You are everything

Forty-four

POV Brooklyn (Freitag)

„Brook! Du glaubst nicht, was- Woah, was ist denn mit dir passiert?" Mikey kam gerade überglücklich in mein Zimmer gestürmt und starrte mich nun erschrocken an. Anscheinend sah ich schlimm aus. Schlimmer als sonst. „Ist alles okay? Soll ich dir einen Tee machen, oder so?" fragte er besorgt, aber ich schüttelte den Kopf.

„Was ist denn gestern passiert?" fragte ich mit kratziger Stimme und bemühte mich um einen neutralen Ton.

„Ich war ja mit Alex im Stadion und Bristol hat natürlich gewonnen. Aber das Beste ist, dass mich am Ende des Spiels der Veranstaltungsleiter angesprochen hat. Er hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, an den Wochenenden, an denen Bristol Zuhause spielt, die Spiele live zu kommentieren. Also im Radio! Er meinte, er hätte mich schon öfter gesehen und hätte uns auf Instagram verfolgt und ist der Meinung, dass ich Ahnung von Fußball hätte und es toll wäre, wenn ich das machen würde. Ist das nicht cool?" schwärmte er und ich hatte Schwierigkeiten ihm zu folgen, da er so schnell gesprochen hatte.

„Wow, Mikey. Das ist total cool. Ich freue mich für dich." sagte ich und grinste. Seine gute Laune färbte einfach auf mich ab.

„Danke, ich bin total aufgeregt. Das erste Spiel, das ich kommentiere, ist in 2 Wochen. Alex hat angeboten mit mir zu fahren, damit ich nicht immer mit dem Zug fahren muss. Aber ihr könnt natürlich auch mitkommen." sagte er und hüpfte ein wenig auf und ab. Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

„Selbstverständlich kommen wir mit. Wir müssen doch unseren Sonnenschein sprechen hören." scherzte ich und er verdrehte gespielt genervt die Augen.

„Ich bin nicht euer Sonnenschein." grummelte er vor sich hin und setzte sich dann auf mein Bettende.

„Aber um noch mal auf dich zurück zu kommen. Was ist los?" fragte er dann und ich seufzte.

„Rye und ich haben uns vor einer Woche nach dem Feiern geküsst. Wir waren beide betrunken und ich hab nicht wirklich reagiert. Und ich hab Jack von dem Kuss zwischen Rye und mir erzählt, weil ich ehrlich mit ihm sein wollte bzw. sein will. Ich hab mich entschuldigt und ihm alles erzählt. Ich weiß, dass es ein Fehler war und ich bereue es wirklich. Es tut mir einfach leid. Und jetzt redet er nicht mehr mit mir, was ich verstehen kann. Ich hab ihn hintergangen und ich bin selbst Schuld." erklärte ich und Mikey nahm mich wortlos in den Arm, doch es kamen keine Tränen mehr aus meinen Augen. Ich hatte genug geweint.

„Ihr bekommt das schon hin. Lass ihm einfach ein wenig Zeit." liebevoll zog er mich näher an seine Brust.

„Ich hab's mal wieder verbockt. Er fehlt mir jetzt schon..." flüsterte ich.

„Du ihm bestimmt auch... aber er braucht einfach Zeit, um darüber nachzudenken. Das kann man halt nicht so nebenbei erzählen. Zumal er nicht dachte, dass du sowas überhaupt zulassen würdest..." erklärte er.

„Ich war betrunken und schnelle Reaktionen sind sowieso nicht meine Stärke. Aber danke, dass du mir das nochmal vor Augen führst, ich hab ja auch noch kein schlechtes Gewissen." zischte ich.

„Du weißt das genauso gut, wie ich. Ich weiß auch nicht, wie ich dir bzw. euch helfen kann. Ich glaube, das müsst ihr Beiden unter euch ausmachen. Ich will mich da ungerne einmischen. Aber trotzdem bin ich natürlich immer für dich da." er fuhr mir kurz durch die Haare und rückte mir einen Kuss auf den Kopf, bevor er aufstand und zur Tür ging.

„Danke, Mikey." sagte ich und er lächelte mir kurz zu, bevor er aus dem Zimmer ging.

Sobald die Tür wieder geschlossen war, ließ ich mich rücklings auf mein Bett fallen und starrte an die Decke. Was sollte ich jetzt machen? Ich konnte nicht mehr tun, als mich zu entschuldigen. Es lag jetzt an Jack, wie es mit uns weiter gehen würde. Entweder beendete er die ganze Sache mit uns, oder er verzieh mir. Ich würde ihn auf keinen Fall zu einer Entscheidung drängen, aber das Warten machte mich verrückt.

Kurzerhand holte ich mein Handy raus und schrieb Rye, dass Jack von dem Kuss wusste und erwartete eine wütende Nachricht, aber er schrieb ein einfaches 'ok' und ließ mich somit besorgt die Stirn runzeln.

Ich machte mir plötzlich ziemliche Sorgen um ihn, also beschloss ich, ihn anzurufen.

R: Hi, Brook. Wieso rufst du an? Vermisst du mich schon?

B: Wenn, dann ist es ja wohl eher andersrum. Ich hab mir nur Sorgen um dich gemacht und wollte nur wissen, ob es dir gut geht.

R: Ja, mir geht's gut, danke. Ich war nur beschäftigt, deshalb hab ich nicht so lang geantwortet. Ich wüsste auch nicht, was ich hätte schreiben sollen. Ich kann dir keinen Vorwurf machen, Ehrlichkeit ist das Wichtigste. Allerdings bewundere ich dich für deinen Mut und bin gleichzeitig ein bisschen sauer, dass ich da jetzt mit reingezogen wurde, aber es ist ja schließlich genauso meine Schuld. Also ist alles okay. Mach dir keinen Kopf. Wie hat Jack es denn aufgenommen?

B: Nicht gut. Er war froh, dass ich es ihm gesagt habe, aber ist wütend, weil es schon fast eine Woche her ist. Und er sagt, er muss darüber nachdenken, wie es weiter geht. Er ist ziemlich verletzt.

R: Der kriegt sich schon wieder ein. Ich komme Sonntag übrigens wieder. Aber es wäre nett, wenn du es keinem sagst und eventuell die Tür offen lässt, weil ich keinen Schlüssel habe.

B: Das bekomme ich hin, denke ich. Wir sehen uns dann.

R: Jo, bis dann.

Erleichtert legte ich auf und war froh, dass er nicht böse war. Irgendwie hatte ich mir die Ankunft und die folgenden Tage friedlicher vorgestellt und ich hoffte, dass sich alles wieder normalisieren würde, wenn Rye wieder hier war.

Dann klopfte es plötzlich an der Tür und Andy steckte den Kopf in mein Zimmer.

„Hey Brook. Willst du mit ins Fitnessstudio? Also mit Mikey und mir? Jack ist draußen irgendwo und fährt Skateboard, also kommt er nicht mit." sagte er und ich nickte.

Ein wenig Ablenkung würde mir gut tun. Außerdem gingen wir bald auf Tour und dafür musste ich noch ein bisschen was für meine Figur machen.