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Jungkook P.o.V

Immernoch mit der ganzen Situation überfordert will ich nach Schulschluss das Gelände verlassen, als ich den Neuen gelassen an der Wand lehnen sehe. Nicht schon wieder. Ich beschleunige meine Schritte in der Hoffnung er hat mich nicht gesehen. Fehlanzeige.
"Ey Jeon, warte mal" ruft er mir hinterher und kommt auf mich zugerannt. "Was willst du schon wieder?" zische ich ihm genervt zu.
"Chill Jeon, ich will nur mit dir reden" antwortet er mit erhobenen Händen. Der Typ wird keine Ruhe geben.

"Jungkook" presse ich raus und er schaut mich bloß fragend an. "Mein Name ist Jungkook, ich kanns nicht leiden, wenn man mich Jeon nennt, merk dir das". "Na gut, aber Jungkook ist mir zu lang, gibts davon auch ne Abkürzung?" will er von mir wissen. Kurz überlege ich und teile ihm dann schließlich mit "Nenn mich einfach Kook oder Kooks. Und wie heisst du? Hab mir deinen Namen nicht gemerkt, als du dich in der Klasse vorgestellt hast" worauf ich nur ein leises Lachen von ihm höre. "Ich bin Taehyung, aber nenn mich Tae".

"Verrätst du mir jetzt, was du für Stoff mit dir rumschleppst?" will er wieder wissen. Vielleicht sollte ich es ihm erklären, bevor die anderen Idioten aus der Klasse ihm was falsches erzählen. "Du wirst nicht aufgeben, wenn ich es dir nicht sage oder?". "Gut erkannt, Kook" wirft er grinsend zurück, während er mir auf die Schulter klopft.

"Na gut, aber versprich mir eins" erwieder ich, während er mich mit schräg gelegtem Kopf fragend ansieht. "Glaube mir".
Er sieht zwar überrascht aus, aber nickt einfach nur. "Gut, aber ich habe keine Lust weiter hier rumzustehen, kommst du mit zu mir?".
"Klar" antwortet er und wir laufen los.

Zu Hause angekommen krame ich meinen Schlüssel aus der Hosentasche, schliesse die Tür auf und bitte den Schwarzhaarigen rein.
"Willst du was trinken?" frage ich ihn, während ich meine Schuhe ausziehe, meinen Rucksack auf den Boden stelle und das Etui rauskrame.
"Klar, gerne. Aber bitte keine Bananenmilch" grinst er mir zu. Ich verdrehe die Augen und stelle ihm ein Glas Cola hin. "Wohnst du hier alleine?" will er plötzlich wissen und ich zucke vor Schreck leicht zusammen. "Nein, meine Mutter arbeitet gerade und mein Vater ist tot".

Tae verschluckt sich an der Cola, fangt sich aber schnell wieder. "Oh...das tut mir leid" entschuldigt er sich. "Schon gut, er ist kurz nach meiner Geburt bei einem Autounfall gestorben, ich kannte ihn nicht" erkläre ich ihm und er nickt. "Okay, verrätst du mir jetzt welche Drogen du nimmst?". "Keine. Es sind keine Drogen sondern Medikamente" sage ich ihm und hole die Spritze und die Tabletten raus, bevor ich sie vor ihm hinlege. "Es sind Antibiotika und Antiseptika" erkläre ich. "Okay und wozu brauchst du das Zeug? Schwaches Immunsystem? Sag nicht du bist HIV-positiv, das wäre krass!" rattert er ganz aufgeregt runter und ich muss grinsen. "Nein, ich habe das CIPA-Syndrom Tae, ich spüre keine Schmerzen, schwitze nicht und friere nicht. Die Medikamente brauche ich, falls ich mich mal etwas doller verletze. Damit sich eventuelle Wunden nicht entzünden, falls ich es nicht sofort merke."

Jetzt sitzt er völlig sprachlos da. Die einzigen Reaktionen, die ich darauf immer bekomme sind entweder bewunderungen, weil das ja sooo toll ist oder man glaubt mir einfach nicht und will es testen. Ich bin gespannt welche von beiden er sich aussucht.
"Wow...Das ist scheisse" Kommt von ihm nur und jetzt bin ich sprachlos. Alles, was ich raus bekomme ist ein verwundertes "Was?"

"Naja du merkst die besten Sachen nicht, ist doch scheiße. Tattoos, Piercings, guter Sex oder ne ordentliche Schlägerei. Das kann nur scheiße sein" und sofort werde ich rot. So hat noch nie jemand reagiert. Sogar Jimin hat mir damals direkt in den Arm gekniffen, aber Tae rührt sich nicht. Er sitzt einfach da und sieht mich an. "D-das hat noch nie jemand g-gesagt" stammle ich vor mich hin und er sieht mich wieder fragend an. "Wie meinst du das? Wie reagieren die Leute denn?" will er von mir wissen. "Sie wollen es testen" gebe ich mit gesenktem Kopf zurück. Irgendwie wird mir das gerade unangenehm. "Ich bin nicht die anderen Kooks. Ich habe zugestimmt, dass ich dir glauben werde und das ist nach wie vor so" sagt er selbstsicher. "D-danke".

"Na gut, was machen wir jetzt?" fragt er, ehe er aufsteht und die Arme vor seiner Brust verschränkt. "Wie jetzt, du willst mir nicht noch tausend Fragen stellen oder direkt gehen?" wundere ich mich. "Wieso sollte ich? Du hast dich ja nicht plötzlich in ein Monster verwandelt, oder? Und was du mir erzählen willst, erzählst du mir. Was nicht, das nicht, ganz einfach" sagt er schulterzuckend. "E-hm, wir können zocken oder uns einen Film ansehen, wenn du willst" schlage ich ihm vor. "Von mir aus, aber erst gehe ich eben vor die Tür, eine rauchen" verkündet er.
"Musst du nicht, wir haben einen teilweise überdachten Garten, es wird gleich regnen" stelle ich fest und mache ihm die Gartentür auf, ehe er sich eine Zigarette in den Mund steckt und rausgeht.

Nach einem Film und einer guten Stunde zocken muss der Schwarzhaarige dann schließlich nach Hause. Also verabschieden wir uns mit einem Handschlag und er verschwindet. So schlecht war der Abend garnicht, vielleicht werden wir ja Freunde denke ich mir noch, bevor ich mich müde auf mein Bett fallen lasse.

CIPA ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt