Kritisch betrachte ich die zwei Markierungspunkte in meiner Halsbeuge im Spiegel. Gut, die würden die meiste Zeit wohl von meinen Haaren und meiner Kleidung verborgen werden, aber irgendwie finde ich den Anblick schon gewöhnungsbedürftig. Zwei grau-braune Punkte, direkt in meiner Halsbeuge. Naja. Ist halt so.Ich gehe zurück ins Schlafzimmer. Blake bindet sich gerade die Krawatte. Als er mich sieht, lächelt er.
"Guten Morgen, Süße! Gut geschlafen?" fragt er gut gelaunt. Ich nicke.
"Und die Markierung? Nach deiner Reaktion gestern zu urteilen war es nicht schlimm." fragt er, jetzt etwas ernster.Ich lächle schief. "Nein, war nicht schlimm. Ein bisschen wehgetan hat es schon, aber das habe ich nur so am Rande mitbekommen. Ich war zu dem Zeitpunkt nämlich anderweitig beschäftigt." sage ich, ganz nonchalant. Blake lacht. Dann kommt er zu mir und küsst mich zärtlich.
"So gern ich auch bleiben würde, die Arbeit ruft. Wir sehen uns heute Abend. Wolltest du heute nicht mit den Houstons reden?"
"Ja, will ich." antworte ich ihm.
"Dann wünsche ich dir viel Glück! Du wirst es brauchen." meint er ernst. Dann kriege ich noch einen weiteren Kuss und schon macht sich mein Freund auf zur Arbeit.Ich hingegen lasse mir noch ein bisschen Zeit. Ich frühstücke erst und mache mir dabei Gedanken darüber, wie ich diesen Houstons am besten begegne. Das Gespräch beim Abendessen gestern mit Blake hat mir die Idee gegeben, erst mit Geoffrey Houston zu reden. Auf seiner guten Seite bin ich schon. Und er kennt seinen Sohn und dessen Frau viel besser als ich. Alles gute Gründe, ihn mal zu besuchen.
Geoffreys Haus ist noch größer als Blakes, wenn auch nicht so edel. Es ist eher rustikal und gemütlich gehalten. Das passt gut zu Geoffrey, finde ich. Ich klingele. Als sich die Tür öffnet, stehe ich einer älteren Frau mit langen weißen Haaren und blauen Augen gegenüber. Sie ist relativ schlank und trägt eine pastellfarbene Hose zu einem weißen Strickpullover. Und sie erkennt mich sofort.
"Guten Morgen, Luna! Kann ich dir helfen?" fragt sie.
"Ihnen auch einen guten Morgen! Sie sind Pamela, richtig? Ich erinnere mich an Sie, von der Geburtstagsfeier Ihres Mannes. Und ja, ich hoffe, Sie können mir helfen. Ich würde gerne mit Ihnen und Ihrem Mann sprechen. Es geht um Ihre Enkeltochter." erwiedere ich, möglichst freundlich.Wortlos tritt sie beiseite und lässt mich ins Haus. Von innen ist es genauso rustikal und gemütlich gehalten wie von außen.
"Geoffrey, wir haben Besuch!" ruft Pamela Houston ins Haus hinein. Eine Minute später kommt auch schon der gewünschte Mann zu uns."Mercedes, guten Morgen! Ich hoffe, dir und Blake geht es gut. Was kann ich für dich tun?" Geoffrey wirkt ruhig und nicht im Geringsten überrascht wegen meinem unangemeldeten Besuch. Genau wie beim letzten Mal habe ich das Gefühl, einen sehr weisen und erfahrenen Mann vor mir zu haben.
Ohne Umschweife zum Thema zu kommen wäre hier vermutlich das beste, denke ich. Also sage ich: "Dir auch einen guten Morgen, Geoffrey und ja, danke, Blake und mir geht es gut. Ich würde gerne mit dir und Pamela über eure Enkelin reden. Ashley. Es geht um sie und ihre Mate, Evangeline Jones."
Geoffrey und seine Frau tauschen einen kurzen Blick. Dann sagt Geoffrey: "Setzen wir uns doch ins Wohnzimmer. Dort können wir eine Tasse Tee trinken und uns in Ruhe unterhalten."
Das Wohnzimmer der Houstons ist urgemütlich! Viel dunkles Holz, bequeme Sofas und ein Kamin, in dem nur leider gerade kein Feuer brennt. Außerdem zwei große Fenster mit Ausblick auf den Fluss. Ich sitze auf einer der zwei großen Sofas. Geoffrey und Pamela sitzen mir gegenüber auf der anderen. Wir trinken Tee aus kleinen Porzellantassen. Währenddessen erzähle ich von meiner Begegnung mit Ashley und der Spannung zwischen ihr und Eve. Dabei lasse ich den Teil mit Eves mentalem Zustand nicht aus. Als ich geendet habe, setzt Geoffrey seine Tasse ab und sieht mir in die Augen.
"Ich verstehe, dass du dich sowohl als Luna, als auch als Freundin dazu verpflichtet fühlst zu helfen. Und das freut mich. Aber ich muss dir sagen, einfach wird es nicht. Mein Sohn ist kein schlechter Mann und er liebt seine Töchter über alles, aber er ist auch stolz. Und eine weibliche Omega als Gefährtin seiner Tochter passt ihm nicht." sagt er ernst. Pamela ergänzt: "Bei Katherine ist es leider nicht anders. Sie ist zwar weniger auf Evangelines niedrigen Rang fokussiert, aber sie wurde sehr streng katholisch erzogen. Ihr macht es vor allem zu schaffen, dass Ashley lesbisch ist."
Die Blicke, die mir die beiden zuwerfen, sprechen Bände. Sie wissen es offensichtlich sehr zu schätzen, dass ich mich bemühe, aber sie glauben nicht, dass ich eine Chance habe. Ich seufze.
"Ich denke, zunächst würde ich erstmal gerne mit Ashley selbst reden. Schließlich betrifft sie die Sache am meisten." sage ich."Was betrifft mich?" höre ich eine Frauenstimme von links fragen. Ich drehe mich zu der Stimme hin und sehe eine mir bekannte Frau, mit geflochtenem Zopf und Jeans, diesmal.
Ashley.
Hi Leute,
Ich hoffe, die letzten paar Kapitel gefallen euch. Falls ja, ich freue mich immer über Kommentare, egal zu welcher Stelle. 😊
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Die Luna
WerewolfAls Mensch inmitten eines Werwolfsrudels hat man es wirklich nicht leicht. Aber ich komme damit klar. Und das werde ich auch in Zukunft. Zumindest hatte ich das geplant. Und außerdem noch echt gut durchdacht! Aber dann hat einer dieser Wölfe festges...