Seventy-two

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POV Rye

Hey, Babe. Alles gut?" fragte ich Andy, nachdem wir Zuhause angekommen waren und das Equipment weg gepackt hatten.

Geht so... Michelle ist sauer auf mich, weil ich einen unpassenden Kommentar abgegeben habe." sagte er und rieb sich über die Augen, die mittlerweile ganz klein waren.

Was hast du denn gesagt? Und wieso?" fragte ich und legte mich neben ihn auf das Sofa.

Ich will das eigentlich nicht wiederholen. Es hatte was damit zu tun, dass sie bis vor kurzem noch auf Jack stand und vorhin mit Alex im Auto Händchen gehalten hat." murmelte er und ich zog eine Augenbraue hoch.

Und deshalb ist sie sauer auf dich?" ich sah ihn zweifelnd an, woraufhin er nur nickte. „Du weißt ja, wie sie ist. Die beruhigt sich schon wieder, warte einfach ab." sagte ich und legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel.

Doch zu meiner Überraschung schob er sie weg und stand auf. Verwirrt schaute ich zu ihm und er sah ziemlich wütend aus. Was war denn jetzt los?

Ich weiß ja, dass du nicht gut mit ihr auskommst, und es wahrscheinlich zwischen euch nie so gut sein wird, wie bei den anderen Jungs und ihr. Und auch, wenn sie erst 15 ist und nicht so alt wie du oder ich, hast du kein Recht, so über sie zu reden! DU müsstest der Vernünftige sein und ihr zumindest das Gefühl geben, sie zu verstehen. Du kennst sie doch überhaupt nicht, und erlaubst dir trotzdem über sie zu urteilen!? Du hast sie ja nicht mehr alle!

Michelle ist meine beste Freundin, und es gibt nichts und niemanden, der das ändern könnte. Ich habe einen Fehler gemacht, das weiß ich. Das was ich gesagt habe, war total unangebracht, aber ich bekomme das wieder hin, denn ich will sie auf keinen Fall verlieren und wollte sie nie verletzen. Also versuch nicht, mir das auszureden oder ihre Reaktion klein zu reden!" sagte er und seine Stimme, die am Anfang ziemlich laut war, war am Ende nur noch ein gefährliches Zischen.

Mit großen Augen sah ich ihn an, mir fehlten die Worte.

So war das überhaupt nicht gemeint.

Andy, ich- das war überhaupt nicht so-" setzte ich an, doch er schnitt mir das Wort ab.

Ist mir egal, Rye. Behalt es einfach für dich. Ich will dein Gerede gerade nicht hören. Und jetzt entschuldige mich, ich führe jetzt ein klärendes Gespräch mit Michelle, vielleicht solltest du das auch mal tun!" fauchte er und verließ fast fluchtartig das Wohnzimmer.

Was war das gerade? Mir war nicht bewusst, dass ich ihn mit den Worten so verletzt hatte. Seit wann war er denn so empfindlich?

Stöhnend ließ ich mich nach hinten fallen und hob Biscuit auf die Couch, damit er sich neben mich legen konnte.

Ich war mir 100%ig sicher, dass ein Gespräch mit Michelle keinerlei positiven Einfluss auf unsere Beziehung haben würde. Das war beim letzten Mal schon komisch gewesen.

* FLASHBACK  zu Chapter Sixty-four*

Ich war gerade dabei, in mein Tagebuch zu schreiben, als es an der Tür klopfte. Allerdings konnte ich nicht mal antworten, da die Tür direkt geöffnet wurde und Michelle eintrat.

Ich legte mein Buch zur Seite und wartete darauf, dass sie etwas sagte, oder überhaupt irgendwas tat, doch sie lehnte sich einfach nur an meine Tür und schaute mich an.

Ähm... kann ich dir helfen?" fragte ich sie, während sie mich weiterhin musterte.

Ich denke nicht." mir lief ein kleiner Schauer über den Rücken, bei dem Klang ihrer Stimme.

Und was willst du dann hier?"

Sie kam langsam auf mich zu und hockte sich dann vor mich. Es erinnerte mich stark an meine Mutter, die sich damals, als ich noch klein war, vor mich gehockt hat, um mir was zu erklären.

Ich will dir was sagen. Und ich will, dass du einfach nur zuhörst. Wir beide werden sowieso niemals Freunde sein, und es ist mir egal, dass du mich nicht magst und das was ich gleich sage, wird es auch nicht besser machen. Aber ich tu es für Andy. Und auch für dich."

Sie schaute mich aufmerksam an und fuhr dann fort.

Okay, du weißt, ich mag dich nicht wirklich. Und das hat auch gute Gründe. Seien wir mal ehrlich, du kannst nicht von mir erwarten, dass ich dich toll finde. Nicht, wenn Fowler mein bester Freund ist. Du hast Glück, dass er so gutherzig ist und, dass er dir vertraut. Allerdings bin ich sehr nachtragend und vergesse nicht allzu schnell.

Ich vertraue Fowler und ich will, dass er glücklich ist. Er ist mein bester Freund. Der Beste, den ich je hatte. Und ich hoffe, das bleibt auch weiterhin so. Ich will, dass es ihm gut geht. Aber trotzdem ist es auch die Pflicht eines Freundes, ehrlich zu ihm zu sein und ihn nicht einfach machen zu lassen.

Ja, ich weiß, er ist alt genug, um selbst zu entscheiden, ich habe nur das Gefühl, dass er in deiner Gegenwart die rosarote Brille nicht abnehmen kann. Ich kann ihm nichts verbieten, und das will ich auch gar nicht, aber ich kann das alles aus einer etwas objektiveren Sicht betrachten und ich vertraue dir nicht wirklich."

Sie machte eine kurze Pause, in der sie kurz die Augen schloss und tief durchatmete.

Du hast ziemlich viel Scheiße gebaut, Rye. Und ich denke, das weißt du auch. Aber ich gebe dir eine zweite Chance. Nicht bei mir, sondern bei Andy. Zeig ihm, was er dir bedeutet und beweise mir, aber vorallem ihm, dass es den ganzen Mist der letzten Wochen Wert war.

Die Jungs sind überzeugt davon, dass du definitiv kein schlechter Mensch bist, und, dass ich einfach zu stur bin, um dir eine zweite Chance zu geben. Ich weigere mich, den Jungs zu glauben, denn bis jetzt hast du mir nur das Gegenteil bewiesen.

Ich werde nicht zulassen, dass Fowler nochmal von dir verletzt wird. Das hier ist deine letzte Chance. Und wenn du sie nicht nutzt, ihn verletzt und ihm das Herz brichst, bist du ein toter Mann."

Ich wagte es, sie zu unterbrechen und sagte: „Drohst du mir etwa?"

Sie zog eine ihrer perfekten braunen Augenbrauen hoch.

Sehe es als eine Warnung. Ich drohe Niemandem, das ist ja immerhin schon deine Aufgabe."

Ja, den Wink habe ich verstanden, danke.

Wie gesagt. Er ist alt genug. Ich sehe, dass er glücklich ist. Mit dir. Und ich möchte nur, dass das so bleibt." sagte sie dann abschließend und stand wieder auf. Anscheinend erwartete sie keine Reaktion von mir, denn sie ging direkt zur Tür.

Michelle." sie drehte sich zu mir um und sah mich abwartend an. „Danke"

Als Antwort nickte sie nur und schenkte mir ein schiefes Lächeln, bevor sie aus meinem Zimmer ging.

* FLASHBACK ENDE *

Hoffentlich erzählte Andy ihr nichts von dem, was ich gerade gesagt hatte, denn das würde alles wieder schlimmer machen. Das Lächeln von ihr hatte mir ein wenig Hoffnung gegeben, dass sie mir irgendwann verzeihen würde, doch wahrscheinlich hatte ich es erneut verbockt. 

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