Wieder Zuhause - Mit einem 'Zuwachs'

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Wieder Zuhause – Mit einem 'Zuwachs'

Plötzlich klopfte es. Izzi sprang auf und hastete zur Tür, noch bevor die anderen auch nur den Kopf heben konnten. Es gibt keine Worte, die beschreiben, wie erleichtert Izzi war, als er Simons Gesicht sah. Caty stürzte in den Flur, doch etwas hielt sie davon ab ihrem Freund um den Hals zu fallen. Er trug auf dem Arm ein etwa 20 jähriges Mädchen. Ihr Atem ging flach, aus ihrer Schulter ragte eine scharfe, lange Glasscherbe. "Es gab einen kleinen... Zwischenfall... Caty, denkst du, du kriegst das hin?" Simon wies mit dem Kinn auf die Schulter des Mädchens. Auf dem Gesicht seiner Freundin schimmerten immer noch Tränen, aber sie musterte die Schulter fachmännisch. "Ich bin kein wirklicher Arzt..." sagte sie nachdenklich. "... aber ich denke das sollte ich hinkriegen." Es war pures Glück, dass Simon zufällig einen Erste Hilfe Kasten noch irgendwo in der Wohnung herum liegen hatte. "Wer ist sie denn?" fragte Felix, als Simon das Mädchen auf dem weichen Stoff des Sofas setzte und Caty vorsichtig begann die Haut um den Schnitt herum von dem Blut zu säubern, damit sie das ganze Ausmaß der Wunde erkennen konnte. "Ich... bin Annika..." Keuchte das Mädchen und zuckte zusammen, als jemand ausversehen gegen die Sterbe stieß. "Sie hat mir das Leben gerettet." erklärte Simon und begann seine Schürfwunden zu desinfizieren. "Annika hatte sich in dem Laden versteckt, wo ich vor hatte etwas zu essen her zu bekommen. Ich habe ausversehen eine Horde Zombies aufgescheucht und... Naja, sie hat mir den Arsch gerettet." "Komm bloß nicht auf die Idee, du wärst mir was schuldig! Du hast dein Leben riskiert, indem du mich mit hierher geschleppt hast..." Annika schnappte schmerzhaft nach Luft. "Jetzt hör auf! Wir haben es doch in einem Stück her geschafft, oder?" Erwiderte Simon mit Nachdruck, aber nicht genervt. Das Mädchen blieb still, jedoch hauptsächlich, weil Caty jetzt begonnen hatte die Scherbe aus ihrer Schulter zu ziehen. "Ich werde euch nur wie ein Klotz am Bein hängen." brachte sie schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Wieso?" Izzi sah verwirrt zwischen Simon und Annika hin und her. "Ihre Beine sind gelähmt. Der Rollstuhl steht unten." Ist es nicht bemerkenswert, wie ein Satz den kompletten Eindruck einer Person auf eine andere verändern kann? Alle- nicht nur Izzi- musterten Annika jetzt heimlich aus dem Augenwinkel und jeder von ihnen schämte sich gleichzeitig dafür, dass dieser Satz ihnen doch einen unwillkürlichen Schreck eingejagt hatte. Warum war ihnen das nicht schon vorher aufgefallen? Simon hätte sie auch tragen können, weil sie so viel Blut verloren hatte, dass sie nicht mehr laufen konnte und nur, weil jemand seine Beine ein paar Minuten nicht bewegte hieß das ja nicht gleich, dass sie gelähmt waren. Caty konnte die Wunde nähen und die Blutung stillen, dann packte Simon endlich seinen Rucksack aus. Ihnen allen knurrte schon der Magen, denn sie hatten seit gestern Morgen nichts mehr gegessen. "Danke" sagte Annika leise, als Simon ihr auch einen Teller hin schob. "Wofür?" Simon grinste und ließ sich auf den letzten freien Stuhl sinken, der um den Tisch herum stand. "Du hast mir das Leben gerettet. Ich habe noch nie jemand getroffen, der mir geholfen hat, wenn es gegen seinen eigenen Vorteil war..." "Waren deine Eltern, oder Freunde nicht bei dir?" fragte Bergi überrascht, doch Annika lächelte ihn nur traurig an. "Ich bin schon einige Jahre alleine und bis jetzt ganz gut selber klar gekommen..."Sie senkte verlegen den Blick und schob sich eine Gabel Essen in den Mund, als ein Handy klingelte. Izzi saß direkt neben ihr und konnte den Anflug von Erleichterung in ihren blauen Augen sehen. Sie sprach nicht gerne über sich. Irgendwie verständlich. Simon zog sein Handy aus einer Hosentasche. Es war ein Wunder, dass es noch da war und funktionierte. "Taddl?" "Verdammt, bin ich froh, dass ich euch endlich erreiche! Geht es euch allen gut?" "Ja, beruhige dich doch erst mal! Bei uns ist alles in Ordnung." "Ich... Ich muss mich beeilen. Alle Gespräche nach Köln werden ab einer bestimmten Zeit abgehört..." Taddl sprach so schnell, dass er sich teilweise in den eigenen Worten verhaspelte und sich in dem Labyrinth seiner Sätze verlief. "Ich habe einen Weg aus Köln herausgefunden Übermorgen Abend kann ich draußen auf euch warten." Hastig erklärte sein Freund ihm genau an welcher Stelle die Absperrung undicht war und Simon musste sich Mühe geben seinen Erläuterungen zu folgen. "Aber, Taddl... Eine wichtige Sache noch!" "Was?" "Besorg bitte noch einen Rollstuhl. Ich glaube nicht, dass wir den hier mitnehmen können, falls es eng wird." Annika sah auf. "Wir haben einen 'Zuwachs' " Die Überraschung auf dem Gesicht des Mädchens war ehrlich, als Simon auflegte.  "Hast du ehrlich gedacht wir lassen dich hier?"

Bis zum letzten Tropfen BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt