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Jungkook

Auf dem Gang steht schon meine Mutter, die mich ungläubig anstarrt. Ach ja, ich hab ihr ja garnicht erzählt, dass weinen wohl irgendwie doch funktioniert. "Jungkookie Schatz, du weinst!" sagt sie atemlos, aber ich fahre mir bloß mit den Händen durchs Gesicht. "Nicht jetzt Eomma, bitte." und dieses eine Mal hört sie auf mich und fragt nicht weiter nach. Stattdessen legt sie mir einen Arm um die Schultern und drückt mich an sich. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht, mein Schatz. Als ich den Schuss gehört habe dachte ich, ich hätte dich verloren..." sagt sie leise und kämpft damit, nicht loszuweinen.

"Eomma... Jimin hat gesagt ich... bin nicht mehr sein Freund..." murmle ich vor mich her, in der Hoffnung sie hört mich. "Jungkook mein Schatz, gib ihm Zeit. Jimin hat schreckliches erlebt, er muss das erstmal irgendwie verdauen. Ausserdem seid ihr schon so lange Freunde, das wird wieder. Da bin ich mir ganz sicher." versucht sie mich aufzumuntern, allerdings hilft mir das gerade überhaupt nicht. Mein bester Freund, der Junge, der mich immer vor allem beschützt und aufgemuntert hat, liegt da in diesem Krankenbett und leidet. Weil ich ihn nicht beschützen konnte. Einmal hätte er mich gebraucht, und ich war nicht da. Das werde ich mir nie verzeihen, niemals.

"Wo ist denn eigentlich Taehyung so schnell hin?" fragt die dann aber und ich versuche, tief durchzuatmen. "Bei Yoongi. Ich schätze, Jimin hat ihm das Gleiche gesagt, wie mir." antworte ich und seufze. Nichts wird je wieder so sein, wie es mal war, garnichts. Aber was kann ich schon tun? Richtig, nichts.

Bevor ich mit meiner Mutter nach Hause fahre, rufe ich Tae noch an und sage ihm Bescheid. Eigentlich wollte er heute ja noch zu mir kommen, aber er ist sich nicht sicher, ob er Yoongi allein lassen kann. Und ich kann nicht zu Yoongi gehen. Erstens ertrage ich dieses verletzte Gesicht nicht und zweitens will ich meine Mutter einfach nicht alleine lassen. "Was hälst du davon, wenn wir erstmal in einem Hotel wohnen, Jungkook? Ich möchte noch nicht wieder ins Haus zurück. Wärst du damit einverstanden?" fragt sie vorsichtig und streicht mir über den Rücken. "Ja bitte. Ich will da gerade auch nicht hin." antworte ich und wir verlassen gemeinsam das Krankenhaus.

[....]

Nach einer wirklich langen Dusche im Hotelzimmer und nachdem ich notgedrungen etwas zu essen runtergewürgt habe, stehe ich in die Ferne schauend auf dem Balkon des Zimmers. Meine Mutter hat ein Zimmer direkt neben mir, weshalb ich von hier aus auf ihren Balkon sehen und erkennen kann, dass sie auch noch nicht schläft. Sicher war sie auch erstmal lange unter der Dusche.

Plötzlich höre ich aber ein leises Schluchzen aus dem Zimmer meiner Mutter und laufe direkt alarmiert los, um nach ihr zu sehen. "Eomma mach auf, ich bins!" klopfe ich ängstlich an ihre Tür. "Se-Sekunde." dringt es durch die Tür und wieder kann ich ein Schluchzen hören. Ich höre aber auch, wie sie versucht sich zu beruhigen, wahrscheinlich, damit ich mir nicht so große Sorgen mache. Ich kenne meine Mutter.

Mit einem leisen Klicken geht die Tür schließlich auf und meine Mutter steht mit verweinten Augen vor mir, auf den Lippen ein mehr als gequältes Lächeln. "Was gibt es denn, mein Schatz?" fragt sie heiser und versucht, möglichst freundlich auszusehen. "Eomma lass das, ich hab dich weinen hören." flüstere ich und trete ins Zimmer ein. "Ach das, das war nichts, ich habe bloß was im Auge. Alles gut." Wirklich? Die ich-hab-was-im-Auge Ausrede?

Ohne ein weiteres Wort gehe ich auf sie zu und nehme sie einfach in den Arm. Sie braucht das jetzt. Und ich auch. Ich spüre, wie die Fassade meiner Mutter nach einigen Momenten zu bröckeln beginnt und sie ihrem Tränen freien Lauf lässt. Ihre Schultern beben und es schüttelt sie regelrecht, so sehr weint sie. "Ich ha-hatte solche A-Angst" schluchzt sie gegen meine Brust und krallt sich in mein Shirt. "Shhh Eomma. Es ist vorbei. Du musst keine Angst mehr haben, ich bin hier und mir geht es gut." rede ich beruhigend auf sie ein und streiche ihr über die Haare.

"I-ich weiss. Aber ich be-bekomme diese Bilder n-nicht aus dem Kopf. Wie... Wie er dich geschlagen ha-hat und wie... wie er Jimin das a-angetan hat..." weint sie und plötzlich sackt sie nach unten, ich kann sie gerade noch so festhalten, damit sie nicht auf dem Boden aufschlägt. Sofort setze ich mich vor meine Mutter und nehme sie wieder in den Arm. Auch mir gehen die Ereignisse wieder und wieder durch den Kopf, bis es in meinem Kopf plötzlich 'Klick' macht und mir eine Sache klar wird: Ich beschwere mich hier, während die Anderen viel schlimmeres durchmachen müssten! Taehyung, der von Baekhyun fast vergewaltigt wurde, meine Mutter, die von ihm Geschlagen und erniedrigt wurde und Jimin, der... Jimin... In diesem Moment fasse ich einen Entschluss: Ich muss stark sein. Ich muss für meine Familie und meine Freunde da sein.

Und das werde ich.

Als meine Mutter sich etwas beruhigt hat, helfe ich ihr wieder auf die Beine und helfe ihr aufs Bett. Sie muss sich jetzt ausruhen und ein wenig schlafen. Ich decke sie noch schnell zu und lege mich dann einfach neben sie, bevor ich sie wieder in meine Arme ziehe. Ich bin hier Mama. Ich werde stark sein, für dich. Für euch! Nie wieder werde ich zulassen, dass euch jemand verletzt.

◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾

Jaja, ich schon wieder.
Aber das hier muss ich euch einfach sagen: Ich bin euch unglaublich dankbar, für eure wahnsinnige Unterstützung! Diese Geschichte ist meine erste FF und einfach mein Baby. Ich hätte nie gedacht, dass sie irgendwann mal so gut ankommt!
Danke!
💜

CIPA ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt