Kapitel 16

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Margaret und Johanna führen mich in ein großes, gemütliches Schlafzimmer. Es ist großteils in cremeweiß und rot gehalten, wobei das riesige Doppelbett den Mittelpunkt des Zimmers bildet. Margaret geht etwas holen, während Johanna sich mir gegenüberstellt und mich streng ansieht.
"Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum! Du bist in jeder Hinsicht unpassend, für das Rudel und für meinen Sohn. Aber, entgegen aller Vernunft, will er dich offenbar trotzdem. Nun denn. Es gibt wenigstens eine Sache, die du vielleicht hinkriegst. Blake hat zwar schon Ehefrauen gehabt, aber er hat noch keine Kinder gezeugt. Da er als Alpha aber einen Nachfolger braucht, wird es langsam Zeit dafür!" In dem Moment kommt Margaret wieder und reicht mir eine flache Schachtel.
Johanna hält kurz inne und fährt dann fort. "Du bist zwar ungebildet, frech, unscheinbar und obendrein noch ein Mensch, aber du bist wenigstens jung. Also gib dir Mühe! Einen Nachfolger zu gebären ist nach allem, was wir für dich tun ja wohl das Mindeste, was du tun kannst!"

Jetzt kommt Margaret auf mich zu. Sie sieht mich vorwurfsvoll an. "Du bist noch nicht markiert worden. Das bedeutet, dass du dich ihm bisher verweigert hast. Das hört jetzt auf." Sie deutet auf die Schachtel, die sie mir gegeben hatte. Ich öffne sie. Und finde ein weißes Spitzennachthemd darin. Es ist sehr knapp und nahezu komplett durchsichtig. Jetzt fühle ich mich so wütend und verletzt, dass ich nicht mal mehr weiß, was ich sagen soll.

Johanna und Margaret weisen mich noch an, zu duschen bevor ich mich umziehe und verlassen dann das Zimmer.

Ich gehe zum Fenster und sehe hinaus. Es ist dunkel draußen. Ich atme tief durch. Das kann doch nicht wahr sein! Ich werde gleich zuerst einmal ein ernstes Gespräch mit Blake führen müssen. Und morgen früh können diese beiden oberbekloppten Damen etwas erleben! Aber jetzt gerade bin ich müde; jetzt ist erstmal Blake dran! Und ich habe auch schon eine Idee, wie ich das anstelle...

Nach ein paar Minuten kommt Blake ins Zimmer. Er wirkt gut gelaunt. Das merke ich unter anderem daran, dass er sofort auf mich zukommt und mich umarmt. Und an seinem breiten Lächeln. "Hey, du! Das lief doch gar nicht mal so übel. Du warst die ganze Zeit über nett und hast geduldig alle Fragen beantwortet. Ich bin mir sicher, sie werden dich sehr mögen." Er seufzt. "Ich weiß, momentan sind sie noch misstrauisch. Sie sind leider sehr... traditionell eingestellt, besonders Grandma. Und sie sind noch etwas enttäuscht wegen Elena. Es tut mir leid, dass sie etwas unhöflich waren. Aber keine Sorge: das wird schon!" Jetzt lächelt er wieder.

Ich lächele auch und lege meine Hände auf seine Brust. Er streicht mir mit seiner Hand durchs Haar. Kurz erwäge ich, Kopfschmerzen vorzutäuschen, verwerfe den Gedanken jedoch sofort wieder. Ich brauche keine Entschuldigung, wenn ich nicht mit ihm schlafen will! Und das soll er auch wissen!

Also entsinne ich mich meines ursprünglichen Planes und sage: "Ich denke, es gibt andere Dinge, mit denen ich mich jetzt beschäftigen möchte, als deine Eltern. Dich, zum Beispiel... ". Ich lege lächelnd-lasziv den Kopf schief und beginne, sein Hemd aufzuknöpfen.
Er ist von meinem Benehmen zuerst völlig perplex. Aber bevor er etwas sagen kann, stelle ich mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn.
Wie ich erwartet hatte, erwiedert Blake den Kuss sofort und beginnt, seine Hände über meinen Körper wandern zu lassen.   
Wie ich leider nicht erwartet hatte haben seine Küsse aber auch sofort einen heftigen Effekt auf mich. Er küsst mich so stürmisch, dass ich gar nicht mehr weiß, wo oben und unten ist und drückt mich dabei mit seinem Körper gegen die Wand hinter mir. Ich kriege ganz weiche Knie und mein Verstand fühlt sich irgendwie wuschig an. Aber seine Liebkosungen fühlen sich einfach so unfassbar gut an. Für einen Moment vergrabe ich eine Hand in seinen Haaren und genieße den Augenblick. Seine Zunge erkundet  derweil sanft meinen Mund. Seine Hände streicheln erst meine Schultern, dann meinen Rücken und meine Hüfte und wandern dann tiefer. Ich knöpfe währenddessen sein Hemd ganz auf und ziehe es ihm aus.
Ich löse meine Lippen von seinen. Dadurch lässt er sich zunächst nicht beirren und verteilt Küsse auf meinem Gesicht und meinem Hals, aber dann flüstere ich: "Ich muss dir was sagen, Blake...". Mit seinem Mund ganz nah an meinem Ohr, sodass ich seinen warmen Atem spüren kann, wispert er: "Ja?". Ich halte ihm sein Hemd, das ich ihm ausgezogen habe, vor die Nase und sage: "Ich habe ein Nachthemd gesucht. Und gefunden.".

Damit löse ich mich aus seiner Umarmung und gehe in Richtung  Badezimmer. Blake gibt ein verdattertes "Häh?" von sich und schaut mir für einen Moment verwirrt hinterher. Dann besinnt er sich. In einer Sekunde hat er mich eingeholt, am Arm gepackt und umgedreht. "Okay, dafür hätte ich gerne eine Erklärung. Erstens wurde mir gesagt, dass meine Mutter dir schon ein Nachthemd gegeben hat und zweitens ist das mein Lieblingshemd. Das darfst du nicht als Nachthemd zweckentfremden."
Er wirkt irritiert und ein wenig enttäuscht, aber nicht wütend. Ich deute zur Nachthemdschachtel, die auf dem Bett liegt. "Du findest die Antwort da drin."

Blake öffnet die Schachtel und holt das Nachthemd heraus. Dann sieht er mich mit einem anzüglichen Grinsen an. "Sexy!" lautet sein Kommentar. Ich nicke. Dann verenge ich die Augen und zische: "Die reizenden Damen deiner Familie haben mir das gegeben und mir gesagt, eigentlich bin ich ja sowieso völlig inakzeptabel, aber du könntest ein Kind gebrauchen. Angeblich bin ich ihnen gerade gut genug als Gebärmaschine. Ach ja, und sie sagten, ich dürfe mich dir nicht länger 'verweigern'." Ich schäume praktisch. Und Blake sieht mich mittlerweile entsetzt an. Das hindert mich aber nicht daran, fortzufahren. Ich habe mich völlig in Rage geredet.

"Deine bescheuerte Familie behandelt mich wie eine minderwertige Zuchtstute!! Du sagst, sie werden mich mögen? Nun, und ich sage dir, ich mag sie nicht!! Ob ich mit dir schlafe oder nicht, geht sie nichts an!!!  Und sie haben verdammt nochmal nicht das Recht dazu, mich zum Sex mit dir zu nötigen!!!! Ich-"

"Shh, Merry, beruhige dich! Du bist ja ganz aufgewühlt!" Blake sieht mich mitfühlend an und streicht mir beruhigend über die Arme.
Er hat Recht. Ich bin aufgewühlt. Und wütend. Und müde. Völlig am Ende lasse ich mich gegen seine Brust sinken. Ein paar einzelne Tränen laufen über meine Wangen. Blake hält mich fest. Er wiegt mich sanft hin und her und streicht mir immer wieder zur Beruhigung durchs Haar. Das funktioniert sogar sehr gut. Ich fühle mich fast sofort etwas besser.

Schließlich hält Blake mich auf Armslänge von sich, die Hände auf meinen Schultern, und sieht mir in die Augen. "Es tut mir sehr leid, dass meine Familie dich so respektlos behandelt. Es stimmt, dazu haben sie kein Recht! Besonders nicht, wenn es um etwas so privates geht. Ich werde mit ihnen reden, und dafür sorgen, dass das nicht nochmal passiert, das verspreche ich. Und was das Thema Sex betrifft", an dieser Stelle nimmt er meine Hände in seine, "Wenn du eines Tages mit mir schlafen wirst, dann wird das nur passieren, weil du es so willst. Nicht, weil dich irgendjemand dazu nötigt. Das ist ebenfalls ein Versprechen."

Ich lächele schief. Jetzt fühle ich mich immerhin gut genug, um schlafen zu gehen. "Da bleibt aber immernoch das Problem mit dem Nachthemd. Diesen hässlichen weißen Fetzen trage ich nicht!" sage ich entschieden.

Wortlos zieht Blake das schwarze Tshirt, das er unter seinem Hemd getragen hat, aus und wirft es mir zu. Für einen Moment starre ich auf seinen jetzt nackten Oberkörper. Breite Schultern, muskulöse Arme, Sixpack... so heiß zu sein sollte verboten werden!

Blake bemerkt mein Starren und wirft mir einen anzüglich-belustigten Blick zu. Schnell nehme ich sein Tshirt und verschwinde im Badezimmer. Dabei zische ich noch: "Hör bloß auf zu grinsen!"

Soo, das ist jetzt ein sehr langes Kapitel. Hoffe, es gefällt trotzdem. :) Kommentare wären jederzeit willkommen. :)

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