You are everything

Thirteen

*POV Rye

Der Film war super langweilig, genau wie ich es erwartet hatte, aber Michelle heulte sich die Augen aus. Während sie ein Taschentuch nach dem nächsten durchnässte, war ich auf Instagram unterwegs und schaute mir ein paar Beiträge der Roadies an. Ich hinterließ ein paar Likes und Kommentare, bis ich plötzlich auf ein Video stieß.

Es sah aus, wie ein Edit, aber die Qualität war sehr schlecht. Ich konnte nur zwei Personen von der Seite erkennen. Die eine trug eine schwarze Jacke und die Andere einen roten Pullover. Beide hatten einige Tüten vor sich stehen. Ich tippte auf den Bildschirm und hielt das Handy näher an mein Ohr, um die Stimmen zu hören.

Als ich die leise Stimme hörte, war mir ganz sicher, dass es Andy war.

„Spinnst du? Ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe! Wie komisch wäre das denn?" hörte ich die Stimme sagen. Ich wartete, bis das Video endete und startete es erneut, um auch die ersten Sätze zu hören.

„Ich hab ein Lied geschrieben... über ihn. Es wird zwar nie jemand zu Gesicht bekommen, aber irgendwie mag ich es. Es ist eine Art Liebeserklärung..." sagte Andys Stimme.

„Eine Liebeserklärung an... Rye?" antwortete Mikeys Stimme.

„Und wieso sagst du es ihm nicht?" ertönte Mikeys Stimme erneut. Dann folgte der Satz, den ich als erstes gehört hatte.

Langsam ließ ich mein Handy sinken. Ich musste mit ihm reden. Sofort. Ohne Rücksicht auf Michelle zu nehmen sprang ich auf und stürmte in Andys Zimmer, aber er war nicht dort. Also rannte ich runter und sah Mikey auf dem Sofa mit Biscuit.

„Mikey, wo ist Fovvs?" fragte ich leicht außer Atem. Er sah mich kurz an und sagte dann: „Irgendwo draußen. Er ist abgehauen.". Ich sah ihn erschrocken an.

„Und du bist ihm nicht hinterher gegangen?" fragte ich ihn etwas lauter als geplant.

„Ich bin doch nicht sein Baby-Sitter! Er ist alt genug. Außerdem hatte er wohl einen Grund, warum er gegangen ist!" fauchte er zurück und ich hob abwehrend die Hände hoch.

„Ich gehe ihn suchen." sagte ich nur und schnappte mir eine Jacke und eine Taschenlampe.

Es war mittlerweile schon am dämmern, also würde es bald dunkel werden. Ich fing in dem Wald neben unserem Haus an zu suchen, doch dort war er nicht. Auch in dem Wald dahinter, oder an dem See war er nicht zu sehen. Ich wollte nach ein paar weiteren Versuchen schon aufgeben, als ich ihn plötzlich auf einer Bank am Ende der Seitenstraße entdeckte. Ich ging langsam auf ihn zu und setzte mich neben ihn.

„Was willst du hier?" fragte er mit rauer Stimme.

„Ich hab das Video gesehen..." erwiderte ich und kam damit direkt auf den Punkt.

„Toll... Das beantwortet nicht meine Frage."

„Ich wollte sehen, wie es dir geht. Ich hab mir Sorgen gemacht."

„Mir geht's beschissen. So jetzt weißt du's und kannst du wieder gehen. Ich will einfach nur alleine sein..."

„Ich geh hier nicht ohne dich weg."

„Dann gehe ich." sagte er und stand auf, doch ich griff nach seinem Handgelenk.

„Nein, geh nicht." bat ich.

„Rye, was willst du von mir hören? Du weißt doch schon alles." sagte er traurig und sah mich an. Ich schluckte schwer.

„Ich- ich muss dir was sagen... als ich deine Gitarre geholt hab, da ist der Zettel runter gefallen... Und- du kennst mich ja... Ich konnte nicht anders.." sagte ich und glücklicherweise bzw. unglücklicherweise verstand er sofort. Er riss seinen Arm los.