Kapitel 50

6.9K 261 14
                                    


Witzig war die Sache im Nachhinein schon. Als wir zum Alpha gegangen sind, ist der aus allen Wolken gefallen. Erst hat er uns bestimmt fünf Minuten lang mit offenem Mund angestarrt, als er erfahren hat, dass ich jetzt bei den Silvermen nicht nur die Luna geworden bin, sondern meine Position auch halten kann. Er kennt mich ja schon lange, als die vorlaute Unruhestifterin des Rudels. Als Ashley und Eve dann gesagt haben wer sie sind und anfingen, sich zu beschweren, weil ihr Gastgeber ins Krankenhaus geprügelt wurde kurz bevor sie hier ankamen, hat das unseren Alpha endgültig aus der Kurve gebracht. Ich hatte ihn noch nie zuvor so eingeschüchtert gesehen!

Jedenfalls hat er sich für den 'Vorfall' entschuldigt und uns hoch und heilig versprochen, dass Kyle dafür mindestens zwei Wochen Hausarrest kriegen würde und während dieser Zeit für meinen Vater als Hausmeister einspringen müsste. Dabei würde er jemanden haben, der dafür sorgen würde, dass er seine Sache auch ordentlich erledigen würde. Da habe ich mir natürlich erstmal vorgenommen, in den nächsten Tagen mal in der Uni vorbeizuschauen. Nur um den guten alten Kyle mal beim Rackern zuzusehen. Beim Bearbeiten eines kaputten Klos, zum Beispiel.

Nachdem wir das alles hinter uns hatten, haben Jade und ich Ashley und Eve unsere Stadt gezeigt. Wir sind ein paar alten Bekannten begegnet und sind am Abend noch in meine und Jades Lieblingsbar gegangen. Da gibt es supercoole Cocktails, eine Tanzfläche und das Beste: eine Karaoke-Maschine. Und alles modern und farbenfroh gestaltet. Wir haben viel gesungen, getrunken und getanzt.

Und jetzt liege ich in meinem alten Bett, denke über den Tag nach und kann nicht einschlafen. Es gibt da nämlich dieses Gefühl der Leere in mir, welches mich freundlich darauf hinweist, dass mein Mate nicht bei mir ist. Indem es mir die Eingeweide umdreht und mich mit innerer Stimme anschreit. Ich glaube, diese innere Stimme sagt in etwa: ICH! WILL! ZU! BLAKE! Bring mich SOFORT zu ihm, oder ich lass dich nicht einschlafen!

Und blöderweise hält diese innere Stimme ihr Versprechen auch! Gestern hatte ich zwar dieselben Probleme, aber da waren unsere Schlaftabletten noch nicht alle. Jetzt sind sie es. Unter anderem, weil Ashley aufgrund ihrer Sorgen wegen ihrer Eltern auch eine brauchte und weil mein Vater sich gleich zwei genommen hat. Was ich beides verstehen kann, nur bedeutet das leider ein wenig Schlaflosigkeit für mich. Ich wälze mich wieder auf die linke Seite. Allmählich fange ich an zu denken, dass es besser wäre, sich heute Nacht einfach nur ein bisschen auszuruhen und stattdessen morgen Nachmittag zu schlafen, nachdem ich mindestens fünf neue Packungen Schlaftabletten geholt habe.

Letztendlich entscheide ich, dass das wohl das Beste ist. Aber da mir vom einfachen Rumliegen irgendwann langweilig wird, hole ich schließlich meinen Laptop raus, setze meine Kopfhörer auf und sehe mir Horrorfilme an. Das hält mich für den Rest der Nacht auf effektive Art wach.

Als ich am nächsten Tag am späten Mittag aus dem Schlafzimmer komme, höre ich, dass Ashley mit jemandem telefoniert, während alle anderen gespannt um sie herumstehen und dem Gespräch gebannt lauschen. Neugierig beginne ich auch zu lauschen.

"Ja, ich weiß, dass du enttäuscht bist, Mom... nein, mir geht es gut... und ich komme auch sehr gut allein zurecht. Aber das muss ich gar nicht, Eve ist bei mir." sagt Ashley. Aha, interessant! Offenbar haben sich ihre Eltern dazu durchgerungen, sie anzurufen. Ich kann zwar nicht hören, was Katherine sagt, aber da ich höre was Ashley als Nächstes sagt, kann ich es mir denken. "Ich verstehe es ja! Du denkst, so zu leben wäre falsch. Du bist nunmal traditionell! Aber ich bin anders! Und wenn du und Daddy das nicht akzeptieren können, dann tut es mir leid, aber es geht nicht anders! Eve ist die Eine für mich. Wenn ihr das nicht akzeptieren könnt, dann sollten wir unsere Leben ab jetzt besser getrennt leben. Aber wenn du möchtest, können wir trotzdem noch telefonieren. Ab und zu." führt Ashley ihre Erklärung aus.

Ich fühle mich unheimlich stolz! Genau so hatten wir dieses Telefonat  eingeübt, mit Jade und mir als gespielte Spießereltern! Ashleys Stimme klingt traurig, aber entschieden, genau so, wie sie es sein sollte!
"Tut mir leid, Mom, aber ich muss jetzt Schluss machen. Leb wohl, hab dich lieb!" beendet sie jetzt das Gespräch.

Sobald sie aufgelegt hat, hebt den Blick und grinst erleichtert. "Ich bin mir sicher, sie werden mich bald zurückrufen und sagen, dass ich mit Eve nach Hause kommen kann." sagt sie. "Das Einzige, das mein Vater noch weniger verlieren will als seinen Ruf, ist die Kontrolle. Wenn er Eve akzeptiert, ist das zwar ein Dämpfer für sein Ansehen, aber die Vorstellung, ich könnte ihm einfach durch die Finger gleiten, ohne dass er etwas dagegen tun könnte, wird ihn verängstigen. Und für Mom ist Familie am Ende doch immer wichtiger als Sitte. Wir können bald wieder zurück." Während ihrer letzten Worte nimmt sie die Hand ihrer Mate und lächelt diese an. Sie lächelt zurück. Die beiden sind so was von süß!

Apropos Mate: Schlaftabletten hin oder her, ich habe in den letzten Tagen festgestellt, dass ich unbedingt wieder zurück zu Blake will! Ich vermisse ihn noch viel mehr, als ich dachte.

Im Stillen nehme ich mir vor, die beiden Turteltauben mit ins Flugzeug zu schleppen, sobald dieser Depp von Don seine Eier auspackt und seine Tochter anruft! Was er auch tun sollte, und zwar bis vorgestern!

Außerdem nehme ich mir vor, das nächste Mal meinen Mate einfach mitzunehmen, wenn ich zu meinen Eltern fliege.

Aber was das Jetzt betrifft... vielleicht mag Jade ja mitkommen und für eine Weile bei uns bleiben. Schließlich war sie noch nie woanders als in Idaho, genau wie ich bevor ich Blake begegnet bin.

Hey,

Ich habe eine Ankündigung zu machen: am 5.4.20 werde ich eine Lesenacht veranstalten. Dabei werde ich von 20 bis 24 Uhr zu jeder vollen Stunde ein neues Kapitel veröffentlichen.

Wem's gefällt, der möge einen freundlichen Kommentar hinterlassen. Auch Kritik oder sonstige Anmerkungen sind jederzeit willkommen. 🙂

Die LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt