Kapitel 62

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Am nächsten Morgen werde ich durch einen Kuss auf die Stirn geweckt. Verschlafen blinzele ich den Fiesling, der mich dreist geweckt hat, an. Aber dieser lächelt nur und sagt: "Guten Morgen!"
Leider ist sein Lächeln noch genauso schön wie bei unserer ersten Begegnung. Da kriege ich gleich einen Grund, die Augen offen zu halten. Und finde es plötzlich nicht mehr schlimm, dass er mich geweckt hat. Bestimmt ist es auch schon Zeit zum Aufstehen.

Ich schaue auf meinen Wecker.
"7 Uhr?" rufe ich ungläubig. Hatte ich gesagt, ich finde es okay, dass er mich geweckt hat? Nehme ich zurück! Nicht okay! "Heute ist Sonntag! Gestern war ein echt stressiger Tag! Und heute Abend kommen mal wieder deine Eltern zu Besuch, da brauche ich meine Nerven! Und da weckst du mich um 7??? Mein lieber Blake, dafür hast du hoffentlich eine gute Entschuldigung!"

Blake lacht und zieht mich an seine Brust. "Keine Sorge, mein süßer, kleiner Hitzkopf. Ich habe dafür einen guten Grund." antwortet er amüsiert. Ich hebe die Augenbrauen und sehe ihn erwartungsvoll an.
Mein Mate lässt mich ein paar Momente auf die Antwort warten, bevor er sagt: "Ich möchte dich heute gerne zum Frühstück ins Jupiter Hotel mitnehmen. Das Essen dort ist traumhaft."

Ich sehe ihn an und versuche einzuschätzen, ob er das ernst meint. Schließlich frage ich: "Willst du mich verarschen? Du weckst mich am Sonntag um 7, um zu einem Frühstücksbuffet zu gehen, das bis um 10 aufhat? Das ist ein Scherz, oder?"

Blake schüttelt lachend den Kopf. "Nein, das meine ich leider ernst. Allerdings gibt es da noch etwas. Etwas, das es nur heute und nur zu einem bestimmten Zeitpunkt in diesem Hotel geben wird. Ich werde dir nicht verraten, was es ist. Nur, dass du es bereuen würdest, es nicht gesehen zu haben. Und um es zu sehen, wirst du mitkommen müssen."

Na toll! Egal, wie ich auf ihn eingeredet habe, er hat nicht nachgegeben! Ehrlich, der Typ ist ja fast so stur wie ich! Naja, letztendlich komme ich doch mit. Meine Neugierde zu kontrollieren ist nämlich die einzige Kunst, die ich noch weniger beherrsche als Zeichnen.

Jedenfalls gehen Blake und ich gerade Hand in Hand in Richtung Hotel. Auf halbem Weg dahin werden wir allerdings aufgehalten. Vor uns auf der Straße schleppen nämlich gerade zwei sichtlich verzweifelte Männer einen um sich schlagenden Betrunkenen aus einer Kneipe. Sobald sie draußen angelangt sind, lassen die beiden den Kerl los. Er taumelt ein paar Schritte. Dann dreht er sich um und beginnt, sich lautstark über die Kneipe und ihre Mitarbeiter zu beschweren, die ihn einfach rausgeworfen haben.

Ich lasse Blakes Hand los und gehe zu ihm.
"Du bist Jamie, richtig? Elenas Mate." spreche ich ihn an. Er sieht mich schwankend an und scheint zu versuchen, die Situation zu verstehen.
"Luna..." nuschelt er.

"Ganz genau! Jamie, erinnerst du dich noch an die anderen Lunas vor mir? Weißt du noch, wie sie dich ermahnt haben, mit dem Trinken aufzuhören und dir die Ausnüchterungsklinik in der Nähe empfohlen haben?" frage ich ihn, betont höflich.
"Jaaa?" lallt er, wobei er mich aus zusammengekniffenen Augen ansieht. Er scheint zu ahnen, dass ich was mit ihm vorhabe.

Und er hat Recht! "Diese Luxusbehandlung gibt es bei mir nicht!" fahre ich entschlossen fort.
Jetzt sieht Jamie mich noch verständnisloser an als vorher.

Bis ich weiterrede. "Ich werde dir die Klinik nicht anbieten, sondern dir schlicht und einfach befehlen, dich dort einzuweisen! Und zwar heute noch! Ich werde morgen bei der Klinik anrufen und mich nach dir erkundigen. Und solltest du dann nicht da sein, werde ich dich persönlich an den Ohren dort hinziehen! Verstanden?"

Jamie sieht mich an wie vom Donner gerührt. Das nehme ich mal als Zustimmung.

Zufrieden hake ich mich bei Blake ein und gehe weiter mit ihm zum Hotel. Mein Mate kommentiert meinen Umgang mit Jamie indem er die Augenbrauen hochzieht. Aber er sagt nichts. Was vermutlich auch besser so ist.

Das Frühstück im Jupiter Hotel ist wirklich klasse! Oberlecker und die Auswahl ist riesig!
Als ich gerade anfange zu essen, höre ich plötzlich bekannte Stimmen. Ich drehe meinen Kopf und sehe, nur wenige Meter entfernt von uns, Ashley und Eve an einem Tisch sitzen. Ein Blick auf meinen Freund bestätigt mir, dass er wusste, dass die beiden heute morgen hier sein würden. Er hat es sich nämlich auf seinem Stuhl gemütlich gemacht und beobachtet die beiden.

Ich lehne mich zu ihm rüber und flüstere: "Hey! Blake! Warum beobachten wir Ash und Eve von nebenan anstatt direkt mit ihnen zu reden? Was läuft hier?"
Blake nimmt meine Hand, drückt sie kurz und lächelt mich an.
"Warte es ab! Gleich wirst du es selbst sehen." flüstert er genauso leise zurück.

Und er behält Recht. Wenige Minuten später steht Ashley auf, geht um den Tisch, den sie sich mit Eve teilt, herum und nimmt die Hand ihrer Freundin. Ich kann von meinem Platz aus nicht hören, was sie sagt, aber das muss ich auch nicht, weil sehr schnell klar wird, was sie vorhat. Nach wenigen Momenten geht Ashley vor Eve auf ein Knie und öffnet eine kleine Box. Eve schlägt überrascht die Hände vor den Mund. Als sie sie wieder runternimmt, kann ich sie strahlen sehen. Sie nickt wild, woraufhin Ashley ihr einen Ring an den Finger steckt.

Ich kann es kaum glauben! Ashley und Eve sind verlobt!!

Die LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt