Zwei Schüsse

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Zwei Schüsse

Lilly spürte den Blick von Jacks kalten Augen in ihrem Nacken und ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken.

„Du wolltest es nicht anders, Lilly!“

Fauchte er, rauschte an ihr vorbei tiefer in den kleinen Felsspalt hinein, der ihre kleine Gruppe dürftig vor Wind und Kälte schützte. Dort, wo Lillys kleine Schwester lag und schlief…

Mit flinkeren Fingern, als das Mädchen es ihm jemals zugetraut hätte, zog er ein Messer aus seinem Gürtel und sie erstarrte. Jeden Tag aufs Neue war es kein Bluff gewesen…

„Du musst deinen Teil zur Gemeinschaft beitragen, wie jeder andere auch. Du willst doch nicht, dass deiner Schwester etwas zustößt… Du willst doch nicht, dass sie hungern muss, dass sie sich verletzt, oder , durch einen tragischen Unfall, sogar stirbt…“

Es hallte in ihrem Kopf wieder und Lilly wurde schlecht.

„Keinen Schritt weiter, Jack!“

Es war eher ein Reflex, als eine durchdachte Reaktion, als sie ihn mit bedrohlicher gesenkter Stimme anfauchte, doch ihr Schrei war es nicht, der den Mann stehen bleiben ließ. Es war das Klacken, als sie ihre gezogene Waffe entsicherte.

„Keinen Schritt weiter.“

Wiederholte sie mir etwas festerer Stimme, fast um sich selbst klar zu machen, dass es jetzt sie war, die das Ruder in der Hand hatte. Oder, besser gesagt, die Waffe.

„Du hast Zombies getötet. Körper ohne Verstand und Gefühle, aber kannst du es über dich bringen mich zu töten?“

„Willst du es herausfinden?“

Gab Lilly trocken zurück und wies mit ihrem Kinn auf den Ausgang der Höhle.

„Weg von meiner Schwester, Jack, oder ich tue das, was ich schon viel früher hätte erledigen sollen!“

Der Mann drehte sich langsam zu ihr um. Jetzt stand Angst in seinen sonst so kalten Augen. Ihm war klar geworden, dass das Mädchen es ernst meinte. Vorsichtig, als fürchtete er bei einer hastigen Bewegung sie könnte ihm eine Kugel in den Schädel jagen, legte er sein Messer auf den Boden und ging in kleinen Schritten hinaus unter freien Himmel. Der kalte Wind schlug ihr ins Gesicht, doch Lilly verzog keine Wimper, als sie Jack nach draußen folgte.

„Und, Lilie? Was machst du jetzt? Wirst du ihn einfach töten, ohne ein weiteres Wort? Bist du dazu überhaupt in der Lage?“

Hastig schob sie den Gedanken bei Seite. Wenn sie abdrücken sollte, dass durfte sie jetzt nicht weiter darüber nachdenken. Einfach den Abzug drücken… Doch dazu kam es gar nicht.

Der schmale Pfad, neben der sich die Höhle befand führte an einer steilen Klippe entlang, an deren Fuß ein reißender Fluss sich seinen Weg durch die Alpen bahnte. Der kleine Trampelpfad führte nach links zu einer geteerten Straße und nach rechts einen schmalen Hang hinab direkt in ein dichtes Wäldchen.

Bis zum letzten Tropfen BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt