Kapitel 30

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Schlecht gelaunt gehe ich, fest in meine Jacke gehüllt, den Weg vom Rudelhaus zurück nach Hause.

Nachdem ich mich geweigert habe, Blake zu sagen, was los war, hat er mich zur Seite gezogen. Es folgte eine sehr lange und hitzige Diskussion darüber, dass ich nicht nur seine Mate, sondern auch seine Freundin bin und ich es ihm sagen sollte, wenn etwas los ist. Ich habe darauf bestanden, dass ich es ihm nicht sagen müsste, während er darauf bestand, dass ich es ihm definitiv sagen sollte.
Irgendwann habe ich genervt meine Jacke genommen und bin gegangen, ohne es ihm zu sagen, versteht sich.

Mittlerweile stehe ich vor unserem Haus. Mein Gott, 'unser Haus'! Wann habe ich denn angefangen, es das zu nennen? Ach, egal! Hauptsache, ich komme schnell rein, hier draußen ist es kalt! Ich krame eine Weile in meiner Tasche nach meinem Schlüssel. Allerdings werde ich nach wenigen Momenten unterbrochen.
Blake geht wortlos an mir vorbei und schließt die Tür auf. Er hält sie für mich auf und wartet, bis ich drinnen bin.
Sobald das der Fall ist, laufe ich schnellstmöglich nach oben. Dort angekommen ziehe ich mir mein Schlaf-Tshirt an und mache mich bettfertig.

Ich liege im Bett und lese ein Buch als Blake schließlich zu mir kommt und sich neben mich legt. Eine Weile lang liegt er auf der Seite und betrachtet mich, ich sehe es aus den Augenwinkeln. Schließlich fängt er an zu reden.
"Hör zu, ich will mich nicht mit dir streiten, oder jedenfalls nicht über so ein Thema. Was auch immer da passiert ist, bitte sag es mir. Du hast doch gesagt, du würdest es schön finden, dass ich für dich da bin. Merry, das würde ich gerne. Aber es ist schwer für jemanden da zu sein, wenn diejenige sich weigert, Hilfe anzunehmen. Besonders in einer Situation, in der sie wirklich Hilfe gebrauchen könnte. Verstehe bitte, ich mache mir Sorgen um dich. Diese Jungs sind alles Werwölfe. Wenn du dich mit ihnen anlegst, ziehst du definitiv den Kürzeren."
Ich seufze. Dann lege ich mein Buch beiseite und sehe ihn traurig an. "Ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Das ist ja das Schlimme. Meine Eltern haben sich auch immer Sorgen um mich gemacht. Für sie war es am wichtigsten, dass mir nichts passiert. Aber mir machten ein paar Kratzer nichts aus, ich wollte nur nicht von oben herab behandelt werden. Das hat mich schon immer aufgeregt! Wenn ich mich wehre, werde ich normalerweise irgendwie respektiert. Aber gleichzeitig mache ich damit die, die sich um mich sorgen, unglücklich. Und wenn ich mich nicht wehre, bin ich unglücklich, weil die Pfeifen, die mit dem Mist angefangen haben, dann ungeschoren davonkommen."

Er schüttelt bedauernd den Kopf und nimmt mich sanft in den Arm. "Merry, meine Liebste, es wird immer irgendjemanden geben, der dich nicht respektiert. Es wird immer Leute geben, bei denen Respekt nicht ins Vokabular passt. Aber wenn du versuchst, dich gegen jeden von ihnen zu wehren, wirst du in deinem Leben nichts anderes mehr tun können. Und es gibt doch bestimmt noch andere Dinge, die du gerne tun würdest." Bei den letzten Worten zwinkert er mir vielsagend zu und streichelt mit seiner rechten Hand sanft meinen Rücken. Ich muss lächeln.

Und schon wieder verspüre ich das Bedürfnis ihn zu küssen. Aber diesmal tue ich es auch. Ich lege eine Hand in seinen Nacken und verschließe seinen Mund mit meinem. Er erwiedert meinen Kuss zärtlich. Für eine Weile genieße ich einfach seine Küsse und das prickelnde Gefühl, das sich dabei in meinem ganzen Körper ausbreitet. Dann wird Blake stürmischer. Er drückt mich mit seinem Oberkörper in die Kissen und küsst mich immer fordernder. Ich merke, wie ich innerlich brenne und spüre unter seinen Berührungen ein drängendes Ziehen im Unterleib. Ich stelle fest, dass ich jetzt schrecklich gerne mit ihm schlafen würde. Aber da fällt mir die Sache mit dem gebissen werden wieder ein und ich spüre, wie Angst mir die Kehle zuschnürt.

Blake merkt offenbar, dass etwas nicht stimmt. Er hört auf mich zu küssen und sieht mich an. "Mercedes? Ist alles okay?" fragt er. Ich streichele lächelnd seine Wange. "Ja, alles okay. Aber ich bin müde. Ich will jetzt schlafen." sage ich. Er merkt, dass ich nicht die ganze Wahrheit sage, das sehe ich ihm deutlich an. Aber er belässt es dabei und versucht nicht, mich auszuquetschen. Stattdessen gibt er mir noch einen Kuss auf die Stirn und lehnt sich zurück.
Ich kuschele mich wie immer an seine Brust. Beim Einschlafen denke ich noch daran, wie viel ich inzwischen schon für Blake empfinde.

Die LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt