„… denn ich liebe ihn.“
Tag: 14
Die nächste Stadt war nicht weit weg gewesen. Niemand von ihnen brachte ein Wort über die Lippen, während sie durch die Straßen schlichen, die mit Blut bedeckt waren. Sie hatten
vor wenigen Stunden zwei Freunde verloren, daher hielt sich die Freude in Grenzen, als sie endlich ein ehemaliges Kaufhaus fanden, das nicht komplett leergeräumt war. Sie alle suchten sich neue Schuhe, dickere Pullover, lange Hosen und konnten nach all der Zeit endlich wieder etwas anständiges Essen.
Sie beschlossen schließlich eine Nacht hier zu verbringen, denn in einem der verlassenen Geschäften wurden früher Möbel verkauft, als die Welt noch in Ordnung war. Noch standen hier einige Betten. Mit Matratze und allem, Bettzeug und allem drum und dran.
Egal, wie traurig, oder verzweifelt sie auch waren… zu einer Nacht in einem Bett sagte keiner von ihnen nein.
Nur Annika blieb in ihrem Rollstuhl.
Als die Sonne unter ging hinterließ sie nichts als Kälte und Schwärze.
Simon, Caty, Felix, Ardy und Taddl hatten sich in den warmen Betten zusammengerollt und versuchten für diese eine Nacht zu vergessen. Sie versuchten zu vergessen, dass ihre Freunde tot waren und, dass vor den Türen des Kaufhauses der lebendige Tod lauerte.
Den meisten der YouTuber gelang es… außer einem.
Annika wachte davon auf, dass Stoff raschelte.
Eine dicke Bettdecke wurde zurückgeschlagen und leise, vorsichtige Schritte hallten durch die große Halle.
Das Mädchen redet sich ein, dass sie sich das nur eingeredet hat, doch die Schritte hören nicht auf und dann fällt eine Tür ins Schloss.
Sie öffnet die dunklen, blauen Augen und sieht sich um.
Weiches, gelbes Licht sickert unter einer Tür hindurch, die halb versteckt zwischen zwei Läden liegt.
Mit einem leisen Seufzen blinzelt Annika sich den Schlaf aus den Augen, schiebt sich eine Strähne ihres goldenen Haares aus dem Gesicht und gibt den Rädern ihres Rollstuhles einen Schubs auf das Licht zu.
Sie brauchten alle den Schlaf, also warum wachte einer von ihnen um diese Uhrzeit auf?
Der glatte Boden war für die Räder des Rollstuhles unglaublich angenehm zu fahren. Eine willkommene Abwechslung zu dem unebenen Landstraßen und Waldboden.
Leise, um die anderen nicht zu wecken, stieß sie die Tür auf und saß plötzlich in dem Büro des Kaufhausdetektivs.
„Caty?“
Das Mädchen fuhr erschrocken zu ihr herum. In dem Licht sah sie noch schrecklicher aus. Ihre Haut wirkte noch blasser und trotz des dicken Pullovers waren ihre Lippen blau angelaufen.
Auch ihre Augen sahen irgendwie falsch aus. Zwar waren sie vorher schon leicht grau gewesen, doch jetzt waren sie blass, weißlich.
Caty hatte schon zu lange gekämpft.
Wie lange würde sie das noch durchhalten.
„Oh.. Annika… Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken…“
„Es ist schon in Ordnung, aber was machst du hier? Geh besser schlafen. Du brauchst den Schlaf.“
„Ich kann aber nicht schlafen…“ Wiedersprach die junge Frau leise. „Ich sehe sie. Immer und immer wieder… Victors Gesicht, als die Löwin ihn erwischt hat. Tims leblosen Körper. Ich höre Izzis Schrei immer und immer wieder…“ Ein kraftloses Schluchzen stahl sich über ihre Lippen und sie senkte den Kopf.
„Caty… so geht es uns allen. Du darfst dir deshalb nicht den Kopf zerbrechen…“
„Annika! Es ist meine Schuld! Sie alle machen diesen Höllentrip doch nur, um schnell genug am Bodensee zu sein! Weil eine winzige, kleine, verschwindend geringe Chance besteht, dass ich dort geheilt werden könnte! Dass ich überleben könnte! Nur deshalb!“ Caty schluckte, wischte sich mit dem Handrücken eine Träne aus dem Gesicht. „Aber ich kämpfe seit mehr als 10 Tagen… Das hört sich vielleicht nicht lange an, aber für mich fühlt es sich an, wie 10 Jahre! Ich kann nicht atmen, ich kann mich nur schwer aufrecht halten. Ich stolpere durch die Dunkelheit, renne vor dem Tod davon und komme doch keinen Meter voran. Ich spüre diese knöcherne Hand an der Kehle! Jeden Tag und jede Nacht drückt er meine Kehle zu… Ich kann nicht schlafen… Ich kann Simon nicht berühren. Ich kann ihn nicht küssen, ich kann ihn nicht in den Arm nehmen. Wie kann ich kämpfen, wenn ich meinen Freund nicht küssen darf?“
„Caty…Nein… du darfst nicht aufgeben! Es sind nur noch wenige Tage. In wenigen Tagen können wir am Bodensee sein und dann ist alles vorbei! Dann ist alles wieder gut und du kannst Simon wieder küssen…“ Vorsichtig nahm Annika Catys Hand, um sie zu trösten und stieß dabei gegen etwas, was dort nicht hingehörte… Metall?
Verwirrt schob Annika eine ihrer Hände zur Seite und erstarrte. Caty hielt eine Waffe in der Hand.
„Ich habe sie in dem Büro gefunden, als wir das Kaufhaus nach Zombies abgesucht haben. Entweder hat sie demjenigen gehört, der hier arbeitete, oder er hat sie jemandem abgenommen. Jetzt ist das ja auch egal…“
„Nein! Nein, Caty! Nein! Daran darfst du nicht einmal denken! In wenigen Tagen, ich verspreche es dir, sind wir am Bodensee! Dann wird alles wieder gut! Dann kannst du Simon wieder küssen… Ich verspreche es dir…bitte, glaub mir…“ Annikas Stimme wurde verzweifelt, Tränen schlichen sich in ihren Augenwinkel.
„Was soll ich denn ohne dich tun, Caty!“
Ihre blassen Augen wanderten von der Waffe zu dem Mädchen, die vor ihm im Rollstuhl saß. Jetzt war auch ihr Gesicht blass und feucht von Tränen.
„ Du sollst überleben, Annika. Solange du kannst und… wenn du mir einen Gefallen tun würdest…“
Caty nahm sanft ihre Hand.
„… bitte pass auf Simon auf.“
Eine Sekunde saßen die beiden Mädchen so da, sahen sich gegenseitig in die Augen.
„Caty… nein. Nein. Nein. Nein. Nein… Du darfst das nicht tun… Du darfst nicht…“
„Ich bringe Simon in Gefahr, wenn ich ihn berühre, aber ich kann nicht kämpfen ohne ihn… Eher würde ich sterben, als Simon zu verletzen, denn ich liebe ihn. Ich liebe ihn mehr, als alles andere auf dieser Welt.“
Mit diesen Worten ließ Caty Annikas Hand los, stand von den alten Bürostuhl auf und entsicherte die Waffe.
„Wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann kannst du ihm das gerne sagen. Sag Simon, dass ich ihm liebe.“
Dann legte sie sich die Waffe an die Schläfe und drückte ab.
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Bis zum letzten Tropfen Blut
FanfictionBerlin (Lefloid, Frodo, Steve, Rick) Köln (Taddl, Ardy, Ungespielt, Dner, Herr Bergmann, Izzi, CatyCake, iblali, Tc, Andre) Essen (GermanLetsPlay) „Du versuchst sie zu retten, das ist edel. Du willst deine Freunde retten, aber der Wille allein rei...