Rennt. Rennt um euer Leben.

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Rennt. Rennt um euer Leben.

Köln                              Tag: 7

Andre keuchte, taumelte. Die Welt vor seinen Augen begann zu flimmern. "Junge, denk nicht mal dran jetzt umzukippen!" zischte Victor, packte ihm am Handgelenk und zog ihn weiter. Die Sonne begann schon sich auf den Horizont zu zubewegen. "Nein, ich kann nicht mehr! Bitte..." Andre schnappte verzweifelt nach Luft und stolperte ein weiteres Mal. Hastig sah sein Freund sich um und zerrte ihn dann in dann abrupt in einen Hauseingang, dessen Tür zersplittert in den Angeln hing. "Wir können froh sein, dass noch keiner hinter uns her ist." Victor stützte sich keuchend auf seine Knie und sah zu Andre hinüber. Die Panik hatte sie beide rennen lassen. Wohin wussten sie selbst nicht. Sie waren die Einzigen, die noch übrig waren. Cengiz, Jan, Ju, Cheng, Og, Tc... alle tot. Andre konnte es einfach nicht glauben wie knapp er damals vom Videoday verschwunden war. Diese kleine Übelkeit hatte ihm das Leben gerettet. Manchmal wünschte er sich er wäre mit seinen Freunden gestorben. "Wo laufen wir überhaupt hin?" "Willst du die Wahrheit hören?" "Würde ich sonst fragen?" Iblali sah seinen Kumpel nachdenklich an und spähte dann kurz nach draußen. "Ich weiß es nicht. Verdammt, ich will nicht mehr, als einfach nur lebend hier raus kommen, aber aus dieser Stadt gibt es keinen Ausweg!" Victor biss sich auf die Lippe, um vor Verzweiflung nicht laut aufzuschreien. Sie hatten kein Ziel, sie hatten keinen Plan, sie hatten keine Chance und, das schlimmste, sie hatten keine Hoffnung. Schon längst nicht mehr.

Köln                           Tag: 7

Die wichtigsten Dinge hatte jeder von ihnen in ein paar Rucksäcken verstaut. Ardys Herz raste schon bei dem Anblick der Wohnungstür. Auch wenn er wusste, dass er Köln diese Nacht verlassen würde... Zwischen ihm und der Sicherheit lag eine Stadt voller Zombies. Simon trug Annika nach unten zu ihrem Rollstuhl und nahm dann Catys Hand. "Macht bloß kein überflüssiges Geräusch!" Erklärte er "Lärm lockt sie an." Besorgt sah der Junge mit den Dreadlocks in ihre ängstlichen Gesichter. "Kommt schon, Leute! Das schaffen wir." Mit diesen Worten öffnete er die Tür und machte den ersten Schritt auf die Straße. Die Stille war erdrückend und machte Ardy mehr Angst, als jeder Lärm. Das orangene Licht der untergehenden Sonne warf lange Schatten auf die scheinbar leere Straße. Niemand von ihnen wagte auch nur ein Wort zu sagen. Ardy sah sich um, in der Stadt, die er so gut gekannt hatte. Autowracks standen verstreut auf den Straßen, als wäre ganz Köln der unaufgeräumte Spielteppich eines Kindes und bei jeder Pfütze getrockneten Blutes zog sich sein Magen schmerzhaft zusammen. Wie viele seiner Freunde waren schon tot? Und seine Familie... Caty, die genau vor ihm lief begann leicht zu taumeln und bevor sie auf den Boden fiel sprang Ardy zu ihr und fing sie auf. "Alles in Ordnung?" "J- ja..." flüsterte sie. "Mir ist nur plötzlich schwindelig geworden... Keine Ahnung woher das kam." Sie blinzelte und wand sich dann aus seinem Griff. "Es ist schon ok, Ardy. Ich kann weiter gehen." Caty schliss zu Simon auf und ließ ihn verdutzt alleine stehen. War da unter ihrer Nase gerade ein Tropfen Blut gewesen? Nein, das hatte er sich wahrscheinlich nur eingebildet... Sie waren mittlerweile schon gut eine halbe Stunde unterwegs, als Bergi alarmiert den Kopf hob. "Habt ihr das auch gehört?" "Was denn?" Annika strich sich eine Strähne ihrer blonden Haare aus dem Gesicht. "Schritte."

Bis zum letzten Tropfen BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt