Kapitel 33

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"Blake, ich bin zu Hause." rufe ich durchs Haus. In einer Viertelstunde müssen wir los zur Feier, das weiß ich. Hoffentlich benimmt sich Blake nicht wie mein Vater früher, der dann immer hektisch wurde und Druck gemacht hat.
Blake kommt zu mir und umarmt mich. Dann sieht er mir in die Augen und sagt: "Ich freue mich, dass du wieder da bist. Machst du dich jetzt bitte fertig? Wir wollen ja nicht zu spät kommen.". Gut soweit. Er sagt zwar, dass wir gleich los sollten, setzt mich aber nicht unter Druck.

Ich lächle ihn fröhlich an und erzähle ihm unaufgefordert von den Erlebnissen des Mittags.
"Du weißt ja, Julia und ich wollten eigentlich nur ein paar Kleider holen, für das Fest und so. Aber wir konnten uns nicht einigen, weil ich ihre Wahl immer zu extravagant und sie meine immer zu schlicht fand. Glücklicherweise war da die Verkäuferin. Mit der habe ich mich fast auf Anhieb verstanden. Sie hat mir geholfen und ist danach noch mit Julia und mir einen Kaffee trinken gegangen. Jetzt habe ich eine neue Freundin und ein erstes Rudelmitglied, das mich als Luna akzeptiert. Ist das nicht klasse?". Ich habe völlig begeistert drauf los geredet, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, nachzufragen oder danach etwas zu erwiedern.

Anschließend stürme ich ohne auf eine Reaktion zu warten oder noch irgendwas zu sagen nach oben um mich fertig zu machen.
Das Kleid, das ich trage, ist hellblau und schulterfrei. Es geht mir bis zu den Knien und schimmert. Passend dazu ziehe ich silberne, hochhackige Sandaletten an und eine dünne Silberkette. Dazu ein bisschen unauffälliges Make-up und ein paar sanfte Wellen in mein Haar stylen und ich bin fertig.

Als ich nach unten komme, sehe ich Blake auf der Couch sitzen und ein Buch lesen. Aber nein, was heißt hier ein Buch. Es ist mein Buch. "Hey, klaust du mir etwa meine Bücher??" frage ich ihn, gespielt entsetzt. Er sieht auf und erwiedert grinsend: "Wenn du mir meine Tshirts stehlen und als Nachthemden zweckentfremden darfst, darf ich auch deine Bücher lesen.
Im Übrigen möchte ich anmerken, dass du fantastisch aussiehst. Und du bist genau pünktlich, wir sollten nämlich genau jetzt los.". Damit gibt er mir noch einen Kuss auf die Stirn und nimmt meine Hand. Gemeinsam gehen wir zum Auto.

Als wir auf dem Fest ankommen, ist noch nicht viel los. Offenbar sind wir wirklich pünktlich. Der Gastgeber, ein großer, leicht ergrauter Herr mit einer Narbe im Gesicht, kommt zu uns um uns zu begrüßen. Er macht einen ruhigen und respekteinflößenden Eindruck auf mich. Besonders seine graumelierten Haare, die im Nacken zu einem Zopf gebunden sind, gefallen mir.

"Willkommen, Blake. Ich freue mich, dass du zu meiner Geburtstagsfeier kommst und deine Mate mitgebracht hast. Ich hatte mich schon gefragt, wann ich sie denn endlich auch kennen lernen würde." sagt er. Er hat eine tiefe Stimme und spricht sehr gelassen. Dann wendet er sich mir zu und reicht mir lächelnd seine rechte Hand. "Mein Name ist Geoffrey Houston. Ich freue mich deine Bekanntschaft zu machen.". Ich drücke seine Hand und erwiedere mit einem möglichst warmen Lächeln: "Die Freude ist ganz meinerseits. Ich bin Mercedes Taylor. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.".
Er drückt meine Hand kurz und lächelt mich wohlwollend an.
"Es muss hart für dich gewesen sein, dein Zuhause zu verlassen. Ich hörte, du hattest ein schönes Zuhause und wohlhabende Eltern?" fragt mich Geoffrey. Sein Tonfall hat einen bohrenden Unterton und seine Augen beobachten mich ganz genau. Ich fühle mich leicht unkomfortabel. Aber ich bin keine Lügnerin. Also antworte ich: "Das ist nicht ganz richtig. Ich hatte zwar ein schönes Zuhause, aber meine Eltern sind nicht wohlhabend. Mein Vater ist Hausmeister und meine Mutter Putzfrau.".

Geoffrey beobachtet mich ein paar Sekunden lang schweigend. Dann nickt er ernst. "Das hatte ich schon gehört." sagt er schließlich.
"Moment! Wenn Sie es wussten, wieso haben Sie dann gefragt?" frage ich verwundert. Im selben Augenblick verstehe ich es. "Sie wollten sehen, ob ich es bestreiten würde um besser dazustehen, richtig? Sie wollten wissen, ob ich mich wegen meiner Herkunft schäme."

Er sieht mich weiterhin ernst an und nickt. "Ja. Ich gebe zu, dass es mich enttäuscht hat, zu hören, dass eine Hausmeisterstochter, die noch nie zuvor dieses Gebiet gesehen hat, plötzlich unsere neue Luna wird. Aber wenn es eins gibt, das ich immer zu schätzen wusste, dann ist es Ehrlichkeit. Also habe ich deinen Sinn für die Wahrheit getestet. Und du hast den Test bestanden." während Geoffrey Houston das sagt, sieht er mir unverwandt und immer noch ernst in die Augen.

Blake drückt meine Hand. "Ich finde, das reicht jetzt, Geoffrey." sagt er leise. Seine Stimme hat einen drohenden Unterton.
Ich hingegen bin beinahe zufrieden. Gut, seine Anmerkung bezüglich 'Hausmeisterstocher' lassen vermuten, dass er ein Snob ist. Aber ansonsten: Ich teste die Leute auch gerne, bevor ich mich mit ihnen anfreunde. Und Ehrlichkeit ist auch für mich sehr wichtig.

"Ich glaube, du und ich, wir werden uns gut verstehen, Geoffrey." sage ich deshalb, genauso ernst wie er.

Und er schenkt mir daraufhin ein Lächeln.

Hi Leute,
Sorry, dass das mit den neuen Kapiteln in letzter Zeit immer so lange dauert. Habe im Moment ziemlich viel zu tun.

Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch trotzdem. Wenn ihr irgendwelche Fragen oder Gedanken bezüglich der Geschichte habt, schreibt sie ruhig jederzeit in die Zeile der Kommentare. Ich freue mich immer darüber😊

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