Bis zum letzten Tropfen Blut

Auf brüchigem Boden

Auf brüchigem Boden

Tim beobachtete, wie Annika ihren Pullover und ihn Caty gab. Es wunderte ihn, dass Simons Freundin überhaupt jemanden an sich heran ließ, aber vielleicht war sie mittlerweile einfach zu schwach, um zu wiedersprechen. Doch Caty war nicht das Einzige, um das Herr Bergmann sich Sorgen machte. Es war auch der Tunnel selbst. Er war sich sicher, dass dieser schon vor Jahren stillgelegt worden war, denn Staub, Schmutz und Schutt lagen auf dem Boden verstreut, einige Spinnweben wehten im kaum spürbaren, nach Moder riechendem Wind und der Asphalt, der ein Mal eine Straße gewesen war, hatte Risse. Bei jedem weiterem Schritt wuchs das ungute Gefühl in seinem Magen, doch er wollte den anderen nicht sagen, dass sie umdrehen sollten, nur weil er sich unwohl fühlte. Sie mussten schließlich zum Bodensee... so schnell, wie möglich. Genau, als er das dachte ließ ein ohrenbetäubendes Knacken ihn zusammen zucken. Es hallte von den glatten Wänden wieder, steigerte sich ins tausendfache und betäubte seine Sinne, bis Herr Bergmann bemerkte, dass es der Boden unter ihm war, der Knackte und begann langsam abzusacken. "Rennt! Der Boden bricht ein! " schrie er in die Richtung seiner Freunde und versuchte sich hastig in Sicherheit zu bringen, doch der brüchige Asphalt unter seinen dünnen Schuhsohlen verschwand schneller, als er rennen konnte. Schließlich fiel er und wurde 5 Meter weiter Abwärts von einem Haufen Schutt und zerbröseltem Asphalt begraben.

"Tim! " Simon begann zu rennen, bevor der aufgewirbelte Staub sich gelegt hatte. "Bitte lass ihn nicht tot sein! Bitte nicht er auch noch... " War das Einzige, was Simon denken konnte, als er sich neben den eben entstandenen Abgrund kniete und verzweifelt versuchte zwischen de. Schutt ein Lebenszeichen von Bergi zu erkennen, doch es blieb still. "Tim! " Der Tunnel warf seinen verzweifelten Schrei zwischen den Wänden hin und her. Ein heißeres Husten von unten lies ihn so erleichtert aufatmen, dass er beinahe vornüber gefallen wäre. Mittlerweile hatten sich auch die anderen um das eben entstandene Loch versammelt, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie sich eine verschrammte Hand aus dem Schutt wühlte. Ein Arm folgte und schließlich auch der Rest von Herr Bergmann. "Tim... Tim ist alles in Ordnung?" "Ja... Ich denke mir geht es so weit gut... " Er rappelte sich auf und klopfte sich den dunklen Staub aus den Kleidern. "Wir holen dich da raus! " rief Simon zu ihm herunter. "Wir finden einen Weg... " Tim blinzelte zu ihm nach oben und riss plötzlich erschrocken die Augen auf. "Simon! Weg vom Rand! " Felix schaffte es gerade noch ihn rechtzeitig zurück zu reißen, bevor das Stück Asphalt, auf dem Simon gerade noch gekniet hatte, nach unten stürzte. "Verschwindet von hier! Es sieht so aus, als wäre der ganze Tunnel untergraben. Es ist hier nicht mehr sicher! " "Nirgendwo ist es sicher! " fauchte Simon zurück und rappelte sich auf. "Wir lassen dich hier nicht zurück! " Von oben konnte er erkennen, wie Tim sich verzweifelt die Haare raufte. "Ich habe hier unten eben einen Luftzug gespürt. Diese Höhle hat sicher einen Ausgang, genau wie der Tunnel! Wir könnten uns draußen treffen... " "Der Luftzug könnte auch von hier oben gekommen sein! " unterbrach Simon ihn barsch. "Ich lasse sicher nicht zu, dass noch einer meiner Freunde stirbt! " "Simon... " Dner legte mitfühlend die Hand auf die Schulter und machte vorsichtig einen Schritt neben ihn. "Wir können nicht nah genug an den Rand, um ihn wieder hoch zu holen. Wenn Tim sagt es gäbe einen Weg nach draußen und er könnte uns treffen... dann müssen wir ihm glauben." "Aber er lügt, Felix! Er lügt, damit wir weiter gehen! " "Das werden wir dann erst merken, wenn es zu spät ist. "