Abgeriegelt

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Abgeriegelt

Irgendwo zwischen Köln und Norddeutschland               Tag: 2

Taddl scrollte gelangweilt durch seine Twitter Timeline. Hinter dem Fenster, in dem sich sein Gesicht spiegelte schien die Welt vorbeizufliegen. Er saß im Zug und war unterwegs zu seinem Tätowierer. Heute würde er sich das erste Tattoo auf seinem linken Arm stechen lassen und er freute sich schon darauf. Zufrieden betrachtete er die Motive auf seinem rechten Arm. Jedes einzelne rief Erinnerungen in ihm wach und ließ ihn für eine kurze Zeit in längst vergangene Ereignisse eintauchen. Danach würde er noch einige Tage bei seinen Vater bleiben, What the Fact aufnehmen... Es war der Horror gewesen genug für Lets Taddl vorzuproduzieren, aber er hatte es geschafft. Für jeden Tag zwei Videos. Sein Handy vibrierte und er fuhr erschrocken aus seinen Gedanken. Manu hatte ihn angeschrieben.

"Was machst du so?"

"Mich im Zug langweilen, du?"

"Videos schneiden. Was war auf dem Videoday los? Hab gehört er hat nicht stattgefunden..." "Hat er auch nicht. Er wurde abgesagt, ohne wirklichen Grund. Die Gerüchte darüber sind kaum noch auszuhalten."

"Ja, die hab ich auch schon gehört: Weltuntergang, Aliens, Zombies, Illuminaten... Einmal das komplette Programm. Wie bescheuert muss man eigentlich sein, um so was ernsthaft zu glauben?"

"Frag' ich mich auch oft, aber es wundert mich schon, dass das größte Youtubertreffen Deutschlands einfach so abgesagt wurde. Da muss es doch einen Grund geben..."

Köln                    Tag: 2

Der Videoday war wirklich nicht zustande gekommen, was Herr Bergmann ziemlich enttäuschte. Man hörte allerdings immer wieder Gerüchte und allesamt waren äußerst beunruhigend. Was nur noch zur Beflügelung der Fantasien sämtlicher Verschwörungstheroretiker führte war, dass das Gebiet um die Lanxess-Arena großzügig abgesperrt war und äußerst streng bewacht wurde. Immer mehr Polizei war in Köln aufgetaucht und manche meinten sogar Militär gesehen zu haben. Herr Bergmann machte sich ernsthafte Sorgen um seine Freunde im YouTuberHaus, einschließlich Izzi. Er selbst würde heute wieder nachhause fahren. Seine Katzen und sein Job warteten auf ihn. Simon begleitete ihn zum Flughafen. Die Sonne knallte unerbittlich vom Himmel, die Luft war trocken und wenige Zentimeter über dem Asphalt sah man die Hitze flimmern. Es hatte eine gute Woche nicht mehr geregnet. "Irgendwann bringt das Wetter mich noch um!" Simon seufzte und zupfte etwas an seinem T-Shirt herum. "Ich habe nichts gegen den Sommer, doch das ist ein Stück zu heftig!" Herr Bergmann blinzelte dem wolkenlosen, blauen Himmel entgegen. "Hoffentlich regnet es bald. Alle Bäume und Pflanzen fangen schon an zu vertrocknen." Sie waren mittlerweile am Flughafen angekommen, doch vor der großen Glastür stand ein breitschultriger Wachmann. "Es tut mir leid, aber der Flughafen ist geschlossen." "Wie, der Flughafen ist geschlossen?" "Herr Bergmann legte die Stirn in Falten. "Ich muss nachhause!" "Es tut mir leid, aber in näherer Zeit wird hier kein Flieger starten, oder landen." "Wie bitte? Sagen sie bitte, dass das ein schlechter Scherz ist!" Mit entschuldigendem Blick schüttelte der Wachmann den Kopf. "Es tut mir sehr leid, aber nein. Wenn sie noch aus der Stadt wollen müssen sie sich beeilen. Meine Kollegen sperren gerade die Straße..." Er sah hastig auf sein Handy und ließ hoffnungslos die Schultern sinken. "...zu spät. Sie sind fertig." "Aber... Wieso..." Er konnte es nicht glauben. Es kam Herr Bergmann vor, wie einer dieser schrecklich realen Albträume, aus denen man schweißgebadet aufwacht und einfach nur erleichtert ist, das man sein normales Leben wieder zurück hat. "Befehl von ganz oben. Keine Fragen. Keine Rechtfertigungen. Aber es gibt Gerüchte..." "Von diesen Gerüchten haben wir gehört." Simon sah zu seinem Freund herüber, doch Bergi schien ihn nicht einmal zu bemerken, so ungläubig starrte er den Wachmann an. "Aber das Meiste davon ist doch Schwachsinn! Vor allem, was die Lanxess-Arena angeht..." Der Blick in den verzweifelten Augen des Wachmanns ließ Simon verstummen. "Ich dürfte das eigentlich nicht sagen... und sollte das irgendwie weiter nach außen dringen werde ich mehr verlieren, als nur meinen Job..." Hastig schüttelte er seinen Kopf. "Ich war dort. Bei der Lanxess-Arena. Ich habe die Leichen gesehen... Was auch immer dort passiert ist... Es unterliegt der höchsten Geheimhaltungsstufe, die ich je gesehen habe und es schien so gefährlich zu sein, dass alle, die in dieser Halle waren getötet wurden. Ich gebe euch einen Tipp: Bringt euch in Sicherheit. Wovor auch immer diese hohen Tiere so Angst haben - sie können es nicht verhindern. Es wird etwas passieren, etwas Schreckliches und dann solltet ihr vorbereitet sein!"

Bis zum letzten Tropfen BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt