Kapitel 46

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Blake reicht mir eine Tasse.
Ich sehe zu ihm auf.
Als ich nach Hause gekommen bin, habe ich mich frustriert auf das Sofa fallen lassen und seitdem bin ich damit beschäftigt, an diesem verflixten Ashley-Eve-Problem zu knobeln. Aber mir fällt partout keine Lösung ein! Irgendwann während der letzten paar Minuten oder Stunden muss Blake wohl gekommen sein. Und jetzt hat er die Situation offenbar verstanden und will mich aufheitern. Wie goldig!

Ich nehme die Tasse und trinke einen Schluck. Mmm, heiße Schokolade.
"Danke, Blake! Das habe ich echt gebraucht. Ich nehme an, du hast dir schon zusammengereimt, wie das Gespräch mit Don gelaufen ist?" frage ich matt. Er setzt sich neben mich und nimmt meine Hand.
"Ja und es überrascht mich nicht. Don ist extrem starrköpfig. Hat er dich beleidigt? Oder irgendwie sonst respektlos behandelt? Wenn ja, könnte ich ihm bei der nächsten Rudelversammlung mal die Meinung sagen, wenn du verstehst was ich meine. Du bist die Luna. Er hat dir mit Respekt zu begegnen." sagt er ernst.

Ich muss schmunzeln. "Besonders respektvoll war er nicht. Eher arrogant. Er hat gesagt, dass mich seine Familienangelegenheiten nichts angehen. Aber auch, dass er mich als Luna akzeptiert. Keine Frage, er ist ein Arsch! Aber ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich helfen würde, wenn du ihm auf einer Versammlung die Leviten liest." erwiedere ich.

Blake sieht mich prüfend an. Schließlich sagt er: "Hör zu, Mercedes: ich kenne dich mittlerweile gut genug um zu wissen, dass du das vor allem sagst, weil du nicht willst, dass ich deine Probleme für dich löse. Du bist eine sehr stolze und unabhängige junge Frau. Du willst deine Probleme selber lösen können und du willst, dass alle wissen, dass du das kannst. Und ich respektiere das. Ich bin sogar froh, eine so starke und stolze Luna zu haben. Aber es schadet nicht, sich ab und zu helfen zu lassen."

Ich seufze und lehne mich an seine Brust. Nach einer Weile sage ich: "Bisher war es immer so, dass sich dauernd irgendwelche dummen Werwölfe darüber lustig gemacht haben, dass Menschen fast gar nichts allein auf die Reihe kriegen. Deshalb habe ich irgendwann angefangen, mich darauf zu konzentrieren, alles selber zu schaffen. Ohne Hilfe. Im Grunde bedeutet das für mich, dass ich nicht schwach bin, so wie sie mir es gesagt haben."

Blake hört mir aufmerksam zu. Als ich fertig bin mit reden, nimmt er mein Gesicht in die Hände und sieht mir tief in die Augen. "Mercedes Taylor, du bist alles andere als schwach. Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn du hin und wieder etwas Hilfe annimmst. Lass dir das von niemandem einreden, hörst du?" Seine Worte sind eindringlich und warm. Ich nicke. Ab und zu mal nicht Nein zu sagen, wenn der eigene Freund mir seine Hilfe anbietet, wird mich wohl nicht umbringen.

Er lächelt mich an. Dann streicht er sanft über meine Wange und küsst mich. Seine Küsse fühlen sich immernoch genauso gut an wie gestern.
Nach eine paar Küssen hält er inne, sieht mich neckend an und fragt mich mit vielsagender Stimme: "Was meinst du, liebste Merry, möchtest du vielleicht mit ins Schlafzimmer kommen, damit ich dich ein wenig von deinen Sorgen ablenken kann?". Ich grinse ihn an und nicke. Wir verschwinden ins Schlafzimmer.

Beste Ablenkung aller Zeiten!

***

Am nächsten Morgen wache ich auf, weil mein Handy piept. Für einen Moment habe ich Schwierigkeiten zu verstehen, warum es das tut. Aber es soll gefälligst damit aufhören, es nervt!!! Widerwillig löse ich mich von Blake, der genauso verschlafen neben mir liegt. Ich stehe auf und gehe zu meiner Tasche am anderen Ende des Zimmers. Darin befindet sich mein Handy. Ich nehme es heraus. Das erste, was ich sehe, ist die Uhrzeit, die es anzeigt. 4:00 Uhr früh... ich werde dieses Handy ermorden!!!

Dann sehe ich jedoch, warum es so scheußlich piept. Ich hatte mir das so eingestellt, weil ich mir vor ein paar Tagen noch sicher war, dass ich nicht schlafen könnte, wenn ich mir dafür keinen Wecker stelle. Genau jetzt werden nämlich die Ergebnisse der Geschichtsklausur veröffentlicht. Fragt mich bloß nicht, warum diese Profs sich so eine Scheißzeit dafür ausgesucht haben, aber es ist so.

Schnell gehe ich auf die Webseite der Uni und gelange nach ein paar Klicks zu meiner Note.

1,5.

Die Note ist richtig gut. Viel besser geht es eigentlich kaum, vor allem wenn man bedenkt, wie lang und schwer der Test war. Die Chance, dass Aiden eine schlechtere Note hat, ist also ziemlich hoch.

"Merry? Würdest du bitte wieder ins Bett kommen? Was ist denn los, dass du mitten in der Nacht aufstehst?" höre ich Blakes verschlafene Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und sage: "Die Noten für den Test sind raus. In ein paar Stunden werden wir erfahren, wer die Wette gewonnen hat."

Blake knipst die Nachttischlampe an und lächelt schief. "Das freut mich. Ich bin mir sicher, du hast ihn platt gemacht. Atemberaubender Anblick, übrigens." meint er. Ich brauche eine Sekunde, dann verstehe ich, was er meint. Ich bin nämlich immernoch nackt. Kann halt passieren.

Ich gebe ein kurzes Lachen von mir wegen Blakes Anmerkung. Dann gehe ich zurück zu ihm ins Bett und schmiege mich wieder an ihn.

Das könnte ein interessanter Tag werden...

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