You are everything

Sixty-seven

POV Rye

Als ich aufwachte, lag Andy nicht mehr neben mir. Die Zimmertür war geschlossen und die Gardinen noch zugezogen. Ich trug immernoch die Sachen von gestern, bzw. einen Teil davon, denn ich hatte mir heute Nacht meinen Hoddie ausgezogen, weil es in Andys Zimmer so warm war.

Deshalb konnte ich auch nicht verstehen, wieso er sich so nah an mich kuscheln konnte. Ich hatte mich beinahe zu Tode geschwitzt. Seine Heizung stand bestimmt auf 5.

Ich schnappte mir meinen Pulli vom Boden und ging in mein Zimmer, um mich umzuziehen und die Knutschflecken zumindest größtenteils zu überdecken.

Unten in der Küche standen Jack und Mikey und unterhielten sich über irgendwas, was mich nicht interessierte und dann fiel mein Blick auf Andy, welcher unter 3 Decken auf dem Sofa lag und schlief.

Langsam ging ich zu ihm und legte eine Hand auf seine Stirn, und wenn es ein Geräusch für diesen Moment gegeben hätte, wäre es ein lautes Zischen gewesen.

Seine Stirn glühte förmlich und er schwitzte sogar leicht. Meine Finger fuhren von seiner Stirn zu seiner Wange und strichen leicht darüber.

Schließlich gab ich ihm einen Kuss auf die Schläfe, damit er nicht wach wurde, und gesellte mich zu den anderen Beiden.

„Hey..." begrüßte ich die Beiden und setzte mich auf die Arbeitsplatte.

„Hi." Mikey schaute kurz zu mir und grinste schief. „Andy filmt sein Cover gleich drinnen. Wir haben die Locations ein wenig geändert, weil er krank ist. Dann muss er nicht bei der Kälte nach draußen."

Ich nickte nur und schaute dann zu Jack, der vor sich hin grinste, während er auf sein Handy schaute. Er sah ganz schön niedlich aus, wenn er dachte, dass ihn niemand sah.

Plötzlich hob er den Kopf und bemerkte, dass ich ihn beobachtet hatte. Seine Wangen färbten sich leicht rosa und sein Grinsen wurde etwas kleiner.

„Wieso grinst du so? Kann ich es auch sehen, oder ist es nicht für meine Augen bestimmt?" fragte ich und zog eine Augenbraue hoch, woraufhin ich nur ein Augenrollen von Jack als Antwort bekam.

Er streckte mir dann aber doch sein Handy entgegen und ich sah eine Serie von Fotos vom Skaten. Die waren der absolute Wahnsinn.

„Wow." staunte ich. „Ich wusste gar nicht, dass du so gut skaten kannst."

„Danke." murmelte Jack, während ich weiter durch die Bilder scrollte. Es war eine ganze Serie von Jack auf dem Skateboard, und auch ein paar von Bill. Ich musste zugeben, auch seine sahen nicht schlecht aus.

„Wer hat die Bilder denn gemacht?" fragte ich den Jüngsten und reichte ihm sein Handy zurück.

„Ein Kumpel von Bill, der auch zufällig dort war. Er war zum Graffiti sprühen da, aber er hatte eine Kamera dabei und hat vorgeschlagen, ein paar Bilder von uns zu machen." er legte das Handy wieder weg.

Ich rutschte von der Arbeitsplatte und nahm mir eine Tasse aus der Spüle. Mikey war merkwürdig still und starrte auf einen Punkt hinter mir.

„Alles klar, Mikey?" fragte ich und goss mir heißes Wasser ein.

„Ja, ich bin nur am überlegen, wie wir das nachher am Besten machen. Ich würde sagen, zwei filmen ihre gesamten Abschnitte drinnen und drei filmen draußen. Dann sieht es später nicht so komisch aus, sondern trotzdem geplant." er rieb sich die Augen und gähnte kurz.

„Dann bleiben Brooklyn und Andy drinnen, und wir anderen gehen nach draußen. Blond und blond passt doch ganz gut." schlug ich vor und Mikey zuckte nur mit den Schultern.

„Wir fragen gleich einfach Alex." sagte er und ich nickte. Dann ging ich wieder nach oben. Mein Handy lag noch in Andys Zimmer, also ging ich dort rein.

Ich riss die Gardinen und Fenster auf und drehte die Heizung runter. Sein Zimmer war eine Sauna.

Dann nahm ich mein Handy an mich, das auf dem Boden lag, stoppte aber in der Bewegung, als ich einen Klingelton wahrnahm.

Ich schaute mich suchend im Zimmer um und mein Blick stoppte bei Andys Handy, welches mit leuchtendem Bildschirm auf seinem Nachttisch lag.

Mit zwei großen Schritten war ich dort und nahm den Anruf in letzter Sekunde an.

„Hallo?" sagte ich ins Telefon und merkte, dass die Person am anderen Ende tief einatmete.

„Wieso bist du an Fowlers Handy?" kam es direkt zurück und ich stöhnte innerlich auf.

„Weil ich gerade in seinem Zimmer war und sein Handy geklingelt hat?" erwiderte ich kurz angebunden.

Wer dumme Fragen stellt, kriegt auch dumme Antworten.

„Das liegt daran, dass ich angerufen habe." sagte sie und ich konnte ihren arroganten Blick durch das Telefon hören.

„Ach was. Also, was willst du?" wich ich aus, da ich keine Lust hatte, weiter mit ihr zu reden.

„Ich will mit Fowler sprechen." sagte sie.

„Das geht gerade leider nicht. Fovvs schläft." erwiderte ich und tat so, als würde es mir tatsächlich Leid tun.

„Dann weck ihn doch. Es ist wichtig." murrte sie.

„Ich glaube, dann würde er dich auf ewig hassen. Er ist nämlich krank und liegt unten auf dem Sofa. Er hat Fieber und friert ununterbrochen." erklärte ich, schließlich konnte sie es ja nicht wissen.

„Es trifft immer die Falschen." hörte ich sie sagen und zwang mich, keinen gemeinen Kommentar abzugeben. 

Aber nur Andy zuliebe.

„Tut mir leid, da habe ich leider keinen Einfluss drauf." sagte ich mit sarkastischem Unterton und sie seufzte genervt.

„Dann sag ihm einfach, dass ich angerufen habe und er sich melden soll, wenn es ihm besser geht. Gute Besserung an ihn." sagte sie schließlich.

„Richte ich ihm aus." erwiderte ich.

„Mh danke. Tschüss." sagte sie dann und legte auf, bevor ich irgendwas hätte antworten können.

Ich seufzte leise und legte sein Handy zurück auf den Nachttisch. Mein Tee war mittlerweile nur noch lau warm, doch ich nahm ihn trotzdem mit in mein Zimmer und trank ihn in einem Zug auf.

Ich kramte mein Tagebuch hervor und fing langsam an zu schreiben.

~Rye Beaumont, 2.11.

Heute ist ein sehr merkwürdiger Tag, obwohl er gerade erst angefangen hat. Andy ist krank, was wirklich selten vorkommt. Außerdem hat Michelle angerufen und ich kann nicht glauben, dass sie mich immernoch so hasst, wie am Anfang. Ich hatte nicht mal eine Chance, mich zu entschuldigen. Als sie zu Besuch war, hat sie mich noch nicht mal begrüßt, sondern wollte nur an mir vorbei zu Andy. Wahrscheinlich ist sie sauer, dass ich abgehauen bin und, dass ich ihr gedroht habe, und die Krönung war wahrscheinlich, dass ich eine Frau geschwängert habe.

Allerdings glaube ich, dass es nicht darum geht, dass ich SIE verletzt habe, schließlich kann sie gut kontern und sich verteidigen, sondern darum, dass ich Andy verletzt habe. Die Beiden verstehen sich so gut und Michelle und Andy lieben sich einfach. Es ist schon ein Wunder, dass Andy mir verziehen hat und mich weiterhin unterstützt, da kann ich nicht noch erwarten, dass Michelle das Gleiche tut. Sie will einfach nur Andy beschützen, vor mir. Und davor, dass ich ihm das Herz breche.

Aber das habe ich nicht vor. Ich will ihn glücklich machen. Und ich muss es endlich mal auf die Reihe bekommen, denn ich habe alle Chancen aufgebraucht. Nochmal wird er mir nicht verzeihen, da bin ich mir sicher.

Ich habe aber keine Ahnung, wie ich Michelle beruhigen kann, sodass wir zumindest vernünftig miteinander reden können. Wenn wir irgendwann mal fest zusammen sind, wird das auf Dauer nicht einfach, wenn wir uns ignorieren oder streiten. Darauf will ich eigentlich gerne verzichten.

Ich mache mir Sorgen. Ich will es nicht wieder versauen. Ich verstehe immer noch nicht, wie das alles aus dem Ruder laufen konnte. Und ich weiß nicht, was ich tun soll.