Blakes PoV:Ich nehme einen weiteren Schluck von meinem Kaffee. Es ist kurz nach acht. Meine Mate liegt im Bett und schläft noch. Ich nehme mir einen Moment, um sie zu betrachten und den vergangenen Abend zu reflektieren. Neun Jahre nachdem ich mich mit der restlosen Überzeugung abgefunden hatte, sie sowieso nicht mehr zu finden, taucht sie plötzlich doch noch auf. Ich kann es immernoch kaum glauben, aber ich freue mich riesig!
Als ich fünfzehn war, habe ich meinen Vater gefragt, woran ich meine Mate erkennen können würde. Er hat gelacht und versucht, es mir zu beschreiben. Damals konnte ich es nicht verstehen. Erst gestern abend habe festgestellt, dass alles, was er mir erzählt hatte, wahr ist. Jetzt verstehe ich ihn. Als ich mit meinem alten Bekannten Carlos auf diese Wiese gegangen bin, um noch ein Bier zu trinken, spürte ich plötzlich eine Art Signal, als würde mich jemand zu sich rufen. Dazu kam ein nur sehr schwach wahrnehmbarer Geruch, der mich irgendwie zu seinem Ursprung zu ziehen schien. Ich konnte sie spüren, auf der anderen Seite der Wiese.
Mein Vater hatte Recht gehabt. Sobald ich ihre Anwesenheit spürte, wusste ich, sie ist meine Seelengefährtin, meine Mate. Alles an ihr wirkt anziehend auf mich und ich verspüre den ewigen Drang, bei ihr zu sein. Es ist schwer zu beschreiben und doch so einfach. Sie ist meine Mate.
Sie regt sich im Schlaf. Vermutlich spürt ihr Inneres, dass ich nicht mehr neben ihr liege. Sie sieht süß aus, wenn sie schläft. Ihr rundes Gesicht mit der kleinen Stupsnase und den ebenfalls kleinen, aber relativ vollen Lippen wirkt entspannt und friedlich. Sie hat honigblonde Haare, die ihr bis knapp über die Schultern gehen. Ihre Augen sind geschlossen, aber ich weiß, dass sie blau-grün sind. Außerdem ist sie schlank und nicht besonders groß. Sie ist unglaublich schön.
Ihre Worte von gestern kommen mir wieder in den Sinn. Sie sei erleichtert gewesen, nicht als jemandes Mate geendet zu sein. Ich spüre einen leichten Stich in meiner Brust. Nun gut, sie hat ihre beste Freundin hier und vermutlich auch eine Familie. Wahrscheinlich möchte sie sie nicht verlassen müssen. Aber ganz abzulehnen scheint sie mich nicht. Als sie gestern Nacht zu mir gekommen ist, hat sie sich ohne zu zögern an meine Brust geschmiegt.
Ich stelle meine leere Kaffeetasse auf die Kommode und gehe wieder ins Bett. Dort nehme ich meine Mate sanft in die Arme, woraufhin sie sich wieder beruhigt. Ich werde sie noch ein bisschen länger schlafen lassen. Dann werde ich sie wecken und mit ihr besprechen, was als Nächstes passiert.
Mercedes PoV:
Ich spüre einen leichten Kuss auf meiner Stirn. Verschlafen gebe ich ein leises Murren von mir, ich will nämlich noch nicht geweckt werden. Aber leider scheint das mein Gegenüber nicht zu begreifen.
"Aufwachen, Süße. Das Frühstücksbuffet unten hat nicht ewig offen." höre ich eine tiefe, angenehme Stimme neben mir. Langsam kommen die Ereignisse des gestrigen Abends wieder zu mir zurück. Auf einmal bin ich überhaupt nicht mehr müde. Stattdessen spüre ich ein flaues Gefühl im Magen. Ich habe keine Ahnung, was ab jetzt auf mich zukommt.Jetzt merke ich, dass ich an Blake gekuschelt im Bett liege und sehe ihn an. Seine Haare sind vom Schlafen etwas zerzaust und er lächelt mich an. So sieht er verdammt heiß aus. Für einen Moment werde ich bei dem Anblick schwach, reiße mich aber wieder zusammen.
Als nächstes entscheide ich mich dazu, die Dinge klarzustellen. "Was passiert jetzt?" frage ich ihn.Er hebt die Augenbrauen und überlegt kurz. Schließlich sagt er: "Nach dem Frühstück gehen wir erstmal zu dir und packen deine Sachen. Danach kannst du dir Zeit nehmen, dich von deinen Freunden und deiner Familie zu verabschieden. Wir haben es nicht eilig. Und heute abend fliegen wir zu unserem Rudel."
Ich seufze. "Und was ist, wenn ich dir sage, dass ich hier bleiben will? Hör zu, ich habe nichts gegen dich, aber meine Eltern leben hier. Und meine beste Freundin. Außerdem liebe ich die Uni hier und mein Studium. Einfach so, von jetzt auf gleich, von hier wegzuziehen... das will ich nicht.". Einen Veruch ist es wert. Blake betrachtet mich eine Moment, bevor er antwortet: "Nein, das ist nicht möglich. Du wirst auf jeden Fall mit mir kommen." Sein bestimmender Tonfall macht mich wütend. Er will mir also sagen, was ich zu tun habe? Dann sollte er sich jetzt besser warm anziehen. Ich funkele ihn an. "Und wie kommst du auf die Idee, dass ich mir von dir Befehle erteilen lasse? Überhaupt: ich finde es total bescheuert, dass die Mates von Alphas immer gleich mit ihnen mitgehen müssen. Ich meine, wo sind wir hier, in der Steinzeit?"Blake seufzt leise. Dann legt er den Kopf schief und verengt die Augen. "Ein kleiner Hitzkopf, wie ich sehe. Hmm. Also schön, über die Richtigkeit allgemeiner Gesetze können wir uns wann anders streiten. Jetzt will ich erstmal frühstücken. Aber", und an dieser Stelle wird sein Blick weich, "eine Erklärung schulde ich dir wohl. Ich weiß, dass es schwer für dich ist. Und es tut mir leid. Aber als Alpha bin ich für mein Rudel verantwortlich und kann nicht einfach woanders hinziehen. Gut, theoretisch gesehen könntest du trotzdem hierbleiben, aber vielleicht kannst du dir ja ausmalen, wie das enden würde. Wir beide können ohne einander nicht einmal richtig schlafen. Was meinst du, wie dein Studium dann laufen würde? Und bei allem Respekt: der Tatsache, dass du gerne weiter hier studieren möchtest, kann ich unmöglich mehr Wert beimessen, als meiner Verantwortung gegenüber meinem Rudel."
Er kann absolut logisch argumentieren. Das irritiert mich. Die Werwölfe dieses Rudels benehmen sich immer nur wie verwöhnte Kinder. Ich sehe zu Boden und kaue auf meiner Lippe. Leider ist an seinen Worten wirklich was dran.
Blake legt eine Hand auf meine Wange, bringt mich dazu ihn anzusehen und lächelt wieder. "Ich weiß, es ist unfair. Aber immerhin hast du noch den ganzen restlichen Tag, um dich richtig zu verabschieden. Also, was meinst du: kommst du mit mir, zum Frühstück?"Ich nicke und stehe auf.
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Die Luna
WerewolfAls Mensch inmitten eines Werwolfsrudels hat man es wirklich nicht leicht. Aber ich komme damit klar. Und das werde ich auch in Zukunft. Zumindest hatte ich das geplant. Und außerdem noch echt gut durchdacht! Aber dann hat einer dieser Wölfe festges...