Doch die Neugierde siegte

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Doch die Neugierde siegte

Der Geruch von verfaultem Fleisch überwältigte Taddl, während er zwischen den Lebenden Toten hinter Ardy her schlich. Noch keiner der Zombies schien bemerkt zu haben, dass direkt neben ihnen ihr Mittagessen umher wandelte und gerade das war es, was ihm sorgen machte.

Ardy schien Annika beinahe blind zu vertrauen, was Taddl auch durchaus verstehen konnte, da er die letzten Tage kaum noch von ihrer Seite gewichen war, doch woher konnte Annika solche Dinge wissen?

Was hatte sie erlebt, bevor Simon sie aufgelesen hatte, um so sicher sein zu können, dass die Untoten sie nicht entdeckten, wenn sie einfach nur stumm neben ihnen her schlichen?

Jedoch schien es zu funktionieren.

Aber was hatte Annika damit gemeint, dass sie sich nicht umsehen durften? Wenn das Mädchen selbst es gesehen hatte, was konnte daran dann so schrecklich sein? Noch immer mit dem widerwärtigen Geruch von verfaultem Fleisch in der Nase begann die Neugierde in Taddl aufzuflammen. Mit jedem kleinen Schritt glaubte er etwas hinter seinem Rücken flüstern zu hören, als würde es ihn rufen. Es stachelte ihn an einfach nur einen schnellen Blick über die Schulter zu werfen.

Später wünschte er sich er hätte es nie getan.

Bis jetzt waren nur etwa 5 Zombies an ihm vorbei geschlichen und hinter sich vermutete er etwa weitere 10.

Zu viele, um zu kämpfen, doch wenig genug, um gute Chance zu haben, wenn etwas schief ging und mach doch die Beine in die Hand nehmen sollte.

Aber das, was er sah, als er sich umdrehte ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.

Es waren keine 10 Untote. Es waren auch keine 20.

Ardy, Taddl und Annika standen mitten in einer Herde aus etwa 100 Untoten.

Mit aller Kraft  versuchte der junge Mann sein wie Wild rasendes Herz wieder unter Kontrolle zu bringen und die Angst, die in seinem Herz aufflammte zu unterdrücken, doch er versagte kläglich.

Es war nicht mehr, als ein leises Keuchen, eine kleine, erschrockene, ruckartige Bewegung, doch das reichte, um sie zu verraten.

Annikas Hand mit den langen Fingernägeln krallte sich erschrocken in  Ardys Arm, als  Taddls Keuchen das leise Murmeln durchschnitt.

„Er hat sich umgesehen.“

Flüsterte das Mädchen und sofort suchten ihre blauen Augen nach einem Ausweg. Drückende Angst legte sich um Ardys Herz. Zwar keine Angst um sich selbst, sondern Angst um Taddl und Annika. Was sollten sie tun?  Sie standen mitten in einer Horde von Untoten und die Häuser umschlossen die enge Straße wie ein Gefängnis.

„Der Bahnhof ist nicht weit von hier!“

Flüsterte Annika ihm hastig zu und noch bevor das Mädchen  ihren Satz beendet hatte packte Ardy den vor Angst starren Taddl und zerrte ihn mit sich, als die ersten Zombies zu begreifen begannen was das direkt vor ihnen Augen geschah. Das verschaffte ihnen ein paar wertvolle Sekunden, bevor auch die ersten Untoten zu rennen begannen.

Annika schien  diese Stadt sehr gut zu kennen, denn sie gab den beiden jungen Männern genaue Anweisungen wohin sie mussten und zeigte ihnen Schleichwege, die nur eine Person kennen konnte, die einige Jahre hier gelebt hatte.

Schließlich hetzten sie durch die großen Flügeltüren in den Bahnhof hinein. Ardy hatte es noch immer nicht gewagt sich umzusehen, doch er hörte die Schritte hinter ihnen. Es waren zu viele, um sie zählen zu können.

Langsam begannen seine Kräfte zu schwinden und, was noch viel schlimmer war, er verlor die Hoffnung.

Die Unterführung schien ihm so unendlich, genauso wie die Treppe, die zu einem der Bahnsteige hinauf führte…

Plötzlich spürte Ardy den eisernen Griff einer kalten Hand an seiner Schulter. Es war vorbei. Die Berührung war es, die ihn aufgeben ließ, aber Annika…

Ein ohrenbetäubender Knall riss ihn in die Wirklichkeit zurück und die Hand an seinem Rücken war verschwunden. Als Ardy erschrocken herum fuhr sah er nur den leblosen Körper eines Zombies, mit einer sauberen Schusswunde zwischen den milchigen Augen und unzählige Zombies, die ihm röchelnd folgten.

„Steigt ein!“

Schrie eine Stimme, die seltsam vertraut und doch fremd war.

Der junge Mann fuhr herum und erkannte erst jetzt den etwas veralteten Zug, der auf dem Gleis rechts neben ihnen stand, sich jedoch bereits wieder langsam in Bewegung setzte.

„Ich kann den Zug nicht anhalten, sonst kommen sie in die Wagons! Beeilt euch!“

Mit schnellen Schritten schloss Ardy zu Taddl auf, der bereits neben einem eingeschlagenen Fenster eines der Wagons stand. Alle Türen waren geschlossen. Ehe er etwas sagen konnte  riss sein Kumpel ihm Annika aus den Armen.

„ Du gehst zuerst!“

Es gab keine Zeit zu widersprechen. Ardy kletterte durch das eingeschlagene Zugfenster, in dessen Fassung nur noch ein paar Scherben steckten. Mittlerweile war der Zug immer schneller geworden und als Taddl Annika durch das Fenster gehoben hatte musste der junge Mann bereits rennen, alleine um auf einer Höhe mit dem Fenster zu bleiben und langsam wurde der Bahnsteig knapp.

Bis zum letzten Tropfen BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt