Ein nicht ganz so guter Morgen

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Ein nicht ganz so guter Morgen

                                                   

Manu musste nicht lange suchen, um eine leere Hütte zu finden, die halbwegs sicher war. Das Häuschen lag an einem steilen Abhang, von dem aus man die Berge noch besser sehen konnte, doch leider ging der steile Abhang nach einigen Metern in eine Klippe über. Zwar war der tödliche Abgrund mit einem Holzzaun gesichert, doch dieser wirkte alt, mitgenommen von, mitgenommen von Sturm, Regen und Schnee.

Manuel hätte seine Waffen darauf verwettet, dass die Bretter längst morsch waren und nicht einmal mehr das Gewicht von Luna halten würden.

Eine Sekunde lang hatte er darüber nachgedacht, deshalb einfach weiter zu fahren, sich eine andere Unterkunft für die Nacht zu suchen, doch schließlich sagte er sich es würde nur eine Nacht sein und er würde gleich im Morgengrauen weiter fahren.

So stellte er, um sicher zu gehen, sein Motorrad in die kleine Garage, schloss sämtliche Türen und Fenster und suchte alle Räume ab.

Der Junge fand keinen einzigen Untoten, doch dafür hatte das Haus Strom, warmes Wasser und war vollgestopft mir Vorräten.

Er hatte den Hauptgewinn gezogen.

Dieser Abend war anders, als alle zuvor.

Manu kochte etwas, aß sich satt und duschte fast eine Stunde lang mit so heißem Wasser, dass er Dampf noch Minuten später durch den ganzen Rest des Hauses quoll.

Er ertappte sich sogar dabei, wie er begann ein paar Takte zu singen, doch schon einen Augenblick später blieben die Worte ihm im  Hals stecken.

Seine Familie und seine Freunde waren tot.

Das war nicht die Zeit zu singen.

Eigentlich hätte er diese Nacht tief schlafen sollen. Er war frisch geduscht, satt, trug saubere Kleider, lag in einem weichen Bett und hatte die gut behütete Luna neben sich.

Trotzdem fühlte sich das alles so… falsch und… unfair an.

Was hatte er anders gemacht, als alle, die bis jetzt tot waren? Was hatte er noch getan, um noch zu leben, um plötzlich gesund zu sein?

Probeweise, als könnt er es immer noch nicht glauben, holte der junge Mann so tief Luft, bis seine Brust schmerzte.

Früher hätte er das nicht gekonnt.

Die Stunden vergingen uns schließlich trieb Manuel doch in die Welt der Träume ab, doch ein traumloser schlaf wäre ihm tausendmal lieber gewesen.

Blut, Schreie, Schmerz, Trauer, Angst.

Undeutliche Schatten, die durch leere, beengende Gassen schlichen, ihn verfolgten, doch wenn er sich umdrehte konnte er nichts erkennen und doch verschwand der heiße Atmen in seinem Nacken zu keiner Zeit.

Eine Berührung ließ ihn hochschrecken.

Die Sonne blendete Manu, als er die Augen aufriss. Beinahe erwartete der YouTuber, dass irgendein Monster über ihm stehen würde und ihm gleich jeden Knochen einzeln brechen würde, doch es war nur Luna, die ihn mit ihrer kalten Schnauze geweckt hatte.

Natürlich, die Hündin musste raus.

Noch immer zitternd stand er auf, zog sich an und lief, mit der kleinen Hündin auf dem Arm, zur Haustür hinaus.

„Nur noch frühstücken, dann verschwinden wir von hier.“

Sagte Manuel leise, als er in die kalte, klare Morgenluft hinaustrat.

„Warum willst du schon wieder gehen, Manuel? Du hast hier Sicherheit, Vorräte, warmes Wasser… Wie dumm wärst du, wenn du das hier zurück lassen würdest!“

Nachdenklich wendete er seinen Blick dem kleinen Haus zu, als ein erschrockenes Jaulen von Luna ihn zusammenzucken ließ.

Hastig fuhr der junge Mann herum.

Mit ihren kurzen Beinchen versuchte die Hündin vor einem Untoten zu fliehen, der sie wohl von der Straße aus gesehen haben musste. Wie hatte Manu ihn übersehen können? Ohne weiter nachzudenken rannt er zu ihr, nahm sie auf den Arm und versetzte dem Zombie einen so gut gezielten Tritt gegen die Beine, sodass er umfiel und die steile Kiesauffahrt einige Meter nach unten rutschte.

Während der Untote nach da lag wollte Manu seine Waffe ziehen, doch seine freie Hand griff ins Leere. Sie lag noch auf dem Nachttisch neben dem Bett.

Mit einem leisen, äußerst kreativen Fluch wirbelte er herum und  rannte in die Richtung der angelehnten Haustür.

Ein Biss würde ihn zwar nicht verwandeln, aber töten konnte er ihn allemal. Als  er durch die letzte Stadt kam hatte er all seine Desinfektionsmittel und Antibiotika für seine ganzen Biss aufbrauchen müssen. Ohne diese Medikamente konnte sich der Biss entzünden und, ob immun gegen den Virus oder nicht, wenn das Fieber hoch genug gehen würde, dann wäre es mit ihm vorbei.

Doch trotz seines beachtlichen Sprint packte  eine Hand seinen linken Fuß, ließ ihn stolpern. Einige der spitzen Kiesel schlugen sich in Manus Fleisch, als er fiel. Warmes Blut floss ihm beinahe zärtlich über die Haut.

Noch bevor der Untote zum Biss ansetzen konnte trug der kühle Wind das Geräusch von weiteren, schnellen Schritten zu ihm. Manuel hätte geflucht,  wenn der junge Mann nicht gerade damit beschäftigt gewesen wäre sich aus dem Griff des Untoten zu winden.

Weitere Schritte bedeuten fast immer Ärger.

Bis zum letzten Tropfen BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt