Jungkook
Nervös stehen meine Mutter, Tae und ich vor dem Krankenhaus, in dem Jimin noch immer liegt. Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet oder was ich mir erhoffe, aber ich muss es versuchen. Ich muss für Jimin da sein, so wie er die letzten Jahre für mich da war.
"Na kommt, lasst uns reingehen, Jimin wartet sicher schon." spornt meine Mutter uns an und schiebt uns leicht an, damit unsere Beine sich endlich in Bewegung setzen. Widerwillig gehorchen mir meine ängstlichen Gliedmaßen auch endlich und ich atme nochmal tief durch, bevor ich mein fast schon zweites Zuhause mit Taehyung an meiner Hand betrete. Sofort dringt mir der altbekannte Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase, was auch Tae wahrnimmt und angeekelt seine Nase rümpft. "Ich hasse Krankenhäuser." murmelt er vor sich hin und bringt mich damit zum Grinsen. "Du bist mit mir zusammen, gewöhn dich dran." gebe ich zurück und er verdreht tief atmen die Augen.
An der Information melden wir uns an und machen uns auf den Weg zu den Aufzügen. Mit jedem "Pling" das ertönt, steigt meine Nervosität weiter an und mein Herz schlägt heftig gegen meine Brust bei dem Gedanken daran, was jetzt gleich passieren wird. Noch immer weiss ich nicht, was ich überhaupt sagen soll und klammere mich unbewusst fester an Tae's Hand. Ein letztes Piepsen ertönt und die Türen vor mir öffnen sich langsam.
Aus dem Aufzug getreten, dreht mein Freund sich zu mir um und hält meine beiden Hände in seinen. "Babe, ich glaube es ist besser, wenn ich erstmal nicht mit reinkomme. Ich werde solange meinen Vater besuchen gehen. Schreib mir einfach, wenn irgendetwas ist, ich bin nicht weit weg. Du schaffst das!" motiviert er mich und drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen, bevor er sich umdreht und in eine andere Richtung geht. Okay, jetzt heisst es stark sein!
Vor Jimin's Zimmer kommen wir zum Stehen und meine Mutter klopft zwei Mal an die Tür, bevor ein leises "Ja?" durch die Tür dringt und sich mein Herzschlag nochmal verschnellert. Langsam drückt meine Mutter dir Klinke runter und nimmt meine Hand, um mich sachte mitzuziehen. Ich befürchte, wenn sie das jetzt nicht getan hätte, wäre ich wohl noch eine halbe Ewigkeit hier stehen geblieben.
Ins Krankenzimmer getreten, sehe ich direkt Jimin, der auf der Kante seines Bettes sitzt und seine Beine darüber baumeln lässt. Er sieht schon viel besser aus, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe und eine Spur Erleichterung breitet sich in mir aus. Meine Mutter geht direkt auf den Blonden zu und umarmt ihn herzlich. Ich schäme mich für diesen Gedanken, aber das zu sehen, macht mich tatsächlich eifersüchtig. Nicht auf meine Mutter, weil sie Jimin umarmt, sondern auf die Tatsache, dass sie das ohne Hemmungen tun kann, während ich wie versteinert einfach im Raum stehe und nicht weiss, wie ich mich verhalten soll.
"Hey mein Junge, wie geht es dir?" begrüßt meine Mutter ihn lächelnd und streicht ihm über seine blonden Haare. "Besser." antwortet er bloß knapp, klingt dabei aber nicht genervt, im Gegenteil. Ich meine zu sehen, dass sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen abzeichnet. Trotzdem bin ich nicht in der Lage, mich auch nur einen Centimeter zu bewegen. "Sei nicht so unhöflich, Jungkook." mahnt meine Mutter mich, nachdem sie bemerkt hat, wie hilflos ich im Raum stehe. "Ehm, hi..." kommt es unsicher aus mir und Jimin sieht mich verständnislos ab. Toll Jungkook, nicht mal vernünftig hallo kannst du sagen.
"Komm schon her, du Pabo." haut Jimin mich plötzlich völlig aus der Bahn, bevor er seine Arme ausstreckt und mir damit jede Angst nimmt, die sich vor dem Treffen aufgebaut hat. Sofort laufe ich los und umarme meinen besten Freund. Die Erleichterung darüber, dass er mich nicht von sich stößt veranlasst mich dazu, ihn fest an mich zu drücken und meine Arme komplett um seinen Rücken zu schlingen. "Ich hab dich vermisst." murmel ich leise und jetzt drückt auch Jimin mich fester an sich. Danke! Wer auch immer da oben ist, danke! Danke, dass du mir meinen Jimin zurück gegeben hast! "Ich hab dich auch vermisst, Kooks." gibt Jimin zurück und löst sich langsam wieder von mir.
Meine Mutter, die das Ganze zufrieden beobachtet hat, geht langsam zur Tür und öffnet sie, dreht sich aber nochmal zu uns um. "Ich gehe mir einen Kaffee holen, wollt ihr auch irgendwas?" fragt sie halbherzig und steht schon mit einem Fuß draußen. Jimin und ich schütteln mit dem Kopf. Wir beide wissen, dass sie das bloß als Ausrede benutzt, damit wir uns allein unterhalten können. Ausserdem trinkt meine Mutter nichtmal Kaffee. Die Tür schließt sich und Jimin und ich sitzen nun allein nebeneinander auf dem Krankenbett.
"Bevor du was sagst Kooks: Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich gesagt habe wir wären keine Freunde mehr. Das war nicht fair von mir, denn du kannst für das alles nichts." entschuldigt er sich und sieht auf seine Hände, die miteinander verschränkt auf seinem Schoß liegen. "Schon gut, du musst dich nicht entschuldigen. Ich bin dir nicht böse, war ich nie." gebe ich zurück und sehe ihn von der Seite an. "Wie geht es jetzt weiter?" traue ich mich zu fragen und schlucke den Kloß in meinem Hals herunter.
"Ehrlich? Ich habe keine Ahnung. Aber ich will nicht mehr hier sitzen und grübeln. In den letzten Tagen habe ich nichts anderes getan, als über den ganzen Mist nachzudenken und ich habe genug davon. Und deshalb wollte ich dich fragen, ob ich, wenn ich morgen endlich hier rauskomme ein paar Tage bei dir bleiben kann. Ich will nicht alleine zu Hause sitzen und weiter darüber nachdenken. Meinst du, das geht?" erklärt und fragt er mich und ich muss so breit grinsen, wie schon lange nicht mehr.
"Aber nur mit Filmen und Pizza!" bestätige ich seine Bitte und jetzt kommt auch von ihm ein kurzes Auflachen. Und es ist schön, sein Lachen wieder zu hören. "Aber eine Sache noch, Kooks." er atmet tief durch und spricht dann schließlich weiter.
"Ich muss mich auch bei Taehyung entschuldigen."
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CIPA ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓
Fanfic❝Your body can stand anything. It's your soul you have to convince.❞ Jeon Jungkook "leidet" am CIPA - Syndrom. Er empfindet weder körperlichen Schmerz, noch ist er empfindlich gegenüber Temperaturen. Das bedeutet, er muss seinen eigenen Körper jeden...