Kapitel 27

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Das Bad ist himmlisch. Sehr warm, aber nicht heiß, sehr angenehm. Dazu kommt das Badeöl, das ich aus Idaho mitgebracht habe. Vanille und Macadamia. Ich genieße mein angenehmes, duftendes Bad fast eine Stunde lang. Danach lasse ich mir viel Zeit, um mich entspannt abzutrocknen und mir ein paar bequeme Klamotten anzuziehen.

Als ich nach unten gehe,ist Blake tatsächlich schon fertig mit Kochen. Und den Tisch gedeckt hat er auch schon. Dem Geruch nach zu urteilen gibt es Spaghetti Bolognese. Außerdem befindet sich eine lange Kerze in einem eleganten Kerzenhalter auf dem Tisch. Blake, der Erschaffer des Ganzen, kommt gerade aus der Küche mit einer Flasche Rotwein in der Hand. Ich stämme die Arme in die Hüften und grinse ihn an. "Na? Wird da etwa jemand romantisch?" sage ich. Dabei wackele ich mit den Augenbrauen. Blake lacht nur. "Gefällt es dir?" Er kommt lächelnd auf mich zu. Gott, in diesem Kerzenlicht und mit diesem leicht verschmitzten Gesichtsausdruck sieht er einfach umwerfend gut aus. Sofort kriege ich wieder Lust ihn zu küssen.

Aber stattdessen sage ich: "Ja! Und wie!" und renne direkt in ihn rein, um ihn stürmisch zu umarmen. Er gibt ein überraschtes Keuchen von sich, lacht dann aber und hält mich sanft an seine Brust gedrückt. Eine Weile lang stehen wir einfach nur da, eng umschlungen. Irgendwann wispert er in mein Ohr: "Merry, Kleines? Ich glaube, das Essen wird kalt."
Hmm. Normalerweise würde ich mich darüber ärgern, 'Kleines' genannt zu werden, aber er sagt es so zärtlich, dass ich weiß, er meint es nicht abwertend. Also lasse ich es ihm durchgehen. Zumal ich ihn heute ja Fifi genannt habe. Ich schätze, wenn ich ihm solche Spitznamen geben darf, darf er mir auch welche verpassen.

Wir lösen uns von einander und setzen uns an den Tisch. Dann fangen wir erstmal an zu essen. Ich muss sagen, mein Mate ist ein verdammt guter Koch. Den sollte ich öfter in die Küche lassen.
Nach ein paar Minuten des Essens beginnt Blake, mit mir zu reden.  "Mercedes, was ich dich schon länger mal fragen wollte: wie kommt es, dass ich dich nicht früher gefunden habe? Ich weiß noch, dass ich, während ich noch auf der Suche nach dir war, auch in Idaho bei deinem ehemaligen Rudel, gewesen bin. Wieso habe ich dich damals nicht finden können?". Ich denke kurz nach. Dann sage ich: "Wann warst du denn das letzte Mal dort?"
"Mit 25, glaube ich."
Ich rechne im Kopf die Jahre nach und finde den Grund ohne anschließend viel nachdenken zu müssen. "Als du 25 warst, war ich zehn. Zur Zeremonie muss man aber erst ab dem 14. Lebensjahr. Und da meine  Eltern sich meines Temperaments bewusst waren und ich damals schon ein paar Probleme mit einigen der Wölfen unseres Rudels hatte, haben sie mir in den Jahren bevor ich 14 wurde streng verboten, nach 16 Uhr noch das Haus zu verlassen. Tja, ich schätze mal, wenn sich deine Mate 10 Kilometer von der Hauptwiese entfernt befindet, kann selbst ein Alpha sie nicht sehen."

Er betrachtet mich einen Moment lang nachdenklich. Dann sagt er in einem sehr warmen Tonfall: "Stimmt, auf die Entfernung geht das nicht. Aber es geht dabei auch gar nicht um sehen. Als ich dich gefunden habe, konnte ich deine Anwesenheit spüren, vom anderen Ende der Wiese aus. Wie eine Art Anziehungskraft... ich kann es aber nicht wirklich beschreiben. Dich zu sehen hat im Grunde nur bestätigt, was ich schon wusste. Alles an dir wirkte sofort anziehend auf mich. Und als der Junge an der Hotelrezeption dich kurz angesehen hat, musste ich mich echt zusammenreißen um ihm nicht die Kehle raus zu reißen."

Jetzt sehe ich ihn missbilligend an. "Ihr Alphas immer mit euren eifersuchtsgesteuerten Tobsuchtanfällen! Du hast Glück, dass du dich beherrschen konntest. Nach so einem Anfall wärst du bei mir unten durch gewesen, Mate oder nicht!"
Blake schmunzelt leicht. "Ich weiß. Ich habe, bevor ich dich gefunden habe, schon viele junge Männer gesehen, die einen Anfall bekamen, sobald jemand in die Nähe ihrer Mates kam. Es ist immer wieder schlimm geendet. Deswegen habe ich mir Mühe gegeben und gelernt, mich zu beherrschen, egal in was für einer Situation. Weil ich weiß, dass unsere Instinkte uns nicht immer zum Guten verleiten. Ich kenne dich mittlerweile gut genug um zu wissen, dass ich dir vertrauen kann. Deshalb werde ich auch nicht mehr allzu eifersüchtig, wenn du mit jemand anderem sprichst." er lächelt mich an. Das sind doch mal gute Nachrichten! Aber eine Frage juckt mich noch: "Was ist mit Chloe? Bei anderen Alphas habe ich gesehen, dass sie rasend werden, wenn sie erfahren, dass ihre Mates nicht völlig keusch gelebt hat, bis sie sie getroffen haben. Aber als ich dir von Chloe erzählt habe, hast du gar nicht eifersüchtig gewirkt."

Er lacht leise. Dann nimmt er meine Hand und sagt: "Ich fand es schon immer kindisch, zu erwarten, jemand würde jahrelang darauf warten, gefunden zu werden und etwas Neues anzufangen, anstatt das Leben, das er bereits hat, zu genießen. Warum sollte das irgendjemand nicht tun? Nein! Du bist 22 und die schönste Frau, die es gibt! Mich hätte es gewundert, wenn du nie zuvor mit jemandem zusammen gewesen wärst. Gut, ich gebe zu: ich hätte dich schon viel früher finden wollen! Aber das ist nicht passiert. Das kann man nicht ändern und das ist auch nicht wichtig. Du bist jetzt bei mir, das ist wichtig!" Er betrachtet mich eine Moment lang nachdenklich. "Mich wundert es eher, dass es dich nicht stört, dass ich schon dreimal verheiratet war."

Ich lache. Mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht stütze ich meine Ellenbogen auf den Tisch und sage: "Mein lieber Mate, was du früher mal mit anderen Frauen oder Männern gemacht hast, finde ich zwar durchaus interessant, aber nicht besonders wichtig. Ich finde es am wichtigsten, wie du dich jetzt verhältst und was du tust. Und, mal sehen: bisher bist du total lieb zu mir gewesen. Du respektierst mich, ohne dass ich mir das irgendwie verdienen musste. Und du hörst mir zu und du bist für mich da. Also warum sollten mich irgendwelche Exdamen von dir stören?"

Er lächelt breit und drückt meine Hand. "Siehst du? So sehe ich das auch."

Ich sehe ihn an. Im Kerzenlicht sieht er verdammt gut aus. Mittlerweile glaube ich, das mit uns beiden könnte funktionieren.


So, allmählich entwickelt sich die Beziehung zwischen Blake und Mercedes. Wer dazu irgendwelche Gedanken hegt, kann sie gerne in den Kommentaren teilen, ich würde mich freuen. :)

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