... und zu wenig Zeit, um sie zu weinen

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… und zu wenig Zeit, um sie zu weinen

Taddl zischte leise einen Fluch in die ängstliche Stille hinein und dachte fieberhaft nach. Sie mussten hier raus, wenn sie nicht als Mitternachtssnack enden wollten. Er packte seine beiden Freund und zog sie um die Ecke in Richtung des Raumes, in dem Simon noch immer weinte.

„Simon, Annika! Wir müssen weg!“

Rief er nervös, doch nur das Mädchen hob langsam den Kopf.

„Lasst mich hier…“ flüsterte sie, ohne auch nur den Kopf zu ihnen zu drehen. „Aber nehmt Simon mit. Bitte…“

„Niemand wird hier gelassen!“ fauchte Taddl, rauschte an dem Mädchen vorbei und kniete sich neben Simon. Sie mussten hier weg, so schnell wie möglich, doch in seinem Momentanen Zustand würde Simon sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegen.

Taddl traute ihm sogar zu ,dass er einfach mit Catys Leiche im Arm hier sitzen bleiben würde, bis die Untoten ihn erwischen würden. Vermutlich würde er es vor Trauer nicht einmal mehr wahrnehmen…

„Simon!“ Taddl legte seinem Kumpel vorsichtig die Hand auf die Schulter, doch der junge Mann reagierte nicht. „Simon, wir müssen hier weg! Der Schuss hat eine Horde Zombies angelockt, die jetzt vor der Tür stehen! Die Scheibe wird bald brechen, bitte Simon, wir müssen uns beeilen!“

Immer noch keine Reaktion. Von draußen hörte er schon das Knacken von Glas…

Plötzlich hörte er noch eine Stimme, die sich an Simon richtete. Sie klang schrecklich, ihre Zunge war noch immer schwer von den  Tränen, die sie geweint hatte. Aber auch Annika legte Simon die zitternde Hand auf die Schulter und murmelte leise.

„Du musst sie gehen lassen, Simon. Sie hat sich dazu entschlossen zu gehen, damit sie dich nicht in Gefahr bringt. Du kannst nichts an ihrem Tod ändern, aber du kannst dafür sorgen, dass sinnlos war! Wenn du einfach hier sitzen bleibst und damit verhinderst, dass wir alle fliehen können, denn wir werden nicht ohne dich gehen, dann macht das Catys Tod sinnlos! Wenn du nicht für dich überlebst, dann überlebe wenigstens für Caty! Das war ihr letzter Wunsch!“

Simon wurde still. Sein Schluchzen verklang, doch noch immer machte er keine Anstalten sich zu bewegen. Sanft nahm Annika seine Hand, die er um Catys Leiche gelegt hatte und zog sie langsam von dem toten Körper weg. Als wäre der Mann eine Puppe ließ er zu, wie das Mädchen ihn langsam von seiner Freundin weg und auf die Beine zog.

„Verschwinden wir von hier.“

„Aber wohin?“ zischte Dner mit vor Angst geweiteten Augen. „Die komplette Glasfront des Kaufhauses ist umzingelt!“

Taddl sah entschlossen in die Runde. Simon hatte sie bis jetzt geführt, doch jetzt  brachte er kein Wort heraus. Es hing wohl an ihm.

„Dann suchen wir die Hintertür!“

Hastig huschte Taddl durch die dunkle Halle des Kaufhauses. Während ihm das Knacken des Glases wie ein Messer an der Kehle hing suchte er nach einem Ausweg und stand schließlich vor einer schweren Tür, auf der in schwarzen Lettern ‚Nur für Angestellte‘ stand.

Bis zum letzten Tropfen BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt