Wo war ein Wunder, wenn man eines brauchte?

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Wo war ein Wunder, wenn man eines brauchte?

Eine kleine Stadt, etwa 700 km vom Bodensee entfernt         Tag: 13

Das Kratzen an der Tür war im laufe des Tages verstummt und in der kleinen Stadt, die sich am Rande des Waldes befand, in dem Forodos Leiche lag kehrte langsam wieder Ruhe ein. Die Untoten auf diesen Straßen waren hungriger, verzweifelter, doch an sich kein Problem, sobald er durch die erste offene Tür gestürzt war und diese von innen verriegelt hatte. Hier hatte Flo auch ein paar wärmere Kleider gefunden. Winterjacken, lange Hosen, gefütterte Schuhe… als er auf ein dunkles Shirt mir dem Doktor Froid Logo stieß verkrampften sich seine Hände unwillkürlich in den weichen Stoff und eine leise Träne kämpfte sich in seinen Augenwinkel, als der Blick seiner braunen Augen an der Comicfigur von Frodo hängen blieb. Sein bester Freund… Plötzlich ließ LeFloid das Kleidungsstück los, als hätte er sich daran verbrannt und knallte die Tür des Schrankes so schnell wie möglich wieder zu.

Was blieb war ein bitterer Nachgeschmack auf der Zunge.

Zum ersten Mal seit Tagen war ihm allerdings endlich wieder warm, doch es fühlte sich so abgrundtief falsch an diesen Moment mit niemandem zu teilen…

„Deine Freunde sind tot, Flo.“ Flüsterte eine spöttische Stimme in seinem Kopf „Das ‚Teilen‘ kannst du dir erst mal abschminken!“

Ja, das war wohl wahr… Müde starrte Flo aus einem der schmutzigen Fenster auf die leeren Straßen hinunter. Er musste sich wohl auf die Suche nach einem funktionierenden Auto machen, das die Fahrt zum Bodensee überleben würde und vor allem: genug Benzin für dieses Vorhaben…

Der Blick seiner trüben Augen blieb an einem großen Gebäude hängen, das einige  Straßen von dem Haus entfernt war, in dem er sich versteckt hatte.

Ein Bahnhof!

Vielleicht stand dort eine verlassene Lock… Eine verlassene, funktionierende Lock! Die würde ihn schneller zum Bodensee bringen, als jedes Auto!

„Rechne dir doch mal die Wahrscheinlichkeit aus, dass du dort wirklich so etwas findest! Dir ist doch hoffentlich klar, dass ‚YouTube-Partner-Kräfte‘ nicht wirklich existieren, oder bist du dabei den Verstand zu verlieren?“

Aber Flo ignorierte diesen Gedanken. Es war ihm egal. Die letzten Wochen hatten so viel Schmerz und Trauer mit sich gebracht, dass er ein Wunder mehr als verdient hätte.

rotz der dicken Winterjacke fuhr ihm die Kält wie ein Messer unter die Haut, als er sich druch die Tür der verlassenen Wohnung nach draußen schob. Es waren nur wenige Straßen, bis zum Bahnhof, 3 um genau zu sein. Links, links, dann wieder rechsts. Flo hatte sich den weg genau eingeprägt, auch wenn seine Vernunft ihn immer wieder dafür ausschimpfte, dass er das halbwegs warme und sichere Versteck verlassen hatte. "Du wirst in diesen Straßen sterben, Flo! Sieh es ein und kehr um, solange du noch kannst!" Aber wenn er starb, dass starb er lieber mit Hoffnung, als däumchendrehend in der Wohnung zu sitzen. Seine neuen, gefütterten Schuhe machten keinen Laut auf dem Asphalt, der schon von einer leichten Schicht Frost überzogen war. Sollte es Regnen, dann würde jeder einzelne Regentropfen gefrieren und die Straße würde zu einer einzigen Eisbahn werden... Kurz ertappt Flo sich dabei, wie er sich ein paar Schlittschuhlaufenden Zombies vorstellte und kicherte still in sich hinein, doch da hörte er schon das erste, heißere Keuchen. Gefolgt von langsamen, müden Schritten, die ein unmenschlicher Wille immer weiter antrieb Angst kletterte in Flos Brust und peinlich genau darauf bedacht kein Geräsuch zu machen beschleunigte er seine Schritte, um hinter der nächsten Häuserecke verschwinden zu können, doch es war schon zu spät. Der Untote tauchte hinter ihm aus einer Gasse auf, seine Haut war bleich, von der Kälte schon blau angelaufen, die Blutspruen auf seinem Gesicht braun, eingetrocknet , und hob langsam den Kopf und sah Flo an, aus seinen milchig, weißen Augen. Jetzt war alles egal. Floid rannte, so schnell er konnte, die Straße hinunter. Er kümmerte sich nicht mehr darum, ob er Lärm machte, oder nicht.

Doch es blieb nicht bei dem einen Untoten. Es wurden mehr Schritte, immer mehr, bis Flo zu viel Angst hatte, um auch nur den Kopf zu drehen.

Langsam begann die Luft in seinen Lungen zu brennen, doch er war nur noch eine Straße von dem Bahnhof entfernt! Er durfte nicht aufgeben!

Nicht jetzt!

Eine junge Frau kroch vor ihm aus einem Hauseingang. Ihr fehlte der rechte Arm und das, was von dem blutigen Stumpf noch übrig war schien bis auf die Knochen abgenagt zu sein.

Sie stürzte sich auf die Straße, mit verzweifelt hungrigen, weißen Augen und ihre linke Hand krallte sich an sein Bein.

Flo stolperte, fiel auf den kalten Aspahlt.

Nein!

Verzweifelt trat er hinter sich, doch er verfehlte die Untote nur um einige Zentimeter.

Er wollte nicht sterben! Nicht hier! Nicht so!

Nicht so alleine…

Die Schritte kamen immer näher. Unaufhaltsam suchte sich der lebendige Tod einen Weg zu ihm. Der zweite seiner verzweifelten Schritte traf. Das brechen von Knochen hallte durch die Straßen und endlich konnte er sich wieder aufrappeln und weiterrennen.

Endlich bog er in den Bahnhof ein.

Da stand es! Das Wunder, das er gebraucht hatte! Eine Lock!

 Flo nahm sich nicht die Zeit durch die Unterführung zu gehen.

Er kletterte über die Gleise, rannte über verlassene Bahnsteige, glaubte den fauligen Atem bereits im Nacken zu spüren…

Mit zitternden Händen, schon blau angelaufen vor Kälte, schlug er gegen eines der Fenster. Die scharfen Scherben schnitten in sein Fleisch und sofort spürte er, wie das warme Blut über seine Haut lief, doch das hielt ihn nicht auf.

LeFloid zwängte sich durch die eingeschlagene Scheibe hinein in den Zug. Nur wenige Zombies hatten es ihm nach über die Gleise geschafft und versuchten jetzt sich ebenfalls durch die Scheibe zu drängen.

Er musste den Zug starten. So schnell, wie möglich!

Nur Richtung Süden.

Richtung Bodensee.

Bis zum letzten Tropfen BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt