Atemlos

404 22 6
                                    

Atemlos


Irgendeine Landstraße, eine Tagesfahrt von Essen entfernt                  Tag: 9


Manuel schnappte nach Luft. Hatte er sie abgehängt? Hastig warf er einen schnellen Blick hinter sich und als die Straße leer blieb und seine Hand nur noch heftiger zu zittern begann stoppte er das Motorrad. Die Straße war komplett verlassen und das leiser werdende knurren der Maschine verhallte zwischen den weitläufigen Wiesen. Kaum berührten seine Füße den Boden gaben sie auch schon unter ihm nach und er fiel mit den Knien auf das weiche Gras. Krampfhaft versuchte er irgendwie an Sauerstoff zu kommen, doch so sehr er auch nach Luft schnappte, es fühlte sich an, als würde kein Atom es in seine Lunge schaffen. Natürlich... Sein Asthma... In Gedanken verfluchte er seine chronische Krankheit mit allem, was sein Wortschatz hergab (und ich muss zugeben, liebe Leser, dass GLPs Wortschatz, was Beleidigungen betrifft ist meinem um einige Kilometer und natürlich auch Jahre an Erfahrung überlegen und auch nicht sehr jugendfrei ist, daher versuche ich es gar nicht erst) Seine Brust schien immer enger zu werden, bis sie für seine Lunge keinen Platz mehr zu lassen schien. Langsam liefen seine Lippen blau an. Manuel würde hier sterben. Das wusste er. Es war das Ende von GLP. Hier, auf einer einsamen Wiese, nachdem er eine Stadt voll Zombies überlebt hatte... Seine Mutter war tot, Luna war tot und wie es um den Rest seiner Familie stand wusste er nicht. Die Welt vor seinen Augen wurde immer dunkler, doch plötzlich konnte er wieder Luft holen. Kalter, klarer Sauerstoff strömte in seine Lunge und für ein paar Sekunden blieb Manuel einfach nur überrascht in dem weichen Gras liegen. Er lebte? Wie war das möglich? Nur zu gut konnte er sich an diesen Tag erinnern, als dieser eine Asthmaanfall ihn beinahe umgebracht hätte. Jetzt noch begannen seine Hände leicht zu zittern, wenn er daran dachte, aber damals hatte es nicht einfach aufgehört! Das war nicht möglich... Manu rappelte sich auf und atmete langsam und prüfend ein... Es funktionierte. Kein Stocken, keine Atemnot, keine Enge in der Brust. Einfach nur Luft. Bildete er sich das nur ein, oder konnte er sogar tiefer einatmen, als sonst? Einige Minuten stand Manuel einfach nur da und lauschte verwirrt seinem eigenem Atem, dann schüttelte er schnell den Kopf. Egal, was passiert war es nützte ihm nichts hier einfach nur herum zu stehen und sich den Kopf über das "Warum?" zu zerbrechen. Er sollte sich besser einen sicheren Platz für die Nacht suchen und dann überlegen, wie es weiter ging. Vorsorglich lud er seine Waffe nach, stieg wieder auf das Motorrad, das ihm in der Stadt das Leben gerettet hatte und fuhr weiter. Wie es der Zufall wollte fuhr er, ohne es selbst zu wissen, nach Süden.

Bis zum letzten Tropfen BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt