Der Bodensee
Die Nacht hatte sich wie eine Decke über das Land gelegt, das an ihnen vorbei flog. Aus irgendeinem Grund beruhigte es Taddl nur aus dem Fenster zu sehen, ohne zu wissen, dass er die Verantwortung trug.
Alles war so still… und friedlich.
„Simon hätte es sicher gefallen.“
Schoss es ihm durch den Kopf und sofort schreckte er wieder aus seinem Halbschlaf hoch.
„Hattest du einen Albtraum?“
Fragte Annika kühl, die auf den Sitzen vor ihm lag und mit ihren eisigen Augen aus dem Fenster in die Dunkelheit starrte.
„War es meine Schuld?“
Taddl zitterte am ganzen Körper.
„Ja, war es.“
Das Mädchen streckte sich, seufzte und schielte über die Rückenlehne des Sitzes zu ihm.
„Es ist deine Schuld. Du hättest ihnen das Leben retten können, aber dafür bist du am Leben. Man muss sich entscheiden, ob man für sich selbst das Beste will, oder ob man auf andere achtet.“
„Mir war mein eigenes Leben nie so wichtig, wie ihres. Ich wäre ohne zu zögern an Ardys und an Simons Stelle gestorben, wenn ich die Wahl gehabt hätte.“
„Dann ist es Armseelig.“
Sie ließ sich wieder auf den weichen Sitz fallen und verschwand damit aus seinem Sichtfeld.
„Versuch zu schlafen, Taddl. Flo hat vorhin gesagt, dass wir etwa bei Sonnenaufgang am Bodensee sind.“
Tag: 19 Bodensee
Der Zug stoppte.
Ein letztes Mal.
Sie hatten es geschafft.
Sicherheit.
Dieses Wort, was früher selbstverständlich gewesen war kam Flo jetzt so schrecklich surreal vor. Was hatte er zu Taddl gesagt?
„Weil das jetzt so läuft.“
Ja, die Welt hatte sich verändert. Wie lange war es her, dass er seiner Freundin einen Kuss gegeben hatte, dass er LeNews gedreht hatte, dass er mit seinen Freunden einfach nur durch das normale Berlin gelaufen war?
Zu lange.
„Warum sitzt du hier und philosophierst über die Lage der jetzigen Welt? Warum weckst du die anderen nicht und suchst diesen Ort, an dem ihre in Sicherheit seid? Du hast Angst, Flo. Nicht davor zu sterben, sondern vor dem, was du sehen wirst. Du hast Angst, dass das wofür sie alle gestorben sind nie existiert hat.“
Flo schluckte und lenkte seinen Blick wieder auf den goldenen Sonnenaufgang. Alles wofür er gekämpft hatte könnte von einer Sekunde auf die andere umsonst gewesen sein, oder er würde sein Ziel endlich erreichen.
Beides war möglich.
So saß er noch einige Minuten da. Hin und her gerissen zwischen Hoffnung und Angst, bis er schließlich aufstand, um die anderen zu wecken. Es war an der Zeit herauszufinden, ob es wirklich umsonst gewesen war.
# # #
Taddl war schon wach, als Flo den Wagon betrat und es sah auch so aus, als hätte er zu keiner Zeit ein Auge zugetan. Hatte er selbst zunächst auch nicht, nachdem er Frodo verloren hatte. Die einzige, die dieses Nacht wohl geschlafen hatte war das Mädchen. Es wirkte, als hätte Ardys Tod sie nicht einmal interessiert, aber Floid war Psychologe. Er wusste, dass es mehrere Arten von Trauer gab und manche davon konnte man dem Menschen nicht anmerken.
„Wir sind also da?“
Seine grau- blauen Augen waren glasig vor Schmerz und Müdigkeit.
„Woran werden wir das Haus, oder wo auch immer dieser Ort ist, erkennen? Der Bodensee ist groß.“
Flo blinzelte kurz und sah nach draußen auf den leeren Bahnsteig. Darauf hatte er keine Antwort, doch das konnte er Taddl nicht sagen. Er hatte zu viel mitgemacht, um jetzt noch in Ungewissheit bleiben zu können. Jeder Mensch sehnt sich nach Sicherheit, besonders in Zeiten, in denen man Sicherheit nicht garantieren kann.
„Wir werden es erkennen, wenn wir es sehen.“
Sagte der junge Mann mit festerer Stimme, als er es sich zugetraut hatte.
„Hoffe ich.“
Fügte er in Gedanken hinzu.
Ohne ein weiteres Wort stand Taddl auf, weckte vorsichtig das Mädchen, als fürchtete er sie würde ihm an die Kehle springen, sobald sie die Augen öffnen würde. Flo fragte sich was zwischen ihnen geschehen war, dass die beiden auf diese Weise miteinander umgingen? Die Anwesenheit des Todes hätte doch jeden anderen zusammengeschweißt… Selbst wenn er um sie nicht so sehr getrauert hatte, wie um Frodo hatte Flo Judie doch als eine Freundin empfunden.
Nur wenige Minuten später verließen sie den Zug. Flo mit einem Rucksack voll Proviant und seiner Waffe, Taddl mit Annika auf dem Arm traten sie auf den Bahnsteig hinaus und liefen, ohne zu zögern, weiter in die stille Stadt, die vor ihnen lag.
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Bis zum letzten Tropfen Blut
Fiksi PenggemarBerlin (Lefloid, Frodo, Steve, Rick) Köln (Taddl, Ardy, Ungespielt, Dner, Herr Bergmann, Izzi, CatyCake, iblali, Tc, Andre) Essen (GermanLetsPlay) „Du versuchst sie zu retten, das ist edel. Du willst deine Freunde retten, aber der Wille allein rei...