Hoffnung ist ein kleines Miststück
Das Longboard machte Geräusche, aber er kam damit deutlich schneller voran, als zu Fuß. Das könnte ihm das Leben retten, oder ihn ans Messer liefern. Sein Ziel war ein kleiner Tante Emma Laden, nicht weit von seiner Wohnung entfernt. Simon hoffte, dass dieser noch nicht geplündert worden war, aber sicher sein konnte er sich nicht. Die Straßen waren menschenleer. In gewissen Abständen lagen miteinander zusammengestoßene und ausgebrannte Autos wie Leichen auf der Straße. Niemand hatte sich die Mühe gemacht sie wegzuräumen. Jedes Mal wich Simon den verbeulten, teilweise komplett zertrümmerten Autos weiträumig aus, schließlich konnte man nie wissen, was sich zwischen den Trümmern versteckte... So kam er ein gutes Stück weit, bis ihm eine Massenkarambolage aus 5 Autos den Weg versperrte. Hier gab es kein Durchkommen. Er musste klettern. Simon stieg vom Longboard und sah sich aufmerksam um. Das einzige Geräusch, das er wahrnahm war das weit entfernte Dröhnen eines Autos, das langsam leiser wurde und das aufgebrachte Fauchen einer verwilderten Katze. Eine ungewohnte Stille, wenn man bedachte, dass die Stadt sonst vor Leben summte, wie ein riesiger Motor. Als er sich sicher war, dass nichts um ihn herum war, das aufwachen konnte, nahm er sein Longboard unter den Arm und begann vorsichtig den Trümmerhaufen hinauf zu klettern. Während er sich Stück für Stück an dem Verbeulten Blech hoch hangelte kamen alle bis jetzt verdrängte Gedanken in ihm hoch. Er machte sich Sorgen um alle seine Freunde, von denen er seit Anfang der Seuche nichts mehr gehört hatte. Wie viele von ihnen waren schon tot? Ihm wurde übel vor Angst. Wenigstens waren Caty, Felix, Ardy und Bergi in Sicherheit... Das, was jetzt zählte war aus Köln raus zu kommen bevor... Simon konnte diesen Gedanken nicht zu Ende führen- es machte ihm Kopfschmerzen. Mittlerweile war er auf dem Dach des obersten Autos angelangt und konnte das kleine, vergitterte Schaufenster des Lebensmittelladens sehen. Er war noch nicht geplündert! Hoffnung ist ein trügerisches, grausames Gefühl. Es entfacht einen Funken in der tiefsten Dunkelheit, der gleich wieder verglüht. Aber in dieser einen, hellen Sekunde vergisst man alle Vorsicht. Simons Herz machte einen Sprung, als er das volle, intakte Schaufenster sah. Es war ein unvorsichtiger Schritt, einer, und ein loses Stück silbernes Autoblech, mit scharfen, abgesplitterten Kanten kam ins rutschen und landete schließlich mit einem lauten Scheppern auf der Straße unter ihm. Das Echo wurde in den leeren, verlassenen Straßen von einer Ecke zur nächsten geworfen, bis Simon schwören konnte jeder in ganz Köln hätte es gehört. Einen Augenblick nachdem es verklungen war schien die ganze Stadt den Atem anzuhalten. Sein Herz schlug bis zum Hals, der erste Schock wurde langsam von kalter, schleichender Angst überdeckt, dann hörte er das erste heißere Röcheln. So schnell seine Beine ihn trugen kletterte Simon von dem Trümmerhaufen herunter. Das Geräusch von schnellen Schritten wurde durch die Straße zu ihm getragen. Er sprang von dem Dach des letzten Autos auf den Asphalt und wollte schnell zu dem sicheren Laden sprinten, doch eine eiskalte Hand umschloss seinen rechten Knöchel und scharfe, teilweise abgesplitterte Fingernägel krallten sich in seine Haut. Panik breitete sich wie eine ätzende Säure in seiner Brust aus, als Simon stolperte und sich bei dem Versuch den Sturz zu bremsen die Handflächen aufschlug. Als er herumwirbelte sah er, was ihn da festhielt. Es war ein vermutlich ehemals sportlicher und gut aussehender Junge in etwa seinem alter. Immer noch saß er in dem Auto, das unter allen anderen begraben lag und hatte seinen Arm einfach durch das zerbrochene Fenster gestreckt. Er musste wohl bei dem Unfall gestorben sein, denn durch deinen kompletten Unterkörper lief eine riesige, klaffende Wunde, als hätte ihn jemand auseinander geschnitten und anschließend wieder zusammen gesetzt. Über sein ganzes Gesicht zog sich ein Netz von getrocknetem Blut und seine Augen waren mit einer milchigen, weißen Schicht überzogen. Kalte Angst schlug wie eine Flutwelle über seinem Kopf zusammen und ließ ihn erstarren. Er konnte nur mit vor Panik verzerrtem Gesicht auf das starren, mal ein Mensch gewesen war. Es öffnete den Mund und ein Schwall schon halb getrocknetes, bräunliches Blut lief über seine Lippen. Immer noch starr vor Angst hörte Simon, wie es begann etwas zu murmeln. Dieses heißere, hungrige Geräusch, das einem das Blut in den Adern zu Eis gefrieren ließ sorgte dafür, dass er sich endlich wieder bewegen konnte. So schnell er konnte versuchte er zurück zu kriechen, doch der Griff um seinen Knöchel lockerte sich nicht. Mit jedem Meter, den Simon sich versuchte von dem Untoten weg zu bewegen zog er ihn nur noch weiter aus dem zerstörten Auto. Die panische Angst in seiner Brust schwoll, wie ein bösartiger Tumor, immer weiter an, als er mehr und mehr hastige Schritte in Straßen hörte. Mit seinem freien Fuß trat er hinter sich, in der Hoffnung der Zombie würde doch noch loslassen, doch das Etwas kroch hungrig irgendwelche Worte murmelnd immer näher zu ihm, öffnete gierig den Mund und zeigte seine blutverschmierten Zähne, um das Erste Stück Fleisch aus Simons Bein zu reißen. Es war der vierte, verzweifelte Tritt, der ihm das Leben rettete. Simon traf genau den Kopf des Untoten mit einer Kraft, die man nur hatte, wenn man den Atem des Todes schon im Nacken spürt und mit einem widerlichen knacken brach das Genick des Zombies. Von einer Sekunde zur anderen wurde sein ganzer Körper schlaff, der Kopf klappte in einem makaberen Winkel zur Seite und der Griff um Simons Köchel lockerte sich. Simon riss sich los, rappelte sich auf und rannte, ohne sich noch einmal umzusehen zu dem kleinen Laden. Von innen war die Tür mit war die Tür nur mit einigen Tischen verbarrikadiert, die er schnell zur Seite schieben konnte. Er schloss die Tür hinter sich, schon die Tische und zusätzlich einen Schrank davor und wagte es endlich einen Blick aus dem vergitterten Schaufenster zu werfen. Es war ein Wunder, dass keiner der gut 20 Zombies ihn erwischt hatte, die er durch das Glas sah und aus den angrenzenden Straßen. kamen immer mehr. Wenn diese Zombies wenigstens so langsam wären, wie die in den Filmen oder Serien, aber diese... Dinger... außerhalb des Ladens waren schnell und konnten rennen. Das machte es um einiges schwerer am Leben zu bleiben. Die Polizisten und das Militär, das anfangs überall stationiert war hatten sich schon nach zwei Tagen an den Rand der Stadt zurückgezogen. Ab da wusste jeder, dass die Lage in Köln aussichtslos war. Alle, die noch lebten waren auf sich alleine gestellt. Nervös und immer noch mit rasendem Herzen schielte Simon ein weiteres Mal nach draußen und erkannte, dass die Untoten seine Spur noch nicht ganz verloren hatten. Einer von ihnen, ein erschreckend kleines Mädchen, die ihren Plüsch- Teddy immer noch in einer blutverschmierten Hand hielt stand einfach nur vor der Scheibe und starrte ihn mit milchigen Augen durch das schmutzige Glas an. Simon schätzte sie auf etwa 6 Jahre. Ihre braunen Haare waren mit getrocknetem Blut verklebt, die rosa Haarspangen hingen nur noch an einigen Strähnen und in ihrer Schulter fehlte ein großes Stück Fleisch. Für etwa eine Minute stand sie einfach nur da und starrte ihm direkt in die Augen. Simon starrte zurück. Langsam öffnete die ihren kleinen Kindermund, auch ihr Gesicht war voll getrocknetem Blut, und sagte etwas. Sie SAGTE etwas! Was konnte er durch das Glas nicht verstehen, doch die Zombiehorde hinter ihr offenbar schon. Alle Untote, ausnahmslos drehten den Kopf zu der kleinen, lauschten für einige Sekunden und stürzten dann zu der vergitterten Scheibe. Das war ein kleines Lebensmittelgeschäft und kein Juwelier, daher war es Simon klar, dass der dünne Draht nicht ewig halten würde. Sofort setzte sich die Angst wieder auf seine Brust, schürte ihm die Luft ab und er nahm die Beine in die Hand. Simon rannte durch Regalreihen mit angefaultem Gemüse und vertrocknetem Brot, bog in einen Gang ohne Fenster ab, in dem die Glühbirne nur noch altersschwach flackerte, als ihn eine Hand von hinten packte und durch eine angrenzende Tür zog. Die andere erstickte seinen Schrei.
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Bis zum letzten Tropfen Blut
FanfictionBerlin (Lefloid, Frodo, Steve, Rick) Köln (Taddl, Ardy, Ungespielt, Dner, Herr Bergmann, Izzi, CatyCake, iblali, Tc, Andre) Essen (GermanLetsPlay) „Du versuchst sie zu retten, das ist edel. Du willst deine Freunde retten, aber der Wille allein rei...