Freundschaft und Liebe

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Freundschaft und Liebe

Taddl & Annika

Die Stadt war still und genau das machte ihm Angst. Als die Hölle außerhalb von Köln angefangen hatte war es auch nie still gewesen. Natürlich waren schnelle Schritte, Keuchen, Schluchzer und Angstschreie auch nicht unbedingt beruhigende Geräusche, doch aus irgendeinem Grund kam ihm die Stille präsenter vor, als jeder Todesschrei. "Ich würde dich gerne beruhigen. " Der Klang von Annikas Stimme ließ ihn erschrocken zusammenzucken, "Aber mir macht es genau so Angst. Diese Stille ist unnatürlich." "War es in Köln genau so? " "Nein." , das Mädchen schüttelte abwesend den Kopf und verzog kurz angestrengt das Gesicht, als sie sich abmühte, um mit ihrem Rollstuhl eine steile Auffahrt hinauf zu kommen. Mit schnellen Schritten schloss Taddl zu ihr auf und schob Sie die restlichen 10 Meter. "Du musst nicht... " Versuchte Annika zu wiedersprechen, doch er fiel ihr ins Wort. "Ich kann nicht einfach dabei zusehen, wie du dich den Weg hinauf quälst!" "Sonst brauche ich auch keine Hilfe!" , murmelte Annika in sich hinein, "Ich.. Ich mache mir nur Sorgen um die anderen." "Das macht sich jeder, oder? " Wir wären keine Freunde, wenn wir es nicht tun würden... " Plötzlich Finger Annika leise an zu lachen. Schnell presste sie eine ihrer zarten Hände auf den Mund, doch ein Lächeln blieb auf ihren Lippen. "Tut... tut mir Leid... Es ist nur... Ihr wisst seit gerade mal 5 Tagen, dass ich überhaupt existiere und ich kenne euch... " Sie seufzte müde und schüttelte traurig den Kopf. "18 Jahre wurde ich qls Problemkind von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht, als wäre ich eine antike Tasse, die man weiterverkauft, wenn man genug davon hat. Sie alle haben versucht mich zu ändern, meine Interessen in eine andere Richtung zu ziehen... Einige schafften es, andere nicht. Ich hatte irgendwie das Gefühl mich in all diesen Jahren selbst zu verlieren, doch es gab eine Sache, die mir keine Familie nehmen konnte. Das, an dem mein Herz sich all die Jahre festgekrallt hatte, als würde es nach einem wahren Zuhause suchen. YouTube und alles, was damit verbunden ist. Ihr habt mir auf so viele Arten das Leben gerettet. Tag und Nacht die YouTube Songs auf voller Lautstärke... " Sie lächelte traurig. "Was ist mit deinen Eltern passiert? " Zum ersten Mal nahm Annika die Hände von den Rädern des Rollstuhls und ließ damit zu, dass er sie schob. "Ich weiß es nicht. " Ja, die Stille machte ihm Angst. Die ganze Zeit wartete Taddl auf etwas, das hinter der nächsten Ecke hervortreten würde, Sie ansehen mit weißen, toten Augen und sie schließlich umbringen würde. Doch es war ein Geräusch, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Schrei hallte durch die leeren Gassen. Er floh, wie ein unheilvoller Windgeist und verlor sich nach einer Zeit im nichts, doch der Schock blieb. "Wer war das?" "Victor. "

Simon & Caty

Simon fröstelte in seinem T-shirt. Es wurde schnell kälter. Schneller, als es eigentlich der Fall sein sollte, doch noch fiel ihm das kaum auf. Der junge Mann stand neben dem Auto am Rand der Steaße, die in den Ort hinein führte. Ihre letzte Chance auf Benzin... Würden seine Freunde lebend wieder zurück kommen? Er wusste es nicht? "Wenn sie sterben, dann ist es deine Schuld, Simon! Und du wirst erst Recht nicht schneller Richtung Süden kommen! " Zum gefühlten tausendsten Mal fuhr er sich mit einer Hand durch seine Dreads, drehte sich um und lief über den zersprungenen Asphalt zur Rückseite des Autos, denn in dem offenen Kofferraum saß Caty. Sie hatte die Beine an die Brust gezogen und hielt ihr blass gewordenes Gesicht in die letzten Strahlen der Sonne. Bildete er sich das nur ein, oder war die Farbe in ihren Augen tatsächlich schon blasser geworden? "Caty, wie geht es... " "Simon! " Selbst ihr Versuch ihn anzufahren klang schwach. "Hör auf mich das ständig zu fragen!" "Ich mache mir nur Sorgen... " Das waren die Worte, die über seine Lippen kamen. "Ich habe Angst, dass du hier und jetzt zusammen brechen könntest. Ich habe Angst davor, dass du hier und jetzt sterben wirst ohne, dass ich dir helfen kann. Es zerfrisst mir das Herz zu wissen, dass ich dich töten muss, wenn es so weit ist! Ich habe Angst, weil ich dich liebe! " Doch das sprach Simon nicht aus. Stattdessen wollte er nach ihrer Hand greifen, doch Caty zog sie so schnell weg, wie es ihr möglich war. "Fass mich nicht an, Simon. " Sofort hielt er in der Bewegung innen, sodass seine Hand doch keine 30 cm von ihr entfernt in der Luft stehen blieb. "C-Caty..." "Du hast den Funkspruch auch gehört, Simon. Also fass mich nicht an! " Seine Freundin hob den Kopf sah ihm mit schimmernden Tränen in den Augenwinkeln endlich wieder ins Gesicht. Doch der Blick in ihren blassen, grün grauen Augen ließ seinen Magen zusammen krampfen. Caty liebte Simon. Genau so, wie er sie liebte. Als sie den Funkspruch aufgefangen hatten war sie zwar noch halb bewusstlos gewesen, doch sie hatte die knisternden Worte verstanden "... meidet jeglichen Körperkontakt... " Genau das tat sie. Simon war noch nicht infiziert. Er musste am Leben bleiben, sonst würde ihr Herz zerspringen. So sehr Caty sich auch nach einem Kuss, einer Umarmung, oder auch nur einer Berührung von ihm sehnte. Auf keinen Fall würde sie sein Leben in Gefahr bringen, nur damit Sie sich für eine Sekunde besser fühlte! Auch, wenn die Angst genau so sehr an ihrem Herz fraß, wie der Tod. Caty spürte ihn die ganze Zeit, diese knochige, kalte Hand, die ihr langsam die Luft abdrückte. Sein Leben war wichtiger. Wichtiger, als alles. Auch wichtiger, als ihre Beziehung. Wenn es nötig war würde sie ihm sein Herz brechen. Caty würde Simon sagen, dass sie ihn nicht mehr liebte, um sein Leben zu retten.

Bis zum letzten Tropfen BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt