Sixty-four

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POV Andy

Kann ich rein kommen?" hörte ich Michelles Stimme an meiner Tür und ich bejahte.

Nachdem sie die Tür geschlossen, und es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte, faltete sie die Hände auf ihrem Bauch zusammen und sah mich abwartend an.

Es ist nicht so, wie du denkst." begann ich und sie verdrehte die Augen. „Rye hat mir nur mein Paket von der Post nach oben gebracht, weil er Jack und Mikey auch eins gebracht hat. Das 'Babe' hatte keine große Bedeutung." rechtfertigte ich mich, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Und das wusste sie anscheinend.

Lüg mich nicht an, Fowler. Der Kosename war vollkommen beabsichtigt, da bin ich mir sicher. Ich finde es nur schade, dass ich es so erfahren musste. Ich dachte sowas würden wir uns erzählen." sagte sie leise und sah mich verletzt an.

Ich habe dir alles erzählt, als ich dich in der Nacht angerufen habe. Es ging alles so schnell, Kurze. Ich weiß nicht, wo vorne und hinten ist. Gestern hat mir Rye gestanden, dass er mich liebt. Und ich versuche immer noch damit umzugehen. Meranda, also die Mutter seines Kindes, war gestern hier und hat sich uns vorgestellt. Als sie nachher weg war, wollte ich Rye unbedingt in den Arm nehmen, weil ich dachte, er könnte es ganz gut gebrauchen, damit er weiß, dass er nicht alleine ist. Er hat es in meine Haare gemurmelt und ich sollte es eigentlich auch nicht hören, aber er hat es mir erklärt und ich habe ihm versprochen, dass wir das schaffen. Zusammen. Und ich hab ihn geküsst." presste ich noch mit meinem letzten Atemzug hervor.

Du hast ihn geküsst? Einfach so?" ich nickte. „Und, wie hat er es aufgenommen?" fragte sie.

Erst ist er von mir weg gewichen. Aber dann hat er erwidert." sagte ich und kratzte mich am Hals.

Ja, ganz offensichtlich." sagte sie dann und ich hob verwirrt den Kopf. Wovon sprach sie bitte? Ihr Blick klebte an meinem Hals, wo ich mich gerade gekratzt hatte. Oh Mist. Knutschflecken.

Ähm... die sind nicht von gestern." sagte ich und fuhr mir durch die Haare. Ich sah, wie sie eine Augenbraue hochzog.

Von wann dann? Wohl nicht von vor einer Woche." sagte sie und mir wurde mal wieder bewusst, dass sie eigentlich noch ein Kind war.

Von gerade." ich verschränkte die Hände hinter meinem Kopf und sah sie mit einem Pokerface an.

Ahja... dann läuft es ja bei euch." irgendwie klang sie komisch.

Bist du sauer? Du redest so komisch." bemerkte ich und sie schüttelte den Kopf.

Nein, ich bin nicht sauer. Ich mag nur Rye nicht, das ist alles. Aber wenn er dir das Herz bricht, bin ich für dich da." sie erhob sich von meinem Bett und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen.

Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen." sagte ich leicht erschrocken und sie drehte sich zu mir.

Doch, Fowler, das kann ich. Wenn ich jetzt nämlich nicht gehe, platze ich irgendwann. Ich werde jetzt zu Rye gehen und ihm eine ordentliche Ansage machen. Und wehe, ich sehe dich gleich irgendwo in der Nähe. Dann rede ich nie wieder mit dir." sagte sie, bevor sie den Raum verließ.

Was für eine Ansage, wollte sie ihm denn bitteschön machen? Als wenn er je auf sie hören würde.

~

10 Minuten später kam sie wieder in mein Zimmer. Ihre Brust hob und senkte sich, als wäre sie gerannt, und ihre Augen sprühten beinahe Funken.

So, jetzt sollte alles geklärt sein. Wenn was sein sollte, ruf einfach an. Dann komme ich vorbei und verpasse ihm einen Arschtritt, dass ihm seine Eier auf die Brust klatschen." sagte sie mit so einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, dass mir die Luft wegblieb. Was zur Hölle war mit der kleinen 15- jährigen Michelle passiert, die ich vor ein paar Wochen kennengelernt hatte?

Okay..." sagte ich und zog es etwas länger, weil ich nicht wirklich wusste, was ich sagen sollte.

Alex bringt mich gleich zum Bahnhof. Wir sehen uns Sonntag." sagte sie und drückte mich kurz, aber intensiv an mich und ging dann wieder zur Tür.

Das Gezicke ist nicht persönlich gegen dich. Es ist mal wieder diese eine Woche, wenn du verstehst was ich meine. Ich gehe momentan allen aus meinem Umfeld auf den Sack. Es ist also nicht deine Schuld. Ich glaube, Mikey hat es am schlimmsten erwischt. Wir sehen uns." und damit schloss sie die Tür und ich hatte keine Ahnung, wovon sie gerade geredet hatte.

POV Mikey

Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun!" rief sie beinahe verzweifelt und ich strich mir mit der Hand über das Gesicht.

Michelle war vor 3 Minuten in mein Zimmer marschiert, um sich von mir zu verabschieden, doch ich hatte sie mehr oder weniger (eher weniger) freundlich gefragt, warum sie heute so verdammt zickig war, doch ich hatte bis jetzt keine richtige Antwort bekommen.

Dann sag mir doch, wieso ICH deine schlechte Laune abbekomme, wenn es NICHTS mit mir zu tun hat?" erwiderte ich und sie wurde direkt rot, ich wusste nur nicht, warum.

Kann ich nicht." sagte sie nur und ich stöhnte genervt auf.

Dann halt nicht. Dann nerv mich bitte nicht weiter und fahr einfach nach Hause. Wir sehen uns ja Sonntag." sagte ich alles andere als freundlich, doch sie ging nicht. Stattdessen sah sie mich fast verzweifelt an und kämpfte anscheinend mit ihrem inneren Schweinehund.

Du hattest Recht heute morgen." sagte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Es ist die Zeit im Monat, die jede Frau hat, wenn sie nicht schwanger oder über 50 ist, zufrieden? Ich kann nichts dafür. Ich bin unausstehlich, wenn es soweit ist." zischte sie und ich verstand.

Sag das doch direkt." meinte ich und sie warf mir einen tödlichen Blick zu.

Das ist jetzt nicht unbedingt das Erste, was ich sage, wenn ich rein komme. Hallo Mikey, schön dich zu sehen, ach übrigens, ich habe meine Tage und bin deshalb sehr nervtötend? Nein, danke." ihre Stimme triefte vor Ironie.

Ich glaube, es hätte gereicht, wenn du auf meine Frage sowas gesagt hättest, wie 'ja Mikey, du hast Recht.' oder einfach nur 'ja', anstatt 'ich wüsste nicht, was dich das angeht'. Damit konnte ich nämlich rein gar nichts anfangen." ich blieb erstaunlich ruhig im Vergleich dazu, wie ich mich vorhin gefühlt hatte.

Gut zu wissen. Nächstes mal werde ich es direkt durchs Haus brüllen, damit dann ALLE Bescheid wissen." sagte sie und meinte es vollkommen ernst. Ich nickte nur.

Ich muss jetzt aber wirklich fahren. Bis Sonntag." sagte sie und umarmte mich fest.

Bis Sonntag."



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