkam und ihn mehr verstehen. Und ich interessierte mich sowieso für die Geschichte der Zwerge, so schwer es auch im Auenland war, Bücher darüber aufzutreiben. Im Auenland gab es nur wenige Zwerge, die aus den Blauen Bergen zu uns hinuntergewandert waren und in Hobbingen kannte jeder nur den einen. Spalvi Grimmhand, ein Zwerg aus dem Nebelgebirge, der dann und wann im Gasthaus Zum Grünen Drachen anzufinden war und für wenig Silber Übersetzungen von alten Zwergenschriften verkaufte. Er kannte mich schon gut, doch ob wir Freunde waren, konnte ich nicht sagen. Auch habe ich ihn eine lange Zeit nicht mehr gesehen. Ich sah wieder zu Balin.
,,Damals, im Jahr 2770, nachdem der Drache den Einsamen Berg an sich gerissen hatte, war unser Volk verstreut. Einige fanden Arbeit und Unterkunft in den Blauen Bergen, andere irrten jahrelang mit Hoffnung auf Vergeltung in den Landen umher. Jahre später, um die 29, forderte König Thror das uralte Zwergenreich Moria zurück. Als Schutz und neue Heimat für unser Volk. Dieses Zwergenreich ist bei unserem Volk auch als Khazad-dûm bekannt. Was uns erwartete, war die schrecklichste Schlacht unseres Schicksals. Es war die Schlacht von Azanulbizar", sprach er und ich wusste, ich hatte den Namen der Schlacht schon irgendwo einmal gehört. Ich rutschte ein Stück näher an Balin heran und auch Fili und Kili lehnten sich aufgeschlossen zu ihm vor.
,,Ich sehe die Verwirrung in deinem Gesicht, Bilbo. König Thror ist Thorins Großvater", fügte er hinzu und ich nickte verstehend. Sein Blick senkte sich.
,,Wir machten uns also auf den Weg zu unserem Reich. Und der Feind war bereits dort." In meinem Kopf bildete sich ein Schlachtfeld vergangener Jahre. Überall waren Zwerge in Eisenrüstungen mit Äxten in ihren Händen, überall war Blut, überall war der Stolz der unerschüttlichen Rasse zu sehen. In ihren Augen blitzte ihre Kampfeslust wider, in ihren Gesichtern der Eifer. Ich schluckte und sah Balin abwartend an.
,,Khazad-dûm war von Scharen von Orks eingenommen worden. Angeführt wurden sie vom Abscheulichsten ihrer gesammten Sippe: Azog. Eine andere Bezeichnung des riesigen Gundabad Orks wird seiner Monstrosität allemal gerecht: Der Schänder." Ich stellte mir eine riesige, bleiche Kreatur vor, dessen entstelltes Gesicht von tiefen Narben und Bluttropfen verzerrt war.
,,Der Ork hatte geschworen, das Geschlecht Durins auszulöschen. Sein Ziel war, allen, und damit auch bis auf den letzten Zwerg der Linie, ein grausames Ende zu bereiten", sprach Balin und ich drehte meinen Kopf nach rechts. Meine Augen schweiften zu Thorin, der mit dem Rücken zu uns stand und die Hände ineinander verschränkt hatte. Es sah aus, als lauschte er den Worten seines Gefährten und war in alte Erinnerungen daran versunken.
,,Als Erstes ... enthauptete er den König. Den größten König unseres Zeitalters." Ich spürte, wie sich mir der Magen zusammenzog und ich Balin vor Schock anstarrte. Er sah mich mitfühlend an und lächelte mir ganz leicht zu.
,,König Thrors Ende überkam ihn rasch. Es gab keine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken oder zu entkommen. Thrain, Thorins Vater, trieb der Kummer dieses Verlusts in den Wahnsinn. Er verschwand. Ohne eine Spur. Ob er gefangen oder getötet war wusste niemand von uns. Wir waren ohne Anführer. Niederlage und Tod überkamen uns rasant wie ein Blitzgewitter." Wie gebannt sah ich ihm in die aufblitzenden Augen und auf Balins Lippen bildete sich ein schwärmerisches Lächeln.
,,Ohne Hoffnung waren wir. Ohne Sicht auf Sieg. Unser Volk dem Untergang geweiht. Doch dann ... dann sah ich ihn." Sein Blick schweifte zu Thorin und ich folgte ihm. Ich sah, wie mein Pony Myrtle auf Thorin zuschlich und ihre Nase an seinen Mantel stupste. Er löste seine Hände aus der Verschränkung und fuhr ihr sanft durch die blonde Mähne. Meine Lippen formten sich zu einem Lächeln und ich sah den beiden zu. Ich gab offen zu, dass ich den Anblick ... nett fand.
,,Ich sah einen jungen Zwergenprinzen, gebrochen und doch stärker als alle Zwerge zusammen, der dem Bleichen Ork die Stirn bot. Allein stand er diesem erbarmungslosen Widersacher entgegen. Mit zerfetzter Rüstung, nichts als einen Eisenast als Schild in den Händen und seinem Mut forderte er den Schänder heraus", fuhr Balin fort und meine Lippen öffneten sich überrascht einen Spalt. Daher kenne ich ihn! Thorin Eichenschild, der, der seinen Namen durch die Schlacht bei Moria gewann, weil er nur mit dem Ast einer Eiche bewaffnet war und ihn seitdem mit Würde trug. Der Zwerg, der den rechtmäßigen König unter dem Berge darstellt, dem größten Zwergenreich von ganz Mittelerde. Unfassbar. Hm. Eigentlich hätte ich das schon früher verstehen müssen... Ist ja nicht so, dass die Zwerge gestern Abend ausführlich darüber gesprochen haben. Aber irgendwie kam es mir jetzt erst wieder in den Sinn. Und ich wette, ich habe davon in einer von Spalvis Geschichten gelesen!
,,Azog bekam an jenem Tag zu spüren, dass das Geschlecht Durins nicht so einfach zu bezwingen ist, wie er angenommen hatte. Von Thorins Eifer angetrieben gewannen wir an Stärke zurück. Unsere Truppen sammelten sich und drängten die Orks aus den Minen. Unser Feind war endgültig besiegt und die Schlacht vergangen. Doch kein Fest feierten wir, und keine Lieder sangen wir in dieser Nacht. Denn zu viele Tote hatten wir zu beklagen. Zu viele Brüder und Schwestern hatten wir verloren. Nur wenige von uns hatten überlebt und das nur knapp. Es fühlte sich nicht wie eine gewonnene Schlacht an, sondern wie ein Massengrab." Ich bemerkte, dass auch die anderen Zwerge aufgewacht und jeder Balins Worten mit Andacht lauschte.
,,Und trotzdem waren wir voller Hoffnung. Dank unseres Anführers und seiner Entschlossenheit. Ich weiß noch genau, damals sagte ich mir: Diesem einen will ich folgen. Diesen einen kann ich ohne Zweifel König nennen. Diesem einen würde ich mein Leben und das Schicksal unseres Volks anvertrauen." Balin beendete seine Geschichte und blickte wieder zu Thorin. Alle Zwerge standen auf und folgten seinem Blick. Thorin nahm seine Hand von Myrtle und drehte sich gewandt zu uns um. In seinen blau leuchtenden Augen sah ich die Trauer, doch auf seinem Gesicht lagen Stolz und Dankbarkeit. Er schenkte uns ein mildes Lächeln und nickte Balin dankbar zu. Ich stellte mir vor, wie er im Kampf gegen Azog antrat. Wie er mit kaputter Eisenrüstung den Orks Einhalt gebot und ihnen geschickt seine scharfe Klinge spüren ließ. Irgendwie schweifte ich davon ab und dachte daran, wie seine welligen Haare im Wind wehten, wie er mit seinen muskulösen Armen das Schwert durch die Luft schwang, wie er seine Feinde durch dunkle, fast schon schwarze Augen rasend ansah. Da beugte sich plötzlich Kili zu mir herunter.
,,Bilbo du sabberst." Ich schluckte und wischte mir über die Lippen, doch Kili hatte mich angelogen. Er kicherte leise und ich sah schnell woandershin, während meine Wangen purpurrot zu prickeln begannen. Du kleiner Fiesling. Thorin wandte sich zum Gehen und ich beobachtete ihn dabei. Da brannte mir eine Frage auf den Lippen und ich fragte an Balin gerichtet:
,,Du sagtest, ihr hattet den Feind besiegt. Auch den Bleichen Ork? Was ist aus ihm geworden?" Doch meine Augen lagen weiterhin auf den Zwergenprinzen. Dieser sah mir tief in die Augen, als er an mir vorbeiging und blieb stehen. Er schien mich genau zu mustern.
,,Ich sag dir, was geschehen ist. Er kroch in das dreckige Loch zurück, aus dem er gekommen war. Dieser Abschaum ist vor langer Zeit an seinen Wunden verreckt und mehr nicht", sagte er kalt. Unter seinem harten Blick rutschte ich einige Zentimeter in meinen Schlafsack. Wie immer brach er unseren Blickkontakt und setzte sich wieder auf den Felsen. Diesmal legte er sich jedoch mit dem Rücken zu uns.
Gandalf, der in der Nähe saß und an seiner Pfeife zog, blickte mir genau in die Augen und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Also lebt Der Schänder noch... Balin setzte sich und mein Blick wanderte erneut zu dem König unter dem Berge. Ich sah, wie sich seine Brust leicht hob und senkte, nur leider konnte ich sein Gesicht nicht erkennen. Leise seufzend lehnte ich mich in den Schlafsack zurück und drehte mich zur Seite, nur, um Balin genau in die Augen zu starren. Schnell drehte ich mich lieber auf den Rücken zu den Sternen und zählte sie. Nach einiger Zeit und langen Gedankengängen schlief ich endlich unter dem leuchtenden Sternenhimmel ein.

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[A/N: Spalvi Grimmhand ist ein kleines Easter Egg aus Herr der Ringe Online, dem man in der Bingo Boffin-Questreihe begegnet. Wollte ihn einfach mal reinbringen, weil er cool ist :D Hat jetzt nichts mit dem Rest der Story zu tun, ist nur ein Gimmick]

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt