Kapitel 36

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"Wieso hast du dich nochmal auf diese blödsinnige Idee eingelassen?" fragt Blake. Er klingt ein wenig enttäuscht. Was höchstwahrscheinlich daran liegt, dass ich am Lernen bin. Seit wir von Geoffreys Geburtstagsfeier zurück gekommen sind. Pausen mache ich nur zum Essen, Trinken oder Schlafen. Ach ja, und ab und zu zum Luft schnappen, weil das Ganze sonst nicht gut für mich wäre. Für meinen Mate bleibt da leider keine Zeit mehr. Und das findet er natürlich nicht gut.

Am Anfang hat er mich noch bestärkt und unterstützt. Meinte, dieser Angeber hätte keine Chance gegen mich. Dann hat er festgestellt, was das Ganze im Klartext bedeutet: nämlich dass er an seinem einzigen wirklich freien Tag in der Woche keine Zeit mit seiner Mate verbringen kann. Weil diese am Schreibtisch sitzt und lernt. Und mit "dem Schreibtisch" meine ich (natürlich) "seinen Schreibtisch".

Ach, da fällt mir ein: Blake hatte mir ja eine Frage gestellt. Sollte ich vielleicht mal beantworten.
"Ich habe mich darauf eingelassen, weil ich finde, dass Aiden Recht hat. Ich könnte ewig über angeberische Werwölfe ablästern, aber wenn ich will, dass das Rudel mich wirklich als ebenbürtig empfindet, muss ich mir das verdienen. Und da ein körperliches Kräftemessen als Option ausfällt, muss halt ein mentales her. Das hatte ich dir aber schon erklärt, falls du dich noch erinnern kannst. Vor nicht mal zwei Stunden das letzte Mal."

Blake verdreht die Augen. Ich grinse leicht und schiebe nach: "Soll ich es vielleicht doch lieber aufschreiben? Oder auf Kamera aufnehmen?"
"Sehr witzig!" brummt er genervt zur Antwort.

Ich wende mich wieder meinen Notizen zu.
Nicht einmal eine Stunde später kommt er schon wieder ins Zimmer. Ich drehe mich nicht um. Blake legt mir von hinten eine Hand auf die Schulter und sagt: "Liebe Mercedes, wenn du schon den ganzen Tag lernen musst, dann iss wenigstens mit mir zu Mittag. Dafür ist es sowieso jetzt an der Zeit."

Ein schweres Seufzen erfüllt die Luft. Es kommt von mir...

"Na gut. Aber wenn das ein größeres Essen werden soll, dann mache ich nur mit, wenn du mir danach beim Weiterlernen hilfst."
Ein weiteres Seufzen. Das sollte ich mir echt abgewöhnen. Ach, warte, nee, Moment mal! Diesmal war das ja gar nicht ich. Offenbar sollte mein Freund auch an seinen Gewohnheiten arbeiten.

"Merry, ich verstehe, dass du lernen musst. Aber ab und zu ist auch mal eine Pause notwendig. Wenn du also willst, dass ich dir beim Lernen helfe, wirst du dafür schon mehr tun müssen als nur essen. Heute Abend werden wir um acht Uhr aufhören zu lernen und noch einen Spaziergang am Fluss machen." sagt er bestimmt.

Ich verdrehe die Augen. "Aber nur für eine halbe Stunde, danach lerne ich weiter!"

"Vergiss es! Nach unserem Spaziergang gehst du ins Bett! Und Weiterlernen steht dann frühestens morgen wieder an." erwiedert Blake.

***

Anschließend folgten eine heftige Diskussion darüber, wieviel lernen angebracht/gesund für mich wäre und inwieweit man ab und zu dann doch auf seinen Partner hören sollte. Dabei hat Blake sich leider geweigert, in seinen Forderungen zu verhandeln. Letztendlich habe ich dann doch nachgegeben. Ich musste mir nämlich eingestehen, dass ich schon verdammt müde und hungrig war. Also haben wir zusammen gegessen und anschließend diesen Spaziergang gemacht. Das war eigentlich gar nicht so übel, im Nachhinein betrachtet. Der Himmel war klar, sodass man viele Sterne sehen konnte. Dazu der Fluss, dessen Wasser im Mondicht ganz schwarz ausgesehen hat. Wirklich schön.

Ich stehe vor dem Badezimmerspiegel und putze meine Zähne. Nach dem ganzen Gelerne bin ich gerade total kaputt und will einfach nur noch ins Bett.

Blake lässt sich etwas mehr Zeit als ich. Als er endlich doch ins Schlafzimmer kommt, wird er von mir gebührend empfangen:

"Hey du, komm sofort her! Ich will nämlich schlafen und dazu brauche ich mein Kopfkissen! Und mit Kopfkissen ist deine Brust gemeint, also bei Fuß!"

Er bleibt vor unserem Bett stehen und verschränkt die Arme.
"Das darfst du gerne nochmal in freundlich wiederholen."
Ich grummele ungeduldig und strecke meine Hand nach ihm aus.
"Ich weiß, dass ich gerade nicht nett bin. Das ist bei mir normal, ich bin müde. Keine Sorge, so wie ich mich kenne, werde ich mich morgen früh dafür bei dir entschuldigen." murmele ich, mit schon halbgeschlossenen Augen.

Blake seufzt und kommt zu mir. "Das will ich doch schwer hoffen. Bevor du dich entschuldigt hast, lasse ich dich nämlich nicht wieder aus dem Bett." sagt er noch als er mich in den Arm nimmt.
Ich erwidere seine Umarmung und schlafe sanft ein. Dabei denke ich noch, Blake wird mich sowieso aus dem Bett lassen, das hat er bestimmt nicht ernst gemeint.

Eine Annahme, die sich am nächsten Morgen als großer Irrtum entpuppt...

Hallo und viel Spaß beim Lesen! Ich hoffe, euch gefällt das neue Kapitel. Wer Lust hat, kann  jederzeit noch einen Kommentar schreiben und mich darin wissen lassen, wie ihr findet, dass der Wettbewerb zwischen Merry und Aiden ausgehen soll. Ich würde mich freuen. 😊

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