Das Flugzeug, mit dem wir fliegen, entpuppt sich als Blakes Privatjet. Blake meinte nur, es sei halt praktisch, einen zu haben. Dazu sage ich jetzt mal nichts. Oder warte, nein, ich will doch was dazu sagen.
"Und deine Privatinsel eignet sich doch bestimmt gut als überdimensionale Abstellkammer.".Blake lacht. Und aus dem Cockpit ist ebenfalls eine leichte Belustigung zu bemerken. Mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht, sagt Blake: "Stimmt, das tut sie tatsächlich.".
Ich sehe ihn ungläubig an. Der will mich doch verarschen?!? Eine Privatinsel? Nein, bestimmt nicht. Ich sehe ihn also so neutral wie möglich an, bis er schließlich doch lachen muss. Zufrieden lehne ich mich in meinem (großen, bequemen!) Sitz zurück und grinse."Ich wusste, du willst mich nur verarschen!"
Blake grinst auch. "Aber für einen Moment bist du wirklich drauf reingefallen. Du hättest dein Gesicht sehen sollen." Er schüttelt grinsend den Kopf.Das Flugzeug hebt ab. Nach ein paar Minuten Flug entscheide ich, dass es gut wäre, Blake etwas besser kennen zu lernen. Fangen wir da doch am besten mit etwas Interessantem an. "Also, du hast gesagt, du warst verheiratet? Davon wüsste ich gerne mehr. Und bitte nicht an Details sparen; ich bin neugierig."
Er hebt die Augenbrauen. Dann seufzt er."Also gut, ich schätze, du solltest es erfahren.", er überlegt kurz, bevor er fortfährt. "Werwölfe können ihre Mates ab ihrem 18. Lebensjahr aufspüren. Ich hatte dich damals aber nicht gefunden. Ich habe zwar die nächsten zehn Jahre mit suchen verbracht, hatte aber kein Glück. Da ich aber in meinem Rudel der Alpha bin, brauche ich jemanden an meiner Seite, der mir hilft, mich um mein Rudel zu kümmern. Eine Luna, die sich, wie du bestimmt schon weißt, hauptsächlich um Streitschlichtung und Schwierigkeiten mit jungen Wölfen kümmert. Ob dieser jemand meine Mate ist, oder nicht, spielt im Grunde keine Rolle. Also habe ich die Suche aufgegeben und Lara geheiratet. Es war eine Zweckehe. Ihr ging es vor allem darum, das Sagen zu haben und reich zu sein. Aber nach vier Jahren habe ich ihre Geldgier einfach nicht mehr ertragen und die Scheidung eingereicht.
Ein paar Monate später verliebte ich mich in Rose. Sie und ich heirateten schon kurz darauf. Diese Ehe lief eigentlich sehr gut, aber ein Jahr nach unserer Hochzeit fand sie während eines Kurzurlaubs ihren Mate. Das fand ich natürlich schade, und sie irgendwie auch, weil wir wirklich glücklich waren. Aber mit ihrem Mate war sie noch glücklicher. Und ich verstand sie natürlich. Also ließen wir uns einvernehmlich voneinander scheiden.
Ein Jahr später heiratete ich Jennifer. Das war wieder zur Hälfte eine Zweckehe. In ihrer Art ähnelte sie Lara, aber ich hielt sie für weniger gierig. Wir mochten einander sehr. Unsere Ehe hielt zwei Jahre. Das Problem war tatsächlich nicht Geldgier gewesen, sondern Ehrgeiz und Eitelkeit. Sie wollte ständig, dass ich das Amt des Alphas mit ihr teile, hat aber von den Aufgaben, die damit verbunden sind, nichts geschafft. Unsere Streitereien wurden uns beiden irgendwann zuviel. Also ließ ich auch diese Ehe annullieren.
Vor und zwischen meinen Ehen hatte ich manchmal auch kurze Affären, aber die waren eher bedeutungslos. Jetzt bin ich seit zwei Monaten wieder geschieden und habe dich gefunden. Neun Jahre nachdem ich aufgehört hatte zu suchen."
Ich bin sprachlos. Drei Ehen? Halleluja! Ich denke nochmal über seine Worte nach, rechne kurz im Kopf und sage schließlich: "Dann bist du jetzt 37, richtig?" Blake nickt. "15 Jahre älter als ich. Und schon dreifach geschieden."
Er sieht mich etwas besorgt an. "Stört dich das?"
Ich verdaue die neu gewonnenen Informationen erstmal. Dann sage ich:"Nein. Das stört mich nicht.". Nach einer kurzen Pause kommt mir ein gemeiner Gedanke. "Aber jetzt, wo ich das weiß, werde ich dich natürlich immer nach deinen Exfrauen und Affären fragen, wenn mir kein anderes Gesprächsthema einfällt. Ich glaube, das könnte unterhaltsam werden."Blake reagiert sofort. "Okay, dann sage ich an dieser Stelle mal: genug von mir. Jetzt bist du dran. Was gibt es denn über dich so zu erzählen?"
Das trifft mich unerwartet. Ich werde nicht oft gebeten, von mir zu erzählen. Also brauche ich erst einen Moment zum Überlegen. Dann erzähle ich einfach, was mir über mich als Erstes einfällt."Das Haus meiner Eltern hast du ja schon gesehen. Ich habe dort mein ganzes Leben verbracht, bis ich in diese kleine WG gezogen bin. Mein Vater ist Hausmeister und meine Mutter arbeitet als Putzfrau. Dementsprechend haben wir in recht bescheidenen Verhältnissen gelebt. Keine Auslandsreisen, Haustiere oder langen Shoppingtouren. Irgendwann während meiner Zeit in der Grundschule habe ich festgestellt, dass es Werwölfe gibt. Zuerst hatte ich Angst, aber dann hat mir einer davon in der Pause mein Springseil weggenommen. Das konnte ich natürlich nicht durchgehen lassen. Als ich sie geschlagen habe, ist sie heulend weggerannt. Danach hatte ich keine Angst mehr."
Blake schüttelt den Kopf. "Du kleiner Hitzkopf! Wieso überrascht mich das nicht?"
Ich sehe ihn strafend an. "Schweige er, wir erzählen! Also: nachdem ich die Schule beendet hatte, wollte ich an die Universität. Dazu hatten wir zwar nicht die finanziellen Mittel, aber mein Dad ist nicht umsonst der Hausmeister an der Uni. Er hat mit den Leuten da verhandelt und schließlich haben die die Kosten soweit eingedämmt, dass wir uns mein Studium leisten konnten, wenn ich nebenbei auch noch arbeite.
Und was mein Liebesleben angeht: mit 19 bin ich mit Chloe zusammengekommen. Wir waren zwei Jahre lang ein Paar. Vor acht Monaten haben wir Schluss gemacht. Und das war es auch schon."
Blake sieht mich erstaunt an. "Du hast bisher nur eine Beziehung gehabt? Und mit einer Frau? Aber du bist doch unmöglich lesbisch! Schließlich bist du meine Mate." Ich nicke. Und hebe abwartend die Augenbrauen. Blake errät meine Gedanken. "Bisexuell also."
Er lehnt sich zurück und fängt an zu schmunzeln. "Du hast Recht. Das könnte wirklich unterhaltsam werden."
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Die Luna
WerewolfAls Mensch inmitten eines Werwolfsrudels hat man es wirklich nicht leicht. Aber ich komme damit klar. Und das werde ich auch in Zukunft. Zumindest hatte ich das geplant. Und außerdem noch echt gut durchdacht! Aber dann hat einer dieser Wölfe festges...