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Jungkook P.o.V.

"Ich Idiot" schreie ich mich selbst an, während ich einzelne Steine vor mir herkicke. Es ist nicht so, dass ich Tae sehr böse bin und ich bereue bereits die Worte, die ich ihm an den Kopf geworfen habe. Ja, es tat schon weh, dass er mich abgewiesen hat.
Aber viel enttäuschter bin ich von mir selbst. Die ganze Situation, die Aufmerksamkeit von Taehyung, die Party, AgustD und vor allem die Situation beim Tanzen hat mich glauben lassen, wir wären mehr als Freunde.

Als ich im Bad war und mein Geschäft verrichtet hatte, da ich nun sowieso schonmal da war starrte ich mich einige Zeit selbst im Spiegel an. Ich dachte an Taes Worte, wie er tanzte, sein wunderschönes Gesicht, seine unglaublich tiefe, warme Stimme, die mir schon öfter eine Gänsehaut bereitet hat. Das alles und vielleicht auch der Alkohol haben mich Mut fassen lassen und ich beschloss über meinen Schatten zu springen und ihn zu küssen.

Doch er ist zurück gewichen. Er wollte nicht. Er wollte mich nicht. Und das tut unglaublich weh.

Ja, es tut weh. Natürlich nicht körperlich, denn er hat mich nicht verletzt, nicht äusserlich. Und doch tut es weh. Es tut auf eine Art und Weise weh, die einem die Luft zum Atmen nimmt.

Ich habe mich in ihn verliebt.

Selbst wenn ich nicht weiss, wie diese Art von Liebe sich anfühlen sollte kann ich sagen, dass ich in ihn verliebt bin. Wenn ich ihn sehe freue ich mich unheimlich. Ich mag es, wenn er mich anfasst, sei es, weil er nach meiner Hand greift, wenn ich mal wieder in Gedanken versunken bin und nicht mitbekomme, dass wir zum Unterricht müssen oder das Klopfen auf meine Schulter oder den Rücken. Ich bekomme dabei jedes Mal ein komisches Gefühl im Bauch, als würde ein kleines Feuerwerk in meinem Inneren explodieren.

Ich liebe es, dass er mich nicht mit Fragen zu meiner Krankheit bombadiert und es einfach hinnimmt, wie es ist.

Und trotzdem, oder vielleicht genau deshalb fühlt sich mein Herz gerade so schwer an, als hätte jemand schwere Ketten darum gewickelt und würde sie mit jeder Sekunde fester zusammen ziehen.

Ich werde mit ihm reden müssen. Ihm erklären wieso ich so reagiert habe und ihm sagen, was ich für ihm empfide. Ich könnte ihn auch einfach ignorieren und versuchen, meine Gefühle zu unterdrücken, doch das will ich nicht. Ich will nicht, dass er aus meinem Leben verschwindet, also muss ich ehrlich zu ihm sein.

Auf meinem Weg nach Hause laufe ich immer wieder an den verschiedensten Menschen vorbei und zum ersten Mal in meinem Leben bin ich froh darüber so zu sein, wie ich bin und dass ich deshalb nicht weinen kann. Niemand soll mich so sehen oder Mitleid mit mir haben, das ist das Letzte, was ich gerade brauche.

Zu Hause werde ich meine Füße mit Sicherheit auf Schwellungen überprüfen müssen, die vielleicht durch das lange Laufen auftreten, aber das ist mir egal. Die frische Luft tut mir gut.

Ich sehe mein Haus schon näher kommen und krame bereits meinen Schlüssel aus der Jackentasche, als ich eine Gestalt auf den Treppen davor hocken sehe. Die Person hat die Arme auf den Beinen abgelegt und den Kopf darin vergraben.
Langsam und vorsichtig nähere ich mich ihr. Ganz langsam lege ich meine Hand auf dessen Kopf, der dann auch sofort hochschnellt.

"Tae?" stelle ich überrascht fest, als ich in das erschrockene Gesicht des Älteren blicke. "Was machst-" weiter komme ich nicht, da springt er schon auf und fällt mir um den Hals, ehe er zu schluchzen beginnt. "Jungkook es tut mir leid.. ich...ich wollte das nicht...ich wollte dich nicht bedrängen, deshalb bin ich dir ausgewichen...ich dachte es wird zu viel für dich...und...ach scheiße, es tut mir leid!" winselt er schon fast und ich kann mich nicht dagegen wehren, dass ich grinsen muss.

"Tae beruhig dich, ich hab doch selbst übertrieben. Ja, es mag sein, dass es viel auf einmal war, aber das war nicht deine Schuld. Mich hat einfach der Mut verlassen, und als ich ihn wiedergefunden hatte und dich endlich küssen wollte, bevor du zurück gewichen bist hat mein Verstand ausgesetzt, tut mir leid. Ich hätte nicht einfach gehen dürfen" erkläre ich ihm und streiche ihm dabei langsam über den Rücken, was ihn ein wenig entspannen lässt.

Er löst seinen Gruff um mich und sieht mir mit roten Augen in die meinen. "D-du..also du wolltest mich k-küssen?" fragt er mich stotternd und mein Herz beginnt so schnell zu schlagen, dass ich Angst habe es hüpft mir aus der Brust und rennt weg. "Ja" flüstere ich und blicke beschämt auf den Boden. Plötzlich hebt sich Taes Hand und legt sich unter mein Kinn. Leicht drückt er meinen Kopf nach oben, sodass ich ihm wieder in die Augen sehen muss. Eine kurze Weile sehen wir uns einfach nur an, bevor sein Kopf sich meinem nähert und nur wenige Milimeter vor meinem stoppt. Ich kann Taes Atem auf meinen Lippen und seine Hand auf meiner Wange spüren.

Ich sehe noch, wie er seine Augen schliesst und den kaum vorhandenen Abstand überbrückt, ehe er seine Lippen auf meine drückt.

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An dieser Stelle mal ein kleines Dankeschön an die, die meine erste Geschichte mitverfolgen :)

CIPA ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt