Twenty-three

244 15 1
                                    

POV Jack

Ich- ich..." stotterte ich und wusste eigentlich gar nicht, was ich sagen sollte.

Verdammte Scheiße!

Wieso hatte ich nur gelauscht? Und wieso musste sowas immer mir passieren?

Ich warf einen weiteren Blick auf Andy, dessen Blick auf mir ruhte.

Selbst Schuld, Jack. Das musst du jetzt schon selbst ausbaden." sagte er kalt.

Ich..." fing ich wieder an, doch ich hatte immernoch keine Worte.

Meine Güte, Jack. Kannst du jetzt bitte irgendwas machen? Entweder gehst du jetzt, oder sagst einen vernünftigen Satz." er stöhnte genervt auf.

Da die zweite Möglichkeit viel zu abwegig war, schloss ich die Tür hinter mir und ging runter. Ich hoffte inständig, dass ich jetzt nicht Mikey über den Weg lief, aber das Leben meinte es anscheinend nicht gut mit mir, denn er kam direkt auf mich zu.

Und? Hat es was gebracht?" fragte er neugierig und ich nickte nur.

Ich denke er kommt nachher runter. Er fährt mit euch Fotos machen." sagte ich nur und bemühte mich um einen neutralen Ton. Dann drängelte ich mich an ihm vorbei nach draußen und verließ unser Grundstück. Ich war mir fast 100%ig sicher, dass sie am See sitzen würde. Also machte ich mich auf den Weg.

Schon von weitem sah ich sie im Sand sitzen. Ihre blauen Haare wehten wild und sie hatte die Beine angezogen. Ich sah, wie ihre Schultern leicht zuckten und als ich nah genug dran war, fiel mir auf, dass ihre Wangen ganz nass waren.

Ich wusste, dass sie mich bemerkt hatte, doch sie reagierte nicht auf meine Anwesenheit. Ohne über die Folgen nachzudenken stellte ich mich vor sie und machte es ihr somit unmöglich, mich zu ignorieren.

Sie schaute also zu mir hoch und sah mich kalt an. Es versetzte mir einen kleinen Stich, aber ich konnte ihr diese Reaktion nicht verübeln. Ich hätte wahrscheinlich dasselbe getan.

Ich streckte eine Hand aus und wartete darauf, dass sie sie ergriff. Sie lenkte ihren Blick auf meine Hand und runzelte die Stirn.

Als sie nicht reagierte, griff ich ohne zu zögern nach ihrer Hand und zog sie schnell hoch. Sie schnappte hörbar nach Luft und versteifte sich. Sie ging sogar einen Schritt zurück. Doch ich reagierte schnell und zog sie an ihrer Hand wieder zu mir und schlang meine Arme um sie.

Erst bewegte sie sich keinen Millimeter und stand wie erstarrt da. Doch als sie merkte, dass ich nicht losließ, legte sie vorsichtig ihre Arme um mich und legte die Stirn an meine Brust.

Ich strich ihr vorsichtig über den Rücken, doch anstatt, dass sie sich entspannte, sprang sie zurück und riss sich somit von mir los.

Ich schaute sie überrascht an und sah, dass sie mich wütend an funkelte.

Lass das, Jack." zischte sie und ich sah sie verwirrt an.

Wieso? Wir haben uns doch schon mal umarmt...?" erwiderte ich stirnrunzelnd. Sie lachte ironisch auf.

Ja, da wusstest du es aber noch nicht." sie verlagerte ihr Gewicht und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ja, und? Was macht das denn für einen Unterschied?" fragte ich nach.

Einen sehr großen!" fauchte sie und tötete mich mit ihrem Blick. Ich seufzte leise.

Nein, das stimmt nicht. Für mich macht es keinen Unterschied. Du bist immer noch die Selbe wie vorher und das wird sich auch nicht ändern. Ich weiß nicht, was du von mir hören willst! Dass ich keine Gefühle für dich habe und es sich auch nicht ändern wird, oder dass ich unsere Freundschaft nicht aufgeben will, aufgrund eines Fehlers." versuchte ich zu erklären.

Ich weiß selber gut genug, dass meine Gefühle ein Fehler sind. Und ich will nichts dergleichen hören. Ich weiß, dass du keine Gefühle für mich hast und ich bin froh, dass sich das auch nie ändern wird. Trotzdem weißt du es und ich weiß, dass du es weißt. Das macht es ein wenig schwerer für mich." erwiderte sie und ihre aggressive Haltung wurde etwas entspannter.

Ich fuhr mir kurz durch die Haare, bevor ich antwortete.

Also was hast du jetzt vor? Sind wir noch Freunde oder nicht? Ich meinte mit dem Fehler nicht deine Gefühle, sondern, dass ich es nur erfahren hab, weil ich gelauscht habe. Glaub mir, es wäre mir auch lieber, wenn ich es nicht erfahren hätte." antwortete ich und merkte nicht, wie viel schlimmer ich es eigentlich machte.

Sie kniff nämlich augenblicklich die Augen zusammen und kam näher an mich ran.

Achso, dann ist es also schlimm für DICH? Entschuldige, dass ich es nicht mehr ändern kann. Wenn du nicht so verdammt neugierig gewesen wärst, dann wäre mir die ganze Kacke hier auch erspart geblieben. Und DU müsstest dich dann auch nicht so schlecht fühlen." ihre Stimme triefte vor Ironie.

So meinte ich das doch nicht. Ich hasse es einfach nur, mich zu streiten. Für mich macht es einfach keinen Unterschied, wie du fühlst. Wir können trotzdem noch Freunde sein." versuchte ich sie zu besänftigen.

Falls du es immernoch nicht gerafft hast, Duff. MIR ist nicht egal, dass du es weißt. Wenn du das Gespräch von Andy und mir mit angehört hast, solltest du das ja eigentlich wissen. Es ist ein gewaltiger Unterschied, wenn der Schwarm von den Gefühlen weiß!" feuerte sie zurück und ihr Gesicht war nun ganz nah an meinem.

Du musst dich doch nicht mal anders verhalten. Wir können uns so verhalten wie vorher. Ich will dich nicht wegen sowas hier verlieren. Du bist mir wichtig. Und unsere Freundschaft bedeutet mir so viel. Bitte, Michelle." bat ich sie.

Es geht nicht. Du verstehst das einfach nicht. Wir können erst wieder befreundet sein, wenn meine Gefühle für dich verschwunden sind. Ansonsten gehe ich dir weitestgehend aus dem Weg und rede nur das Nötigste mit dir. Und es ist mir egal, ob du das gut findest oder nicht." beschloss sie. Ich lehnte mich ein wenig weiter zu ihr runter, sodass sich unsere Nasen berührten.

Das will ich aber nicht..." flüsterte ich und mein Blick huschte zu ihren Lippen.

Für einen Moment sah ich ihr Zögern, doch dann realisierte sie wohl, in welcher Position wir uns befanden und ihre Miene verdüsterte sich. Bevor ich reagieren konnte, landete ihre Hand mit solch einer Wucht auf meiner Wange, dass ich erschrocken nach Luft schnappte, während mein Kopf nach links flog.

Ganz automatisch fasste ich mir an die Wange und schaute wieder zu ihr.

Sie rieb sich zwar ihre Hand, die jetzt schon ganz rot war, aber in ihrem Blick war nicht ein Stückchen Reue zu erkennen.

Wage es bloß nicht, mir nochmal so nah zu kommen. Dann donnert es hier aber gewaltig." knurrte sie und ich nickte nur.

Können wir dann wieder nach Hause, oder willst du noch hier bleiben?" fragte ich sie in einem normalen Ton. Bei jeder anderen Person wäre ich wahrscheinlich vor Wut in die Luft gegangen, aber komischerweise war ich erstaunlich ruhig. Ich wusste, dass ich diesen Schlag mehr als verdient hatte und es hatte mich wach gerüttelt. Ich hätte ihr nicht so nah kommen dürfen.

Es war so schon schwer genug für sie.

Ich schaute sie aufmerksam an und erkannte, dass sie eine entspannte Körperhaltung eingenommen hatte und mich neutral anschaute.

Huckepack?" fragte ich sie und sie nickte, ohne zu zögern.

Sie stellte sich auf einen Stein an der Seite und kletterte auf meinen Rücken. Meine Arme legte ich unter ihre Beine und sie rutschte ein wenig hoch. Sie legte ihre Arme vorsichtig um meinen Hals und ich stiefelte langsam mit ihr nach Hause.



You are everythingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt