-20- Sanfte Landung

541 42 1
                                    

Da sprang einer der Zwerge zu mir herunter und umgriff meinen Arm. Es war Thorin. Er zog mich zu sich hoch und drückte mich am Rucksack über die Felswand auf den steinernen Boden. Die anderen Zwerge kamen ihm zu Hilfe und zogen mich über die Kante, doch in dem Moment rutschte Thorin bei dem nassen Felsen ab. Dwalin packte seine Hand und hielt ihn entschlossen fest. Thorin hing genau über der Schlucht und versuchte sich hochzuziehen. Gloin packte ihn an der anderen Hand und gemeinsam zogen sie den König über die Felskante. Ich drückte mich gegen die Wand und atmete unter verengter Brust schwer ein und aus, mein rasanter Puls pochte mir gegen den Hals.
,,Ich dachte schon, wir hätten unseren Meisterdieb verloren!", rief Dwalin und eine Erleichterung machte sich in seinen Gesichtszügen breit. Thorin erhob sich und atmete tief durch. Er drehte sich zu mir und warf mir einen verdammenswerten Blick zu. Ich stockte und sah zaudernd zurück.
,,Er war verloren, seit er sein Zuhause verlassen hat. Er hätte niemals mitkommen sollen. Hier bei uns ist kein Platz für jemanden wie ihn", stieß er verhasst aus und wandte sich ab. Ich spürte ein scharfes Ziehen in meinem Bauch und sah verletzt zu Boden. Leise versuchte ich, meine ruppige und schmerzende Atmung zu dämmen. Ich bemerkte die Blicke der Zwerge auf mir und sah auf Dwalins Stiefel, die einen Schritt auf mich zutraten.
,,Dwalin!", knurrte Thorin und er blickte zu ihm. Mit einem Kopfnicken forderte der König ihn auf, ihm zu folgen. Dwalin sah wieder kurz zu mir und stapfte dann Thorin hinterher. Keiner der Zwerge sagte etwas, sie alle folgten stumm ihrem Anführer. Dieser ging hinter einen Felsvorsprung, in dem eine Höhle zu liegen schien. Jemand griff mir vorsichtig unter den Arm und als ich aufsah, blickte ich einem besorgten Fili entgegen. Er schenkte mir ein ermutigendes Lächeln, doch ich senkte wieder den Blick. Langsam zog er mich auf die Beine und ich merkte, wie sehr mein Körper zitterte. Mit kleinen Schritten führte er mich zu dem Höhleneingang, in den die Zwerge hineintraten.
,,Sieht sicher genug aus", gab Dwalin mit grimmiger Tonlage von sich und schielte zu Thorin. Bilde ich mir das nur ein, oder wirkt sogar er von ihm ein klein wenig verwundert?, überlegte ich. Thorin ging einige Schritte in die Höhle und beachtete oder bemerkte den Unterton in Dwalins Stimme nicht.
,,Durchsucht sie von vorne bis hinten, Höhlen in den Bergen sind selten unbewohnt", gab er zu bekennen und warf sich eine nasse Strähne über die Schulter. Dwalin nahm den Kerzenhalter von Oris Rucksack, entzündete ihn und hielt ihn sich vor das Gesicht. Die Zwerge sahen sich um, doch wirkten viel zu erschöpft, um die schutzbietende Höhle aus irgendeinem Grund verlassen zu wollen.
,,Hier ist nichts", rief Dwalin am hinteren Ende der Höhle zurück. Gloin schob sich an Fili und mir vorbei, ging in die Mitte der Höhle und schmiss sich einen Haufen Holzscheite vor die Füße.
,,Also gut, machen wir uns ein schönes Feuer", sagte er vergnügt und rieb sich die Hände aneinander. Thorin stapfte an ihm vorbei und nahm sich den Schwertgurt vom Rücken.
,,Nein. Keine Feuer. Nicht an diesem Ort. Holt euch etwas Schlaf, wir brechen dann zum ersten Sonnenlicht auf", beschloss er und hielt fest das Elbenschwert in den Händen. Er ging zu Balin, der zu ihm aufsah.
,,Wir sollten doch in den Bergen warten, bis Gandalf zu uns stößt. Das war der Plan", erinnerte ihn Balin und Thorin sah gleichgültig auf ihn herab.
,,Pläne ändern sich", warf er mit bissiger Stimme zurück und drehte sich von ihm weg.
,,Bofur!", rief er und der Angesprochene drehte sich lächelnd zu ihm um, ,,übernimm die erste Wache." Bofurs Lächeln schwankte und er sah wenig begeistert zu seinem Anführer, der ihn nicht weiter beachtete. Die Zwerge verteilten sich in der Höhle und begannen, ihre Schlafsäcke und Decken auszubreiten. Auch ich trat näher in das Innere der Höhle und entschied, mich in die Nähe von Bombur zu setzen, da er immer das Essen vorbereitete. Fili hielt noch immer meine Schulter und ich sah zu ihm.
,,Du kannst jetzt loslassen", flüsterte ich ihm zu, damit nur er es hörte, denn ich fühlte ein Unbehagen bei seiner großen Sorge. Ich war mir sicher, er merkte, dass mich die Worte von Thorin viel mehr mitgenommen haben als mein knappes Entkommen vom Tode.
,,Gut...", meinte er nur und nahm seine Hände von mir. Er sah mich prüfend an, doch ich ging einfach an ihm vorbei und steuerte auf die hinterste Ecke der Höhle zu, um möglichst weit entfernt von den Zwergen zu sein. Ich lehnte meinen Wanderstock an einem Stein an, ließ den Rucksack von meinen Schultern rutschen und nahm meinen Schlafsack hervor. Lieblos legte ich ihn über den Boden aus und ließ mich darauf nieder. Mit dem Rücken saß ich zu den Zwergen, nur Bombur war links in meinem Blickfeld. Ich schwieg und lauschte meinem klopfenden Puls, der mein Unwohlsein untermalte. Bombur hielt mir zwei Butterbrote hin, die ich ganz aufaß, obwohl ich keinen Hunger verspürte. Nach einigen Augenblicken schlüpfte ich in meinen Schlafsack und rollte mich zusammen, doch ich hatte nicht vor, zu schlafen. Mit geschlossenen Augen hörte ich den Flüsterstimmen der Zwerge zu und versuchte, mein Herzklopfen unter Kontrolle zu bekommen. Doch vor meinen Augen spielte sich immer wieder das gleiche Geschehen ab und ich fühlte mich noch schlechter. Das Gemurmel verstummte und das Rascheln von Stoff ertönte, die Zwergen legten sich in ihre Schlafsäcke. Ich hörte leise Schritte, die auf mich zukamen und versuchte gleichmäßig zu atmen und so zu tun, als wäre ich eingeschlafen. Der Zwerg setzte sich neben mich und verblieb für einen langen Augenblick in dieser Position. Irgendwann hörte ich das leise Klimpern einer Schwertklinge, er legte sich wohl nun auch in den Sand zurück.
Als ich mir nach einiger Zeit sicher war, dass alle Zwerge in ihre Traumwelt versunken waren, öffnete ich die Augen und setzte mich vorsichtig auf. Meine Ohren vernahmen nur vertieftes Schnarchen und das träumende Murmeln der anderen. Ich sah um mich und erlitt fast einen Schock. Bei dem Zwergen, der nur wenige Schritte neben mir lag, handelte es sich um Thorin. Seine Augen waren geschlossen und ich hörte seinen leichten Atem. Er hatte einen friedlichen Ausdruck im Gesicht und ich merkte, wie mir eine Wärme in die Brust floss. Ich sah zu seinen Händen, die entspannt auf seinem Bauch ruhten. Seine Brust hob und senkte sich sanft und da fiel mir das blaue Veilchen auf, das genau dort lag, wo ich es vermutet hatte. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, doch es verschwand sofort, sobald ich an das dachte, was eben passiert war. Ich habe keinen Platz bei ihnen. Ich gehöre nicht zu ihnen. Ich hätte niemals mitkommen sollen. Entschlossen schälte ich mich aus meinem Schlafsack und rollte ihn leise zusammen. Ich befestigte ihn an meinen Reiserucksack und setzte diesen auf. Darauf bedacht, niemanden zu wecken, stand ich mucksmäuschenstill auf. Ich hob meinen Gürtel vom Boden, an dem ich die Schwertscheide befestigt hatte und legte ihn mir an. Vorsichtig nahm ich meinen Wanderstock vom Stein und hielt ihn hoch über mir. Behutsam schlich ich an den Köpfen der Zwerge vorbei und stoppte kurz, als Dori ein lautes Seufzen von sich gab. Dann legte er sich murmelnd auf die Seite und schnarchte ungestört weiter. Ich fuhr in meinem Schleichen fort und steuerte auf den Höhleneingang zu.
,,Was denkst du, wo du hingehst?", ertönte eine wispernde Stimme. Ich erschrak und fasste mir an die Brust. Oh, nein. Ich rollte die Augen über meine eigene Vergesslichkeit und drehte mich um. Mit einem ernsten Blick sah ich zu Bofur, der fragend die Augenbraue hob.
,,Zurück nach Bruchtal", flüsterte ich und umpackte den Stock fester. Bofur stand entrüstet auf und schlich einige Schritte auf mich zu.
,,Nein, nein, nein, du kannst doch jetzt nicht gehen! Du bist ein Teil unserer Gemeinschaft. Einer von uns!", flüsterte er aufrichtig und stand nun genau vor mir. Ich sah auf den Boden hinab und schüttelte den Kopf.
,,N-nein, bin ich nicht. Er ... Thorin ... sagte, ich hätte nie mitkommen dürfen und er hat recht. Ich bin kein Tuk, ich bin ein Beutlin. I-ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe... Ich hätte niemals aus meiner Tür spazieren sollen", meinte ich murmelnd und drehte mich von ihm weg, um meinen Weg fortzusetzen. Bofur fasste mir sanft an die Schulter und hielt mich von meinem Gehen ab.
,,Du hast Heimweh! Das verstehe ich", flüsterte er aufmunternd und lächelte mir zu. Ich wurde sauer und schob etwas zu energisch seine Hand von meinem Arm. Lasst mich doch alle in Ruhe!
,,Nein, das verstehst du nicht, keiner von euch tut das, ihr seid Zwerge! Ihr- ihr seid doch dieses Leben gewöhnt, die ganze Zeit auf der Hut sein zu müssen und nirgendwo hinzugehören!", stieß ich giftig hervor. Zum Ende hin wurde ich lauter und wunderte mich, dass ich keinen Zwerg dadurch aufgeweckt hatte. Bofur wirkte gekränkt, doch hielt meinem eisernen Blick stand. Ich merkte, was ich gesagt hatte und schluckte. Er ließ seine Hand sinken und ich sah ihn reuemütig an. So wollte ich ihm eigentlich nicht in Erinnerung bleiben.
,,T-tut mir leid, ich wollte nicht... uhm...", murmelte ich, doch die Worte blieben unbedeutend in der Luft hängen. Bofur nickte leicht und lächelte niedergedrückt. Ich konnte ihm nicht in die traurigen Augen sehen.
,,Nein, du hast recht. Wir... wir gehören nirgendwo hin...", gab er leise von sich und ließ seinen Blick über die schlafenden Zwerge schweifen. Mit einem schlechten Gewissen folgte ich seinem Blick und strich mir eine zwickende Locke hinter das Ohr.
,,Obwohl ich ja glaube, dass das nicht der wahre Grund ist, wieso du uns verlässt", sagte er und sah mich wieder an. Diesmal durchbohrten seine stechenden Augen meine Gedanken und ich wich einen klitzekleinen Schritt zurück.
,,Wie meinst du das?", flüsterte ich und sah ihm unsicher in die Augen. Bofur hatte einen wissenden Blick aufgesetzt und kam mir das Stückchen näher, das ich zurückgewichen war.
,,Es ist wegen Thorin. Du gehst, weil dich seine Worte getroffen haben." Unumgänglich spürte ich das stechende Ziehen in meinem Bauch, das sich über meinen ganzen Körper ausbreitete. Ich wich seinen Augen aus und sah betroffen an ihm vorbei. Ein scharfer Schmerz schlich sich in meine Brust, als ich an Thorins reißende Worte dachte. Er war schon immer abweisend zu mir und hatte mich zurechtgewiesen. Hat mich bestimmt auch im Stillen ausgelacht. Doch seine ablehnenden Worte, seine Gedanken, genau ins Gesicht gespuckt zu bekommen, war das Schlimmste, was mir je passiert war. Und dabei waren die Tage in Bruchtal die besten, die ich je erleben durfte. Die Erkenntnis, dass er mich trotz dieser Augenblicke zwischen uns verabscheute, gab mir das Gefühl, ich würde von innen zerfallen. Es schmerzte. Und ich wollte alles und jeden hinter mir lassen.
,,Er hasst mich", sagte ich und meine Stimme klang nicht so fest, wie ich es mir erhofft hatte. Sie klang brüchig. Ich hasste mich selber für die Schwäche, die ich zeigte. Ich bemerkte Bofurs Blick auf mir, doch sah starr auf meine Füße herab. Plötzlich spürte ich, wie sich ein dicker Tränenschleier vor meinen Augen bildete. Ich konnte nichts dagegen tun, egal, wie sehr ich dagegen ankämpfte.
,,Nein, nein, Bilbo, nein! Er hasst dich doch nicht! Niemals! Wie kommst du darauf?", fragte Bofur sofort und mit einem Hauch von Betrübnis. Ich spürte wieder seine Hand auf meiner Schulter und er strich mir sorgenvoll den Arm entlang. Ich biss meine Zähne aufeinander und unterdrückte das Schluchzen, das sich plötzlich anbahnte. Doch so sehr ich mich zusammenreißen wollte, das stechende Gefühl in meiner Brust überwog. Der Schleier vor meinen Augen brach und mir liefen gleich mehrere Tränen die Wangen hinunter, noch, bevor ich es realisierte. Sie schlängelten sich über meine erhitzte Haut und tropften mir am Kinn hinunter.
,,Och, Bilbo...", flüsterte Bofur und legte unmittelbar seine Arme um mich. Seine Hand strich beruhigend über meinen Rücken und ich lehnte meine nasse Wange an seine Kappe. Noch mehr Tränen kullerten mir aus den Augen und meine Wangen entlang. Ich schniefte leise und Bofur drückte mich näher in die Umarmung. Ich legte meine Hand auf seinen Rücken und war froh darüber, dass er mich nicht verurteilte, noch mich von sich stieß. Ich schloss die Augen und ließ meinem Kummer freien Lauf. In diesem Moment spürte ich auch keine Unsicherheit oder eine Angst. Endlich konnte ich die schon lange mitgetragene Last, die ich verspürte, loswerden. So schnell die Tränen aus meinen Augen gekommen waren, umso schneller hörten sie auch wieder auf. Das lag überwiegend daran, dass ich meinen Kiefer aufeinander presste und mich zwang, meine Bedenken herunterzuschlucken. Bofurs Hand strich weiter fürsorglich über meinen Rücken, während ich versuchte, ruhig durchzuatmen. Ich verweilte in seinen Armen und merkte, wie ich mich langsam beruhigte und meine Lippen nicht mehr bebten. Nach einem langen Moment löste ich mich vorsichtig aus der Umarmung und Bofur nahm seine Arme von mir. Er sah mich mit einem aufmunternden Lächeln an und drückte mir behutsam die Schulter.
,,Ach, Bilbo, mach dir keine Sorgen. Ja, Thorin ist manchmal etwas abweisend zu dir, doch das ist ganz bestimmt nicht deine Schuld. In ihm muss etwas vorgehen, das ihn so reagieren lässt. Er mag dich, so wie uns alle, da bin ich mir sicher. Und er würde sein Leben für dich riskieren", sprach er mit warmherziger Stimme und bei seinen Worten schlich sich ein minimales Lächeln auf meine Lippen.
,,Hat er ja schon...", murmelte ich und fuhr mir mit dem Ärmel über meine nassen Wangen. Zwar war es mir ein wenig peinlich, dass ich in Tränen ausgebrochen bin, doch glücklicherweise war es nur vor Bofur. Er nahm seine Hand von mir und hob sie in die Höhe.
,,Ja, und das ist was Gutes! Er wollte dich nicht deinem Schicksal überlassen und entschied sich eigenständig dazu, dir zu helfen!", merkte Bofur fröhlich an und ich sah zu ihm auf.
,,Und seine Worte danach...?", fragte ich und sah ihn mit einem zögernden Ausdruck an. Bofur machte eine wegwerfende Handbewegung und schüttelte den Kopf.
,,Ach, das war nur der Schock. Unwichtiges Gerede, nichts weiter", beschwichtigte er mich und ich merkte, wie sich der Knoten in meinem Bauch löste. Ich atmete tief aus und nickte ihm dankend zu. Er lächelte mich besänftigend an und ich lächelte mit einem befreiten Gefühl zurück. Nach einem kurzen Augenblick, in dem wir beide uns zulächelten, spürte ich, wie mir der Kopf ein wenig dröhnte.
,,Ich...ich muss kurz Luft schnappen gehen", flüsterte ich und fuhr mir mit der freien Hand über die hitzige Stirn. Bofur hob eine Augenbraue und sagte witzelnd:
,,Versprich aber, dass du zurückkommst!" Ich musste leise lachen und Bofur warf mir als Gegenleistung ein Zwinkern zu.
,,Jaja, versprochen", gab ich belustigt zurück und drehte mich zu dem Höhleneingang um. Es hörte sich so an, als hätte sich der Sturm gelichtet. Ich ging einen Schritt darauf zu, da wurde ich von Bofurs irritierter Stimme aufgehalten:
,,Warte. Was ist das?" Ich folgte seinem Blick und entdeckte ein bläuliches Leuchten aus der Schwertscheide an meinem Gürtel. Wie in Trance starrte ich auf die tiefblaue Farbe und musste dabei an etwas anderes denken. Achtsam legte ich meine Finger um das Schwert und zog es einige Zentimeter hervor. Ich erinnerte mich wieder daran, was das Blau bedeutete und mein Blick schweifte durch den Raum. Da starrte ich in die zwei leuchtenden blauen Augen. Thorin. Meine Kehle schnürte sich zu. Unsere Blicke trafen sich und an seinem schuldbewussten Gesichtsausdruck konnte ich lesen, dass er unser ganzes Gespräch mitbekommen hatte. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. Oh nein... Er warf mir einen einfühlsamen Blick zu und ich schluckte. Er starrte wieder auf das Schwert und fasste als einziger von uns einen klaren Gedanken. Seine Augen weiteten sich und der Sand unter unseren Füßen rieselte in einen Abgrund.
,,Wacht auf!", durchbrach seine Stimme die Stille und er drückte sich vom Boden hoch.
,,WACHT AUF!", brüllte er nachdrücklich. Die anderen Zwerge richteten sich entsetzt auf, doch es war zu spät. Der Boden unter uns teilte sich entzwei und Steinplatten schoben sich zur Seite. Im freien Fall fielen wir in die schwarze Tiefe und mir rutschte der Stock aus der Hand. Wir knallten heftig auf einen rutschigen Steinweg und schlitterten bis zu einem Abgrund hinunter. Dabei schürfte ich mir die Beine und Hände auf und kniff die Augen zusammen. Meinen Rucksack verlor ich ebenfalls. Der Fall danach dauerte eine ganze Weile und die Angst stieg mir bei jeder weiteren Sekunde bis zur Brust an. Beim Aufprall wurde die ganze Luft aus meinen Lungen gequetscht, doch zu meiner Erleichterung war ich gar nicht so hart gelandet. Als ich meine Augen öffnete und den Grund dafür sah, erlitt ich fast einen Herzinfarkt. Ich war auf Thorin gelandet. Noch besser kann der Tag ja gar nicht mehr werden, schoss mir durch den Kopf. Ich sah ihn an und als er meinen Blick auffing, schlug mir das Herz stark und unregelmäßig gegen die Brust. Ich hoffte, er bemerkte es nicht. Eilig rutschte ich von ihm herunter und trat dabei auf Bifurs Schulter, der laut aufbrummte, doch seine Wut nahm ich gerne in Kauf. Da wurde ich plötzlich hart an meiner Schulter gepackt und weggezerrt. Ich folgte dem grauen zerfetzten Arm und stellte geschockt fest, dass es sich dabei um einen Ork handelte. Um einen kleinen Ork. Ein Bilwiss? Die Zwerge wurden ebenfalls auseinandergerissen und durch die Gegend geschubst. Der Ork ließ mich los und drängte mich zu Ori und Nori. Es stießen weitere Orks zu uns und schoben uns mit ihren scharfen Klauen weiter. In dem ganzen Tumult ergriff ich meinen Vorteil als kleinen Hobbit und verschwand unter der Menge an Zwergen und Orks. Ich bemerkte Noris schockierten Blick, doch er wurde weitergezerrt. Ich huschte schnell hinter einen Felsen und sah den Zwergen hinterher. Sie wurden über mehrere Hängebrücken geschoben, doch mehr konnte ich nicht ausmachen. Ängstlich nahm ich mein schimmerndes Schwert hervor und folgte ihnen schleichend. Verdammt. Ich muss ihnen helfen. Aber wie? Mir sprang ein grässlicher Ork vor die Füße und ich wich erschrocken zurück. Er kam auf mich zu und ich fuchtelte mit dem Schwert, doch da ich noch nie eines geführt hatte, hatte es nicht den Effekt, den ich mir wünschte. Der Ork sprang mit einem hässlichen Geschrei auf mich zu und drückte seine Krallen in meinen Rücken. Ich versuchte ihn abzuschütteln und trat dabei an den Abgrund. Der Ork fiel von meinem Rücken, doch die Wucht zog mich mit sich und ich rutschte in die Tiefe. Mit der Seite knallte ich auf eine Hängebrücke und riss sie in die Tiefe, eine Sekunde später traf ich mit dem Kopf auf etwas und sah schwarz vor den Augen.

King Under The Moantain | bagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt