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11.07.2017

Du

Ich war schon um 5 Uhr morgens wach. Irgendetwas stimmte nicht. Ich stand auf und ging zum Licht, welches auf dem Flur brannte.
Eine Frau saß am Tisch und schrieb etwas. Ich erkannte sie erst, als sie zu mir hoch sah.
"Oh! Warum sind sie denn schon wach?", fragte Schwester Eva. Sie sah irgendwie bedrückt aus. Die Arbeit hier muss bedrückend sein.
"Ich konnte nicht gut schlafen.", sagte ich.
"Wollen sie sich setzen und ein Glas Wasser oder Milch trinken?", fragte sie. Ich lächelte und nickte. "Ja, bitte. Ein Wasser.", sagte ich und setzte mich. "Die Arbeit hier muss so anstrengend sein. Nimmt man sie nicht mit nach Hause?", fragte ich und starrte auf den dunklen Flur.
"Tut das nicht jeder, der seine Arbeit gerne macht?", fragte sie und stellte das Wasser vor mir ab. "Stimmt.", sagte ich.
Ich hatte eigentlich nur eine Frage. Ich wollte Gewissheit. Ich saß auf einer heißen Herdplatte.
"Warum bin ich hier?", fragte ich aus heiterem Himmel. Eva sah mich geschockt an. Für einen Moment konnte sie wohl nicht denken, denn sie starrte mich nur an, bevor sie sich auf einen Stuhl setzte. "Ich bin nicht in der Position ihnen darauf eine Antwort zu geben, junge Dame... Aber mögen sie von allen guten Geistern beschützt werden. Sie und ihr Kind... Alle beide.", sagte sie und nahm meine Hand.
In diesem Moment wusste ich ganz klar, dass eine dunkle Zeit kommen werden würde. Ich wusste, ich konnte nur so tun, mich darauf vor zu bereiten. Man ist jedoch nie für so etwas vorbereitet.
"Vielen Dank.", sagte ich und lächelte. Ich stand auf und lächelte ihr nochmal zu, bevor ich wieder in meine Zimmer ging und aus dem Fenster guckte. Die Dunkelheit war beängstigend, aber auch irgendwie beruhigend. Man konnte kein Leid sehen. Man konnte die grauenhaft unfaire Welt nicht sehen.
Ich konnte nur noch warten, bis ich weiß, was mein Aufenthalt hier zu bedeuten hat, ehe ich weiter darüber nachdenke. Ich will mir noch keine Gedanken machen. Ich will es noch nicht wissen.

Yoongi

Schweißgebadet wachte ich auf. Meine Gedanken fielen sofort auf meine Frau und unser Kind. Ich wollte wieder weinen, doch verbot es mir. Ich setzte mich auf und wischte mir über mein Gesicht.
"Das kann doch nicht wahr sein...", murmelte ich.
"Hm?....", presste Jin hervor, den ich wohl geweckt habe.
"Nichts.", sagte ich leise. 'Es kann nicht wahr sein... Wieso... Was mache ich hier überhaupt? Warum bin ich nicht bei meiner Frau, wenn sie mich am meisten braucht?'
Ich sprang auf, zog mir die herumliegenden Jeans und ein T-Shirt über und ging los. Das Krankenhaus war nicht weit, zu meinem Glück.
Der Wind drückte sich gegen mich, als wolle er nicht, dass ich bei meiner Frau bin, aber ich muss zu ihr, das ist keine Frage. Warum es überhaupt im Sommer so windig war, ist eine gute Frage, doch ich machte mir keine Gedanken. Immer als meine Beine drohten nach zu lassen, fasste ich neue Energie, bis ich beim Krankenhaus ankam. Es fing an zu regnen und auch wenn ich nur ein paar Meter lief, war ich klitschnass. Ich rannte an der Rezeption vorbei hoch zu meiner Frau. Direkt in die Arme von unserem Schicksal.

You With Me | Yoongi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt