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Jungkook

Dass ich über das, was ich hier gerade mache nachgedacht habe, kann ich nicht behaupten, wirklich nicht. Aber als Jin sagte, er wüsste wo dieser Ort ist, an dem Jimin und meine Mutter von diesem Psycho festgehalten werden hat es bei mir einfach ausgesetzt. Und umdrehen werde ich jetzt sicher nicht mehr. Nicht, wenn es auch nur die kleinste Hoffnung gibt die Beiden zu finden.

Die Hafengegend ist ein Stück weiter außerhalb und ich muss mich wirklich konzentrieren, damit ich beim Autofahren alles richtig mache. Einen Führerschein habe ich nämlich nicht und würde echt in Erklärungsnot geraten, wenn ich angehalten werde.

Während der Fahrt ziehen immer wieder Erinnerungen und Bilder von meiner Zeit mit Jimin durch die Gedanken, und wie er sich immer für mich eingesetzt hat. Wie wütend er geworden ist, wenn mir mal wieder jemand ein Bein gestellt hat. Wie er zurück schimpfte, wenn sie mich "Freak" oder "Sonderling" genannt haben. Jedes einzelne Mal war er sofort zur Stelle und bereit, sich mit der ganzen Schule anzulegen. Streit gab es zwischen uns nicht oft und wenn, haben wir uns spätestens eine Stunde und zwei Pizzen später wieder vertragen und gezockt oder Musik gehört. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihm jetzt meinetwegen etwas passiert.

Auch das Leben mit meiner Mutter taucht immer wieder auf, während ich konzentriert auf die Straße vor mir blicke. Meine Mutter wollte eigentlich immer groß Karriere machen und ein schönes, luxuriöses Leben führen. Aber als ich kam und die Diagnose irgendwann bekannt wurde, hat sie ohne zu zögern alles aufgegeben und war fast nurnoch bei mir zu Hause. Ja, mag sein, dass es oft nervig war und wir uns deshalb öfter mal lautstark gestritten haben. Aber jetzt gerade bereue ich es, dass ich auch nur eine Sekunde lang genervt von der Sorge meiner Mutter war. Ich habe schon keinen Vater, ich will nicht auch noch meine Mutter verlieren...

[....]

Am Hafengelände angekommen, halte ich einige Meter von der Einfahrt entfernt, damit Baekhyun, sollte er wirklich hier sein, nicht hört, dass jemand kommt. Und auch für den Fall, dass sie nach mir suchen, damit sie es sofort sehen. Gerade will ich aussteigen, da fällt mir ein, dass ich ja garnichts habe, womit ich mich verteidigen könnte, sollte ich wirklich jemanden antreffen. Kurzerhand lehne ich mich also rüber zum Handschuhfach und klappe es auf, um nach irgendwas hilfreichem zu suchen, aber Fehlanzeige. Also steige ich aus und gehe im das Auto herum, vielleicht finde ich ja im Kofferraum irgendwas. Und tatsächlich, im Kofferraum liegt ein offensichtlich alter, hölzerner Baseballschläger, den ich sofort rausnehme und mir zwischen die Knie klemme, bevor ich den Deckel wieder zufallen lasse und den Schläger in die freie Hand nehme.

Langsam kommt mir das hier echt vor, wie ein schlechter Actionfilm, schiesst es mir durch den Kopf und ich laufe langsam den Kiesweg entlang, bis zu dem großen Platz, um den sich eine Garage an die Andere reiht. Am anderen Ende des Platzes streckt sich ein großes, graues Gebäude zu beiden Seiten aus und man könnte fast meinen, es wäre eine Fabrik oder sowas.

Mein Herz rast vor Nervosität und ich kann meine Atmung gerade noch so kontrollieren, während ich dem Weg bis zu dem riesigen Gebäude weiter folge. Mir wird richtig übel bei dem Gedanken daran, was Baekhyun den Beiden schon alles angetan haben könnte, aber ich muss jetzt stark sein. Für sie.

Tief durchatmend sammle ich mich und nicke mir selbst aufmundernd zu, bevor ich weiter auf das trostlose Gebäude zulaufe. Es dauert auch nicht lange, da bin ich an der alten, rostigen Tür angekommen und mustere sie genau. Der Riegel, der die beiden Türen geschlossen hält ist glücklicherweise nicht mit einem Schloss gesichert.

Ein letztes Mal tief ein und ausatmend fasse ich all meinen Mut zusammen und ziehe am Griff der linken Tür

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Ein letztes Mal tief ein und ausatmend fasse ich all meinen Mut zusammen und ziehe am Griff der linken Tür. Ich öffne sie nicht weit, nur gerade so, dass ich mich zwischen den Türen hindurchschieben kann, damit ich ja nicht zu viel Lärm mache.

Innen ist so gut wie alles dunkel. Bloß hier und da scheint ein kleiner Lichtstrahl durch die verdreckten, teils mit Brettern verriegelten Fenster. Der Boden ist staubig, dreckig und überall sind kleine Risse im Beton zu sehen. Meine Mutter würde jetzt wohl eine Panikattacke bekommen und mich zum Arzt schleifen, damit ich eine Tetanus-Impfung bekomme. Meine Mutter....

Die vielen Türen an beiden Seiten des Ganges sind verrostet und kaputt, stehen aber alle offen, bis auf eine ganz am Ende des Flures. Sie sieht nicht ganz so alt und kaputt aus, wie alle Anderen und das Türschloss scheint neu zu sein.

Ich schlucke den riesigen Kloß in meinem Hals runter und lege langsam meine Hand auf die Klinke. Mit geschlossenen Augen übe ich Druck darauf aus und schicke unzählige Stoßgebete los, darum bittend, dass die Tür nicht verschlossen ist. Und dieses eine Mal habe ich tatsächlich Glück! Es klickt und scheppert einmal kurz, bevor ich die Tür ohne weiteres aufziehen kann und sich vor mir eine lange Treppe nach unten offenbart. Natürlich, ein Keller. Egal, ich darf jetzt nicht kneifen.

Vorsichtig steige ich die Betonstufen hinunter, den Baseballschläger immernoch fest umklammernd.

Unten angekommen muss ich meinen Gedanken von vorhin verwerfen. Das Gier ist kein schlechter Action- sondern Horrorfilm. Blinkendes, schwaches Neonlicht, tropfende Rohre und die hässliche Tapete hängt in Fetzen von den Wänden. Wenn gleich noch ne Puppe auf nem Dreirad reingefahren kommt werde ich an einem Herzinfarkt sterben!

Plötzlich höre ich ein leises Sommern aus einem der Kellerräume und laufe sofort auf dessen Tür zu, die ich wieder so leise wie möglich öffne, nachdem ich mich einmal ausgiebig umgeschaut und versichert habe, dass niemand sonst hier ist. Zögerlich schiebe ich meinen Kopf durch die noch schmale Öffnung, um irgendwas zu erkennen. Und was ich da sehe lässt mich jegliche Vorsicht vergessen. Sofort lasse ich den Schläger fallen und sprinte auf meine blutende Mutter zu, die gefesselt und geknebelt in der Ecke sitzt. In der Eile habe ich garnicht darauf geachtet, wo Jimin ist.

"Eomma? Eomma, ich bins, Jungkook!" hauche ich und nehme ihr Gesicht in beide Hände. Sie sieht so kraftlos und müde aus, dass es mein Herz kurz aussetzen lässt. Als ich aber ihre Fesseln lösen will, reißt sie plötzlich die Augen auf und zieht scharf die Luft ein. Erst verstehe ich nicht, wieso sie das tut. Bis die Tür hinter mir mit einem lauten Knall zugeschlagen wird.

"Soso, Jungkook. Du hast es also rausgefunden."

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Na, was treibt ihr gerade so? :)

CIPA ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt