Es ist ein sehr schöner Nachmittag geworden, gefolgt von einem genauso schönen Abend. Nachdem Julia mir gefühlt hundert Läden gezeigt hatte, in denen man Klamotten, Parfüm, Lebensmittel oder Möbel kaufen kann, sind wir in eins der Fischrestaurants am Fluss gegangen. Wirklich lecker, der Lachs hier!Da wir den Mädelsabend noch ein bisschen fortsetzen wollten, gehen wir noch auf eine Tasse Tee zu mir. Ich schließe die Tür zu dem Haus auf, das seit ein paar Tagen mein neues Zuhause ist. Innerlich habe ich schon fast angefangen, es auch wirklich als mein Zuhause zu betrachten. Das liegt vermutlich an Blake und seiner Art, für mich da zu sein. Julia und ich gehen in Richtung Küche. Julia fängt wieder an zu kichern.
"Ich komm immernoch nicht drüber weg! Da zieht seine Mate ihm zum ersten Mal die Klamotten vom Leib und sagt ihm dann völlig ungerührt ins Gesicht, dass sie es nicht auf ihn, sondern auf sein Hemd abgesehen hat! Oh Mann, ich wünschte, ich hätte sein Gesicht sehen können!!"Ich schüttele lächelnd den Kopf. Eigentlich war das für mich echt kein lustiger Abend gewesen, aber sein Gesichtsausdruck war wirklich unbezahlbar. "Zumindest etwas, worüber wir jetzt lachen können, was mich und deine Eltern betrifft. Aber ganz ehrlich: ich finde immernoch, dass Johanna und Margaret sich voll daneben benommen haben. Schließlich kennen sie mich ja kaum! Und ich war doch eigentlich sehr nett zu ihnen gewesen! Ich wollte einen guten Eindruck auf sie machen! Das war auch der Hauptgrund, weshalb ich dieser Übernachtungsidee überhaupt zugestimmt habe. Da hätten sie mir wenigstens nachthemdtechnisch ein bisschen entgegen kommen können. Aber dieser Fetzen, den sie mir gegeben haben, ging gar nicht!! Durchsichtig, aufreizend, einfach nur nuttig! Und zu allem Überfluss auch noch WEIß!! Ich hasse weiße Unterwäsche!!!"
Julia nimmt zwei Tassen aus dem Schrank und stellt sie neben den arbeitenden Wasserkocher. Jetzt sieht sie mich erstaunt an. "Das ist aber eine Menge Hass. Meine Güte, wo hast du den denn her, Schatz?""In der Schule mussten wir immer eine Schuluniform tragen, die eine weiße Bluse beinhaltete. Da ich zu den wenigen Schülerinnen gehörte, die sich Blusen, bei denen man die Unterwäsche nicht durchsehen kann, nicht leisten konnten, musste ich immer weiße Unterwäsche tragen. Und da es diese im günstigen Fünferpack im Supermarkt gab, besaß ich praktisch nur noch langweilige, weiße Unterwäsche. Jahrelang habe ich die tragen müssen! Ich war so was von froh, als ich die Schule endlich beendet hatte und wieder Unterwäsche tragen konnte, die mir gefiel. Seitdem habe ich eine Phobie gegen weiße Unterwäsche entwickelt."
Julia lacht. "Eine überaus legitime Phobie!"
"Allerdings." ertönt es plötzlich hinter mir. Ich drehe mich um und stehe einem grinsenden Blake gegenüber. Unwillkürlich werde ich rot. Um der Situation zu entkommen, versuche ich, schnell das Thema zu wechseln. "Ganz genau, das finde ich auch! Aber andere Kleidungsstücke, die weiß sind, mag ich sehr gerne. Tshirts, zum Beispiel. Davon kann Blake ja so einiges erzählen."
Julia hebt die Augenbrauen. Blake zieht eine Grimasse und sagt: "Meine reizende Mate hat es sich zur Gewohnheit gemacht, mir meine Tshirts zu klauen und sie dann als Nachthemden zu zweckentfremden."
Seine Schwester lacht. "Sieh's positiv! Unter dem Vorwand, dein Tshirt wiederhaben zu wollen, kannst du sie ja nachts ausziehen." Sie wackelt mit den Augenbrauen. "Dann würdet ihr beide vielleicht endlich mal zum Sex kommen. Das wird ja langsam echt mal Zeit!"Hatte ich vorhin gesagt, die Situation, in der Blake meine Hasstiraden über weiße Unterwäsche gehört hat, sei unangenehm gewesen? Das nehme ich zurück! DAS hier ist jetzt peinlich! Die Schwester meines Freundes äußert sich zu meiner Beziehung, indem sie sagt, wir sollten endlich mal Sex haben! Während mein Freund daneben steht! Oh Erdboden, tue dich bitte auf und verschlinge mich! Sofort!
Aber Moment mal... da fällt mir auf: "Woher zum Teufel weißt du, dass wir bisher noch nicht miteinander geschlafen haben? Das hatte ich dir nicht erzählt!"
Julia und Blake tauschen einen Blick aus, der soviel besagt, wie: 'die hat wirklich noch viel zu lernen!'. Dann wendet sich Julia an mich und spricht mit geduldiger Stimme, als wäre ich ein Kind: "Wenn ein Werwolf zum ersten Mal mit seiner Mate schläft, markiert er sie dabei. Das bedeutet, er beißt sie in die Halsbeuge. Da, wo er sie gebissen hat, entsteht nach dem Biss ein Mal, das die betreffende Frau als Mate des Werwolfes kennzeichnet. Das Mal bewirkt außerdem, dass sich der Geruch der Frau ein wenig ändert. Nicht viel, du wirst es selber gar nicht wahrnehmen können, aber dadurch werden andere Werwölfe dich als vom Alpha markiert erkennen können.Ich weiß also, dass ihr noch keinen Sex hattet, weil sich deine Fährte noch nicht dementsprechend geändert hat."
Sie sieht meinen fassungslosen Gesichtsausdruck und fügt hinzu: "Aber das hat natürlich keine Eile! Ich habe nur Spaß gemacht, als ich sagte, es sei langsam Zeit. Ihr könnt euch natürlich so viel Zwit lassen, wie ihr wollt! Außerdem kennt ihr euch schließlich erst seit... wann genau habt ihr euch kennen gelernt, Blakey?"Der Angesprochene antwortet stirnrunzelnd: "Am Samstag Abend habe ich sie gefunden, heute ist Donnerstag. Wir kennen uns also seit 5 Tagen.". Julia schnappt überrascht nach Luft. "Seit 5 Tagen erst? Ach du meine Güte! Mir kommt es vor, als würde ich dich schon ewig kennen, Liebes!" Sie zieht mich mit einem Arm an sich ran, während sie mir mit der Hand ihres anderen Arms die Haare zerzaust.
Ich löse mich von ihr und sehe dann zu Blake. Entsetzt schaue ich ihn an. "Du willst mich beißen???"
Okay, hat ein paar Tage gedauert, aber hier ist das neue Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch. Über Kommentare würde ich mich jederzeit freuen! Was haltet ihr so von Blake, Merry und Julia?
Ach ja, und wie findet ihr das neue Cover?
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Die Luna
Manusia SerigalaAls Mensch inmitten eines Werwolfsrudels hat man es wirklich nicht leicht. Aber ich komme damit klar. Und das werde ich auch in Zukunft. Zumindest hatte ich das geplant. Und außerdem noch echt gut durchdacht! Aber dann hat einer dieser Wölfe festges...