Kapitel 69

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Der Augenblick, in dem ich meinen kleinen Sohn zum ersten Mal in den Armen gehalten habe, war der schönste Moment meines Lebens. Das weiß ich ganz genau.

Auch, wenn ich mich in letzter Zeit manchmal selber daran erinnern muss. Liam fängt nämlich dreimal pro Nacht an zu schreien. Mindestens! Zwischen Windeln wechseln, stillen, spielen und den Kleinen beruhigen und dabei die ganze Zeit vorsichtig sein, weil er seinen Kopf noch nicht alleine halten kann... habe ich kaum noch Zeit für irgendetwas anderes. Ich gebe zu, dass ich Liam oft in Blakes Arme drücke, sobald dieser nach Hause kommt, um ein paar Minuten Pause machen zu können. Ich hoffe, das macht mich nicht zu einer schlechten Mom.

Wobei man dazu sagen sollte, dass ich immerhin mein Studium unterbrochen habe, um zu Hause zu bleiben und mich um meinen kleinen Sohn zu kümmern. Das ist einer der wenigen Punkte, in denen Blake nur selten nachgibt: er ist immernoch der Alpha des Rudels und der Bürgermeister der Stadt. Also muss er arbeiten und ich bleibe Zuhause. Und wenn ich das schon tue und mich den ganzen Tag lang um unser Baby kümmere, dann sollte es doch nicht zu viel verlangt sein, wenn er mir wenigstens am Abend ein bisschen dabei hilft.

Nun ja. Jedenfalls sitze ich gerade mit Eve und Jade vor einem Café. Von hier aus hat man einen guten Ausblick auf den Hafen, weil der direkt vor uns liegt. Also sehen wir auch die liebe Elena gut, die gerade aus dem Häuschen der Werft kommt. Sie hatte ein paar Details der Jahrestagfeier der Werft mit dem Manager besprochen. In ihrer Funktion als Eventmanagerin organisiert sie die Feier.

Sie sieht uns. Ich winke ihr lächelnd zu. Sie lächelt etwas säuerlich zurück und nickt knapp. Ich fürchte, die Tatsache, dass Blake mittlerweile mit mir ein Kind hat fügt sich nicht gerade gut in ihre Vorstellungen von ihr und Blake als zukünftiges Alpha-Luna-Paar. Aber das ist auch nicht schlimm, wie sie gleich sehen wird.

Jemand kommt auf Elena zugelaufen. Jemand, der die unverwechselbare Uniform eines Hafenangestellten trägt. Dieser Jemand hat seine langen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden und sieht mit seinen jetzt klaren blauen Augen und seinem gesund wirkenden Körper schon viel besser aus als vor ein paar Monaten. Es ist Jamie.

Elena erstarrt. Das hatte sie offenbar nicht erwartet.

"Moment mal! Jamie?? Wann ist der denn aus der Klinik entlassen worden?" wundert sich Eve neben mir.
"Ach, schon vor zwei Monaten. Theoretisch gesehen jedenfalls. Ich habe darauf bestanden, dass er noch ein bisschen länger bleibt, um auf Nummer sicher zu gehen. Außerdem bin ich vorgestern - zum dritten Mal insgesamt - durch die ganze Stadt gewandert und habe allen Kneipen, Supermärkten und sonstigen Geschäften, die Alkohol im Sortiment haben, gesagt, dass sie keinen Fusel mehr an Jamie verkaufen sollen. Und seinen Bruder habe gebeten, ihm nicht das Auto zu leihen, damit er woanders hin fahren und sich dort welchen kaufen kann. Jade hat mir dabei geholfen, weil ich Liam nicht alleine Zuhause lassen konnte." antworte ich ihr ohne meinen Blick von Elena und Jamie abzuwenden.

Es ist nicht möglich auszumachen, was sie sagen. Aber wir können ihre ungefähren Gesichtsausdrücke sehen. Elena scheint zuerst wütend, dann verletzt und schließlich beinahe froh. Jamie redet eindringlich auf sie ein. Er hält eine rote Rose in der Hand. Nach ein paar Minuten des Redens gibt er sie ihr. Sie nimmt sie zögernd.

Jetzt meldet Jade sich zu Wort. "Ich nehme an, du wusstest, dass Jamie hier arbeitet? Und dass Elena heute morgen hier herkommen würde? Deshalb hast uns hier hergeschleppt."

Das war eine Feststellung, keine Frage. Jade kennt mich schon zu lange und zu gut, als dass sie diesbezüglich irgendwelche Zweifel hätte.

Ich grinse. "Das konnte ich mir doch nicht entgehen lassen!" sage ich grinsend.

Liam fängt an zu weinen. Ich beuge mich über mein im Kinderwagen liegendes Baby und hebe ihn vorsichtig hoch. Sanft wiege ich ihn auf meinem Arm während ich beruhigend auf ihn einrede.
"Ist ja gut, mein Schatz, Mommy ist ja da! Shhh!"
Ich küsse seine Stirn und wiege ihn weiter. Nach ein paar Minuten beruhigt er sich schließlich. Ich sehe zum Hafen zurück. Elena und Jamie sind weg. Tja, wie ich schon sagte, so ein Baby nimmt einen ganz schön in Anspruch. Aber egal, mein Kleiner sieht gerade so unfassbar putzig aus, so wie er mich ansieht, da könnten die Zicke und ihr Ex-Alkoholiker sowieso nicht mithalten.

"Sei vorsichtig, dass er sich nicht auf deinem Arm in einen Wolf verwandelt! Er könnte dich beißen!" warnt Eve plötzlich.

Ich erschrecke mich und halte Liam noch vorsichtiger als ohnehin schon. Dann wende ich mich dezent geschockt an meine zwei besten Freundinnen.
"ER KANN SICH SCHON VERWANDELN???" rufe ich, zwar so leise wie möglich, dafür aber extra entsetzt.

Eve nickt ernst, aber neben ihr bricht Jade in schallendes Gelächter aus. Das ist eigentlich Antwort genug. Aber auf meinen eindringlichen Blick hin, fügt Jade gutmütig hinzu: "Nein, kann er nicht! Ein normaler Werwolf verwandelt sich zum ersten Mal zwischen dem fünften und zehnten Lebensjahr. Es hängt davon ab, wie stark und wann er bereit dazu ist."

Das ist eine Erleichterung. Mein Baby wird mich nicht beißen! Oder... naja, zumindest noch nicht.

Aber der Gedanke beschäftigt mich schon. Nicht der, gebissen zu werden! Sondern der Gedanke daran, dass ich in ein paar Jahren einen Wolfswelpen bei mir im Garten herumrennen haben werde. Ich frage mich, wie Liam wohl als Wolf aussehen würde...

Aber bis dahin ist noch Zeit! Jetzt steht erstmal die Hochzeit an!

Hey ihr Lieben,

Wie immer hoffe ich, dass euch das Kapitel gefällt. 😊 Das Buch neigt sich langsam dem Ende zu. Nur noch ein paar Kapitel, dann ist diese Geschichte zu Ende.

Ich möchte mich bedanken! Ich kann es kaum glauben, aber diese Geschichte hat mittlerweile tatsächlich schon 100 K READS!!! Ich freu mich wie verrückt darüber! Danke fürs Lesen, Leute, Danke für die Votes und Danke für die vielen tollen Kommentare!! Ihr seid die Besten!😊

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