Kapitel 31

8.2K 303 23
                                    


Ich rühre den Reis nochmal um, damit er nicht anbrennt. Es ist Donnerstag. Das bedeutet, Blake ist zwar tagsüber beschäftigt, kommt aber rechtzeitig zum Abendessen nach Hause. Wenn er reinkommt, gibt er mir immer, bevor er irgendetwas anderes tut, einen Kuss und fragt mich, wie mein Tag war. Es mag kitschig oder vielleicht sogar langweilig klingen, dass wir eine derartige Routine haben, aber mir gefällt es. Und das ist ja die Hauptsache, schließlich ist es meine Beziehung.

Gestern Abend hat Blake mich zum Essen eingeladen, also fand ich es passend, wenn ich heute für uns beide  koche. Ich mache Fisch mit Reis und Soße, dazu ein bisschen Salat. Eins meiner Lieblingsessen, gleich nach Pfannkuchen. Aber die hatten wir erst vorgestern.
Gerade als ich den Fisch aus der Pfanne hole, höre ich, wie die Tür geöffnet wird und Blake hereinkommt. Er kommt in die Küche und schlingt von hinten seine Arme um meine Taille. Ich drehe mich zu ihm um, damit er mich küssen kann. Diese Augenblicke genieße ich immer. Ein Grund, sich zu freuen, wenn mein Mate abends nach Hause kommt.

Allerdings bleiben wir nicht lange so stehen. Schon nach wenigen Momenten scheuche ich ihn ins Esszimmer, unter dem Tadel, das Essen würde kalt werden. Und wenn ich schon koche, soll das auch wertgeschätzt werden. Auch, wenn ich das Wort 'wertschätzen' ein wenig komisch finde.
Er gehorcht und wir fangen an zu essen. Während wir schon zusammen sitzen, gibt es da noch etwas, das ich ihm sagen muss.

"Du, sag mal, gibt es nächsten Dienstag irgendeine Sache, wegen der ich unbedingt hier sein müsste?" fange ich an. Er hebt die Augenbrauen. "Nein, soweit ich weiß, nicht. Wieso?". Seine Frage klingt irgendwie misstrauisch. Ich grinse. "Keine Angst, ich will dich nicht verlassen. Ich frage, weil an dem Tag ein Einstufungstest für allgemeines Wissen im Bereich Geschichte stattfindet. Der Test ist zwar nicht verpflichtend, aber ich möchte ihn gerne machen."
Blake entspannt sich wieder. Er überlegt einen Moment lang, dann sieht er mich an und sagt: "Ich sehe damit kein Problem. Aber die können doch unmöglich mit einem einzigen Test dein gesamtes historisches Wissen herausfinden. Das wäre doch absurd."
Ich lache. "Stimmt, das wäre es. Deswegen finden ja auch mehrere Tests statt, jeder zu einer anderen Epoche. Die Tests sind über mehrere Tage verteilt. Der Test, an dem ich teilnehmen möchte, behandelt die Epoche, auf die ich mich konzentrieren möchte.". Er nickt verstehend.

Ich betrachte ihn eine Weile. Er ist wirklich toll. Verständnisvoll, charmant und gütig.
Nach einiger Zeit des stillen Essens stelle ich ihn schließlich eine Frage, die mir durch den Kopf spukt: "Blake? Warum hast du eigentlich keine Kinder?"

Er hört auf zu essen und sieht mich lange an. Schließlich antwortet er: "Während der ersten drei Jahre mit Lara wollte sie noch keine Kinder. Sie wollte erstmal das Leben als Luna des Rudels genießen, bevor sie sich mit Mutterpflichten beschäftigen sollte. Ich war einverstanden. Warum auch nicht, wir waren ja noch jung und hatten Zeit. Aber dann, als sie schließlich sagte, sie sei bereit für Kinder, wollte ich nicht mehr. Zumindest nicht mit ihr. Eine Weile lang dachte ich noch, wir würden das wieder hinkriegen, unsere Differenzen überwinden. Aber es funktionierte nicht.

Mit Rose hätte ich gerne Kinder gehabt. Wir wollten beide welche, aber wir hatten es nicht eilig. Dass sie nach einem Jahr Ehe noch nicht schwanger war, war eher Zufall, aber wir dachten, wir hätten Zeit. Dann fand sie ihren Mate und es wurde nichts draus.
Und mit Jennifer... wir hatten im Grunde von Anfang an unsere Schwierigkeiten. Sie waren am Anfang aber nur minimal, ich dachte, solche Schwierigkeiten ließen sich leicht beseitigen. Allerdings wollte ich keine Familie mit ihr gründen, bevor sie beseitigt wurden. Mit der Zeit stellte sich aber heraus, dass unsere Schwierigkeiten alles andere als leicht zu beseitigen waren. Im Gegenteil, sie wurden immer schlimmer! Also habe ich mich irgendwann scheiden lassen, vier Monate nachdem wir uns getrennt hatten.

Also, um es kurz zu fassen: es hat sich bisher einfach noch nicht ergeben. Aber", er lächelt mich an, "das bedeutet auch, dass alle Kinder, die ich je haben werde, von dir sein werden. Und das finde ich gut."
Ich verenge die Augen zu Schlitzen. "Wie kommst du darauf, dass ich Kinder mit dir haben will?!?" frage ich in aufgebrachtem Ton. Dabei ist mir bei seinen letzten Worten eigentlich ganz warm geworden. Aber dass er einfach davon ausging, wir würden Kinder bekommen, finde ich nicht akzeptabel!

Blake bleibt ruhig und antwortet: "Hmm, gut, möglicherweise kann man das auch anders ausdrücken. Was hälst du von: falls ich jemals Kinder haben sollte, werden sie auf jeden Fall von dir sein. Ich bin nämlich glücklich mit dir und will keine andere Frau."

Unfair! Gegen die veränderte Version seiner Worte lässt sich kaum was sagen. Dabei wollte ich doch wütend sein und ihm meine Meinung geigen, weil ich es nicht mag, wenn jemand derartige Annahmen macht und mich und meine Meinung nicht mit einbezieht! Ich hatte mich gerade darauf vorbereitet, ihm eine heftige Szene zu machen. Ich wollte ihn anschreien, fluchen und mich beschweren!
Und jetzt?

Ich öffne den Mund und sage:

"... Okay."

Die LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt